01. the sinner
TW: Gewalt
M A T T H E O
Bei Merlin, er hasste diese verfickte Schule.
Seufzend fuhr sich der Slytherin mit der Hand durch das Haar, brachte seine chaotischen, tiefbraunen Locken ein wenig in Ordnung und richtete seine silbergrüne Krawatte, bevor er durch die schweren Flügeltüren in die große Halle von Hogwarts trat.
Sofort war es totenstill und außnahmslos alle Blicke waren auf ihn gerichtet, selbst die der Professoren am Lehrertisch. Doch der Lockenkopf ließ sich nichts anmerken, hob das Kinn und stolzierte mit einem arroganten Lächeln auf den vollen Lippen zu dem langen Tisch auf der rechten Seite, der ausschließlich für die Schüler des Hauses Slytherin reserviert war.
Auf seinem Weg näherte er sich zwei schlacksigen Drittklässlern, die panisch zur Seite wichen und ihn mit aufgerissenen Augen unverhohlen anglotzten.
Sie hatten Angst vor ihm.
Mattheo hätte ihnen am liebsten lachend den Cruciatus durch ihre dürren Körper gejagt, ihnen gezeigt was wahre Angst wirklich bedeutete.
Doch eigentlich konnte er es den beiden Teenagern nicht einmal verdenken, denn schließlich war er der Sohn Lord Voldemorts, dem gefürchtetsten schwarzen Magier des vergangenen Jahrhunderts, über dessen bevorstehende Rückkehr schon seit geraumer Zeit im Tagespropheten spekuliert wurde.
Zwei Jahre hatte Mattheo die Hogwarts Akademie für Hexerei und Zauberei nicht mehr von innen gesehen, denn seine verhasste Erzeugerin Bellatrix Lestrange hatte ihn in dieser Zeit Zuhause unterrichtet, wenn man die Lehre der drei unverzeihlichen Flüche, die man zu Übungszwecken dann an vorbeilaufenden Muggeln ausführte, denn so nennen konnte.
Bellatrix hatte ihren Sohn vorbereitet.
Nicht nur auf die Rückkehr des dunklen Lords, sondern auch auf den damit einhergehenden Krieg, der nun unmittelbar bevorstand. Mattheo war neben Draco der jüngste Todesser in dunklen Regime seines Vaters, denn beide Jungs hatten mit gerade einmal Sechzehn das dunkle Mal verliehen bekommen.
Und nun hatte Lord Voldemort ihn zurück ins Schloss geschickt, um auch noch den letzten Slytherin auf ihre Seite zu ziehen, sie alle unter seine Kontrolle zu bringen. Freiwillig — oder durch den Cruciatus, wobei er natürlich letzteres immer vorziehen würde.
Denn nichts war überzeugender als der seelenzerfressende Schmerz eines unverzeihlichen Fluches, der einen um den Tod betteln ließ.
Flüchtig spähte der Slytherin hinüber zum Tisch der Gryffindor, presste die Lippen zusammen und verkniff sich so ein Grinsen, als er Potters entsetzten Gesichtsausdruck bemerkte, der es offenbar nicht fassen konnte, dass sein ach so geliebter Schulleiter Albus Dumbledore ihn angesichts der aktuellen Lage tatsächlich wieder in die heiligen Hallen der Hogwarts Akademie aufgenommen hatte.
Eine Tatsache, die er übrigens nur Severus Snape zu verdanken hatte, der für seinen ehemaligen Lieblingsschüler gebürgt- und Dumbledore irgendwie davon hatte überzeugen können, dass es sinnvoller war den Sohn des dunklen Lords wieder in Hogwarts studieren und seinen Abschluss machen zu lassen, dort wo sie ihn beide im Auge behalten konnten.
Der Slytherin war zufrieden mit sich, denn noch bevor sich Potter an diesem Morgen hatte ein Toast belegen können, hatte er ihm maximal den Tag versaut und saß nun grimmig am Gryffindor Tisch und warf ihm hasserfüllte Blicke zu, während er seinen Zauberstab unter dem Tisch fest umklammert hielt, als wollte er ihm jede Sekunde einen seiner erbärmlichen Expelliarmus Zauber entgegen jagen.
Mattheo wünschte sich, er hätte den Mumm dazu.
Nur dieses eine verfluchte Mal.
Nicht, dass Harry Potter jemals ein ebenbürtiger Gegner für Mattheo Riddle gewesen wäre.
Oder sonst irgendjemand.
Doch schon die reine Vorstellung davon, dem Auserwählten vor den Augen der ganzen Schule endlich zu geben, was er verdiente, befriedigte ihn auf eine Art und Weise, die kaum in Worte zu fassen war.
Eine Gruppe Ravenclaw Schülerinnen tuschelte und kicherte wie verrückt als er an ihnen vorbei ging, doch er würdigte sie keines Blickes. Mattheo war schon immer — neben Cedric Diggory — der absolute Mädchenschwarm von Hogwarts gewesen, denn er war unfassbar gutaussehend und das wusste er auch.
Er setzte sich auf einen Platz in der Mitte des Tisches, direkt neben Pansy Parkinson, die gerade damit beschäftigt war ihre Zunge tief in den Hals einer hübschen Blondine zu stecken.
»Nehmt euch ein Zimmer, Pans«, grinste Lorenzo Berkshire, der ihm gegenüber saß und gerade die neueste Ausgabe des Tagespropheten überflog.
»Lass sie doch Enzo, mich stört es nicht wenn sie rummachen«, sagte Blaise Zabini und grinste wie ein Honigkuchenpferd, als Pansy die Blondine auf ihren Schoß zog, woraufhin beide Mädchen kicherten.
»Mich auch nicht«, sagte Flint und richtete seine Hose, unter der sich deutlich etwas abzeichnete.
Voller Abscheu starrte Mattheo ihn an und wenn dieser pferdegesichtiger Bastard jetzt noch seinen Schwanz auspackte und sich darauf einen runterholte, würde Mattheo ihm ohne zu zögern die Kehle aufschlitzen und das noch vor seinem ersten Kaffee, das schwor er bei Merlins verficktem Namen.
»Und schon wieder eingelebt, Theo?«, fragte Enzo und riss ihn aus seinen alltäglichen Mordfantasien.
Die liebevollen braunen Augen des elitären Slytherin waren die einzigen, die nicht an Wärme verloren, wenn sie ihn ansahen. Mattheo war dankbar für ihre Freundschaft, denn auch wenn der wohlhabende Berkshire Erbe und er nicht unterschiedlicher hätten sein können, waren sie doch seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Enzo und das Anwesen seiner Eltern waren ihm seit jeher immer ein Zufluchtsort gewesen, um der flammenlosen Hölle des lichtlosen Lestrange Manor für eine Weile entkommen zu können.
»Hat sich nicht viel verändert«, sagte Mattheo mit einem verächtlichen Blick zum Lehrertisch, an dem sich McGonagall gerade mit Snape unterhielt. Der Lehrer für Zaubertränke spürte seinen Blick, schaute kurz in seine Richtung und nickte ihm unauffällig zu.
»Nein, alles wie immer«, sagte Enzo grinsend, als sich Crabbe und Goyle plötzlich mitten am Frühstückstisch zu prügeln anfingen, denn keiner hatte dem anderen freiwillig das letzte Stück gebratenen Speck überlassen wollen, woraufhin es sich Theodore unbemerkt mit zauberstabloser Magie vom Teller angelte. »Habt ihr erbärmlichen Hohlfritten nach all den Jahren immer noch nicht verstanden, dass sich diese verfluchten Teller alle fünf Minuten wieder auffüllen?«, hörte Mattheo Draco seine Freunde zurechtweisen, doch seine Aufmerksamkeit galt bereits etwas anderem.
Etwas, das dem Sohn des dunklen Lords für einige Sekunden die Atemluft aus den Lungen stahl.
»Hier drüben, Zara Liebes«, rief Enzo fröhlich.
Der Erbe Slytherins spannte die Muskeln in seinem Unterkiefer an, als er das Mädchen erblickte, dass sich im nächsten Augenblick neben Enzo auf die Bank fallen ließ und ihm somit genau gegenüber saß.
Ihr Haar war jetzt dunkler und länger, reichte ihr nun fast bis zur Taille und schimmerte wie Seide im Licht der aufgehenden Sonne, die jetzt durch die prachtvollen Fenster in die große Halle schien.
Ihre vollen, sinnlichen Lippen hatten einen blassrosa Farbton und ihre Augen.. Merlin.. Wie konnte er ihre bezaubernden Augen nur vergessen haben?
Zara Yaxley war immer schon ausgesprochen hübsch gewesen, doch in den letzten zwei Jahren war sie zu einer jungen Frau herangewachsen, deren sirenenhafte dunkle Schönheit die Blicke aller anwesender Jungs in der großen Halle auf sich zog.
Die Slytherin schob sich eine ihrer dunklen Strähnen hinters Ohr, glättete mit ihren makellos manikürten Fingern den dunkelgrauen Rock ihrer Schuluniform und rückte das Abzeichen der Vertrauensschülerin zurecht, das voller Stolz auf ihren smaragdgrünen Pullover gepinnt war, bevor sie das Kinn hob und Mattheo direkt in die dunklen Augen blickte.
Der Erbe Salazar Slytherins zwang sich ruhig zu atmen, denn es kostete ihn alle Kraft seiner Selbstbeherrschung, sich nicht über den Tisch zu lehnen, sich ihre Strähnen purer Dunkelheit um die rauen Finger zu wickeln, während er ihr tief in die Augen sah, bevor er seine Lippen auf ihre drückte und sie vor aller Augen zu seinem Mädchen erklärte.
»Hey Mattheo«, sagte sie und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln. Im nächsten Augenblick setzte sich niemand anderes als Adrian Pucey neben sie auf die Bank und legte seinen Arm um das Mädchen.
»Hast du gut geschlafen, Babe?«, fragte er und drückte sie besitzergreifend eng an sich. »Du siehst heute wirklich besonders sexy aus.« Sie nickte lächelnd und küsste ihn dann auf die Lippen.
Mattheo hatte die Hände unter dem Tisch so fest zu Fäusten geballt, dass die Adern auf seinen muskulösen Unterarmen nun deutlich sichtbar hervortraten und die unheilvolle Schlange seines dunklen Mals beinahe schwarzes Gift spuckte.
In was für einer Welt lebte er, in der jemand wie Adrian Bastard Pucey ein Mädchen wie Zara Yaxley verdiente? Er versuchte ruhig zu atmen und widerstand dem Drang den Zauberstab aus seinem Umhang zu ziehen und ihm einen Schockzauber in die Brust zu jagen, die Hand der Slytherin in seine zu nehmen und sie weit weg von ihm zu bringen.
Was zur Hölle war los mit ihm?
Mädchen scherten ihn normalerweise einen Dreck, denn Mattheo hatte weder die Zeit, noch die Nerven für ihr Drama, doch jetzt empfand er etwas, was er noch nie zuvor auf diese Weise gefühlt hatte.
Eifersucht.
Doch Zara bedeutete ihm nichts.
Denn sie war nichts weiter als die Tochter von Corban Yaxley, einem stiefelleckenden Todesser, auf den der dunklen Lord nicht allzu gut zusprechen war, so wie auf die meisten anderen seiner Anhänger, die sich in den Jahren seines Verschwindens nicht einmal die Mühe gemacht hatten, ihn zu suchen.
»Schön das du wieder da bist«, sagte sie freundlich und nahm sich ein Brötchen, begann es zu buttern.
»Mh«, entgegnete der Lockenkopf mit zugeschnürter Kehle, denn die Eifersucht, die wie das Gift einer Schlange durch seine Venen pulsierte, ließ ihn kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Mit sehnigen Händen umklammerte Mattheo seine Kaffeetasse, setzte sie an seine Lippen und leerte sie in einem Zug.
Der Kaffee war schwarz wie seine Seele und so verflucht heiß, dass er ihm beinahe die Speiseröhre verbrannte, doch er zuckte nicht mal mit der Wimper, spürte überhaupt keine Schmerzen mehr, denn Mattheo war schon seit Ewigkeiten innerlich tot.
»Sag mal, ist alles okay«, fragte Enzo mit gedämpfter Stimme, dem absolut nie etwas zu entgehen schien.
»Alles bestens, Enzo«, entgegnete Mattheo knurrend, sprang ohne ein weiteres Wort auf und stolzierte mit wehendem Schulumhang aus der großen Halle, um so viel Abstand zwischen Pucey und sich zu bringen, bevor er ihm noch mit seinem liebsten aller unverzeihlichen Flüche die Knochen brach.
Seine Schultern bebten immer noch vor Zorn und rasender Eifersucht, als er schweren Schrittes um einen Korridor bog, bevor die Dunkelheit aus dem Erben Salazar Slytherins hervorquoll wie Nebel.
Seine Augen suchten den Korridor ab und fanden einen rothaarigen Hufflepuff des Abschlussjahrgangs, der am Ende des Flures in ein Buch vertieft gegen die karge Steinwand lehnte und ihm durch seine Art schon früher ein Dorn im Auge gewesen war. Dunkelheit quoll aus jeder seiner Poren und flutete den Gang mit Schatten, während er in langsamen Schritten auf sein ausgewähltes Opfer zu lief.
Der Rotschopf bemerkte seine Anwesenheit, hob das Kinn und warf ihm einen zutiefst ablehnenden Blick zu. Doch in der Sekunde, in welcher der Hufflepuff die Wut in Mattheos Augen und damit auch seine Lage erkannte, hatte Mattheo ihn bereits am Kragen seiner Schuluniform gepackt und ihm seine Faust ins Gesicht geschlagen. Und erst, als seine Fingerknöchel aufgerissen waren und das Adrenalin der ausgeführten Gewalt ihn durchströmte, hatte er das Gefühl endlich wieder etwas durchatmen zu können.
Auch, wenn es nicht lang anhalten würde.
Mit einem teuflischen Grinsen auf den Lippen starrte Mattheo auf den vor Schmerz jammernden Hufflepuff zu seinen Füßen, beugte sich vor und wischte sich seine blutigen Hände seelenruhig an dessen Schulumhang ab, bevor er fröhlich pfeifend an den völlig entsetzt dreinblickenden Portraits vorbei stolzierte, die alles mitangesehen hatten.
Doch niemand von ihnen würde sich trauen, ihn bei einem Lehrer, geschweige denn Dumbledore zu verpetzen, denn selbst gemalte Hexen und Zauberer fürchteten sich vor der Wut des dunklen Sohnes.
Mattheo trat hinaus auf den Verwandlungshof, lehnte sich dort gegen die Mauer und zog eine Zigarette aus der Schachtel in seinem Umhang, schob sie sich zwischen die Lippen und entzündete sie mit zauberstabloser Magie. Tief inhalierte der Erbe Slytherins den Rauch in seine Lungen, doch weder die rohe Gewalt, noch das Nikotin schafften es, die Slytherin aus seinen Gedanken zu verdrängen.
Zara bedeutete ihm nichts.
Sie durfte ihm nichts bedeuten.
Denn der dunkle Lord hatte seinen Sohn mit einer wichtigen Aufgabe zurück nach Hogwarts geschickt und er konnte sich keine Ablenkung erlauben.
Ganz gleich wie hübsch sie auch war.
𓆙
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