05. secret desire
M A T T H E O
Die ganze restliche Woche über, lauerte der Slytherin in den Schatten und beobachtete sie. Es war ein leichtes für ihn gewesen, im Unterricht unbemerkt ihre Gedanken einzudringen, sie zu manipulieren und ihr verbotene Träume einzuhauchen.
Mattheo war, genau wie sein Vater, ein begnadeter Legilimentor und hatte seine mentalen Fähigkeiten in den letzten zwei Jahren perfektioniert. Der Sohn des dunklen Lords beherrschte die schwierige Kunst der Gedankenkontrolle wie kaum ein anderer, konnte allein mit purer Willenskraft töten, indem er seine Opfer immer wieder die qualvollsten aller Albträume durchleben ließ, bis sie vom Wahnsinn getrieben ihrem Leben schließlich selbst ein Ende setzten.
Früher hatte Mattheo die einschläfernden Unterrichtsstunden von Geschichte der Zauberei dazu genutzt, in die Köpfe seiner Mitschüler einzudringen, ihnen ihre wildesten Geheimnisse zu entlocken, um sie dann damit aufzuziehen oder zu erpressen. Doch heute, in einer Zeit eines aufkommenden Zaubererkrieges war es besser, wenn niemand wusste, wozu der Slytherin in der Lage war.
Doch bei ihr, hatte er nicht widerstehen können.
Zara Yaxley war alles, was Mattheo Riddle nicht war.
Sie war beliebt, freundlich, im Unterricht stets fleissig und so verantwortungsbewusst, dass man sie im letzten Jahr zur Vertrauensschülerin von Slytherin ernannt hatte und so wie er von Nott erfahren hatte, war sie die beste Kandidatin für das Amt der Schulsprecherin, zu der jeweils ein Junge und ein Mädchen der siebten Klassen ernannt wurden.
Auch wenn sie die Tochter eines brutalen Todessers war, hatte er nie etwas reineres gesehen als ihre Seele. Sie war so zart und unschuldig und alles woran er nur noch denken konnte, war sie zu ruinieren.
Nie hatte Mattheo etwas mehr gewollt.
Ein leises Tapsen riss ihn aus seinen Gedanken, doch in dem Moment, in dem er seinen Zauberstab ziehen wollte, erkannte er, dass es nur die Katze von Filch war, die ihre abendlichen Kontrollrunden durchs Schloss zog, um möglichst viele Regelbrecher an ihr magieloses Herrchen zu verpetzen. Doch als sie Mattheo entdeckte, wirbelte sie fauchend herum und flüchtete in Todesangst aus der Bibliothek.
Falls sie wirklich neun Leben besaß, dann waren jetzt nur noch vier übrig, denn Mattheo hatte dieses nervige Mistvieh in den letzten Jahren mindestens fünf Mal vom Astronomieturm gekickt.
Ein Blitz erhellte die Bibliothek, denn draußen vor den Mauern des Schlosses tobte ein Herbststurm, der den Regen in einer beruhigenden Melodie gegen die Fensterscheiben trommeln ließ. Kerzen schwebten unter den Decken, wohl behütet durch einen Zauber, denn wenn es eines gab, wogegen Madam Pince, die strenge Bibliothekarin allergisch war, dann war es offenes Feuer in ihren heiligen Bücherhallen.
Mattheo hatte sich vor seiner zweijährigen Abwesenheit oft hierher zurückgezogen, denn der Geruch von Büchern und das Geräusch von blätternden Seiten beruhigte ihn und gab ihm ein wenig von dem Frieden, den er so verzweifelt suchte.
Lässig stand er gegen eines der vielen Bücherregale gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete sie beim lernen. Er stand schon gut eine halbe Stunde dort, doch sie war viel zu tief in ihren Büchern versunken, als das sie ihn bemerkt hätte.
Ab und zu strich sich die dunkelhaarige Schönheit konzentriert eine ihrer Strähnen hinter die Ohren, während ihre Feder unaufhörlich über das Pergament kratzte. Die Slytherin erledigte eine Hausaufgabe nach der anderen und Mattheo bemerkte, dass sie einige der ellenlangen Aufsätze doppelt schrieb.
Wahrscheinlich für Pucey, der außer Quidditch und seine Verlobte schlecht zu behandeln, offensichtlich nichts anderes in seinem dämlichen Schädel hatte.
Zara war furchtbar schlecht darin ihren Geist zu verschließen, denn er hatte ihre Gedanken bereits auf dem Flur vor der Bibliothek vernehmen können.
Er machte sich schon eine ganze Weile einen Spaß daraus, ihr hin und wieder die Bilder ihres heißen Traumes mit ihm ins Gedächtnis zu rufen und sah ihr dabei zu, wie sie immer nervöser wurde.
In Gedanken berührte er ihren nackten Körper, ließ seine Fingerspitzen langsam über ihre sinnlichen Kurven streichen, über die Innenseiten ihrer Schenkel, tiefer und tiefer in Richtung ihrer—
Ihr unerwartetes Stöhnen brachte ihn völlig aus dem Konzept, sodass er mit dem Arm hart gegen ein Buch stieß und es geräuschvoll aus dem Regal und zu Boden fiel. Erschrocken hob sie den Kopf und als sie ihn erkannte, verengten sich ihre Augen.
Wütend starrte sie ihn an, doch Mattheo entging nicht, dass sie bei seinem Anblick ihre Oberschenkel hastig zusammenpresste.
»Du hast wohl überhaupt keine Erziehung genossen, oder?«, fuhr sie ihn zornig an, während sie hektisch ihre Schulsachen zusammenpackte. »Wenn du meine Mutter kennen würdest, dann würdest du mir diese Frage nicht stellen«, entgegnete er nonchalant.
Zara schnaubte.
Ihre smaragdgrünen Augen waren glasig vor Lust und ihre hübschen Wangen vor Erregung gerötet.
Ihre silbergrüne Slytherin Krawatte saß leicht schief über der eng anliegenden weißen Bluse und als sie seinen Blick bemerkte, rückte Zara sie sofort zurecht und glättete den grauen Rock ihrer Schuluniform. Er versuchte nicht auf ihre dunkelgrauen Kniestrümpfe zu starren, denn sie weckten die dunkelsten aller Gedanken in dem Erben Salazar Slytherins.
Zara war so wunderschön und egal was er auch tat, er bekam sie einfach nicht aus dem Kopf. Alles was Mattheo in diesem Moment wollte, war es ihre Hand in seine zu nehmen, sie zwischen die Regale der verbotenen Abteilung zu ziehen und die ganze Nacht zu küssen und in seinen Armen zu halten.
»Sag mal, hast du mich beobachtet?«, fragte sie verärgert und riss ihn aus seinen Fantasien.
»Würde mir doch nie einfallen, Yaxley«, antwortete Mattheo und setzte einen unschuldigen Blick auf.
Zara verdrehte die Augen und schüttelte sichtlich genervt von seinem Verhalten den Kopf, bevor sie aufstand und versuchte, ihren schweren Bücher zu balancieren, doch Mattheo stellte sich ihr in den Weg, sodass sie ihr vor Schreck aus den Armen fielen und sich in einem Chaos aus Shakespeare und Schülbüchern auf den alten Holzboden verteilten.
Die Slytherin warf ihm einen mörderisch gefährlichen Blick zu, der sein dunkles Herz schneller schlagen ließ, bevor sie auf die Knie ging und anfing ihre Bücher wieder aufzusammeln. Doch Mattheo fixierte sie mit einem unausgesprochenen Zauber auf dem Boden und sah ihr dann mit vor der Brust verschränkten Armen und einem amüsierten Grinsen auf den Lippen dabei zu, wie sie ihren Zauberstab hervorzog und seinen Fluch zu brechen versuchte.
Doch sie war zu nervös und wütend.
Ein dunkles Kichern drang aus seiner Kehle und sorgte dafür, dass sie ruckartig den Kopf hob. Er grinste sie einen Moment lang an, dann reichte er ihr wie der Gentleman der er war, höflich die Hand.
Unsicher huschten ihre Augen zu seiner ausgestreckten Hand, dann schauten sie in seine. »Ich will dir nur aufhelfen«, sagte er und hob eine Braue. »Auch wenn der Anblick von dir vor mir auf den Knien äußerst verlockend ist.«
Zara schnaubte und rappelte sich dann selbst vom Boden auf und versuchte sich an ihm vorbei zu drängen, doch Mattheo drängte sie zurück, bis ihr Rücken mit einem der Bücherregale kollidierte.
Seine Augen fixierten ihre, die im Kerzenschein der Bibliothek einen smaragdfarbenen Glanz hatten, bevor er seinen Unterarm über ihrer Kehle positionierte und sie unter sich gefangen nahm.
Ihr so nah zu sein, brachte ihn beinahe um den Verstand und ihr sinnliches Parfum ließ ihn all den Hass vergessen, den er täglich mit sich herum trug. Vergeblich versuchte sie ihre Gedanken vor ihm zu verbergen und Mattheo grinste, als ihr dabei zuhörte wie sie daran dachte, wie es wohl wäre ihn zu küssen.
»Willst du es herausfinden?«
Er hob die Hand zu ihrem Gesicht und schob ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, dann beugte er sich vor und ließ seine Lippen dabei ihr Ohr streifen. »Ich hab dir gesagt, du sollst aufpassen, was du dir in der Dunkelheit wünschst«, flüsterte er ihr ins Ohr und konnte ihren Herzschlag regelrecht rasen hören.
»Raus aus meinem Kopf«, drohte sie ihm.
»Nein, es gefällt mir dort«, sagte er mit einem bösen Lächeln auf den Lippen und drückte sie enger unter sich gegen das Bücherregal. »Außerdem bist du die ganze verfluchte Zeit in meinem. Ist also nur fair.«
Ein gefährliches Funkeln trat in die Augen der Slytherin. »Wenn du nicht aufhörst, ständig in meine Gedanken einzudringen, werde ich—«
»Wirst du was?«, unterbrach er sie scharf. »Womit willst du mir drohen, Yaxley? Mit Adrian?« Mattheo schnaubte. »Oder deinem Daddy? Kann mir kaum vorstellen, wie enttäuscht er sein wird, wenn er herausfindet, dass seine Tochter nicht einmal die Grundkenntnisse der Okklumentik beherrscht.«
Zara spannte den Unterkiefer an und blinzelte.
Mattheo hatte ihre Schwachstelle gefunden.
Ihre Lippen begannen zu zittern und Mattheo brauchte einen Moment um zu erkennen, dass der brennende Hass den er plötzlich durch seine Venen pulsieren fühlte, gar nicht sein eigener war.
Sofort zog er sich aus ihrem Geist zurück.
Tränen glitzerten in den Augen der Slytherin, die sie hastig davon zu blinzeln versuchte, während sie wütend zu ihm aufsah. »Weißt du was? Fick dich, einfach Riddle«, brachte sie mit zittriger Stimme hervor. Überfordert von ihrem unerwarteten Gefühlsausbruch, trat Mattheo einige Schritte zurück, woraufhin sie sich an ihm vorbei schob und ohne sich noch einmal umzudrehen die Bibliothek verließ.
Seine Worte hatten sie offensichtlich verletzt und Mattheo wusste nicht was er in dem Moment mehr hasste. Das weinende Mädchen — oder sich selbst.
Mattheo ballte die Fäuste und trat aggressiv gegen eines ihrer Bücher, die immer noch auf dem Fußboden verteilt waren, bevor er sich ebenfalls umdrehte und in Richtung der großen Halle stolzierte, mit dem dringenden Bedürfnis jemanden lachend die Seele aus dem Körper zu foltern — oder wenigstens brutal zusammen zu schlagen.
𓆙
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