Kapitel 41
-Y/Ns Pov-
"Regulus", stieß Sirius atemlos aus. Ich wagte es kaum, mich zu bewegen, während er schnell einen Schritt vorwärts machte und mich hinter sich versteckte. Fuck. Hatte Regulus mich gesehen? Wahrscheinlich. "Du musst sie hier raus bringen. Sofort!" Regulus schien aufgewühlt. "Kreacher schlägt schon im ganzen Haus Alarm, dass jemand eingebrochen ist und angesichts deines trotteligen Freundes vor der Tür wird es nicht lange dauern, bis Mutter eins und eins zusammenzählt." "Was?" Sirius drehte sich aufgewühlt zu mir um. Ich zuckte verzweifelt mit den Schultern. "James sollte deine Mutter nur ablenken, damit wir uns unbemerkt nach draußen schleichen können" "Fuck!" Sirius raufte sich verzweifelt die Haare. "Sie muss jetzt raus, sonst ist sie nur noch ein Haufen Staub und Asche und du weißt fucking genau, dass das keine Metapher ist." Sirius fiel es sichtlich schwer eine Entscheidung zu fällen. "Du musst sie verstecken, Regulus. Ich bitte dich. Nur dieses eine Mal. Hilf mir!" Erschrocken riss ich die Augen auf. "Nein, ich gehe hier nicht ohne dich weg!" Sirius drehte sich erneut zu mir um und sah mir tief in die Augen. "Y/N, bitte, du musst dich jetzt um dich kümmern. Bring dich in Sicherheit! Ich komme so schnell es geht nach." "Nein!" Ich hatte Tränen in den Augen. Das lief alles ja mal so gar nicht nach Plan. Sirius nahm behutsam meinen Kopf zwischen seine Hände und ließ mir so keine andere Wahl, als ihm tief in die Augen zu schauen. "Ich liebe dich, aber du musst jetzt gehen. Hast du verstanden? Regulus wird dir helfen." Dann senkte er seinen Kopf und drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor er mich wieder losließ und zu seinem Bruder schob. "Sirius..." "Vertrau mir. Alles wird gut." Seine Augen glitzerten verdächtig. Ich wollte noch etwas sagen, doch Regulus zog mich schon unsanft an meinem Arm aus den Zimmer.
Ich wurde zu der Tür gegenüber von Sirius Zimmer gehievt. Gerade noch rechtzeitig schafften wir es durch einen kleinen Spalt in den großen Raum zu schlüpfen. Regulus presste mir fest die Hand auf den Mund, während wir den schweren Schritten vor der Tür lauschten. Ich hörte wie die Tür zu Sirius Zimmer laut aufgerissen wurde und aufgeregte Schreie die Stille durchbrachen. Es trieb mir erneut die Tränen in die Augen. "Du wirst Narcissa heiraten!" Ich blendete alles aus. Die Stimmen. Die Emotionen. Die dumpfen Schläge. Träne um Träne schien sich aus meinen Augenwinkel zu lösen, als es draußen plötzlich still wurde.
Regulus nahm seine Hand vorsichtig wieder von meinem Mund. Schlagartig drehte ich mich zu ihm um und sah ihn mit großen Augen an. Er sah aus wie sein kleiner Bruder. Nun ja, bis auf die riesige Narbe, die sich quer über sein rechtes Auge erstreckte. Seine Haare waren auch viel kürzer als die von Sirius und anstatt von bernsteinfarbenen Augen, strahlte mir ein blasses Blau-Grau entgegen. "Du musst mir helfen!" Das war das Erste, dass ich herausbekam. Regulus verdrehte nur die Augen und lief an mir vorbei weiter in den Raum. "Ich muss gar nichts." Mit einem Ächzen ließ er sich auf ein großes Himmelbett fallen. Mir klappte die Kinnlade hinunter. Das war jetzt nicht sein Ernst. "Dein Bruder...", begann ich hysterisch, "wird dazu gezwungen zu heiraten. Obwohl er das nicht will. Und du liegst hier und behauptest im Ernst, es ist dir egal?" Ich trat einige Schritte auf ihn zu. "Ich hab nie gesagt, dass es mir egal ist." Regulus zuckte unbeirrt mit den Schultern, was mir ein fassungsloses, trockenes Lachen entlockte. "Sondern?" Ich sah ihn fordernd an. Er verdrehte daraufhin abermals nur genervt seine Augen. "Hör zu, Schlammblut. Mein Bruder mag womöglich der Ansicht sein, dass ein solcher Umgang", er machte eine ausladende Geste in meine Richtung, "in Ordnung ist. Aber ich weiß, was das Richtige für ihn ist und du bist es nicht, also sei froh, dass ich dich nicht zu Hackfleisch hab verarbeiten lassen, halt deine Fresse und akzeptiere es einfach." Ich konnte kaum meinen eigenen Ohren trauen. Sauer trat ich um das Bett herum und hielt Regulus meinen Zauberstab an die Kehle. "Was hast du gesagt?", knurrte ich ihn an. "Ach komm, Kleines. Du willst doch nicht deinem Retter drohen." Regulus schien belustigt. "Die Hochzeit zwischen Narcissa und Sirius ist gut. So bleibt reines Blut rein." Regulus stieß ein ekelhaftes Lachen aus. Ich stimmte ein und kam ihm währenddessen mit meinen Gesicht immer näher, bis ich nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war. "Das war keine Drohung, Süßer", flüsterte ich ihm zu. "Das war die Vorbereitung." Ich ließ ihm keine Zeit über meine Worte nachzudenken. Mit einem Erstarrungszauber temporär gelähmt lag Regulus also da. Ich blickte auf ihn herab. "Um das hier ein für alle Mal klar zu machen. Sirius will diese Hochzeit nicht. Er liebt Narcissa nicht und Narcissa liebt ihn genauso wenig. Du als sein großer Bruder solltest das am Besten wissen. Es ist deine fucking Pflicht, alles dafür zu tun, dass er glücklich ist und damit meine ich, diese Hochzeit zu verhindern. Anstattdessen liegst du hier aber wie der größte Vollidiot herum. Keine Ahnung vielleicht ist das so ein Familiending, aber bei Merlin ich werde hier nicht einfach nur herumliegen und darauf warten, dass Sirius seinem Verderben ausgeliefert ist. Wenn du mir nicht helfen kannst, schön. Dann sag mir aber wenigstens wo diese fucking Hochzeit stattfindet, damit ich sie alleine crashen kann!" Sauer starrte ich ihn an. "Was glotzt du so?", blaffte ich nach einer Weile. Er hatte noch immer nicht den Anstand gehabt, mir zu antworten. Mit seinen Augen verdeutlichte er mir, dass er noch immer gelähmt war. "Oh, stimmt..." Schnell hob ich den Fluch wieder auf. "Puh, jetzt versteh ich, wieso Sirius so auf dich abfährt. Die Frau hat Power!" "Und der Arsch hat gleich wieder keine Kontrolle über seinen fucking Körper", erwiderte ich trotzig. Überrascht lachend hob Regulus seine Arme. "Okay, okay. Ich helfe dir."
Gesagt getan. Regulus und ich arbeiteten also einen neuen Plan aus. Jetzt galt es ihn in die Tat umzusetzen.
Wir trafen an der Location - der kleinen Hauskapelle im Erdgeschoss - ein. Sie war schon bis an den Rand gefüllt mit Mitgliedern der reinblütigen Familien. 90 Prozent Todesser. Mein Herz klopfte wie wild. Nervös zupfte ich an meiner Kravatte herum. Regulus hatte mir einen Anzug von sich geliehen. Mit Hilfe einer passenden Schiebermütze blieben auch meine blonden Locken unentdeckt.
Wir schoben uns in die letzte Sitzreihe und warteten nun geduldig auf den Beginn der Zeremonie. Ich ließ meinen wachsamen Blick durch die Kapelle schweifen. Konnte somit einige bekannte Gesichter ausmachen. Natürlich war die Familie Black vor Ort. Narcissas und Bellatrix Eltern, Sirius Mutter. Weiter konnte ich die Familie Malfoy ausmachen. Lucius war dabei. Allerdings sah er eher so aus, als ob er auf eine Beerdigung, anstatt einer Hochzeit gehen würde. Ich entdeckte sogar Professor Slughorn. Erschrocken boxte ich Regulus in die Seite. "Ist Slughorn auch ein Todesser?", fragte ich ihn leise, doch er schüttelte nur den Kopf. "Nein, aber er ist ein Teil der reinblütigen Gesellschaft." Ich nickte und ließ meinen Blick weiter über die Hochzeitsgäste schweifen. Da waren noch die Lestranges, Rosiers und Carrows. Familie Prewett, Gaunt und Travers und Herbert Burke. Ich schluckte schwer. Von dem Ein oder Anderen hatten meine Eltern zu Hause schon etwas erzählt und bei Merlin, das war nichts Gutes. Plötzlich wurden meine Gedanken von einer lauten Musik unterbrochen. Der Hochzeitsmarsch. Zuerst betrat Sirius den Raum. Sein Opa Orion Black führte ihn zum Altar, wo er nun - auf seine Braut wartend - stand. Sie ließ auch nicht lange auf sich warten. Grazil stolzierte sie in die Kapelle. Das weiße Kleid perfekt ihre Taille umschmeichelnd. Die Haare in Reih und Glied und mit einem atemberaubenden Makeup bestückt. Sie war einfach wunderschön, wenn auch ihr Gesichtsausdruck der Eleganz einen Strich durch die Rechnung machte. Narcissa sah aus, als hätte sie bis vor zwei Minuten noch Rotz und Wasser geheult. Dementsprechen hatte ihr Gesicht einen gequälten Ausdruck.
Mein Blick schnellte zurück zu Sirius. Er stand vorne am Altar. Mit einem an ihm unfassbar sexy aussehenden Anzug gekleidet und seinem schulterlangen Haar, das ihm lässig ins Gesicht fiel. Man könnte meinen, dass sein Blick der atemberaubend schönen Narcissa Black galt, doch nein. Etwas verloren - fast so, als suchte er nach etwas oder jemanden - schweifte sein Blick über die Reihen.
Die Braut war mittlerweile am Altar angekommen, weshalb sich auch Sirius enttäuscht dem Pfarrer zuwenden musste, der nun mit seinem üblichen Geplänker begann. Es folgte eine lange, traditionelle Begrüßung. Von Wort zu Wort - von Minute zu Minute - von Sekunde zu Sekunde schien meine Aufregung zu steigen. Würde unser Plan wirklich aufgehen?
Nun war es soweit. Der Priester kündigte die nun anstehende Trauung an. Ich begann schwerer zu atmen. Mein Blick schnellte zu Regulus, der mir zunickte. Nun war es Zeit. Wir fischten unsere Zauberstäbe heraus und begannen mit der Prozedur. "Wenn jemand der Anwesenden etwas gegen diese Verbindung einzuwenden hat, möge er jetzt sprechen oder auf ewig schweigen." Demonstrativ ließ der Priester seinen Blick über das Volk schweifen. Natürlich erwartete er keinen Einspruch, weshalb er gerade ansetzten wollte, weiterzureden. Das war mein Zeichen. "Halt!" Mit lauter, kräftiger Stimme trat ich aus dem Schutz des Schatten in den Mittelgang. "Ich habe etwas einzuwenden." Ich schlenderte den Gang entlang nach vorne. Alle Augenpaare waren auf mich gerichtet. Narcissa und Sirius hatten sich überrascht zu mir umgedreht und auch der Priester fixierte mich verwirrt mit seinem Blick. "Der gute Herr hier ist nämlich gay." Ich hob lässig meinen Kopf und begegnete somit Sirius verwirrten Blick. Trotz des Bartes und meiner veränderten Kieferstruktur erkannte er mich. Direkt hellte sich sein Blick auf. Seine Lippen kräuselten sich zu einem schiefen Grinsen, während er mit geöffnete Armen auf mich zutrat. "Eitelfritz!" Eitelfritz? Ich musste mir mein Lachen unterdrücken. Bei mir angekommen nahm er meinen Kiefer in die Hand und hob mein Gesicht etwas an, sodass sich unsere Blicke erneut trafen. Für einen kurzen Moment verschmolzen sie. Dann senkte Sirius vorsichtig sein Gesicht zu mir herab. Ich spürte, wie seine weichen Lippen auf meine trafen. Ein Wirbelsturm der Gefühle wurde in meiner Magengegend entfacht und jagte von dort aus durch meine gesamten Körper. Hinterließ somit ein angenehmes Kribbeln in mir. Mein Mund war leicht geöffnet, was seiner Zunge den Zugang hinein erleicherte. Ich konnte fühlen, wie sich unsere Zungen berührten und sanft umeinander kreisten. Das löste erneut eine Welle der Gefühle in mir aus. Fuck. Sirius konnte echt gut küssen! Langsam löste er sich wieder von mir. Ich schlug meine Augen auf. Wollte nicht, dass es schon vorbei war. Doch als mir wieder einfiel, wo wir uns eigentlich befanden, stieg mir doch die Röte ins Gesicht. Sirius sah mich verschmitzt an. Dann löste er seinen Blick von mir. Nur kurz. "Ja, es stimmt." Er ließ seinen Blick über die Menge schweifen. "Meine Liebe gilt nur diesem Mann", heuchelte er. Dann drehte er sich noch einmal zu Narcissa um. "Sorry, Narci, aber ich glaube Malfoy weiß sowieso viel besser, wie er's dir besorgen kann." Ich riss erschrocken, aber belustigt die Augen auf. Wo er recht hat... Dann wendete sich Sirius wieder mir zu. Freudestrahlend streckte er mir die Hand entgegen, doch ich schüttelte den Kopf. "Ich muss noch kurz etwas erledigen..." Ich steuerte an ihm vorbei auf seine Mutter zu. "Das ist für meine Eltern, du Bitch!" Ich holte mit meiner Hand aus und schlug ihr mit geballter Faust ins Gesicht. Verdammt tat das gut! Walburga sah mich nur mit aufgerissenen Augen an. Sie konnte ja nichts machen. Genauso gut wie niemand anderes in diesem Raum etwas tun konnte. Dafür hatten Regulus und ich gesorgt. "Nicer punch!" Sirius war neben mich getreten. "Ach und Mutter... ich scheiße auf dein Erbe. Ich scheiße sowieso auf dich und auf diese Familie! Streich mich aus dem Stammbuch - mir egal. Ich möchte mit dieser Sekte nie wieder etwas zu tun haben!" Er hatte einen Arm um meine Schulter gelegt, während er das sagte. Fast so, als suchte er bei mir Halt, diese Worte auszusprechen. Ich hob meine Hand und legte sie auf seine. Unsere Blicke trafen sich. "Lass uns gehen!" Und so schlenderten wir Hand in Hand lässig aus der Kappelle. Aus der Höhle des Löwen hinaus in die Freiheit!
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