Kapitel 32

-Y/Ns POV-

Ich hatte meine Augen fest geschlossen. Vergrub mein Gesicht an seiner starken, sicheren Brust. Ich sollte nicht, doch konnte nicht anders. Ich brauchte ihn jetzt. Mehr als alles andere. Noch immer zitterte mein Körper. Vor Angst. Vor Abscheu. Vor Hass. Unkontrolliert kreisten meine Gedanken in meinem Kopf umher. Sie zerrten an mir. An meinem sowieso schon erschöpften Geist. Ich versuchte sie zu katalysieren. Lenkte meine Aufmerksamkeit zu dem leisen Hämmern, dass durch seine Haut an mein Ohr drang. Bumm Bumm. Aufgeregt sprang sein Herz auf und ab. Bumm Bumm. Pumpte Adrenalin durch seine Adern. Bumm Bumm. Es beruhigte mich. Langsam fand ich zurück in die Realität. Fand mich dicht an ihn geklammert. Sachte setzte er einen Schritt vor den anderen. Dann, plötzlich, blieb er aprupt stehen.
Ich spürte, wie sich seine Hand behutsam auf Meine legte und meinen festen Griff um seine Schulter vorsichtig löste. Direkt schlug ich meine Augen auf. Er setzte mich behutsam auf dem Boden ab. Ich konnte kaum aufrecht stehen. Halt suchend krallte ich mich an seinem Arm fest. Er ließ mich gewähren. Einen prüfenden Blick auf mich werfend. "Darf ich?" Seine Stimme streifte rau mein Gesicht. Langsam löste ich meinen, auf einen Fleck am Boden fest gerichteten, Blick und wagte es ihn anzusehen. Seine Augen glitzerten mich an. Voll Mitgefühl und Reue. Sofort beruhigte sich mein aufgeregt hüpfender Herzschlag. Ich wusste, ich konnte ihm vertrauen. Ich fühlte es. Bei ihm war ich sicher. Zaghaft nickte ich also. Er ließ mir noch einmal einen Moment Zeit, bevor er mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen seine Hand sinken ließ. Seinen Blick stetig mit meinem Stand haltend. Plötzlich spürte ich seine Fingerspitzen meinen Oberschenkel streifen. Es weckte in mir die Erinnerung. Die Erinnerung an die kalten, wiederwertigen Hände des Jungen, dem ich nie wieder in die Augen blicken wollte. Erschrocken fuhr ich zusammen. "Schht..." Sanft rieb mir Sirius über den Handrücken. "Tut mir leid." Aufrichtig sah er mich an. "Du bist sicher, ich bin da. Dieser Bastard wird dich nie wieder anfassen." Seine Stimme war ruhig, wenngleich auch ein aufgebrachter, hasserfüllter Ton mitzuschwingen schien. Ich blickte wieder zurück in seine Augen. Mein Hals war staubtrocken. Mit einem Nicken verdeutlichte ich ihm, dass es okay wäre. Somit fuhr er also fort. Und als seine Hand wieder beiläufig meine Haut berührte, so war es dieses Mal anders. Ich realisierte, dass es etwas Anderes war. Seine Hände waren warm und weich. Hingegen die Hände... Seine Hände knochig und eiskalt gewesen waren.
Vorsichtig schob Sirius mein Kleid wieder an seinen gewohnten Platz zurück. "Geschweige denn nur ansehen." Er nahm nun, nachdem das Kleid wieder an Ort und Stelle war, seine Hände erneut von meinem Körper. "Bei Merlin, wenn ich mit ihm fertig bin, dann..." "Sirius..." Es war nur ein Flüstern, das meinen Lippen entwich, doch es entfaltete seine geballte Wirkung. Augenblicklich verstummte er. "Nicht... er..." "Du nimmst ihn jetzt nicht auch noch in Schutz!" Aufgebracht schmiss er seine Arme in die Luft und nahm mir somit die Stütze, die ich zum Stehen gebraucht hatte. Ich verlor das Übergewicht und fiel nach hinten um. Mehr oder weniger sanft landete ich somit auf Sirius Bett, dass zu meinem Glück dort stand.
"Sorry...", murmelte er. "Alles gut." Ich rieb mir meinen pochenden Kopf. Langsam schaltete sich mein Durst nach Wasser wieder ein. Ich schluckte schwer. Mein Hals brannte höllisch. Eine bedrückende Stille trat zwischen uns. "K- also kann ich etwas Wasser haben bitte?" Für eine Sekunde lang sah Sirius mich verwirrt an. Dann schien er zu verstehen und wandelte zu seinem Schrank, aus dem er ein Glas kramte und dieses mit Aguamenti füllte. Vorsichtig reichte er es mir. Mit schnellen Zügen trank ich es aus. Es floss wie Balsam durch meinen staubtrockenen Hals. Ich reichte ihm erneut das Glas mit einem flehenden Blick. Er verstand direkt. Das zweite Glas und dann noch ein Drittes. Sirius musterte mich mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte, während ich weiter an meinem Glas nippte.
"Du wirst dich von ihm fernhalten!" Sirius Stimme krächzte verächtlich. Meiner Kehle entfuhr ein trockenes, sarkastisches Lachen. "Als ob ich je etwas anderes in Betracht gezogen hätte..." "Du hast ihn auch geküsst", kam es von Sirius wie aus der Pistole geschossen. Sollte das ein Vorwurf sein? "Ja, a-aber...", ich stolperte über meine Worte. "Aber was?" Frustriert sah er mich an. "Siehst du nicht, was er ist? Er ist ein verdammtes Arschloch!" Sirius war außer sich. "Ja, aber das bist du auch!" Meine Stimme wurde ebenfalls laut. Tränen schossen in meine Augen. Augenblicklich verstummte Sirius. "Wegen dir habe ich ihn doch erst geküsst!" "Wegen mir?" Atemlos sah er mich an. "Ja!" Eine Träne kullerte aus meinem Auge. "Du küsst mich, behandelst mich, als wäre ich das Wichtigste in deinem ganzen scheiß Leben und dann... auf einmal bin ich nur noch ein Stück Dreck für dich!" "Ich habe dich verletzt..." "Nein Sirius, du hast mich gebrochen!" Meine Stimme schien zu versagen. "Ich habe dir vertraut... u-und du hast mich verraten..." "Denkst du ich wollte das? Denkst du wirklich ich hätte dich verraten, wenn es anders gegangen wäre? Bei Merlin, du hast keine Ahnung. Du hast absolut keine Ahnung, wie viel Kraft es mich jeden Tag kostet, nicht einfach zu dir zu gehen und dich zu küssen. Dir nicht zu sagen, wie viel du mir bedeutest u- und... und dass es mir leid tut..." "Wieso machst du es dann nicht?" Meine Stimme war wieder nur ein Flüstern. "Weil ich es nicht kann, verstehst du nicht? Ich kann einfach nicht..."
Plötzlich wurde die Tür zu dem Schlafsaal aufgerissen und brachte somit Sirius zum Verstummen. Einer nach dem Anderen stürmten der Rest der Rumtreiber in den Raum. 

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