Kapitel 5


• V A L E N T I N •

"Lenny, du übertreibst total!" "Ahja, ich übertreibe also, wenn ich mir Sorgen um meine Schwester mache, die sich jedes gottverdammte Mal in irgendeine Scheiße reinreitet? Das ist ja wirklich sehr interessant", brumme ich und halte ihr genervt die Tür auf, während sie das Haus betritt. "Das ist ja überhaupt nicht wahr. Und was kann ich denn dafür, wenn ich kein Geld dabei hatte?" Ich verdrehe die Augen. "Es gab Pizza! Das war nun mal ein Notfall. Komm schon, du hättest genauso gehandelt."

Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, dass ich die Intelligenz von uns beiden abbekommen habe.

"Hast du schon ein paar Freunde gefunden?", fragt sie, während ihr Rucksack seinen Platz in der nächsten Ecke findet. "Natürlich nicht, warum frage ich erst? Du bist ja viel zu inkompetent, um ein soziales Leben zu führen." "Jaja, weil ich so schlimm bin, bla bla bla." "Also der Junge heute früh war echt süß. Nur schade, dass mein dummer Bruder mich von ihm wegziehen musste. Peinlicher ging es wohl auch nicht oder?"

Ich zucke gleichgültig mit den Achseln und gehe in die Küche. Unsere Eltern sind unterwegs - Dad ist wie immer schwer mit seiner Firma beschäftigt, während Mum wahrscheinlich für irgendeine Wohltätigkeitsveranstaltung unterwegs ist. Und meist sind sie bis spät abends unterwegs.

"Also ich habe zumindest schon viele coole Leute kennengelernt und ich wurde sogar schon eingeladen, morgen bei einer Gruppe am Tisch zu sitzen", erzählt sie stolz. Mir ist das aber vollkommen egal. "Okay, ich verstehe es nicht ganz, warum erzählst du mir das alles nochmal?" Meine Schwester stöhnt genervt auf. "Das frage ich mich auch. Ich gehe hoch auf mein Zimmer und telefoniere mit meinen neuen Freunden!" "Na dann, viel Spaß." "Jaaaaa, den werde ich auch haben!", schreit sie mir entgegen und stampft dann die Treppen nach oben.

O man, kleine Geschwister sind so anstrengend! Wir haben uns sonst eigentlich immer ziemlich gut verstanden, aber seit es hieß, dass wir zurück nach 'Hause' gehen würden, hat sich unser Verhältnis ziemlich verschlechtert.

Ständig streiten wir uns und schreien zuletzt auch. Eigentlich normal zwischen Geschwistern, aber es ist doch etwas anderes.

Kopfschüttelnd setze ich mich an den Essensbereich und krame meinen Laptop aus meinem Rucksack. Okay, ich gebe zu, dass ich ihn überall mit mir herumtrage. Und ja, es ist möglicherweise leichtsinnig von mir, aber ganz ehrlich, was soll's?

Meine Eltern wollen doch unbedingt ein schönes Familienverhältnis aufbauen - da können sie mir im Notfall auch einen neuen Laptop kaufen.

Ihr sollt jetzt keinen schlechten Eindruck von mir haben, ich bin nicht arrogant. Ich will lediglich dafür sorgen, dass sie mich zurück ins Internat schicken.

Zurück in mein wirkliches Zuhause.

Das Piepen meines Smartphones reißt mich aus meinen Gedanken. Eine unbekannte Nummer. Verwirrt gehe ich auf den Chat, stocke dann aber, als ich das Profilbild sehe.

Es ist dieser Anton.

Was will er denn von mir? Gott, es war wohl doch ein Fehler, ihm meine Nummer zu geben. Ich hätte es wissen müssen.

Merkt der Typ denn nicht, dass er bei mir mit seinem blöden gay Zauber, oder was der auch so gerne in der ganzen Welt verbreiten will, nichts erreicht?

Unbekannt [15:02]: Hey, Schnuckelchen...

Valentin [15:02]: Was willst du, Anton? Und lass gefälligst diesen bescheuerten Spitznamen sein!

Unbekannt [15:02]: Ach, Sweety, du hast mich gleich erkannt. Ich bin gerührt 😢😘

Augenverdrehend speichere ich seine Nummer ein und hole mir etwas zu trinken. Währenddessen piept mein Handy mehrere Male.

Wie nervig kann man nur sein?!

Anton [15:03]: Weißt du, ich bin der Meinung, dass aus uns wirklich etwas werden könnte...

Anton [15:03]: Freunde natürlich.

Anton [15:03]: Mit gewissen Vorzügen 😜

Kann ich das schon als sexuelle Belästigung zur Anzeige geben? Das ist noch nicht normal, wie der abgeht.

Valentin [15:04]: Kannst du nicht einfach sagen, was du von mir willst? 🙄

Anton [15:04]: Habe ich doch gerade 😏

Valentin [15:05]: Alter, ich bin nicht schwul, kapiert? Also lass mich gefälligst in Ruhe.

Anton [15:05]: 💔💔

Anton [15:05]: Willst du wenigstens morgen am Tisch meiner Freunde sitzen? Schließlich kennst du noch niemanden 🤗

Valentin [15:06]: Nein, danke. Darauf kann ich getrost verzichten. Lässt du mich jetzt endlich in Frieden?

Anton [15:07]: Du hast einen Anton sehr traurig gemacht...

Valentin [15:07]: Er wird es überleben.

Ich lege mein Smartphone zur Seite und ignoriere die nächsten Nachrichten von ihm, mache mir schnell einen leckeren Eisbecher und gehe damit ins Wohnzimmer, um es mir auf der Couch bequem zu machen.

Meine Lieblingsnerds aus 'The Big Bang Theory' sollen mich von diesem dummen Tag ablenken. Doch leider habe ich keinen Spaß mit Flaggen, welcher immer so schön von Sheldon präsentiert wird. Meine Gedanken schweifen ständig ab.

Ich glaube nicht, dass es allzu gut sein wird, wenn dieser Schwule ständig um mich herum schwirrt. Es ist ja schon merkwürdig, dass er es überhaupt macht. Was fasziniert ihn denn bitteschön so an mir?

Kann er sich nicht an irgendeinem Footballspieler ranmachen?

Was ich wirklich gar nicht gebrauchen kann, ist so ein notgeiler Homo...und das werde ich ihm schon noch irgendwie klar machen.






Wie findet ihr die Story bisher?

Habt ihr Mitleid mit dem ach so armen Valentin? Also ich bin ja sehr von Anton angetan 😂 er weiß halt genau, was er möchte...

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