Kapitel 30

"Sicher, dass wir nicht warten sollen?" Lily sah mich skeptisch an. "Nein, nein... geht ruhig schon mal vor. Ich komme gleich nach." Beteuernd nickte ich Lily zu, die schließlich schulterzuckend mit meiner Schwester den Schlaafsaal verließ und zum Frühstück wanderte. Schnell hechtete ich zu meinem Kleiderschrank und öffnete ihn. Ich wollte heute gut aussehen. Sehr gut aussehen. Er soll wissen, was er verpasst. Kurzer Hand entschloss ich mich für ein sexy, aber nicht billiges Outfit.

Es war etwas out-of-my-comfort zone - zumindest für die Schule. Da ich allerdings sowieso nicht plante, am Unterricht teilzunehmen, sprang ich dann aber doch über meinen Schatten und warf mir nur noch ein dünnes Jäckchen über, bevor ich den Anderen zur großen Halle folgte.
"Oi Y/N, bist du das?" Es waren nur noch wenige Schritte bis zur großen Halle, als ich auf einen etwas älteren Gryffindor traf. Ich kannte ihn. Es war Collin Hemski - Kapitän der Quidditch-Mannschaft. Ich lächelte ihn an. "Hey Collin, was gibt's?" Er musterte mich von oben bis unten und blieb schließlich an meinem Ausschnitt hängen. Ugh, Jungs waren solche Schweine. Unangenehm berührt räusperte ich mich und zupfte mein Jäckchen etwas darüber. "Ich hatte mich gefragt", Collin war es scheinbar überhaupt nicht unangenehm, auf meinen Ausschnitt gestarrt zu haben. Lässig fuhr er fort, während er mir gentlemanlike die Tür aufhielt. "ob du Lust hättest, heute Abend zu meiner Geburtstagparty in den Gemeinschaftsraum zu kommen. Gut siehst du übrigens heute aus." Ich atmete tief ein und aus, bevor ich vor ihm, in selbstbewussten Schritt, die große Halle betrat. Es kam mir gelegen, dass ausgerechnet der Kapitän des Quidditchteams mich begleitete. "Oh mein Gott, du hast heute Geburtstag?!" Collin kratzte sich verlegen am Hinterkopf und folgte mir lässig. "Scheint so..." "Alles Gute!" Ich schenkte ihm ein freundliches Lächeln. "Und ja klar. Zu Alkohol und Spaß sag ich doch nie nein!" Zwinkernd winkte ich ihm noch zum Abschied zu, bevor ich mich zu meinen Freunden fallen ließ.

-James POV-
Mit großen Augen verfolgten wir die Situation, die sich vor unseren Augen abspielte. Y/N schlenderte breit lächelnd mit dem Quidditch Kapitän die Gryffindor-Tafel entlang. Collin Hemski - auch bekannt als Frauenheld. Und Y/N, in kurzem Rock und tiefen Ausschnitt... ich ließ meinen Blick zu Tatze schweifen. Dieser hatte die Hand zu einer Faust geballt und presste seine Lippen aufeinander. "Wow", sprach Wurmschwanz plötzlich aus, was sich jeder von uns in diesem Moment dachte. Wir alle hatten mit einer Y/N gerechnet, die völlig fertig war mit den Nerven. Deren Gesicht von tiefen Augenringen gezeichnet war. Wir dachten, sie hätte die ganze Nacht geheult. Das wäre zumindest in Anbetracht von Tatzes harten Worten nicht unangebracht gewesen. Wir hatten uns stundenlang darüber den Kopf zerbrochen, wie wir Y/N ein Lächeln zurück auf ihre Lippen zaubern konnten. Wie wir sie trösten konnten. Ihr helfen konnten, mit der Situation umgehen zu können. Alleine schon Tatze zuliebe. Doch nun stand sie hier. Stolz. Selbstbewusst. Und selbst ich musste zugeben - unfassbar heiß. Da war es kein Wunder, dass Hemski seine Augen nicht von ihr lassen konnte. Und auch einigen anderen Jungs im Saal ging es nicht anders.
Sie lächelte Hemski ein letztes Mal an und winkte ihm noch zwinkernd zu, bevor sie sich zu uns an den Tisch fallen ließ. Genau zwischen Moony und Lily. Sie würdigte Tatze keines Blickes. Viel mehr galt ihre Aufmerksamkeit jetzt dem Apfel, den sie sich gerade griff. Genüsslich biss sie hinein. Keiner sagte etwas. Jeder war einfach nur geflashed. Ihr hingegen schien das nicht aufzufallen. "Wusstet ihr, dass Hemski heute Geburtstag hat?", teilte sie nun fröhlich die Neuigkeiten mit uns. "Ach echt?", Adelina war die Erste, die sich wieder gefangen hatte. "Hmm... er schmeißt heute Abend eine Geburtstagsparty", fuhr sie nun fort. "Ich denke mal, ihr seid auch eingeladen." "Auch?" "Hmm... er hat mich gerade gefragt. Das wird bestimmt wild. Also was sagt ihr?" Auffordernd blickte sie in die Runde. "Ich habe morgen Geschichte der Zauberei, da muss ich fit sein, sonst schlafe ich wirklich ein" Lily zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Ja, geht mir genauso." Adelina stimmte ihr zu und auch Emily nickte. "Ich komm mit!" "Du bist zu jung, Monster", lachte Y/N und strubbelte ihrer Schwester durchs Haar. "Ey!" "Also wir wären auf jeden Fall dabei!" Moony legte grinsend einen Arm um Y/Ns Schultern. "Hab ich nicht recht, Jungs?" Er erntete dafür ein zustimmendes Brummen von uns Rumtreibern. "Perfekt!" Unbeschwert schenkte Y/N uns ein breites Lächeln. Wie konnte man nur so unfassbar gewappnet und stark sein?

-Y/Ns POV-
Ich beendete mein Frühstück und machte mich schließlich, nachdem ich mich von meinen Freunden verabschiedet hatte, auf den Weg zurück in meinen Schlafsaal. Ich wollte noch ein paar Klamotten einpacken, für den Fall, dass es klappen sollte. Bewaffnet mit einer lockeren Jogginghose und einem Pullover machte ich mich schließlich auf den Weg. Ich hatte ein bestimmtes Ziel. Anstatt wie ein vorbildlicher Schüler zum Unterricht zu gehen, schlenderte ich über das Trainingsgelände hin zur peitschenden Weide. Mit schnellen Handgriffen hatte ich mich zu dem Eingang des Tunnels, der zur heulenden Hütte führte, durchgeschlagen. Ich folgte ihm, bis ich endlich zu einem Ort gelangte, bei dem ich ungestört sein konnte. Vorsichtig schob ich die Tür zu dem großen Raum auf, in dem ich das letzte Mal, als ich hier war, aufgewacht war. Ich stand erst einmal eine Weile nur herum. Überfordert mit der Situation. Ich wusste gar nicht, wie ich eigentlich anfangen sollte. Es sollte meine erste gewollte Verwandlung werden. Vorausgesetzt es würde überhaupt gelingen. Ich atmete tief durch, bevor ich langsam weiter in den Raum eintrat und meine Tasche mit den Klamotten auf das Bett legte. In Gedanken ging ich die einzelnen Schritte einer Animagi Verwandlung durch. "Stelle dir in Gedanken genau die Gestalt der Animagiform vor...", murmelte ich, während ich im Kreis umherlief. Ich wusste noch nicht einmal, ob es wirklich funktionieren würde. Schließlich war ich nicht wirklich ein Animagus. Aber ein Versuch war es wert! "Schließe dann die Augen und spüre deinen Körper...", fuhr ich fort. Ich stützte mich am Fensterbrett ab und atmete hörbar ein und aus. "Spüre nun das Kribbeln in den Fasern deines Körpers und verwandle dich..." Ich stellte es mir vor. Ich stellte es mir wirklich vor - war fast schon selber von meiner stattgefundenen Verwandlung überzeugt. Selbstsicher öffnete ich meine Augen und betrachtete meine Hände. "Fuck!", schimpfte ich laut, nachdem ich feststellen musste, dass sich meine Gestalt nicht verändert hatte. Genervt drehte ich mich um und bekam einen halben Herzinfarkt, als ich jemanden im Türrahmen stehen sah. Sirius! Sein Gesichtsausdruck änderte sich von amüsiert zu ebenfalls erschrocken, als er realisierte, dass ich ihn bemerkt hatte. Ich fing mich als erstes wieder. "Sorry, ich wollte dir nicht im Weg stehen, oder so", murmelte ich, während ich mit schnellen Schritten zu meiner Tasche lief, sie mir über die Schulter warf und mich dann an ihm vorbei drückte. Zumindest versuchte ich es, doch Sirius hielt mich am Arm fest. "Sirius, lass mich vorbei!" Ich wagte noch immer keinen Blick in seine Augen. "Sieh mich an...", es war eher ein Flehen, als eine Anweisung. Ich hob meinen Kopf, reckte mein Kinn jedoch in die entgegengesetzte Richtung. Was bildete er sich ein, wer er war? Gestern noch hatte er mir ins Gesicht gesagt, dass ich ihm nichts wert war und jetzt? "Y/N, bitte, ich..." Nun sah ich ihn doch an. Meine Augen funkelten vor Wut. "Fuck Sirius, wenn du mich jetzt nicht loslässt, dann..." Weiter kam ich nicht, denn schon drückte er seine Lippen auf meine. Überrascht keuchte ich auf, schubste ihn aber direkt unsanft weg und knallte ihm erst einmal Eine. "Was bildest du dir ein, Black?", blaffte ich ihn an. Er sah mich an. Irgendwas in seinen Augen verdeutlichte mir, dass er verletzt war. Wohl eher war sein fucking Ego angekratzt. "Sorry, aber es ist besser so... ein Stück Dreck sollte man nicht küssen. Nicht, dass meine Wertlosigkeit auf dich überläuft oder so, was auch immer, ich..." "Fuck, denkst du wirklich, ich meinte das ernst?!", wurde ich plötzlich von Sirius unterbrochen. "Alles was ich weiß ist, dass du unrecht hast, Black..." "Natürlich hab ich das..." Sarkasmus? Oder war das doch ernst gemeint? "Ich bin mehr wert, als du mir zugesprochen hast. Im Grunde bin ich sogar ziemlich wertvoll, okay? Ich kann nichts dafür, dass du das scheinbar nicht sehen kannst..." Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Schnell schluckte ich ihn herunter. "Fuck Sirius, ich bin ein Mensch. Ich bin ein Mädchen. Nicht deine fucking Fickvorlage oder was auch immer... ich..." "Das habe ich auch nie gemeint..." "Was hast du dann gemeint?", schrie ich ihn an. Eine Weile lang sah er mich einfach nur traurig an, bevor sich sein Blick verhärtete und er mit kalter Stimme sagte: "Es war unfair von mir - das was ich gesagt habe. Aber es ist besser so. Ich liebe dich nicht. Das habe ich nie. Du bist..." "Sirius, halt einfach deine Fresse, okay? Bitte? Ich will deine Ausreden nicht hören. Ich will deine Worte nicht hören. Ich glaube, du hast mehr als deutlich genug gemacht, was du von mir hälst." "Stimmt... ich wollte nur, dass du weißt, dass es mir leid tut, wie ich mich ausgedrückt habe. Ich war etwas hart, auch wenn..." "Wenn es im Grunde genau das war, was du meintest? Ich sag es nochmal Sirius... fick dich. Fick dich einfach. Ich dachte wirklich, du bist anders..." Sirius machte Anstalten, etwas zu sagen, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. "Aber ich hatte mich geirrt. Ich sag es dir jetzt einmal... verschwinde aus meinem Leben" Meine Stimme brach. Ich meinte nichts davon ernst. Doch ich würde nicht noch einmal dastehen, wie der Verlierer. "Ach und nur, dass du's weißt... du hast mir auch nichts bedeutet. Du warst nur einfach... gerade da..." Wieder eine Lüge. Während sie noch nachklang flüchtete ich aus dem Raum.

-Sirius POV-
Autsch.

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