41. Alci fidem servare (Teil 3)
„Wann hattest du bittevor mir das zu sagen?", fragte Bellatrix hitzig und zeigte aufNarcissas Unterleib. Narcissa wusste nicht, was sie sagen sollte. Sieschämte sich, dass sie nicht daran gedacht hatte ihr etwas zu sagen,aber sie war sich sicher, dass es so besser gewesen war. HätteBellatrix davon gewusst, hätte es nicht lange gedauert und derdunkle Lord hätte auch davon gewusst. Es war schon schlimm genug,dass er in wenigen Minuten zwangsläufig davon erfahren würde.
„Bella, bitte... ich-"
„Nichts Bella bitte! Du trennstdich von deinem Mann und sagst mir nichts davon! Du bist schwangerund sagst mir nichts davon! Ich bin deine Schwester verdammt nochmal, wieso sagst du mir so etwas nicht?"
„Es... es kam soüberraschend..."
„So überraschend, dass du mir über 7Monate oder sind es vielleicht sogar schon 8?"
Narcissa senktebeschämt den Kopf.
„Merlin, Narcissa! Du schaffst es in allden Monaten, egal wie überrascht du warst, nicht deiner einzigenSchwester zu sagen, dass du wieder ein Kind bekommst?!", Bellatrixkam Narcissa bedrohlich nahe. Sie konnte sehen, dass ihre Schwesterverletzt war, aber sie konnte es nun einmal nicht ändern. Natürlichhätte sie sich nichts mehr gewünscht, als ihrer Schwester freuestrahlend davon zu berichten, dass sie ein zweites Kind bekam, dassLucius und sie überglücklich waren und besonders Draco sich aufsein kleines Geschwisterchen freue, aber so war es nun einmal nicht.Bella konnte das nicht verstehen.
„Das ist alles nicht soeinfach! Wir leben in schweren Zeiten und das weißt du. Denkst duetwa ich finde es schön, dass ich meinem Alter noch einmal schwangerwerde und dass obwohl ich erst vor wenigen Monaten Draco habe gehenlassen müssen? Glaubst du wirklich, ich werde damit hausieren gehen,dass mein Mann mich von Zuhause rausschmeißt, weil ich schwanger vonihm bin und ihm nicht gleich etwas davon gesagt habe? Das warverdammt hart für mich, Bella! Wieder muss ich mein Kind im Krieggroßziehen! Das wollte ich nie wieder tun müssen."
Bellatrixwar überrascht, ob Narcissas Gefühlausbruch. So kannte sie ihreSchwester gar nicht. Nun wischte sie sich auch noch verstohlen überdie Augen.
„Cissa...", sagte sie sanft wie selten. „Es tutmir Leid, okay? Ich ... ich war einfach nur überrascht..."
Narcissaschluckte schwer, nickte aber. Ihr wäre es sicher ähnlich gegangen,hätte sie ihre Schwester plötzlich schwanger gesehen.
Ihr ging es nicht gut unddies machte die ganze Situation noch schlimmer als ohnehin schon. Siesollte sich setzten, große Aufregungen taten ihr und ihrem Kindnicht gut. Narcissa lehnte erschöpft den Kopf gegen die Wand undschloss die Augen. Sie hatte eine solche Angst, solch eine innereAnspannung in sich, dazu die Aufregung mit Bellatrix. Sie würde dasnicht mehr lange aushalten. Das schien auch ihre Schwester zumerken.
„Cissi, ist alles okay?", fragte sie und ging einenSchritt auf ihre Schwester zu. Gerade rechtzeitig, um sie stützen zukönnen.
Narcissa war so schlecht, hätte sie ihre Augen nichtschon geschlossen, so hätten sicher schwarze Punkte vor ihren Augengetanzt.
„Narcissa!", japste Bellatrix, die es gerade nochschaffte, die Arme um die Schultern ihrer Schwester zu legen.Gemeinsam sanken sie zu Boden.
„Narcissa, bitte – sie michan!", bat Bella. Verbissen versuchte sie ihre Panik von sich zuschieben. Sie musste die Ruhe bewahren, nur so würde sie Narcissahelfen können, die endlich wieder die Augen öffnen konnte.
„Washast du?"
Narcissa vergrub ihr Gesicht in Bellatrix' Umhang.Ihr war egal, dass er den schwefligen Geruch des Todes verströmte.Sie brauchte jetzt einfach jemanden, an dem sie sich festhaltenkonnte. „Ich kann nicht mehr, Bella. Ich möchte da nichtrein."
„Du brauchst keine Angst haben, Cissa. Jeden, der blödguckt, werde ich höchstpersönlich verfluchen."
„Das ist esnicht..."
„Der dunkle Lord?", Narcissa gefiel schon nichtder Tonfall mit dem Bellatrix das sagte. Diese ehrfürchtige,bedingungslose Unterwürfigkeit, das konnte nicht richtig sein.
Wennsie auch entsetzliches Herzklopfen bekam, nickte sie.
Bellatrixredete beruhigend auf sie ein. Sie brauche sich nicht sorgen, solange sie hinter den Idealen und Taten des Masters stünde, könneihr gar nichts passieren. Sie müsse den dunklen Lord verstehen, erbräuchte nun die volle Unterstützung aller und nach derEnttäuschung mit Draco wäre es nur verständlich, dass er sichabsichern wollte. Sie erinnerte ihn an Lucius, er hatte das gleichegesagt. Aber weder Lucius, noch Bellatrix merkten, dass sie Narcissanur noch mehr verunsicherten. Sie konnte einfach nicht mehr hinterdem dunklen Lord stehen, es ging nicht und das würde er merkten. Waser dann mit ihr tun würde, daran wollte sie gar nicht denken.
So sehr sie sich auch umihre kleine Schwester kümmerte, so drängte sie Narcissa dennochwieder hineinzugehen, der dunkle Lord sei sicher schon da.Schließlich nahm Narcissa ihren gesamten Mut zusammen.
Im Inneren erwartete sie eine lange Holztafel mit darumgestellten Stühlen. Einige der versammelten Todesser saßen schon,andere standen im Raum verteilt. Als Narcissa und Bellatrix gemeinsamden Raum betraten, traute sich niemand sie anzusehen. Narcissavermutete, dass Bella ihren berühmten Todesblick aufgesetzt hatteund dies der Grund war, wieso die eigentlich doch so bösen Männersich scheuten.
Nur Lucius unterbrach sein Gespräch und kamsofort auf sie zu.
„Narcissa." Besorgnis erfüllte seineStimme, als er die Schwäche seiner Frau bemerkte. „Du solltestdich setzten.", sagte er und drückte sie sogleich auf einen derStühle. Er setzte sich daneben und strich ihr über die Wange.
„AahLucius. Narcissa.", schnarrte plötzlich eine eisige Stimme, dieselbst Lucius die Nackenhaare aufstellen ließ. Lord Voldemortpersönlich schlich durch die Reihen seiner Anhänger und winkte dieletzten Ankömmlinge zu sich.
Narcissas Hände begannen zuzittern und schwitzen. Zu ihrer Überraschung spürte sie, wie Luciusdanach griff und ihre Hand sanft drückte. Trotz allem war sie sofroh ihn zu haben. Würde sie ihn nicht so lieben, würde sie dasalles nicht ertragen können.
Sobald Narcissa sich derAnwesenheit Voldemorts bewusst war, begann sie augenblicklich ihreGedanken zu verschließen. Es war schwierig den dunklen Lord durchOkklumentik aus der eigenen Gefühls- und Gedankenwelt fernzuhalten.Er war stark und wenn er es darauf ausgelegt hatte, die tiefstenGeheimnisse seines Gegenübers zu erfahren, so war es mehr alsschwierig ihn davon abzuhalten.
Das Treffen begann.
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Hätte man Narcissa spätergefragt, worüber bei dem Treffen gesprochen wurde, so hätte sienichts dazu sagen könnten. Ihre Anspannung verschloss ihre Ohren.Wann immer sie es schaffte, sie für einen kurzen Momentabzuschütteln, so rauschte das Blut in ihren Ohren so laut, dass siees einfach nicht schaffte einen Sinn in die gehörten Worte zubringen. Es ging wohl um einen geplanten Angriff, wie Lucius ihrspäter erklärte, aber das war noch nicht alles. Lord Voldemorthatte natürlich nicht lange gebraucht, um über Narcissas Zustand zuerfahren. Seine Reaktion fiel milder aus als Gedacht. Er machte zwarein überraschtes Gesicht und fragte Lucius, ob er immer gleich soschnell darin wäre für Nachschub zu sorgen, jetzt wo Draco keinThema mehr war, aber nachdem er und seine Anhänger ein wenig gelachtund Lucius scharlachrot angelaufen war, wandte er sich wieder demeigentlichen Thema zu. Treue. Der dunkle Lord ließ anklingen, dasser das Gefühl habe, dass manche es nicht ganz ehrlich mit ihmmeinten. Bevor er schließlich an die Macht käme, müsse er sichüber die Verhältnisse sicher sein. Wer war für und wer war gegenihn. Bei Narcissa schien er sich offensichtlich nicht sicher gewesenzu sein – zu Recht.
Auf diese Ansprache hin folgte das, wovorNarcissa sich am meisten gefürchtet hatte. Der dunkle Lord rief siezu sich und befahl den anderen den Raum zu verlassen. Lucius wolltebleiben, doch er hatte keine Chance. Narcissa beobachtete, wie derdunkle Lord eindringlich auf ihn einsprach und Lucius schließlichohne sich noch einmal umzudrehen den Raum verließ. Narcissa bliebzurück.
Angespannt stand sie da, während der schlangegesichtigeMann um sie herum schlich und sie von allen Seiten beobachtete, alser könnte er via Beobachtung herausfinden, wie es in ihrem Innerenaussah. Mehrfach spürte Narcissa einen Druck an ihrem Kopf, alswolle jemand in sie eindringen, aber sie schaffte es die Versucheabzuwehren. Schließlich gab der sich der Angreifer, welcheroffensichtlich vor ihr stand, aufgab.
„Du hast einen starkenWillen, Narcissa.", sagte Voldemort. „Wirklich erstaunlich."
Erschlich weiter um sie.
„Ich weiß aber auch so, was du von mirdenkst. Deine angespannte Haltung sagt alles."
Narcissa konntesich erinnern, Panik bekommen zu haben. ‚Jetzt tötet er mich.',hatte sie gedacht und tatsächlich hob der dunkle Lord seinenZauberstab und drückte ihn an ihre Schläfen. Narcissas Herz hattenfür einen Schlag ausgesetzt und anschließend in doppelterGeschwindigkeit in ihrer Brust zu hämmern.
Doch zu ihrerÜberraschung folgte kein „Avada Kedavra.". Der dunkle Lordbegann auf Latein zu murmeln. Hätte er langsamer gesprochen, hättesie es vielleicht verstehen können, aber die Worte drangen soschnell aus seinem Mund, als hätte er sie schon hunderte Malegesprochen. Das nächste, was Narcissa spürte, war ein Ziehen. EinZiehen ganz tief in ihr drin, als solle ihr etwas gestohlen werden.Dann wurde es schwarz um sie.
Als Narcissa wieder zuBewusstsein kam, lag sie in Lucius Armen. Ihr Kopf lehnte an seinerBrust, ihre Hand fand sie in seiner. Langsam blinzelnd öffnete siedie Augen. Als sie sich umsah, fand sie sich im Malfoy Manor wieder.Hatte Lucius sie etwa den ganzen Weg nach Hause getragen? Das letztewas ihr in Erinnerung geblieben war, waren die Worte „alci fidemservare" aus dem Mund des Mannes vor dem sie sich so fürchtete.Sie hoffte, diese Worte bedeuteten nichts Schlimmes. Kurze Panikstieg in ihr auf als sie daran dachte, was der dunkle Lord ihrgenommen haben könnte. Eilig schoss ihre Hand zu ihrem Bauch. MitErleichterung stellte sie fest, dass er noch genauso war, wie vor demTreffen. Wie zur Bestätigung, dass es ihm gut ging, stupfte ihrKleines gegen ihre Bauchdecke. Erleichtert stieß Narcissa die Luftaus, die sie wohl unbewusst angehalten hatte. Er hatte ihr nichtsgetan, ihr und ihrem Kleinen ging es gut. Hoffentlich waren die Wortenicht von Bedeutung, die in ihrem Kopf spukten.
alci fidem servare
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