08. secret lesson

TW: Missbrauch von Drogen

Z A R A

Gedankenverloren stand ich auf dem Astronomieturm und umklammerte das kühle Geländer, blickte hinab auf den schwarzen See und spielte dabei abwesend mit einer meiner langen Haarsträhnen. Ein Wirbel aus Gold— und Rottönen leuchtete mir entgegen, denn der Oktober hatte die Ländereien des Schlosses von Hogwarts in eine atemberaubend schöne Herbstlandschaft verwandelt.

Ich liebte den Herbst, denn er zeigte mir jedes Mal wie schön es sein konnte etwas loszulassen. Was mich jedoch gleichzeitig wieder an das erinnerte, was wohl auf ewig an mir kleben würde — Adrian Pucey.

Seufzend versuchte ich den Gedanken an meinen Verlobten abzuschütteln, hatte ich es doch auch diese Woche wieder erfolgreich geschafft ihm aus dem Weg zu gehen, indem ich einen der Weasley Zwillinge bestochen hatte, mir eine Monatspackung von ihren Toffees zu überlassen, die einem ekelerregende Furunkel ins Gesicht hexten. Ich hatte zwar die gesamte Woche auch den Unterricht versäumt, doch wenigstens hatte ich im Krankenflügen Zeit gehabt und hatte den Stoff in Ruhe aufholen können.

Ein unangenehmes Gefühl beobachtet zu werden, riss mich plötzlich aus meinen Gedanken und als ich mich umdrehte, zuckte ich erschrocken zusammen und klammerte mich haltsuchend an das Geländer. »Merlin, Mattheo«, brachte ich keuchend hervor und blickte hoch in sein unverschämt attraktives Gesicht, dass wie so oft auch heute blutbespritzt war.

»Musst du mich denn immer so erschrecken?«

Mattheo grinste und ich verfluchte mich dafür, dass mich sein Lächeln plötzlich schwindelig fühlen ließ.

»Ich wusste ja das du eine Streberin bist«, sagte er und zog etwas aus der Hemdtasche seines ebenfalls blutverschmierten, ehemals weißen Hemdes seiner Schuluniform hervor, das ganz offensichtlich ein Joint war. »Aber das du gleich vier Stunden eher am Treffpunkt bist? Das ist wirklich erbärmlich.«

Verärgert blickte ich zu ihm hoch und schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht deinetwegen hier«, sagte ich genervt und wandte ihm provokativ den Rücken zu und blickte über die Ländereien, die im Licht der untergehenden Sonne nun ein einziges, goldfarbenes Feuermeer waren. »Ich genieße die Aussicht.«

»Genau wie ich«, entgegnete er und ich spürte wie ich errötete, denn ich fühlte immer noch seine starren Blicke auf mir. Er trat neben mir an das Geländer und war jetzt so nah bei mir, dass sich unsere Unterarme berührten. Mein Herz raste, doch Mattheo schien es völlig kalt zu lassen.

Ich stellte fest, dass die Fingerknöchel seiner rechten Hand ebenfalls blutig waren, doch beschloss ihn lieber nicht danach zu fragen wen er heute verprügelt — oder über die Brücke geworfen hatte. Ohne mich anzusehen, bot er mir seinen Joint an und ohne darüber nachzudenken, nahm ich ihn, steckte ihn zwischen meine Lippen und nahm einen tiefen Zug.

Gefolgt von einem zweiten.

Und einem dritten.

»Hey, langsam«, murmelte er und nahm mir den Joint aus der Hand, als ich plötzlich zu taumeln begann. Meine Kopf fühlte sich irgendwie ganz leicht an, doch meine Knie wurden besorgniserregend weich. Dann gaben sie nach und ich kippte zur Seite, doch der Slytherin reagierte schnell und stützte mich, bevor ich zu Boden sinken konnte.

»Verfluchte Mädchen«, hörte ich ihn grummeln und erwartete, dass er mich loslassen oder von sich wegstoßen würde, doch seine Hand blieb auf meinem unteren Rücken liegen und stabilisierte mich.

»Hast du überhaupt schon mal was geraucht?«, fragte er mich, doch ich antwortete ihm nicht, sondern drückte das Gesicht an seine Brust und kicherte leise.

»Nein«, gluckste ich und atmete gierig seinen hypnotisierenden Duft ein. Mattheo roch so unglaublich gut nach Shampoo, einem teuren Parfum und irgendwie nach... dunkler Magie.

Oder nach Mord?

Seine Schultern bewegten sich leicht und das dunkle und diabolische Lachen das aus seiner Kehle drang hätte mir eine verdammte Angst eingejagt, wäre ich nicht völlig zugedröhnt gewesen.

Eine Weile standen wir eng umschlungen auf dem Astronomieturm und beobachteten den Sonnenuntergang, doch als die Schatten über uns hereinbrachen und sich der Nebel in meinem Kopf langsam lichtete, wurde mir klar was ich da gerade tat und vor allem mit wem. Hastig befreite ich mich aus seinen Armen und räusperte mich.

Das Blut schoss mir ins Gesicht und verlegen strich ich mir eine lange Haarsträhne hinters Ohr, blickte überall hin, nur um ihn nicht ansehen zu müssen.

»Gehts wieder?«, grinste Mattheo, sichtlich amüsiert über meine Reaktion. »Sorry, hätte mir denken können, dass ein braves Schulmädchen wie du noch nie Gras geraucht hat«, sagte er und seufzte leise.

Ich nickte nur und zwang mich nach einer Weile des Schweigens ihn wieder anzusehen, nur um festzustellen, dass er mich die ganze Zeit beobachtet hatte. »Wenn wir jetzt schon mal hier sind, wie wäre es wenn wir einfach anfangen?«, fragte ich ihn.

»Nein«, entgegnete der Slytherin kühl und blicke kopfschüttelnd auf mich hinab. »Du solltest lieber auf dein Zimmer gehen und schlafen, du kannst ja kaum stehen und—«

»Mir geht es gut«, unterbrach ich ihn und warf ihm einen genervten Blick zu. »Alles bestens, Riddle

»Wie du meinst, Yaxley«, gab er gleichgültig zurück und fuhr sich mit seiner Hand arrogant durch seine dunklen Locken, machte sie damit jedoch nur noch chaotischer. »Hol deinen Zauberstab raus.«

Ich zog meinen Zauberstab hervor und beobachtete ihn dabei, wie er langsam an mir vorbei ging. Die Nackenhaare stellten sich mir auf, denn alles an diesem Jungen schrie förmlich nach Gefahr.

Er stellte sich mir gegenüber an das andere Ende des Turmes und zog dann seinen Zauberstab hervor, drehte ihn anmutig in seinen sehnigen Händen hin und her und blickte mich erwartungsvoll an.

Als ich nicht reagierte, seufzte er und hob eine seiner dunklen Brauen. »Worauf wartest du?«, rief er mir zu. »Greif mich an. Ich will sehen, was du kannst.«

Ohne zu überlegen hob ich meinen Zauberstab und jagte ihm einen Entwaffnungszauber entgegen, den er ohne seinen eigenen zu heben, einfach abblockte.

Mit einem Blinzeln.

Holy Shit.

Das nächste was ich wahrnahm, war ein Stechen in meiner Brust und das Gefühl, als würden mir sämtliche Knochen auf einmal gebrochen werden. Doch als ich den Mund öffnete um zu schreien, verblasste der Schmerz auch schon wieder. Im nächsten Moment gaben meine Knie nach und rammten so hart auf den kühlen Steinboden, dass ich goldene Sterne um mich herum aufblitzen sah.

Ich fluchte leise, als ich den Blick senkte und feststellte, dass meine Knie völlig verschrammt waren und bluteten. Hastig sprang ich auf, umklammerte entschlossen meinen Zauberstab und jagte ihm wütend einen weiteren Fluch entgegen.

Doch er traf nur eine der Wandlampen des Turmes, die mit einem lauten Klirren entzwei sprang.

Wieder fühlte ich einen stechenden Schmerz in meiner Brust und wieder zwang mich sein mächtiger Folterfluch in die Knie. Ich konnte nicht atmen, hatte das Gefühl qualvoll zu ersticken und geriet in Panik.

Obwohl ich dank der Erziehung meines Vaters vertraut war mit der Hölle in die einen der Cruciatus schickte und es gewohnt war, die Schmerzen eine Weile lang brav über mich ergehen zu lassen, würde ich alles tun, damit sie endlich aufhörten, denn die Intensität von Mattheos Fluch war der des Todessers, der mein Vater war, bei weitem überlegen.

Nach einigen quälend langen Sekunden, in denen ich mir schluchzend nichts als den Tod wünschte, ließ er endlich von mir ab. Röchelnd stützte ich mich mit den Handflächen auf den Steinboden ab und hustete.

»Erbärmlich«, ertönte Mattheos tiefe Stimme, dann kam er auf mich zu und blieb vor mir stehen. Benommen blickte ich kurz auf seine blütenweißen Sneaker, dann blinzelte ich zu ihm hoch.

Seine Augen waren so abgrundtief dunkel wie seine Seele und es lag nicht ein Funken Emotion in ihnen. Höflich reichte er mir seine Hand, doch ich ignorierte es und rappelte mich stöhnend vom Boden auf.

Ich wankte, doch schaffte es mich auf den Beinen zu halten. »Was zum Teufel sollte das, Riddle?«, knurrte ich ihn zornig an. »Wie soll der verdammte Cruciatus mir beim—«

»Weil man unter Strafe am besten lernt«, unterbrach er mich und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch, entblößte seine gebräunten Unterarme.

Wie hypnotisiert starrte ich auf sein dunkles Mal, doch als er seinen Zauberstab hob, zuckte ich zusammen.

»Nochmal«, rief ich und ging einige Schritte zurück.

Mattheo sagte nichts, schien jedoch für den Hauch eines Augenblicks tatsächlich überrascht davon zu sein, dass ich es noch einmal probieren wollte.

Wut pulsierte durch meine Adern und das schwache Licht der verbliebenen Lampen begann bedrohlich zu flackern. Mattheo grinste, angesichts meiner Gefühlslage, was mich nur noch zorniger werden ließ. Erneut hob ich meinen Zauberstab und sprach in Gedanken den Impedimenta Fluch. Mattheo rührte sich nicht, doch kurz bevor der Zauber ihn erreichte, blockte er ihn mit einer lässigen Handbewegung ab.

Als ich jedoch realisierte, dass er ihn zurück in meine Richtung schickte, war es bereits zu spät. Getroffen von meinem eigenen Lähmzauber kippte ich wie eine Puppe zur Seite. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen wie Mattheo instinktiv seine Hand ausstreckte um meinen Sturz zu verlangsamen, doch trotzdem schlug ich mit dem Kopf hart auf den Steinboden.

Verbissen kämpfte ich gegen die Ohnmacht die mich jede Sekunde zu überwältigen drohte, doch dann fühlte ich seine warmen Hände an meiner Schulter und ließ es zu, dass er mich aufrichtete. Mit einer Hand stabilisierte er mich und hielt mich aufrecht, tippte mit seinem Zauberstab sanft gegen meine Schläfe und heilte meine Platzwunde.

Benommen blickte ich zu ihm hoch und warf ihm einen vernichtenden Blick zu, als ich sah das er grinste. »Du siehst hübsch aus, mit Blut im Gesicht«, hauchte er in mein Ohr und beugte sich nach vorn.

Ich zog scharf Luft ein vor Schmerz, als er den Rock meiner Schuluniform ein wenig höher schob und meine kaputten Knie zum Vorschein kamen. Erneut hob er seinen Zauberstab tippte sanft auf jedes Knie.

Seine Heilzauber waren schlampig, doch ließen die tiefsten und schmerzhaftesten Kratzer verschwinden.

Ohne zu fragen, griff er nach meiner Hand und zog mich auf die Füße. Einen Augenblick lang, standen wir uns gegenüber und starrten einander an, dann strich er mir mit seinen Zauberstab eine meiner langen, dunkelbraunen Haarsträhnen aus der Stirn.

Seine Hand hielt immer noch meine, doch als er es bemerkte, zog er sie hastig wieder zurück.

»Nochmal«, brachte ich erschöpft hervor, doch Mattheo schüttelte nur den Kopf und blickte mir so tief in die Augen, dass mir davon schwindelig wurde.

»Morgen Abend. Geh dich ausruhen, wir haben eine Menge Arbeit vor uns, Yaxley«, sagte er ohne jegliche Emotion in der dunklen Stimme, bevor er sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und Richtung Treppen ging. Doch bevor er die oberste Stufe erreichte, löste sich sein Schatten plötzlich in Luft auf und er dissapparierte in einem mysteriösen Nebel.

Wie konnte er mitten in Hogwarts apparieren?

Doch bevor ich noch länger darüber nachdenken konnte, spürte ich eine Woge von Müdigkeit mich überwältigen und schaffte es gerade so eben zurück in meinen Schlafsaal, bevor ich erschöpft auf meinem Bett zusammenbrach und in einen tiefen Schlaf fiel.

𓆙

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