Kapitel 35

-Y/Ns Pov-
Langsam schlug ich meine Augen auf. Ich war zunächst verwirrt, da ich das Szenario, dass sich vor meinen Augen abspielte, nicht verstehen konnte. Schnell schlich sich jedoch ein Lächeln auf meine Lippen, als ich realisierte, in welcher Situation ich mich gerade befand. Dicht geschmiegt an Sirius fucking Black. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie diese Situation überhaupt zu Stande gekommen war, doch es war mir egal. Alles was zählte war sein Körper. Dicht gepresst an Meinem. Unsere Atmung, die im Gleichschritt ging. Ich konnte nicht anders als meinen Blick zu heben und in sein perfektes Gesicht zu blicken. Seine Augen waren geschlossen. Zugedeckt von langen geschwungenen schwarzen Wimpern. Seine Nasenspitze bebte im Laufe seines Atemzugs. Mein Blick gelangte zu seinen Lippen. Sie waren perfekt geschwungen. In einer leichten rosé-Färbung. Ich spürte wie ein Blitzschlag durch meinen Magen fuhr, als ich daran dachte, wie weich seine Lippen auf den Meinigen waren. Wie gut sie geschmeckt hatten.
Plötzlich öffneten sie sich leicht, als wolle er etwas sagen. Mein Blick schnellte zu seinen Augen und tatsächlich. Er war aufgewacht. Sofort trat mir die Röte ins Gesicht. Wie peinlich. Er musste gesehen haben, wie ich ihn angestarrt hatte. Schnell senkte ich meinen Blick wieder. Ich spürte, wie er sich langsam aus meinem Griff löste und somit einige Zentimeter Entfernung zwischen uns brachte. Er räusperte sich. "Morgen." Seine Stimme war irgendwie distanziert. "Morgen", flüsterte ich schüchtern zurück. "Ich gehe duschen. Kannst du schauen, dass du hier raus bist, bis ich fertig bin?" Autsch. "Hmm..." Ich stimmte ihm kleinlaut zu, als er auch schon aufstand und in Richtung Badezimmer verschwand. Mich keines Blickes mehr würdigend. Wenig später ertönte der Wasserstrahl der Duschbrause. Ich ließ mich frustriert zurück in das Bett fallen. In der Hoffnung nur kurz noch einmal in diese magische Idylle von vor zwei Minuten eintauche zu können, doch ohne Erfolg.
War das gerade sein scheiß ernst gewesen? Was war sein fucking Problem?! Ich nahm das Kissen unter meinem Kopf hervor und hielt es mir verzweifelt vors Gesicht. Sauer grummelte ich hinein, während ich eingenebelt wurde von dem Duft nach süßen Äpfeln und Holz. Augenblicklich reagierte mein Körper darauf. Mein aufgeregt pumender Herzschlag beruhigte sich ein wenig. Das wilde Durcheinander aus meinen Gedanken schien sich zu sortieren und erlaubte mir somit einen klaren Gedanken zu fassen. Wahrscheinlich den klarsten Gedanken, den ich je an einem Morgen gefasst hatte. Ich würde ihn zur Rede stellen. Jetzt. Heute. Hier. Und er würde mir zur Antwort stehen. Koste es was es wolle.

Gesagt getan. Wenig später fand ich mich also nervös hin und her rutschend auf dem frisch gemachten Bett wieder. Irgendwie hatte ich mir ja die Zeit vertreiben müssen. Zum Abertausendsten Mal ging ich den genauen Wortlaut meiner bevorstehenden Predigt durch. Den Blick stetig stur auf die geschlossene Badezimmertür gerichtet.
Ich hörte, wie das Wasser abgestellt wurde. Mein Puls erhöhte sich. Nur noch wenige Sekunden schanden nun zwischen mir und meiner Antwort. Fuck, es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass sie mir nicht verdammt viel Angst einjagte. Am Liebsten wäre ich jetzt einfach aufgestanden und gegangen. Aber es ging nicht. Ich musste es einfach wissen. So schmerzhaft die Antwort auch sein würde.
Ich hörte, wie sich seine Hand auf die Türklinge legte und diese langsam herunterdrückte. Mein Leben verlief wie in Zeitlupe, während ich darauf wartete, dass er endlich dieses verdammte Badezimmer verließ. Energisch stand ich auf. Die Türklinge hatte nun die gewünschte Position erreicht und ermöglichte somit das Aufschieben der dünnen Holztür. Langsam. Bedrohlich. Ungeduldig öffnete ich schon meinen Mund. Wollte gerade anfangen mit meiner Standpauke, als mir die Worte buchstäblich im Hals stecken blieben.
Die Tür war mittlerweile vollends bei Seite geschoben worden und ermöglichte somit einen Blick auf den tropfenden, attraktiven Mann, der zudem fast nackt war. Nichts weiter als ein dünnes Badehandtuch, das locker um seine Hüfte gebunden war, bedeckte seinen makellosen Körper. Mir blieb die Spucke weg. Wie eine Irre starrte ich ihn an. Fast schon automatisch glitt mein Blick von seinen dunklen Augen, die umrandet waren von schwarzem Haar, das ihm nass ins Gesicht klatschte, zu seinem muskulösen Oberkörper. Entlang an seiner V-Line, die mir mit einem Mal verdammt offensichtlich erschien.
Langsam hob er seine Arme und lehnte sich schief grinsend gegen den Rahmen der Tür - wohl wissend, dass das seine Muskeln nur noch besser zur Geltung bringen würde.
Mit einem Mal war mein Kopf leer. All die perfekt zurecht gelegten Wörter waren wie vom Winde verweht.
"Gefällt dir, was du siehst?" Natürlich war es Balsam für sein fucking arrogantes Wesen, dass ich meinen Blick nicht von ihm wenden konnte.
Mein Mund war staubtrocken. Ich zwang mich, meinen Blick von ihm zu nehmen. Starrte anstattdessen mit hochrotem Kopf auf den Boden. "Du brauchst dich dafür nicht zu schämen." Seine Stimme trotze nur so vor Selbstgefälligkeit. Idiot. "Das geht den anderen meiner Mädchen genauso." Meiner Mädchen. Ugh. Was ein widerwertiger Kerl. Mein Ekel ermöglichte es mir, meine Besessenheit zu übertönen. Selbstbewusst löste ich meinen Blick vom Boden und schaute Sirius tief in die Augen. In ihnen lag etwas, das ich kaum deuten konnte. "Träum weiter, Erbse." "Erbse?", ihm entfuhr ein dunkles amüsiertes Lachen. "Zieh dir lieber mal was über." Ich ignorierte seine Bemerkung, griff zur Kommode und fischte eines seiner T-Shirts heraus, das ich ihm schließlich entgegenfeuerte. "Ich will mich wie zivilisierte Menschen mit dir unterhalten!" Noch immer seine Lippen zu einem arroganten Lächeln verzogen, folgte er meiner Anweisung und streifte sich das Shirt über.
"Und nimm dieses verdammte Grinsen aus dem Gesicht!" Jetzt, nachdem der Blick auf seine breiten Schultern, die muskulöse Brust und sein fucking Sixpack reduziert war, konnte ich zurück in alte Muster fallen und meine Krallen ausbreiten.
In einer Unschuldsgeste hob er die Hände. Sein Grinsen jedoch blieb bestehen. "Katze hat die Krallen ausgefahren." Ich verdrehte die Augen. "Also... worüber wolltest du reden?" Stimmt. Das hätte ich fast wieder vergessen. Erwartungsvoll sah Sirius mich an, während ich verzweifelt versuchte, mich an meinen genauen Wortlaut zu erinnern. "Du... nee, also ich... auch nicht... warum..." Ich stolperte über meine eigenen Worte. "Hey, hey, Katze..." "Hör auf mich so zu nennen", fauchte ich. Wieder hob er entschuldigend die Hände. "Verdammt!" Verzweifelt ließ ich die Schultern fallen. "Du bist mir noch eine Antwort schuldig", presste ich schließlich zwischen meinen Zähnen hervor. Sirius hob verwirrt eine Augenbraue. "Na wegen gestern, als ich..." "Hör zu, Katze..." Streng sah ich ihn an. "Y/N..." Er kam ein paar Schritte auf mich zu. "Egal, was das gestern war. Es hat nichts zu bedeuten." Verwirrt blinzelte ich ihn an. "Ich war in der Nähe. Habe deine Hilfeschreie gehört und dann das Einzige getan, das jeder in dieser Situation getan hätte - dir zu helfen." "Das mein ich nicht...", flüsterte ich. "Ich meinte, a- als du g-gesagt hast... als du gesagt hast, d-dass du mich k-küssen wolltest." Ich sah betreten zu Boden. "Als du meintest, dass es dir leid täte..." Sirius seufzte. Ich sammelte das letzte bisschen Mut aus meinem Körper und blickte Sirius in die Augen. "Als du meintest, du könnest nicht anders..." Ich sah ihn lange an, während er es nun war, der meinem Blick auszuweichen schien. "Sirius, warum kannst du es nicht?" Wieder trafen sich unsere Blicke. Dem Ausdruck von vorhin war nun eine tiefe Traurigkeit gewichen. "Es tut mir leid, Y/N. Es tut mir so fucking leid." Er ließ seine Schultern hängen. "Ich wollte dich nicht belügen. Ich wollte nicht, dass es so endet." Er seufzte. "Y/N, du sollst die Wahrheit erfahren... i-ich" Er schluckte schwer. "Ich habe dich nie geliebt. Nie wirklich. D-du warst nichts mehr als eines meiner Mädchen. Ein Zeitvertreib" Sirius warf frustriert die Arme in die Luft und lachte ein Lachen, das falscher klang, als unsere gesamte Beziehung jemals war. "Ja, ich will dich küssen und bei Merlin, ich will noch ganz andere Sachen mit dir machen. Aber du bist auch meine Freundin. Eine Freundin. Das ist mir klar geworden. Deshalb kann ich nicht." Wieso hörte sich das alles an, als wäre es nur eine weitere Lüge? "Ich möchte dich nicht verlieren... als das - eine Freundin. Deswegen habe ich diese Dinge gesagt. Ich hatte gehofft, dass wenn ich dich verletzte, dass... dass du dann deine Gefühle für mich verlierst und wir einfach weitermachen wie davor." Ich schluckte. "Das ist jetzt nämlich vorbei." Sirius sog die Luft verzweifelt ein. "Das mit den Mädchen..." Eine Träne löste sich aus seinem Auge und rann langsam seine Wange herab. "W-weil ich w-werde" Mein Herz zerbrach beim Klang seiner Stimme. "I-ich werde h-heiraten..." Sirius zwang sich zu einem Lächeln. Es sah furchtbar gequält aus. "Was?" Atemlos sah ich ihn an. Und ich dachte es könne nicht mehr schlimmer werden. Doch soeben hatte Sirius mir mein Herz aus der Brust gerissen, zerstückelt und auf den Boden geschmissen, um darauf seinen Hochzeitswalzer zu tanzen. "Die Liebe meines Lebens." Es klang so falsch. Eine Träne löste sich aus meinem Auge und kullerte stumm meine Wange herunter. Wieder entwich seiner Kehle ein liebloses trockenes Lachen. Ich sah ihn einfach nur entsetzt an. Während der ganzen Zeit hatte er mich kein einziges Mal angesehen. Beschämt sah er zu Boden. "Sirius...", flüsterte ich verletzt. "Sirius, sieh mir in die Augen und sag mir, dass das nicht wahr ist." Tatsächlich löste er seinen Blick und bohrte ihn nun in meine Augen. Durchlöcherte somit auch noch meine Seele. "Es ist wahr, Y/N. Ich bin glücklich." Es klang so, so falsch. "Dann ist's ja gut." Wir schienen uns mit unserer Falschheit übertrumpfen zu wollen. "Herzlichen Glückwunsch." Ein sarkastisches Schnauben meinerseits, dann drehte ich mich um und lief aus dem Raum. Tränen um Tränen, die aus meinen Augen quollen. Das war also das Ende.

Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
~Oscar Wilde

Was eine verdammte Lüge.

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