34. Staunen (Teil 2)

Draco hatten sie glücklicherweise schnell verziehen oder sein Handeln zumindest verstehen können, aber Blaise? Würde er verständliche Gründe aufbringen können? Hermine wusste, dass sie von ihren Freunden nicht verlangen konnte all das Geschehene zu vergessen.

Schließlich war es soweit. Draco und Blaise liefen die Treppe zum Bild der Fetten Dame empor vor dem Hermine schon sehnsüchtig auf sie wartete. Als sie Draco zusammen mit Blaise kommen sah, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Vielleicht sogar zwei. Bis zum letzten Moment hatte sie noch befürchtet, er würde doch nicht kommen.
„Draco!", rief Hermine schließlich. „Blaise! Da seid ihr ja.", sie konnte ihre Erleichterung kaum verbergen. Nicht einmal der Name ‚Blaise' hatte ihr Schwierigkeiten bereitet, obwohl sie den dunkelhäutigen Jungen doch immer nur unter ‚Zabini' gekannt hatte. Hermine hatte das Gefühl es könnte den Einstieg erleichtern, wenn sie Dracos besten Freund gleich auf einer freundschaftlichen Ebene begegnete. Dieses „mit Nachnamen anreden" war doch auch wirklich albern und in diesem Falle auch abwertend.

Draco hörte Hermine seinen Namen rufen. Automatisch beschleunigten sich seine Schritte. Blaise schaffte es kaum mit ihm Schritt zu halten, aber Draco konnte darauf einfach keine Rücksicht nehmen.
„Hermine!", einen Grinsen breitete sich auf Dracos Gesicht aus, als er seine Freundin sah. Seine Freundin... es war immer noch seltsam das zu denken oder gar zu sagen. Fast schon rennend lief er auf sie zu, um Hermine schließlich in seine Arme zu schließen. Es tat so gut, sie nah bei sich zu spüren. Hermine kicherte, als er ihr regelrecht in die Arme flog. „Na, hast du mich vermisst?", fragte sie lachend.
„Vielleicht.", nuschelte Draco in ihren Hals.

„Bin ich jetzt abgemeldet oder wie?", hören sie plötzlich Blaise hinter sich rufen, die letzten Stufen der Treppe erklimmend. Hermine drückte Draco schnell einen Küss auf die Wange -der sichtlich darüber enttäuscht war - und lief Blaise ein Stück entgegen.
„Hallo Blaise!", sagte Hermine freundlich, versuchte aber nicht zu überschwänglich zu klingen, sie wollte ihn nicht überfordern. Blaise kannte Draco Hermines Wissen nach schon sehr lange und sie wollte nicht, dass er sich schon zu Beginn unwohl fühlte. Das Gespräch würde auch so schon seltsam genug werden.
Blaise begrüßte Hermine höflich. Gesprochen hatte die Beiden die 6 Jahren, die sie sich mittlerweile kannte, kaum miteinander.

Blaise musste beinahe lachen als er sah, wie Draco immer schneller wurde. Merlin, der rannte ja fast schon! Süß, wie er sich der kleinen Granger an den Hals warf. So froh hatte er Draco selten erlebt. Höchstens, wenn die Wahrsagestunden bei der durchgeknallten Professor Trewlany sich dem Ende neigte und sie endlich diesen stickigen Raum verlassen konnten. Nein, wenn er es recht bedachte, konnte er es damit doch nicht vergleichen. Baise musste ehrlich sagen, dass er Draco noch nie so glücklich erlebt hatte.
Ab diesem Moment schwor er sich, alles ihm Mögliche zu tun, um von Hermine und ihren Freunden akzeptiert zu werden. Sie mussten ihn nicht mögen – ach, sie mussten auch keine Freunde werden – er wollte nur, dass sie ihn akzeptierten. Dass sie, wenn sie sich sahen, sich nicht an die Kehle sprangen und sogleich mit allerlei Flüchen attackierten. Draco hatte es verdient glücklich sein. Er hatte durch seine Familie und besonders seinen Vater so viel Leid erfahren müssen, das sollte nun endlich vorbei sein.
Hermine begrüßte ihn mit einem freundlich „Hallo" und Blaise ging davon aus, dass sie zu Recht kommen würden. Vielleicht lag es an Hermines offenem Lächeln, vielleicht lag es aber auch an Dracos angespannten Blick als er die Begrüßung zwischen seinem besten Freund und seiner Freundin beobachtete. Es hatte nur noch gereicht, dass er angefangen hätte an seinen Fingernägeln zu knabbern. Die Vorstellung fand Blaise durchaus witzig. Es machte Draco so... menschlich! So manches Mal hatte Blaise ihn schon für einen Alien gehalten, aber das würde Draco natürlich nie sagen! Viel zu albern für den wohlerzogenen Draco Malfoy!

Blaise wusste, dass er furchtbar albern war, aber was sollte er auch anderes machen? Immer nur weinen? Nein, da lachte er lieber. Seine Mutter hatte nun schon zum 7. Mal geheiratet. Wieder ein Typ, der versuchte Blaise zu erziehen und den Ersatzvater zu spielen. Es war ätzend, aber was sollte er denn machen? Wenn es das war, was seine Mutter glücklich machte, dann musste er das akzeptieren. Es könnte schlimmeres geben. Lucius Malfoy als Stiefvater beispielsweise! Oh Merlin, das wäre wirklich gruselig.

Blaise beobachtete interessiert wie Hermine dem Portrait einer fetten Dame in einem wirklich sehr unvorteilhaften rosa Kleid auf ihre Aufforderung hin ein Passwort zuraunte. Es schien das richtige zu sein, denn mit einem Mal schwang der Bilderrahmen bereitwillig zur Seite. Zum Vorschein kam ein rundes Loch in der Wand. „Auf geht's in die Höhle der Löwen.", wisperte Blaise theatralisch. Draco schüttelte den Kopf; Hermine lachte. Sie stiegen also durch das Loch und landeten im Gryffindorgemeinschaftsraum. „Wow", sagte Blaise. „Rot!"
Draco lachte. „Das habe ich mir beim ersten Mal auch gedacht, Alter. Das kannst du mir glauben."
Blaise zwinkerte Draco zu.
„Ich werde blind! So viel rot! Das hält mein Slytherinherz nicht aus...", Blaise stützte sich gespielt verzweifelt an einem der roten Sessel am Kamin ab und sank schließlich kläglich zu Boden. Ginny, die in diesem Sessel saß, lehnte sich interessiert über dessen Lehne und starrte Blaise mit großen Augen an, bevor sie zu grinsen begann.
„Der gefällt mir!", sagte sie und lachte.
Blaise grinste zurück. Die kleine Weasley hatte er schon mal auf seiner Seite – gut so.

„Ignorier ihn einfach.", hörte Blaise Draco zu Hermine sagen. „Manchmal spinnt er so rum. Meistens kann er sich aber benehmen!"
„Hey!", rief er daraufhin. „Das habe ich gehört!"
„Gut so!", rief Draco ihm zu und streckte ihm die Zunge raus.
„Was soll das heißen?", fragte Blaise mit weinerlicher Stimme. „Liebst du mich etwa nicht mehr?"
Auf Knien rutschte Blaise auf Draco zu. Bei ihm angekommen, griff er nach dessen Hand und klammerte sich wie ein kleines Kind daran fest.
Draco versuchte seine Hand abzuschütteln.
„Maaan, lass das!", sagte er gespielt genervt, musste aber einfach lachen.
„Aber Draciii-"
„Draci?", kam es sogleich von Harry und Neville wie aus einem Mund. Ron kringelte sich bereits vor Lachen.
„HAHAHA! Draci, ich kann nicht mehr. Das ist zu gut. Zu gut!"
Ginny, boxte ihren Bruder in die Seite.
„Ronald, reiß dich gefälligst zusammen.", mischte sich nun auch Hermine ein. Sie versuchte, klagend zu klingen, aber dafür musste sie viel zu sehr den Drang unterdrücken nicht zu grinsen.
„Ja, Ronald, reiß dich doch zusammen.", witzelte Blaise. „Unser armer Draci kann doch auch nichts dafür."
„Jaa und Draci", Draco zog drohend seinen Zauberstab. „verflucht dich gleich, wenn du nicht sofort deine Klappe hältst!"
„Aber Dracilein-", der weinerliche Ton war zurück.
„Nichts da!"
Noch lachte Draco, doch Blaise kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegte. Man konnte mit Draco wirklich viel Spaß haben, aber man musste auch stets darauf achten, dass man den kleinen Prinz auch bei Laune hielt. War der Bogen einmal überspannt, so konnte man das nur schwerlich wieder gerade biegen.

Blaise stand also auf, klopfte sich unsichtbaren Staub von der Hose und schaut zufrieden in die Runde.
„Na gut, dann ist Blaise jetzt wieder brav und stellt sich erst einmal richtig vor. Also: hallo! Ich bin Blaise Zabini, in Slytherin und Dracos aller bester Freund, den er jemals hatte."
„Na das ist mal eine Ansage.", grinste Ginny und stand auf. „Ich bin Ginny Weasley, Gryffindor und Hermines beste Freundin, die sie jemals hatte."
Blaise hob anerkennend die Augenbrauen und grinste.
„Die kleine Weaslette hier hat das Spiel schon verstanden, wie es aussieht. Haha, au!", Draco hatte Blaise seinen Ellenbogen in die Rippen gerammt.
„Die kleine was?", fragte Ginny pikiert.
„Ähh... nichts. Ginny. Ginny und nichts anderes. Den anderen Begriff vergessen wir mal wieder ganz schnell."
Verdammt, dachte Blaise, wieso musste ihm das auch rausrutschen? Wenn die kleine Weasley – Ginny – nachtragend war, konnte das ja ein Spaß werden.
„Naja, ich will mal nicht so sein. Es ist ja nicht so, als hätten wir keine Spitznamen für euch.", sagte Ginny daraufhin mit frecher Zunge
„Ach?", sagte Draco. „Wirklich? Und wie sehen die ... so aus?"
„Na, das wüsstest du jetzt gerne, was?", lacht Hermine und küsste Draco auf die Wange.

Draco hätte wirklich nicht erwartet, das dieses Treffen so reibungslos von Statten gehen würde. Aber es schien, als hätte Blaise das Eis gebrochen. Er hoffte das Beste für die nächsten Stunden.

DerGryffindorgemeinschaftsraum war bis auf wenige Schüler verlassen. DasMittagessen hatte vor wenigen Minuten begonnen und das wollte sich natürlichkeiner entgehen lassen. Es dauerte auch nicht lange, da verschwanden auch dieletzten Gryffindors durch das Portraitloch in die große Halle.
Harry, Ron, Ginny, Neville und Hermine hatten sich für das Gespräch bereiterklärt, das Essen einmal ausfallen zu lassen. Ron bereute das schon wieder. Erhatte Hunger...
Harry, Ron, Ginny und Neville hatten es sich schon um den Kamin bequem gemacht,als Hermine, Draco und Blaise dazu gekommen waren. Nach Blaise' Vorstellungsrundemit einigen Extras gesellten sie sich zu den anderen. Hermine setzten sich aufein am Boden liegendes Kissen zwischen Ron und Harry, Draco fand seinen Platzneben Neville – der, wenn er ehrlich war nicht besonders begeistert darüber war– und Blaise setzte sich auf die Lehne von Ginnys Sessel.
„So, da sind wir nun...", sagte Hermine überflüssigerweise.

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