Kapitel 21
-Y/Ns POV-
Endlich Ferien! Ich lehnte auf der Kante des Astronomieturms und beobachtete die Masse an Schülern, die sich ihren Weg aus dem Schloss bahnten. Auch ihnen schien die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Außerdem Freude. Freude auf die Ferien. Freude auf ihr Zuhause. Traurig dachte ich an mein eigenes Zuhause. Es war zerstört. Vollkommen eingestürzt. Doch das fand ich nicht einmal so schlimm. Es war nur ein doofes Haus. Nur Stein und Zement. Was dieses Haus zu meinem Zuhause machte, war meine Familie- meine Eltern. Allerdings waren sie tot. Auf ewig verschwunden.
"Ach da bist du!" Die Stimme meiner Schwester weckte mich aus meinen Gedanken. Langsam kam sie auf mich zu und stützte sich neben mich auf die Kante. Eine Weile schwiegen wir uns an. Betrachteten nur die immer kleiner werdenen Schüler. "Das ist unser erstes Weihnachten ohne Mum und Dad", stellte Neola schließlich fest. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich nickte nur betrübt. "Ich vermisse sie..." Wie schaffte es dieses Mädchen so stark zu sein? "Ich auch", gab ich schließlich zu. Meine Stimme zitterte. "Sehr." Ich blickte in den wolkenbehangenen Himmel. Langsam lösten sich einzelne Schneeflocken und rieselten zu Boden. "Mum liebte Schnee." In Neolas Stimme lag etwas Trauriges. "Und Dad hat es gehasst", fügte ich ebenfalls traurig schmunzelnd hinzu. Das entlockte Neola ein betrübtes Lachen. "Stimmt. Und trotzdem hat er immer mit ihr einen Schneemann gebaut." "Mr. Frosti." Ich schwelgte schmunzelnd in meinen Erinnerungen. "Ja, Mister Frosti", stimmte Neola lachend zu. Langsam wurden aus den einzelnen, kleinen Schneeflocken viele Große. "Denkst du, sie sind glücklich, da wo sie jetzt sind?", fragte meine Schwester nach einer Weile. Wieder war da nur der Kloß in meinem Hals, der mir das Atmen ungemein erschwerte. Ich zuckte mit den Schultern. Blinzelte die aufkommenden Tränen in meinen Augen weg. "Vielleicht." Meine Stimme war nicht mehr als ein Krächzen. "Ich glaube sie vermissen uns auch." Fuck. Wie konnte man so stark- so reif- sein? Langsam drehte ich meinen Kopf in ihre Richtung. Apfelgrüne Augen trafen meinen Blick. In ihnen lag eine so tiefe Traurigkeit- es zerbrach mir das Herz. "Na, komm her." Ich breitete meine Arme aus und drückte meine kleine Schwester tröstend an meine Brust. Schon bald spürte ich, wie etwas Nasses in meinem Pullover versank. Weinte sie? Sofort verfestigte ich meinen Griff und streichelte ihr sanft über den Kopf. Auch meine Augen hatten sich wieder mit Tränen gefüllt. "Sie wären so stolz auf dich", flüsterte ich schließlich. "Auf die starke junge Frau, die du bist!" Neola löste sich von mir und sah mich mit großen feuchten Augen an. "Meinst du echt?" "Ganz bestimmt!" Und glücklich schluchzend fiel sie wieder zurück in meine Umarmung.
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