Kapitel 30
Kapitel 30 (Blackkinnon, also wer es nicht mag...)
Marlene strich mit den Fingern über die Bücherrücken und ihre Augen flogen über die vielen Titel, die sich auf dem Einband prägten. Wenn man sie so beobachtete konnte man annehmen, dass sie etwas bestimmtes suchte, doch dem war nicht so. Wenn Marlene ehrlich war, dann wusste sie nicht einmal genau in welcher Abteilung sie gelandet war.
Seufzend lehnte sie sich gegen eines der Regale und genoss die Stille die sie umgab. Eigentlich mochte sie die Bibliothek nicht besonders. Sicher, hier gab es Bücher und Marlene fand diese auch in Ordnung, auch wenn sie bei weitem nicht so viel las wie ihre beste Freundin. Doch Marlene zog sich gerne hier zurück, ungesehen und einfach mit ihren eigenen Gedanken alleine. Lily hatte sie früher immer gewaltsam in die Bibliothek geschleppt, aber mit der Zeit lernte Marlene auch Gefallen an ihr. Es war immer Ruhe. Getuschel und Geflüster gab es zweifellos, aber wenn man wusste, wohin man sich begeben musste, dann hörte man dieses nur noch sehr wenig bis gar nicht.
Verträumt strich sich Marlene eine verirrte Haarsträhne hinter das Ohr und verlor sich wie so oft in ihren eigenen Gedanken. Sie dachte über Lily nach. Lily, ihre beste Freundin, die die Rumtreiber verabscheute. Verabscheut hatte. Nachdenklich schüttelte Marlene den Kopf. Das Alles verwirrte sie. Früher war Lily oft in den Schlafsaal gestürmt und verfluchte die Rumtreiber, insbesondere James. Jetzt rannte sie in den Schlafsaal und lachte über einen der Streiche von ihnen. Ja, das alles verwirrte sie sehr. Sie wusste nicht genau, wie sie mit dem Ganzen umzugehen hatte. Besonders mit Sirius. Natürlich, Marlene verhielt sich wie immer, aber...es gab einen Unterschied.
Damals, wenn sie mit ihm stritt, dann waren ihre Aussagen immer mit echter Verabscheung ausgesprochen worden. Ja, sie hatte ihn gehasst. Und wie. Sie hatte es gehasst, mit welch einer Arroganz er zur Show trat. Sie hatte es gehasst, jedes Mal wenn er ein Mädchen nach einem Date fragte und das nur, um danach mit ihr im Bett zu liegen. Sie hatte es gehasst, wenn er so gelassen auf ihre Beleidigungen reagiert hatte. Und jetzt...Ihre Zähne vergruben sich in ihre Unterlippe. Nun konnte sie über seine Witze lachen und wenn sie sich stritten, dann war da ein neckender, amüsierte Unterton. Doch das schlimmste war, dass es ihr gefiel sich mit ihm zu unterhalten. Sehr. Ihrer Meinung nach, zu sehr.
„Das ist doch verrückt", murmelte sie halblaut, „Verrückt. Völlig Verrückt". Gedankenverloren schüttelte sie erneut den Kopf.
„Marlene?"
Marlene zuckte zusammen und fuhr herum. Und schon während sie sich drehte, wusste sie wem diese Stimme gehörte. Sirius.
„Verdammt", wisperte sie und sah sich panisch um. Gab es eine Fluchtmöglichkeit? Hinter den Regalen verstecken? Nein, er würde sie bestimmt finden.
„Dürfte ich fragen, was denn so verrückt ist?"
Und da war er auch schon. Direkt hinter ihr. Marlene verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. Scheiße, formten ihre Lippen stumm. Dann drehte sie sich langsam um. Da stand er, lässig an ein Regal gelehnt und grinste sie mit hochgezogenen Augenbrauen zu. Er sah heiß aus.
Warte was?! Marlene!
„Uhm", machte sie unbeholfen, „nein?"
„Und wenn ich es trotzdem wissen will?", er stieß sich vom Bücherregal ab und schlenderte langsam auf sie zu. Schlecht. Ganz schlecht.
„Und wenn ich es dir trotzdem nicht sagen will?", konterte sie. Wie war noch gleich die Devise? Nervös sein..nein! Nicht nervös sein! Genau, nicht nervös sein...
„Okay", lachte Sirius leise und jagte ihr damit einen angenehmen Schauer über den Rücken. Wie gesagt, es war verrückt. Verrückt. „dann eben nicht"
Marlene nickte und die beiden schwiegen, bis ihr plötzlich etwas einfiel. „Was...machst du hier überhaupt? Ich mein, das ist die Bibliothek", spöttisch zog sie die linke Augenbraue hoch, ehe sie sich zu ihm vorbeugte und flüsterte: „Es könnte jeden Moment etwas schlimmes passieren!"
Sirius schnaubte und verschränkte beleidigt die arme vor der Brust. „Letztes Mal hat es gestimmt", schmollte er, „Ich habe dich gesucht", fügte er noch hinzu, als Marlenes Gesicht weiterhin fragend blieb. Jetzt nahm es einen leichten Rotton an.
„Eh...und warum?"
„Keine Ahnung", gab er etwas verlegen zurück.
Verwundert runzelte Marlene die Stirn. Sirius Black? Verlegen?
Sirius musste ihren Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er rollte mit den Augen. „Mckinnon, wenn du es genau wissen willst, wollte ich mit dir streiten"
„Streiten?", echote sie.
"Ja, streiten.", gab er gelassen zurück, "ich mag es, wenn du wütend wirst und dich aufregst"
Er lächelte sie an, doch die gewünschte Reaktion - die er bei allen anderen Mädchen zweifelos gekriegt hätte - blieb aus.
Denn aus irgendeinem Grund wurde Marlene wütend. Er wollte mit ihr streiten? Streiten? „So?", fauchte sie, „Tja, such dir jemand anderen!", und mit diesen Worten schob sie sich an ihm vorbei, als sie eine Hand am Arm aufhielt.
„Mensch, Marlene! Beruhig dich", beschwichtigte Sirius grinsend. Und dieses Grinsen machte wahnsinnig.
„Beruhigen?", zischte sie, „Oh, du wolltest doch streiten!", höhnte sie, „Warum sollte ich mich da beruhigen?"
„Weil ich es dir sage", erklärte er, immer noch amüsiert und unbeeindruckt von ihrer Wut.
„Weil du es mir sagst, ja?", Marlenes Augen verengten sich, „Oh, wenn es der tolle Sirius Black sagst dann sollte ich es natürlich machen!"
„Ganz genau"
„Du bist so ein Arsch!", rief sie und versuchte sich loszureißen.
„Ich glaube nicht, dass du das denkst", behauptete er gelassen.
„Du hast keine Ahnung von dem was in meinem Kopf vorgeht, hast du das verstanden, Black!?", spie sie wütend. „Weißt du was? Ich hasse dich!", und mit diesen Worten riss sie sich los. Vielleicht hatte sie überreagiert, insbesondere weil es nicht stimmte, aber...sie war so wütend! Da fragte sie warum er sie suchte und er sagte, er wollte mit ihr streiten! Streiten! Sie fühlte sich...benutzt. Und dabei wusste sie nicht einmal wieso.
„Ich glaube dir nicht!", rief er ihr nach. Täuschte sie sich, oder hörte er sich...verzweifelt an? Marlene schüttelte den Kopf, natürlich täuschte sie sich. Warum sollte sich der große Sirius Black darum kümmern, ob sie ihn hasste oder nicht?
***
Wütend schlug Sirius mit der Faust gegen das Regal. Warum konnte er nicht einmal die Klappe halten? Was hatte er eigentlich falsch gemacht? Eigentlich hatte er nur die Wahrheit gesagt! Er wollte mit ihr streiten, weil es ihm...gefiel. Er presste seinen Kiefer zusammen.
„Verdammt", fluchte er. Warum war es ihm überhaupt wichtig? Warum? Er war Sirius Black! Sirius Black waren Mädchen nicht wichtig! Ja genau!
Und warum war er überhaupt in die Bibliothek gegangen? Böse durchbohrte er ein Buch mit seinen mörderischen Blicken. Blöde Bibliothek.
Sie machte nur Probleme. Das letzte mal als er hier drin war, war James wütend, im vorletzten Mal wollte er den Zaubertrank nachschlagen, der am Ende schief ging...
„Scheiße", grummelte er. Er machte sich definitiv zu viele Gedanken um Marlene. Sie war doch nur ein Mädchen! Nur ein Mädchen! Er hatte Erfahrung mit Mädchen...Warum sollte sie ein Problem darstellen? Und schon wieder dachte er über sie nach...es war zum Verrückt werden. Wie sie anfangs gesagt hatte.
„Das ist doch verrückt. Verrückt. Völlig verrückt."
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