Kapitel 28
Die nächsten Tage zeigten keine Besserung in Sirius Verhalten. Noch immer behandelte er mich wie Luft. Zu den Fächern, in denen wir in unmittelbarer Nähe saßen, erschien er gar nicht erst. Beim Essen setzte er sich extra weit von mir entfernt hin und wenn ich die Rumtreiber im Gemeinschaftsraum erwischte, stand er immer direkt auf und ging in seinen Schlafsaal.
Ich versuchte es zu ignorieren. Wollte nicht darüber reden. Mit niemanden. Zu Beginn löste sein Verhalten einfach nur unsagbare Wut in mir aus. Doch mit der Zeit merkte ich, dass meine Wut einen anderen Ursprung hatte. Ich fühlte mich verletzt. Unverstanden. Immer dringender wurde der Wunsch mit ihm zu reden. Immer wichtiger seine Nähe. Ich hatte Angst, alles das ich durch ihn zurückerhalten hatte, wieder zu verlieren. Und das hasste ich. Ich hasste es, ihn zu wollen - ihn zu brauchen. Ich hasste ihn. Ich hasste ihn dafür, so sehr abhängig von ihm zu sein. Und ich hasste mich. Hasste mich dafür, mich von ihm abhängig gemacht zu haben. Diese Gefühle schienen von Tag zu Tag; Von Minute zu Minute; Von Sekunde zu Sekunde zu steigen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, ich würde platzen. Ich musste mit ihm reden - das wusste ich. Ich musste es einfach.
Es war Samstag Abend. Knapp eine Woche war nun vergangen. Eine Woche, in der wir uns ignoriert hatten - aus dem Weg gegangen waren. Nun reichte es. Ich konnte nicht mehr. Von Weitem drangen mir die Stimmen meiner Freunde entgegen. Er war dabei. Das wusste ich ab dem Moment, als ich durch das Gemälde in den Gemeinschaftsraum geschlüpft war. Unsere Blicke trafen sich quer über den Raum. Nur kurz, denn schon hatte er den Blickkontakt unterbrochen. Er raunte James etwas ins Ohr, bevor er Anstalten machte, zu gehen. Doch nicht mit mir. Schnurstraks lief ich auf die Rumtreiber zu. "Sirius..." Meine Stimme war nicht besonders fest, doch augenblicklich hielt er in seiner Bewegung inne. "K-können, also... können wir reden?" Sirius schnaufte genervt aus, ehe er sich zu mir umdrehte. "Ich wüsste nicht, was wir zu bereden hätten." Kalt trafen mich seine Worte. Noch immer ging er meinem Blick aus dem Weg. Langsam begann es in mir zu brodeln. "D-doch... wir haben etwas zu bereden und das weißt du." Ich bemühte mich um eine festere Stimme, auch wenn mir dies nicht so wirklich gelingen wollte. "Ich will aber nicht mit dir reden." Schnell versuchte sich Sirius an mir vorbei zu schieben, doch ich hielt ihn unsanft an der Schulter zurück. Zwang ihn so, in seiner Bewegung inne zu halten und mir in die Augen zu sehen. "Sirius fucking Black...", ich schob ihn ein Stück zurück, "wir reden jetzt." "Okay", sagte er schließlich zu meinem Erstaunen und ließ sich zurück auf das Sofa fallen. "Dann reden wir." Erwartungsvoll sah er mich an. Ein schelmisches Grinsen auf den Lippen, auch wenn dieses eher gequält und aufgesetzt aussah. "Unter vier Augen..." Nervös trat ich auf der Stelle hin und her. "Nein." Sirius lehnte sich ein Stück hervor. "Entweder jetzt... hier... oder gar nicht" Ich schluckte schwer. "Okay." Ich ignorierte die zahlreichen Blicke, die mittlerweile auf uns beiden lagen. "Was ist dein Problem?" "Was für ein Problem? Ich hab kein Problem. Sieht hier irgendwer ein Problem?" Sirius nutzte meine Unsicherheit gegenüber der auf uns ruhenden Aufmerksamkeit des Gemeinschaftsraumes aus. "Oh, tu nicht so unschuldig. Du weißt genau was ich meine." Meine Augen funkelten vor Wut. "Klär uns auf" Es war eher ein Hauchen seinerseits. Ich zögerte. Doch dann fasste ich meinen ganzen Mut zusammen. "Der Kuss..." Ein Raunen ging durch den Raum. "Du hast mich geküsst, Sirius. Und jetzt tust du so, als würdest du mich nicht mehr kennen. Du igorierst mich und gehst mir aus dem Weg und..." "Ach bitte,", unterbrach Sirius mich. "Sag bloß nicht, dir hat der Kuss etwas bedeutet." "Tatze..." James versuchte sich einzumischen, doch sein bester Freund gab ihm mit der Hand ein Zeichen, dass er ruhig sein sollte. Dann stand er langsam auf und kam mir näher. Irgendwie bedrohlich. "Das hatte nichts zu bedeuten, Y/N. Ich habe mit dir gespielt. Ich habe dich nur benutzt." Ich schnappte nach Luft. Das konnte er nicht ernst meinen. "Du lügst..." "Du hast mir leid getan. So ein erbärmliches kleines dummes Ding wie du... dachtest du wirklich, du warst mir etwas wert?" Tränen sammelten sich ungewollt in meinen Augen. "Dachtest du wirklich, du bist mir etwas wert?" Der ganze Raum war mucksmäuschenstill, während er in höhnischem Ton fortfuhr. "Nein Y/N. Das bist du nicht. Du bist nicht mehr wert als ein Stückchen Dreck..." Hier und da wurde scharf die Luft eingezogen. Sirius wollte fortfahren, doch ich hatte genug. Unsanft klatschte ich ihm eine. "Fick dich, Black. Bei Merlin, fick dich." Und mit diesen Worten machte ich kehrt und eilte aus dem Raum. Ich nahm kaum noch etwas wahr. "Bro, das ging echt zu weit...", hörte ich noch James hinter mir, doch es interessierte mich nicht. Ich wollte einfach nur noch hier raus. Weg. Weg von den höhnenden Blicken. Weg von dem schmerzenden Gefühl in meiner Brust.
-James POV-
Ihre Augen glitzerten verdächtig. "Fick dich, Black. Bei Merlin, fick dich!" Schon landete ihre Hand in seinem Gesicht. Verdienter Weise, muss ich sagen. "Bro, das ging echt zu weit..." Ich sah meinen besten Freund vorwurfsvoll an. "Was?", blaffte nun Tatze. Ich konnte an seinem Blick sehen, wie schwer es für ihn gewesen sein musste, diese Worte auszusprechen. Sie zu verletzen. Direkt verstummte ich. "Ihr habt euch geküsst?" Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, dass da fast so etwas wie Eifersucht in Wurmschwanz Stimme lag.
"Leute, wollen wir das nicht lieber wo anders besprechen?" Mit einem Nicken gab Moony uns zu verstehen, dass noch immer die größte Aufmerksamkeit im Raum auf uns lag. Ich nickte verständnisvoll und half dann Tatze vorsichtig von der Coach auf, um ihn den neugierigen Augen des Raumes zu entreißen.
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