Mittagspause

Die 90 Minuten bis zur Mittagspause erscheinen mir endlos. Die Zeiger der Uhr an der Wand bewegen sich kaum und ich kann mich nur schwer auf meine Aufgaben konzentrieren. Dauernd schaue ich auf mein Handy, ob Tate vielleicht doch nochmal eine Nachricht geschrieben hat. Aber hat er nicht. Wieso sollte er auch? Er ruft ja gleich an. Bei dem Gedanken daran schlägt mir mein Herz bis zum Hals.
Was kann er denn nur wollen?

Endlich ist es nach 12 Uhr, aber ich werd immer aufgeregter und bin inzwischen nicht mehr sicher, ob ich will, dass es 12.35 Uhr wird. Ich bin hin und her gerissen zwischen Angst und Vorfreude.
Die letzten paar Minuten arbeite ich gar nicht mehr, sondern warte nur noch darauf dass es endlich 12.30 Uhr wird und ich los kann.

Endlich ist es soweit, ich rufe den Kollegen zu, dass ich heute meine Mittagspause draußen verbringe, schnappe mir meine Handtasche und haste aus der Tür. Erst draußen fällt mir auf, dass ich meine Jacke vergessen habe, aber da ich eh oft ohne unterwegs bin und heute die Sonne scheint, beschließe ich nicht mehr zurück zu gehen.
Also steuere ich den nahegelegenen Park an, denn dort kann ich bestimmt irgendwo ungestört telefonieren.

Direkt zu Beginn des Parks entdecke ich eine unbesetzte Bank in der Sonne und nehme sie in Beschlag.
Ich nehme mein Handy aus der Handtasche, es ist 12.33 Uhr. Also habe ich noch 2 Minuten Schonfrist. Mein Mund wird ganz trocken...Mist, ich hätte etwas zu trinken mitnehmen sollen. Stattdessen suche ich in meiner Tasche nach einem Bonbon oder Kaugummi, um den Durst wenigstens ein bisschen lindern zu können.
Als ich mir das gefundene Kaugummi in den Mund schiebe, klingelt mein Handy. Genau um 12.35 Uhr.

"Hallo?" melde ich mich. Aus dem Hörer klingt die tiefe volltönende Stimme von Tate: "Hi Kleines, hast Du es gut in die Mittagspause geschafft?". Seiner Stimme kann man das Grinsen förmlich anhören. "Ja, das hab ich", und dabei stiehlt sich auch ein Grinsen auf meine Lippen, obwohl Tate mich so verunsichert. "Wohin hast Du Dich denn zurückgezogen, um ungestört zu sein?" fragt mich Tate. "In einen Park, das Wetter ist ja so schön" antworte ich schnell. "Stimmt, aber es ist noch ganz schön kühl, hoffentlich bist Du warm genug angezogen" entgegnet Tate und klingt dabei irgendwie ein bisschen streng. Ich schaue an mir herunter. Naja, richtig warm angezogen bin ich nicht, aber es wird schon gehen und deshalb antworte ich auch: "Es geht schon". Tate höre ich tief ausatmen und als er "Du musst darauf achten Sienna, ich will nicht dass Du krank wirst" antwortet, höre ich seiner Stimme Unzufriedenheit an. Das gefällt mir nicht. Als ich noch versuche dieses Gefühl zu ergründen, redet Tate weiter: "Aber gut, ich möchte etwas mit Dir besprechen, Kleines. Aber zuerst möchte ich wissen, wie es Dir nach gestern geht. Ist alles in Ordnung?". Sofort muss ich lächeln, da es ihn wirklich zu interessieren scheint. "Ja, es ist alles in Ordnung. Ich fühle mich gut...und mir hat das gestern gut gefallen", beim letzten Teil des Satzes ist meine Stimme immer leiser geworden. Tate lacht leise "Oh Süße, mir hat es auch gefallen. Es macht Spaß Dir dabei zuzusehen beziehungsweise zu zu hören wie Du Dich selbst entdeckst. Und ich glaube da gibt es noch eine Menge zu entdecken...und wie geht es meiner Pussy?". Das lässt mich stutzen "Deiner?" frage ich nach. Tate lacht wieder "Oh ja Kleines, diese Pussy gehört eindeutig mir, schließlich habe ich Dir gesagt wie sie zu bespielen ist." antwortet Tate. Über sein Selbstbewusstsein muss ich ein wenig schmunzeln. Und eine schlagfertige Antwort fällt mir nicht ein. Also schaue ich mich um, um sicherzugehen, dass bloß niemand in der Nähe ist und antworte "Der geht es gut. Danke der Nachfrage", den Sarkasmus kann ich mir einfach nicht verkneifen.
Tate lacht wieder und ermahnt mich ein wenig, es nicht zu bunt zu treiben, aber er scheint dabei eher amüsiert als sauer.

Kurz herrscht ein angenehmes Schweigen zwischen uns. Dann spricht Tate wieder: "Sienna, ich bin froh, dass Dir unsere Spiele am Wochenende Spaß gemacht haben. Wie gesagt, macht es mir ebenfalls viel Spaß Dir dabei zuzusehen, wie Du Dich selbst entdeckst, denn da ist noch einiges." Ich kann hören, wie Tate wieder grinst während er weiter spricht: "Ich möchte nur sicher gehen, dass Du ungebunden bist und auch möchtest, dass es weiter geht."

Ich muss nicht lange überlegen als ich antworte: "Ja, das möchte ich Tate. Die letzten Tage...wie soll ich es sagen? Habe ich mehr über mich gelernt als in den letzten Jahren zusammen. Und ich habe derzeit keinen Freund oder so. Ich möchte wirklich gern, dass es weiter geht." Kurz halte ich die Luft an. Nicht nur weil ich auf Tates Antwort warte, sondern auch weil ich mich ein wenig über mich selbst wundere. Ich war bisher noch nie so offen zu jemanden. Und dann ist es jetzt jemand, den ich eigentlich gar nicht kenne. Aber die Worte sind einfach so aus mir heraus gesprudelt und ich meine sie ernst. Nur erklären kann ich es mir nicht.

Tate antworte nach einer kurzen Pause: "Dann soll es so sein".

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