Kapitel 18

Der letzte Vollmond lag nun schon einige Zeit zurück. Seither wuchsen die Rumtreiber und ich immer weiter zusammen. Ich teilte nun ihr Geheimnis, was uns verband. Remus- ein Werwolf. Das war noch immer eine Sache, die für mich kaum zu begreifen war. Er war so freundlich. So unschuldig. Es machte mich sauer, wenn ich daran dachte, dass ihm jemand so etwas antun konnte. Niemand hatte das verdient- vor allem nicht er.
Und dann war da noch ein anderer Gedanke, der mir seit dieser Nacht ununterbrochen in meinem Kopf umherschwirrte. Ich ein Animagus? Das konnte einfach nicht wahr sein. Mitterweile schlug ich mir die Nächte in der Bibliothek um die Ohren. Es gab wohl kaum noch ein Buch über Animagen, das ich nicht gelesen hatte. Und doch konnte sich keine meiner Fragen klären. Es war praktisch unmöglich zu einem Animagus zu werden, ohne dabei ein Ritual abzuschließen. Doch in einem war ich mir sicher. Ein Ritual hatte nie stattgefunden.
Entnervt schlug ich das Buch zu. Erneut; Zehntausend Seiten. Für nichts. Es war frustrierend. Erschöpft legte ich meinen Kopf ab und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich hatte Angst. Angst vor mir selbst. Wusste ich überhaupt noch, wer ich wirklich war? Wenn nur Mum und Dad noch da gewesen wären. Sie hätten bestimmt eine Antwort gewusst. Tränen schossen in meine Augen. Aber sie waren tot. Energisch stand ich auf. Ich wusste nicht recht, wo mir der Kopf stand. In schnellen Schritten verließ ich die Bibliothek. Ich wollte jetzt nur an einen Ort. An den Ort, an dem ich in letzter Zeit viel Zeit verbrachte- an dem ich mich sicher fühlte. Der Astronomieturm. Ich nahm die letzten Stufen doppelt und drückte die schwere Holztür auf. Direkt strömte mir die eiskalte Nachtluft entgegen. Ich atmete tief durch, während die Kälte nach und nach in jede Faser meines Körpers kroch. Eine Träne nach der Anderen quollte aus meinen Augen.
"Y/N?" Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich seine Stimme hörte. Ich drehte mich zu ihm um. Den Blick auf den Boden gesenkt, um meine Tränen zu verstecken. Sein Lächeln erstarb direkt, als er meine Erscheinung sah. "Oh mein Gott, Y/N." Zielstrebig schloss er die letzten Meter zwischen uns und drückte mich an seine Brust. Als seine tröstende Wärme meinen Körper umhüllte, entwich schlagartig all die Kälte aus meinen Gliedern. Ich ließ mich fallen. Wissend, dass mich seine starken Arme halten würden.
"Schh..." In kreisenden Bewegungen fuhr Sirius mir vorsichtig über den Rücken, während ich an seiner Schulter schluchzte. Er fragte nicht. Fragte nicht wieso ich hier in der Kälte stand. Wieso ich weinte. Er war einfach für mich da und das war toll.
Langsam beruhigte ich mich wieder. Ich hatte meine Augen geschlossen, während ich noch immer an seiner Schulter lehnte und seinen Geruch inhalierte. Vorsichtig drückte Sirius mich von sich weg. Nur ein paar Zentimeter. Gerade so weit, dass er mir in die Augen sehen konnte. Und doch fühlte es sich an, wie eine große unerträgliche Distanz. Das tiefe braun seiner Augen bohrte sich in das Grün der Meinen. In seinem Blick steckte so viel Gefühl.
"Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst." Er sagte das mit so viel Mitgefühl und Liebe; Ich konnte nicht anders als stumm zu nicken. Hypnotisiert von seinen Augen. Und dann drückte er mich erneut. Er ließ mir meinen Raum. Drängte mich nicht. "Na, komm. Lass uns reingehen. Es ist arschkalt hier draußen." Nach einer Weile löste er mich sanft wieder aus seinem Arm und griff nach meiner Hand. Und dann ließ ich mich von ihm zurück in den Gemeinschaftsraum führen.

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