09. slytherin princess

M A T T H E O

Mattheo wusste, dass ihm niemand in einem magischen Duell gewachsen war. Schon als Kind hatte seine Magie, die seiner Mutter bei weitem übertroffen. Er war sechs Jahre alt gewesen, als er zum ersten Mal den Zauberstab gegen sie erhob.

Er hatte sie gefoltert, ihr sämtliche Knochen gebrochen und mit einem Lächeln auf den Lippen dieselben Schmerzen hinzugefügt, mit denen ihn Bellatrix Lestrange in all den Jahren seiner trostlosen Kindheit über bestraft und gequält hatte.

Mattheo hatte gelacht, als ihr Blut wie eine Fontäne an die Decke des vornehmen Lestrange Manors gespritzt — und damit all den grässlichen Gemälden seiner inzestuösen Verwandtschaft einen leuchtenden Farbakzent verpasst hatte.

Trés chic.

Und danach hatte sie ihn nie wieder angerührt.

Seit diesem Tag hatte seine Mutter Angst vor ihm, genau wie jede andere Hexe oder Zauberer, die gesehen hatten, wozu seine Magie fähig war.

Wozu er fähig war.

Mattheo Marvolo Riddle war der Erbe Salazar Slytherins, ein Psychopath, ein Mörder und seit kurzem nun auch ein Todesser. Er war die rechte Hand seines Vaters, Tom Marvolo Riddle, auferstanden von den Toten, wie ein dunkler Gott.

Genau wie der dunkle Lord, hatte auch Mattheo in seinem jungen Leben nie Liebe erfahren, kannte kein Mitgefühl oder Gnade.

Durch Lorenzo Berkshire hatte er zwar gelernt was Freundschaft bedeutete, doch ansonsten waren alle Emotionen die Mattheo je gefühlt hatte, negativ.

Bis er ihr begegnet war.

Zara war die einzige, bei der er keine Befriedigung verspürte, wenn er ihr weh tat.

Wenn sie trainierten, schaffte er es höchstens für zehn Sekunden, den Cruciatus aufrecht zu erhalten, länger ertrug er ihre herzzerreißenden Schreie nicht. Und danach hatte er stets das Bedürfnis jeden noch so kleinen Kratzer auf ihrer perfekten Porzellanhaut zu heilen — und Mattheo hasste sich dafür.

Er hasste sich dafür, dass er sie nicht so bestrafen konnte, wie er wollte, wenn sie mal wieder nicht schnell genug reagierte. Er hasste sich dafür, wie er sich fühlte wenn er sie ansah, wie er sich fühlte, wenn er sah wie Pucey seinen Arm um ihre Taille legte.

Doch am meisten hasste er sich dafür, dass er sie küssen wollte, jedes Mal wenn sie ihn anlächelte.

Oder atmete.

Fucking Hell.

Z A R A

»Willst du mich eigentlich heute noch angreifen oder weiter anstarren?«, rief ich ihm zu und grinste.

Seine Augen verdunkelten sich und er knackte bedrohlich mit seinen Unterkiefer. Die Hand die den Zauberstab hielt war verkrampft, doch er rührte sich nicht, sondern funkelte mich weiter zornig an.

Ich zuckte zusammen, als der Novemberwind mir unerwartet eine eisige Brise ins Gesicht wehte und schauderte, angesichts der Kälte in seinen Augen,

Es war bereits die vierte Woche, in der wir zusammen trainierten und allmählich hielt der Winter Einzug über die Ländereien des Schlosses. Der See war bereits an einige Stellen zugefroren und manchmal konnte man sogar kleine, kristallene Eisblumen sehen, die sich über das Eis rankten.

Doch neben dem Schulstress und den nächtlichen Treffen mit dem Slytherin, hatte ich kaum Zeit oder Energie mich an dem Wintermärchen zu erfreuen, in das sich das Schloss alle Jahre wieder verwandelte.

Mattheo war kein schlechter Lehrer, im Gegenteil. Einzig und allein sein Temperament war es, das absolut unberechenbar war. Manchmal heilte er meine Wunden nach dem Training, das bei ihm nicht einen einzigen Kratzer hinterließ, und manchmal verschwand er einfach ohne ein einziges Wort zu sagen, wenn er seinen Unterricht für beendet hielt.

Doch eines machte mir schon ein wenig Sorgen, denn mit jedem neuen Abend, an dem wir uns heimlich im Schutz der Dunkelheit oben auf dem Astronomieturm trafen, wurde er wütender auf mich.

Er schien mich regelrecht zu hassen — und ich verstand absolut nicht wieso er mir immer noch beibrachte mich zu verteidigen. Doch ich fragte ihn nicht, aus Angst er würde unser Training beenden.

Denn ich brauchte es.

Genervt öffnete ich den Mund um ihm zu sagen er solle endlich angreifen, als ich sah, wie seine Finger kaum merklich zuckten. Hastig wirbelte ich zur Seite und fühlte seinen Fluch nur Millimeter an meiner Wange vorbeirauschen. Verärgert hob ich den Kopf und als ich feststellte, dass er grinste, seufzte ich.

Plötzlich quiekte ich erschrocken auf und duckte mich, als er mir erneut einen dunklen Fluch entgegen jagte. Die Magie über die er verfügte, reichte weit über das hinaus, was wir im Unterricht lernten. Mattheo kannte Zauber, von denen einer grausamer als der andere war. Und manchmal machte es mir eine verfluchte Angst zu sehen, wozu er fähig war.

Doch gleichzeitig reizte es mich, mehr über die dunklen Künste zu lernen. Denn auch wenn ich sonst stets alle Regeln befolgte, war ich immer noch eine Slytherin und schwarze Magie lag mir im Blut.

»Deine Methoden sind echt—«

»Echt, was?«, fragte er mit einem hämischen Grinsen auf dem hübschen Gesicht, während er langsam auf mich zu kam und weiter rote Blitze in meine Richtung schoss. »Unfair, mh?«, stichelte er.

Ich öffnete den Mund um zu kontern, doch fiel im nächsten Augenblick über einen seiner hinterlistigen Stolperflüche und landete unsanft auf den Knie.

Ich fluchte und ließ meine Finger über meinen zerrissenen Rock gleiten, der dritte der in dieser Woche unserem Training zum Opfer fiel. Mattheo grinste schadenfroh und schnalzte mit der Zunge.

»Hätte ich vorher gewusst, dass ich die verdammte Slytherin Prinzessin unterrichte, dann hätte ich—«

»Ich hab dir gesagt, du sollst endlich aufhören mich so zu nennen«, blaffte ich ihn verärgert an und richtete mich wieder auf. »Ich bin keine Prinzessin.«

»Dann benimm dich nicht so und streng dich veflucht nochmal endlich an«, entgegnete Mattheo kühl und fuhr sich mit einem selbstgefälligen Lächeln durch seine Locken. Sein Haar war in den letzten Wochen gewachsen, was ihn noch attraktiver machte.

Falls das überhaupt möglich war.

»Du solltest mittlerweile in der Lage sein, mickrigen Flüchen wie diesem auszuweichen, Yaxley.«

»Dann bring es mir endlich richtig bei und hör auf so ein arroganter Arsch zu sein«, gab ich noch kühler zurück und rappelte mich vom Boden auf.

Mattheo grinste und hob eine Braue. Doch bevor er mich erneut hinterlistig angreifen konnte, tastete ich schnell nach meinem Knie und stöhnte vor Schmerz. Sofort folgte Mattheo meinem Blick und hielt inne.

Er war abgelenkt, wenn auch nur für eine Sekunde.

Doch die reichte aus, um ihn kalt zu erwischen, denn im nächsten Moment traf mein Schockzauber ihn mitten in die Brust. Triumphierend lächelte ich, als er die Lippen vor Schmerz aufeinander presste, doch dann erstarrte ich, denn er blieb einfach stehen.

»Was zum—«

»Hast du wirklich gedacht, dein kleiner, süßer Schockzauber würde mich umhauen?« Mattheos Augen verdunkelten sich, dann fing er böse an zu grinsen. »Der hat höchstens ein bisschen gekitzelt.«

Genervt von seiner unsäglichen Arroganz verdrehte ich die Augen, was mir einen vernichtenden Blick von ihm einbrachte. Zornig hob ich meinen Zauberstab, doch bevor ich überhaupt nur daran denken konnte zu zaubern, entwaffnete er mich. Im nächsten Moment rammte mir die Intensität seines Cruciatus auch schon die Luft aus den Lungen.

Wimmernd sank ich zu Boden und zählte die Sekunden, doch der Schmerz ließ nicht nach. Erst als ich das Gefühl hatte, in eine tiefe Bewusstlosigkeit zu sinken, spürte ich wie der Fluch verebbte. Keuchend und stöhnend schaffte ich es, mich auf den Rücken zu drehen und blieb eine Weile regungslos liegen.

Gefährlich aussehe Gewitterwolken waren am Nachthimmel aufgezogen und hatten den Sternen ihr Leuchten genommen, ließen mich mit dem Sohn des Teufels ganz allein in der Dunkelheit zurück.

Mattheo rührte sich nicht, doch ich konnte ihn atmen hören. Ich schloss die Augen und versuchte nicht zu weinen, schaffte es die Wut in mir überhand nehmen zu lassen. Meine Hände zuckten unkontrolliert, doch ich schaffte es aufzustehen und stehen zu bleiben.

Sein Blick traf meinen und die Kälte in seinen Augen, ließ mich fast erfrieren. »Bei Merlin, Riddle«, brachte ich mit zitternder Stimme hervor und machte einen Schritt nach vorn. »Wenn du es noch einmal wagst, mich mit diesem verdammten Fluch zu—«

»Wir machen es auf meine Art, oder gar nicht«, unterbrach er mich und funkelte mich zornig an.

»Ich zwinge dich nicht hier zu sein. Du bist frei zu gehen wann immer du willst, aber gib mir ja nicht die Schuld daran, wenn dich auf der nächsten Party irgendein besoffener Loser vergewaltigt, nur weil du wieder zu schwach warst, dich gegen ihn zu—«

»Halt verdammt nochmal den Mund, Riddle.«

Ich zwang mich ruhig zu atmen, doch seine unsägliche Arroganz trieb mich langsam aber sicher in den absoluten Wahnsinn. Ich rief meinen Zauberstab zu mir und hielt ihn drohend in seine Richtung, doch Mattheo grinste nur herausfordernd, während ich langsam auf ihn zu kam.

Dieser verfluchte, miese, frauenfeindliche—

»Du weißt schon, dass ich dich hören kann?«, informierte er mich und zuckte nicht mal mit der Wimper, als ich dicht vor ihm stehen blieb und meinen Zauberstab direkt auf seine Brust richtete.

—selbstverliebte, unerträglich arrogante Bastard.

Meine Hände zitterten und so sehr ich mich auch anstrengte, schaffte ich es kaum meine Wut im Zaum zu halten. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen, versuchte das Feuer unter Kontrolle zu bekommen, was dieser Junge in mir entfachte.

Ich spürte einen sanften Windhauch, dann lagen zwei seiner Finger unter meinem Kinn und ich ließ es zu, dass er es leicht anhob. »Bist du fertig damit, mich in Gedanken zu verfluchen?«, murmelte seine tiefe Stimme, die plötzlich ungewohnt sanft klang.

Ich öffnete die Augen, nur um im nächsten Moment in seinen zu versinken. Mattheo stand so dicht vor mir, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte und seine Locken, die meine Stirn kitzelten.

Regentropfen begannen auf uns hinab zu prasseln, doch ich war wie hypnotisiert von seinen Augen und seiner mystischen Aura, die uns beide in einen dichten Nebel hüllte — voll von dunkler Magie.

Und als ich nickte, beugte er sich vor und küsste mich.

𓆙

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