Kapitel 36

-vier Wochen später-

-Remus Pov-
Nichts war mehr wie es einmal war. Zerbrochen schien alle Hoffnung. Zerstört unser aller Leben. Unsere Freundesclique - Geschichte. Die Rumtreiber hatten es nicht überlebt. Unfassbar angespannt war die Stimmung in unserer Freundesclique. Tatzes großer Tag - die Hochzeit- stand nun unmittelbar bevor, was ihn unfassbar nervös stimmte. Die Wehrlosigkeit gegenüber des bevorstehenden Übels machte ihm seelisch unfassbar zu schaffen. On top kam noch Y/Ns abweisendes Verhalten, das ihn schwer zu treffen schien. Ich verstand sie einfach nicht. Wieso verhielt sie sich so? Sie musste doch verstehen, dass es Tatze mit der Situation schlecht ging. Dass es nicht sein freier Wille war diese Trute zu heiraten. Es war unfair von ihr, ihn einfach zu ghosten, nachdem er ihr die Wahrheit gebeichtet hatte. Und das obwohl er sie doch gerade jetzt am dringensten gebraucht hätte. Ich hatte in den letzten Wochen des Öfteren versucht, mit ihr zu reden. Sie zur Vernunft zu bringen. Allerdings blockte sie immer ab, ließ mich nie zu Wort kommen.
Ich meine, ich verstehe sie ja. Es war nicht einfach, den Jungen, den man liebte, gehen zu lassen. Es war sicherlich auch nicht einfach zu akzeptieren, dass er an eine Andere vergeben war - ob nun gewollt oder nicht. Aber sie musste doch auch einsehen, dass er das nur wegen ihr gemacht hatte. Dass er ihr damit das Leben rettete.
Wir saßen alle gemeinsam im Unterricht. Zaubertränke. Es war der Tag vor der Hochzeit.
"Bro, es kann doch nicht sein, dass wir fucking ausgeladen sind. Ich meine, es passiert doch nur einmal im Leben, dass der beste Kumpel heiratet!" Pronks stieß Tatze scherzhaft betrübt in die Seite, während ich ihm einen warnenden Blick zuwarf. Ich wusste, dass er es nur gut gemeint hatte und wie jeder andere auch, seit Wochen einfach nur irgendwie versuchte, die Stimmung etwas aufzulockern, allerdings erschien mir der Kommentar zur Hochzeit etwas deplatziert. "Ich kann ja meinen Drachen von Mutter fragen. Sie stellt dir bestimmt unfassbar gerne eine Todesserin zur Verfügung, damit du mit mir am Traualtar stehen kannst." Tatzes Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Pronks schluckte schwer. "Alter, chill, das war nicht so gemeint, ich..." "Du", unterbrach Tatze ihn, "hast die Chance eines Tages aus Liebe zu heiraten. Die eigene Wahl zu treffen. Also halt verdammt nochmal dein Maul damit, dass ich chillen soll." "Aber, aber Jungs. Was gibt es denn hier für Probleme?" "Nichts, Professor." Ich eilte mich etwas zu sagen, bevor Tatze die Situation wieder verschlimmern konnte. "Nun denn. Habe ich meine Anweisungen nicht klar genug ausgedrückt? Wo sind eure Zutaten? Die Bücher? Der Kessel? Beeilen Sie sich. Amortentia braut sich nicht von allein." "Natürlich nicht." Ich nickte ihm entschuldigend zu und er wollte gerade gehen, doch Tatze schien es auf einmal für besonders wichtig zu halten, geräuschvoll aufzustehen und gehen zu wollen. "Mister Black, wo wollen Sie denn hin?" Verwirrt glotze Slughorn unseren Freund an. "Diese Scheiße kann ich mir jetzt wirklich nicht geben. Amortentia? Wollen Sie mich verarschen?" Slughorn sah ihn eine Weile mit einem ausdruckslosen, etwas dümmlichen Blick an. "Seh ich so aus, als würde ich Späße machen, Mister Black. Sehen Sie es als Chance." Tatze sah aus, als ob er gleich reihern müsste. "Was ist Black? Angst vor der Wahrheit?", knurrte da Malfoy gehässig aus der Ecke. Mein Blick schnellte zu ihm. Er hatte tiefe Augenringe. Wie uns allen setzte diese Hochzeit auch ihm zu. Er würde es zwar nie zugeben, doch Narcissa bedeutete ihm tatsächlich mehr, als man von einem scheinbar gefühlskalten Arsch erwarten würde. Tatze visierte ihn mit seinem Blick - einem Blick, der Bände sprach. "Gentleman." Slughorn schreitete gerade noch zur richtigen Zeit ein, bevor die Situation eskalieren konnte. "Beruhigen Sie sich und beginnen Sie mit der Arbeit. Sofort. Diese Stunde wird eine große Auswirkung auf ihre weitere Karriere als Zaubertrankbräuer haben, also stellen Sie sich nicht so an!" Eindringlich sah er zwischen Tatze und Malfoy hin und her, bis Tatze schließlich tatsächlich einknickte und sich zurück auf seinen Platz sinken ließ.
Sofort fingen die Schüler - nach Gruppentischen gepaart - an, den Liebestrank herzustellen. Auch wir. Während Pronks den schweren Kessel heranhievte und Wurmschwanz und ich damit beschäftigt waren, die Bücher herbeizubringen, begann Tatze schon mal damit, die erste Zutat zu zerkleinern. Ich warf einen Blick auf ihn. Er war gar nicht richtig bei der Sache. Schien abwesend. Müde. Es tat mir irgendwie weh meinen besten Freund so zu sehen. So gebrochen. Er hob seinen Blick und spitzte zu dem uns parallel gestellten Gruppentisch. Ich folgte seinem Blick.
Dort saß zusammengesunken zwischen drei, hektisch auf sie einredenden Slytherin, das verloren gegangene Ma - Y/N. Sie schien ebenfalls abwesend und rührte, unbeirrt von ihrer Umgebung, in ihrem Kessel umher. Sie schien unsere Blicke zu bemerken, denn langsam hob sie ihren Kopf. Das spitzbübische Funkeln ihrer Augen war einer grünen Trübe gewichen. Ihr leidender Blick traf Tatzes Sehnsüchtigen, Gebrochenen. Es zerbrach mir das Herz. Wieso war das Schicksal so? Bei Merlin, wieso musste diesen beiden gerechten, guten Seelen, so etwas gottloses zustoßen?
"Nun, Mister Black." Slughorn kam zurück an unseren Tisch und fixierte Tatze freudig. "Was spricht Amortentia?" Tatze verdrehte genervt die Augen und lehnte sich zu dem Kessel vor. Er fackelte nicht lange und antwortete genervt: "Vanille, Buchenholz und einen Hauch von Zimt." Ein Raunen ging durch den Raum. Als ihm bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte, riss Tatze erschrocken die Augen auf. Mein Blick fiel auf Y/N. Sie schien ebenfalls schockiert. "Nein, also das muss ein Missverständnis sein. Der Trank ist kaputt, ich..." "Amortentia lügt nie", winkte Sluhorn jedoch nur ab und wanderte weiter. "Mister Malfoy. Sie sind dran." "Minze, grüner Apfel und frischer Regen." Man konnte ein lautes Einatmen aus dem hinteren Teil des Klassenzimmers hören, dass eindeutig von Narzissa Black stammte. "Y/N." Slughorn schien gar nicht zu bemerken, was für ein Drama er hier gerade anrichtete. "E-ehm... ich rieche süße Äpfel und H-Holz." Ihr Blick fiel auf Tatze, der unbemerkt zusammen zuckte.
"Das ist doch Bullshit! Wieso sollte man so einen Schwachsinn im Unterricht durchnehmen?" Energisch stand Tatze auf. "Das sind alles Unwahrheiten. Der Mensch wird immer das riechen, was er nicht haben kann - was unerreichbar ist. Nicht weil es wirklich sein sehnlichster Wunsch ist, sondern weil das einfach in seiner fucking egoistischen Natur liegt." Und mit diesen Worten stürmte er aus den Raum. Hier und da wurde scharf die Luft eingezogen. Auch ich hatte meine Augen geschockt aufgerissen. Mein Blick schnellte zu Y/N. Ihre Augen waren fest auf den Boden fixiert. Ein silbrig glitzernder Tropfen fiel vor ihr herab. Fuck. Nun hatte es Tatze wirklich geschafft. Wieso konnte er es nicht einfach gut sein lassen? Wieso musste er immer weiter Salz in die Wunde streuen. Es ergab einfach keinen Sinn. Er hatte ihr doch die Wahrheit gesagt. Er hatte ihr doch gebeichtet, dass er sie wollte, aber nicht haben konnte. Für was war dann dieser Aufstand gut? Wieso?
Y/N schien es nicht mehr auszuhalten. Sie schien sich eingeengt zu fühlen. Von dem Raum. Von der Situation. Von den Menschen. Wie ein aufgescheuchtes Tier stand sie auf. Alle Blicke waren nun auf sie gerichtet. "Wenn Sie mich entschuldigen." Es war nur noch ein Keuchen ihrerseits, schon war sie aus dem Zimmer verschwunden. Zurück blieb ein maßlos verwirrter Professor Slughorn und dreizehn schockierte Schüler. Keiner wagte auch nur zu atmen.

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