Kapitel 25


Kapitel 25

„Du hast ihn also Schniefelus genannt, ja?", fragte Lily nüchtern und lehnte sich langsam an eins der Regale in der Bibliothek. Sirius hatte sie, nachdem sie hoch in den Schlafsaal der Jungs gegangen war, gleich wieder hier her gezerrt, weil er ihr etwas Wichtiges erzählen musste. Nachdenklich legte Lily den Kopf schief und schloss die Augen. Sie wusste nicht, was sie fühlen sollte.

„Ehm ja."

Lily fuhr mit der Zunge über ihre Lippe und runzelte leicht die Stirn, ehe sie erneut sprach. „Und...du weisst, dass du ihn damit verletzt hast?"

„Ja", nun klang er etwas trotziger.

Verärgert schüttelte Lily den Kopf. „Sirius...", fing sie an, verstummte jedoch wieder und ließ sich langsam entlang des Regals auf den Boden gleiten. „Ich weiß nicht, was ich fühlen soll. Weißt du, auf der einen Seite bin ich wütend auf dich. Du hättest das nicht sagen dürfen. Es hat ihn verletzt", ihre Stimme wurde zu einem Flüstern, „aber auf der anderen Seite...weisst du, du bist nicht schuld. Bist du wirklich nicht. Es war Gewohnheit, du wolltest es nicht sagen, es ist dir...", sie schüttelte den Kopf, „Jedenfalls, ich...wenn man es so betrachtet, dann hat er es auch verdient. Er hat mich beleidigt. Und ich ihn. Er weiß nicht, dass du es bist und...man kann sagen, wir sind quitt", sie lachte freudlos und blinzelte schnell, damit keine Träne ihr Auge verließ. Sie wollte nicht gerne an diesen Tag erinnert werden.

„Sag mal", fing Sirius langsam an und setzte sich neben sie auf den Boden, „Wie...war das damals eigentlich so mit euch? Ich mein, du warst mit ihm befreundet."

Lily zögerte. Sie wusste nicht, ob es eine gute Idee war, Sirius von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Aber vielleicht tat es gut...sich einfach jemanden anzuvertrauen.

„Naja, Sev und ich...ich mochte ihn anfangs nicht besonders. Er kam mir unheimlich vor. Er wirkte düster und nie besonders fröhlich. Er wohnte ein paar Häuser weiter in unserer Gegend. Ich...denke, er hat mich öfters beobachtet, aber wie gesagt, ich...wir waren noch keine Freunde und ich kannte ihn nicht. Bis der Hogwartsbrief kam. Alle denken, dass mein Leben, ab da super abgelaufen ist.", Lily ließ ein freudloses Lachen erklingen, „ich mein, wer hätte gedacht, dass ich eine Schwester habe, die mich hasst?", ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus, doch Sirius hörte genau, wie verletzt sie war, „Früher waren wir beste Freundinnen, aber dann...", sie schüttelte den Kopf, „als der Hogwartsbrief kam, verabscheute sie mich, weil ich ein „Freak" war. Doch je mehr sich die Beziehung zu Petunia und mir verschlechterte, desto mehr wandte ich mich zu Sev. Er hatte gewusst, dass ich eine Hexe war...ich konnte schon damals...seltsame Sachen machen. Er erzählte mir von der Zaubererwelt, Hogwarts, vom Zauberei Ministerium...wir wurden beste Freunde. Weißt du", ihre Stimme wurde verbittert, „einmal fragte ich ihn, ob es einen Unterschied machen würde, wenn man muggelgeboren war. Er zögerte kurz, aber verneinte. Und ich glaubte ihm. Warum sollte ich auch nicht? Doch schon am ersten Tag in Hogwarts wusste ich, dass er gelogen hatte. Schlammblut. So nannten mich alle Slytherins. Es tat weh, wie Dreck angesehen zu werden, doch ich lernte den Schmerz zu unterdrücken. Und jedes Mal, wenn es jemand tat, versicherte Sev mir, dass er mich niemals so nennen würde. Für ihn würde es keinen Unterschied machen.", Lily's Augen füllten sich mit Tränen und sie schluckte. „Zwar trafen wir uns immer alleine, da Sev nicht wollte, dass er gesehen wurde, aber...es schien, als würde unsere Freundschaft immer tiefer werden, jedes scheiß Mal, wenn er sagte, ihm wäre es egal, dass ich ein Schlammblut war. Verstehst du?", sie schluchzte und vergrub den Kopf in ihren Händen. „Deswegen tat es auch so, so, so verdammt weh, als er mich so nannte. Weißt du was das für ein Gefühl ist? Der Mensch, dein bester Freund, der dir immer sagte, ihm wäre es egal, wenn...", sie konnte nicht weiter sprechen, ihr Schluchzen wurde heftiger und sie spürte, wie sich eine Hand auf ihren Rücken legte.

„Hey, Lily...nicht weinen...", beruhigte er Lily und diesmal war es ihr egal, ob es gerade Sirius Black, sie selbst oder was auch immer war; sie sprang ihm in die Arme und vergrub den Kopf an seiner Schulter.

„Shh..."

Langsam versiegten ihre Tränen und die Schluchzer wurden weniger, bis sie sich schließlich beruhigt hatte. Etwas verlegen machte sie sich von ihm los und strich sich die Tränen aus dem Gesicht, ehe sie zu ihm sah.

Er betrachtete sie und meinte etwas amüsiert: „Ich seh scheiße aus, wenn ich geweint habe"

Sie lachte leise, „Danke...Sirius", flüsterte sie dann kaum hörbar.

Er lächelte und nickte. „Klar...ich...", er verstummte, runzelte leicht die Stirn und fragte: „Und was sollen wir jetzt mit Snape machen?"

„Ich denke, wir...können eh nichts tun.", ihre Stimme schwankte etwas, „Und wie gesagt...auf einer Seite, hat er es verdient.."

Lily wusste, dass es nicht unbedingt nett war, aber jetzt konnte er auch sehen, wie es war, mit einem einzelnen Wort so verletzt zu werden.

***

Als Sirius am nächsten Morgen am Frühstück saß, ließ er sich Lily's Geschichte noch einmal durch den Kopf gehen. Sie hatte eine nicht unbedingt schöne Vergangenheit. Genauso wie er..., dachte er nachdenklich, schüttelte den Gedanken jedoch gleich wieder ab. Er wollte nicht an seine Kindheit erinnert werden. Das tat er nie.

„Ehm...könntest du mich bitte loslassen?!", erklang plötzlich eine etwas hektische Stimme rechts von ihm. Er drehte den Kopf und runzelte die Stirn. Wer war das denn? Eine Blondine hatte sich Lily (die ja wie Sirius aussah) um den Hals geworfen.

„Ach, Siri-Schatzie! Ich bins Jasmine!"

Sirius's Falten vertieften sich. Jasmine? Angestrengt dachte er nach...war da nicht etwas gewesen? Achja! Ihm fiel es ein. Jasmine war seine derzeitige Freundin! Erleichtert, dass er endlich wusste, wer diese Blondine war blickte er wieder auf Lily, die verärgert versuchte, die blondierten Strähnen von dieser Jasmine aus ihrem Müsli zu fischen.

Plötzlich erklang gegenüber von ihr ein unterdrücktes Prusten. Wütend sah sie auf und funkelte James an, der sich schnell sein Brot in den Mund schob, was allerdings dazu führte, dass er einen Hustenanfall bekam.

„Ich kenne dich nicht! Also könntest du jetzt bitte verschwinden?!", ungeduldig zog Lily Jasmines Arme von ihren Hals und blinzelte, froh endlich diese Strähnen aus den Augen zu haben.

Jasmine verschränkte die Arme und machte beleidigt kehrt, nicht ohne noch mal ein „Bis heute Abend, Siri!", zu flöten.

Immer noch stirnrunzelnd sah der echte Sirius ihr nach. „Ich mach mit ihr Schluss", murmelte er, jedoch nicht leise genug, denn Remus hob den Kopf vom Tagespropheten, er hatte das Ganze gelangweilt betrachtet, als wäre es Alltag.

„Wieso das denn schon wieder?", fragte er nur mäßig interessiert.

„Sie hat mich Siri genannt", erklärte er und wandte sich wieder seinem Früstück zu.

Er bemerkte das fassungslose Gesicht von Lily, die „Unglaublich" murmelte und James, der vor Lachen fast vom Stuhl fiel, nicht.

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