Kapitel 44

• A N T O N •

"Es scheint alles vorbereitet zu sein. Der Schulleiter muss es nur noch abzeichnen, dann kann unser Projekt starten", meint Louis erfreut und klopft mir auf die Schulter. Ich bemühe mich um ein Lächeln. "Das klingt gut. Dann schaue ich übers Wochenende nochmal über alles, damit er die Unterlagen Montagmorgen auf seinem Tisch hat." "Das könnte ich auch mach-" "Kein Problem", winke ich ab und stehe auf, "Ich sollte jetzt zum Unterricht." Wir verabschieden uns voneinander und während ich den Hefter in den Rucksack einstecke, mache ich mich auf dem Weg ins Klassenzimmer.

Dort werde ich dann Valentin sehen. Es war merkwürdig, ohne ihn einzuschlafen. Und heute Morgen nicht in seinen Armen aufzuwachen.

Er war lieber bei diesem Elias, seinem Kumpel. Ich habe ihn gestern auf allen sozialen Netzwerken gesucht und gefunden. Sein Gesicht ist mir sofort bekannt vorgekommen!

Valentin darf uns niemals miteinander vorstellen. Das würde alles kaputtmachen. Und er würde es vollkommen falsch verstehen.

Seufzend klopfe ich an der Tür, einen Moment später höre ich ein "Herein!". "Entschuldigen Sie, ich musste noch zu Louis sprechen", sage ich, als ich die Tür hinter mir zumache. Unsere Erdkundelehrerin winkt lächelnd ab und meint, ich solle mich setzen.

Ich spüre den Blick meines Freundes auf mir, als ich meine Schulsachen auspacke. Über die Schulter lächle ich ihm kurz zu und schaue dann für den Rest des Unterrichts nach vorne.

Er wartet später an meinem Spind auf mich. "Was machst du hier?" "Ich wollte mit dir sprechen." "Kann das auch warten? In ein paar Minuten geht der Unterricht weit..." Valentin schüttelt den Kopf und zieht mich auf einmal hinter sich her. "Valentin, was tust du-" "Wir reden jetzt. Egal, wie lange es dauert." "Aber ich..." Er drängt mich in eine Besenkammer und schließt hinter sich ab. "Man, Valentin!"

"Was ist los mit dir?" "Was meinst du?" Der Lockenkopf kommt ein paar Schritte näher, sodass ich schnell in diesem kleinen Raum an der Wand gepresst bin. "Ist es wegen Elias?" Ich öffne den Mund, es kommt aber kein Ton heraus. "Wenn es dich so gestört hat, dass ich gegangen bin, warum hast du es mir denn mit gesagt? Wir hätten sicherlich eine Lösung gefunden", er legt seine Arme um mich, "Schatz." Ich presse mich an ihm, atme seinen vertrauten Geruch ein, den ich so sehr liebe. "Es tut mir leid. I-ich habe dich nur so vermisst diese Nacht."

Valentin haucht mir einen Kuss auf meinem Hals. "Du hast mir auch gefehlt. Glaube mir. Ich liege viel lieber neben dir als neben diesem schnarchenden Idioten", er lacht an meinem Hals, "Du kannst dir nicht vorstellen, wie laut er sein kann."

Doch, kann ich leider viel zu gut.

Die Schulklingel erklingt, doch Valentin lässt mich nicht los. "Weißt du, ich habe von uns geträumt." Nun bildet sich doch ein Lächeln um meine Lippen. "Ach ja? Was haben wir denn gemacht?" "Du weißt scho-" "Nein, ich kann mir gar nicht vorstellen, wovon zu geträumt haben könntest", erwidere ich und hebe provokant eine Augenbraue. "Willst du es mir verraten?" Valentin schaut mir tief in die Augen. In ihnen blitzt etwas Gefährliches auf. "Ich zeige es dir lieber", haucht er und presst einen Augenblick später seinen Mund auf meinem. In meinem Bauch beginnen die Schmetterlinge herumzufliegen.

Ich fühle mich in seiner Gegenwart so verdammt wohl. Es ist, als hätte das Schicksal uns zusammengefügt - obwohl ich nicht an sowas glaube...

Wir beide gehören einfach zusammen! Das wurde bei unserer Geburt festgelegt - das glaube ich!

Als ich seine Hand spüre, wie sie unter meinen Pullover verschwindet, rücke ich ein Stück weg. "Das ist keine gute Idee." Er zieht mich wieder enger an sich. "Hier kommt doch keiner rein-" "Ich bin potentieller Schulsprecher, Valentin. Sex in einer Besenkammer der Schule macht sich nicht so gut in der Wahlkampagne." Schmunzelnd legt er eine Hand auf meine Wange und streicht mit seinem Daumen über meine Haut. "Du bist so wahnsinnig süß." "Das hört man vom eigenen Freund doch gerne", brumme ich augenverdrehend und schmiege mich dann wieder an ihm. "Ich kann es kaum erwarten, dich wieder bei mir zu haben." "Darauf freue ich mich auch schon, das kannst du mir glauben. Aber, ähm, wenigstens sehen wir uns morgen auf dem Event-" "Ach, tanzt du dann auch mit mir?", ziehe ich ihn auf, weiche ihm dann aus, als er beginnt, mich zu kitzeln.

"Du bist unfair. Hör auf, mir ein schlechtes Gewissen zu machen." "Ich bin dir nicht böse. Jedes Outing ist schwer. Besonders wenn man so einen Idioten wie deinen Dad als Vater hat. Doch weißt du, vielleicht haben wir Glück und ein Meteorit trifft ihn, dann wären alle Probleme verschwunden." "Schatz." Seine Stimme ist ermahnend. "Entschuldige. Es wird nur noch schwerer, uns zu treffen, wenn ich erst nächste Woche das Praktikum in der Kanzlei beginne. Dann sehen wir uns so wenig-" "Das ist alles eine Sache der Organisation, Anton."

Deshalb liebe ich ihn. Er weiß ganz genau, was er zu sagen hat, um mich zu beruhigen. Er ist einfach der beste!

"Heißt das, wir könnten eventuell in einem recht guten Restaurant zu Abend essen, in welchem zufälligerweise meine Schwester arbeitet?" "Fragst du mich gerade nach einem Date?" "Möglich. Es kommt darauf an, wie deine Antwort lautet." Lächelnd haucht er mir nochmals einen Kuss auf die Lippen und befördert mich damit in den Himmel. Ich würde mal behaupten, dass ich das als ein "Ja" deuten kann.

"Ich liebe dich", murmelt er, was mich zum Schmunzeln bringt. "Wie sehr?" "So sehr, dass ich so einiges für dich opfern würde." "Ach, nicht alles?", scherze ich und kassiere dafür einen spöttischen Blick. "Mir reicht es schon vollkommen, dass du an meiner Seite bist, Valentin. Mehr brauche ich nicht", sage ich und küsse ihn.

Eine ganze Weile stehen wir nur so da, Arm im Arm, unsere Münder aufeinander gepresst. Ohne die langen Küsse zu unterbrechen, schiebt er seine Hand in meine Potasche. Es ist angenehm, kein bisschen aufdringlich. In diesem Moment könnte er mich zu alles verführen, ich würde nichts dagegen sagen. Es ist zwar nur eine harmlose Fummelei, aber trotzdem macht es mich verrückt.

Irgendwann lösen wir uns schweratmig voneinander und schauen uns an. In seinen Augen spiegelt sich die Leidenschaft und Liebe, die er für mich empfindet.

"Sag mal", meint er, während er nach Luft schnappt, "Warum trägst du eigentlich eine Brille?" "Keine Ahnung, manchmal habe ich Lust darauf." "Damit sendest du aber ganz falsche Signale. Man könnte ja denken, dass du intelligent bist." "Hahaha, wie witzig du heute wieder bist", erwidere ich pampig und schlage ihm gegen die Brust. "Du liebst mich doch dafür." "Valentin, wenn du eines nicht besitzt, dann ist es Humor." "Ey!"









Anton kennt Elias. Welche Rolle spielt er in seinem Leben? Offenbar will er nicht, dass Valentin davon erfährt...

Zwischen den beiden scheint wenigstens alles in Ordnung zu sein.

Hoffentlich wird es beim Charité Event so gut laufen, wie sie es sich vorstellen.

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