23. Days before Christmas (Teil 9)

Draco schüttelte nur den Kopf und stand auf. „Entschuldigung.", sagte er noch und rannte schon aus dem Raum. Hermine eilte ihm sofort hinterher. „Hab ich was Falsches gesagt?", fragte Jean Granger, doch ihr Mann zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß es nicht."

Im Flur holte die Löwin ihn endlich ein. Die Schlange saß schluchzend an der Wand auf dem Boden. Die Knie hatte der Junge nah an seinen Körper gezogen; die Augen waren geschlossen. „Es tut mir leid.", sagte Hermine und setzte sich neben den Slyhterin. Dieser lehnte sich sofort an sie und ließ sich in eine innige Umarmung ziehen. „Shhh...", machte Hermine immer wieder in sein Haar. Schluchzend vergrub Draco sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. Das war alles so unendlich peinlich. Hermine Mutter hatte ihm eine ganz einfache Frage gestellt, die er zu Not hätte auch mit einer Lüge beantworten können, aber nein, er musst mal wieder abhauen und anfangen zu weinen wie ein kleines Kind! Was mussten sie nun von ihm denken? Bei der Gryffindor dürfte er ohnehin schon jeglichen Respekt verloren haben. Er hatte so gehofft, einfach ein paar schöne Weihnachtstage mit der jungen Hexe verbringen zu können. Tage ohne Schluchzen und Weinen; Tage ohne Sehnsucht und Schmerz. Doch er hatte sich etwas vorgemacht. Nie würde er darüber hinweg kommen, seine Familie und sein Zuhause nie wieder sehen zu können. Wie würde es erst morgen werden? Weihnachten verlief bei den Malfoys immer recht ähnlich.                                                                                                                                                       Draco wurde für ein paar Minuten aus dem Zimmer gejagt und angewiesen, bloß nicht durch den Türspalt zu schauen. Es war klar, dass Draco das dennoch immer getan hatte. Immer wieder hatten ihn die Elfen daraufhin gewiesen, dass das nicht erlaubt war, doch Draco war es egal gewesen. Zu neugierig war er, was hinter der Tür auf ihn warten würde. Schließlich, wenn er die schweren Schritte seines Vaters hörte, trat er einige Schritte zurück und verbot den Hauselfen ihn zu verraten. Draco wusste, dass sie es dennoch getan hatten, wenn Lucius sie direkt darauf angesprochen hatte; schließlich war er noch immer der Hausherr! Wenn Draco dann endlich wieder in den großen Salon durfte, türmten sich unter dem mindestens drei Meter hohen Tannenbaum unsagbar viele bunt verpackte Päckchen, die seinen Namen trugen. Draco wusste, dass seine Mutter Narcissa ihm gerne dabei zugesehen hatte, wie er glücklich ein Geschenk nach dem anderen auspackte. Selbst als er älter wurden und meinst schon wusste, was sich unter den vielen Schleifen und Bändern verbarg, hatten sie dieses Ritual aufrechterhalten. Diese Zeiten waren vorbei.

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Stumm saßen Jean und Peter Granger bei Tisch. Jeder aß für sich, in Gedanken versunken seine Suppe, bis Jean die Stille schließlich brach. „Meinst du nicht wir sollten mal nach ihnen sehen? Ich meine, Draco sah wirklich getroffen aus...", fragend betrachtete sie ihren Mann. Der sah unsicher aus. „Ich weiß nicht... Mir kommt die ganze Sache komisch vor. Wieso rennt der Junge denn einfach so weg?" „Vielleicht ist er ja von Zuhause weggerannt? Oder er hat andere Probleme in seiner Familie...", schlug Jean nachdenklich vor. Sie hatte ein ungutes Gefühl und ihr Gefühl, das täuschte sie nur selten. Für die Mutter hatte es fast so ausgesehen, als wäre Draco den Tränen nahe gewesen, nachdem sie ihn nach seiner Familie befragt hatte. Fast hatte sie geglaubt, ein leises Schluchzen aus dem Flur zu hören, aber manchmal ließ sie sich auch von ihren Mutterinstinkten trügen und hörte, sowie sah, Dinge, die es gar nicht gab. Jean fuhr sich nachdenklich durch das Gesicht, bevor sie entschlossen aufstand. Sie informierte Peter, dass sie kurz in Hermines Zimmer vorbeischauen würde und er doch bitte warten sollte; Jean wusste, dass sie in manchen Dingen einfach feinfühliger war, als ihr Mann. Von Hermines Kinderzimmer vernahm Jean die leise Stimme ihrer Tochter, die schnell auf jemanden einredete. Jean hob die Hand und klopfte an die geschlossene Tür. Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnete sie die Tür und trat ein. Hermine und Draco sahen erschrocken zur Tür. Jean erkannte sofort, dass Draco geweint haben musste. Seine Augen und Nase waren gerötet; die Wangen feucht. Was machte diesen Jungen nur so fertig? „Na ihr Beiden, darf ich kurz reinkommen?", Jean lehnte besorgt im Türrahmen; die Arme locker vor der Brust verschränkt. „Klar.", kam es von ihrer Tochter. Der Muggelfrau entging es nicht, dass Hermine dabei beruhigend über Dracos Handrücken strich. Dieser hatte doch hoffentlich keine Angst vor ihr? Noch immer nachdenklich trat sie ein, schloss die Tür und setzte sich auf Hermines mittlerweile etwas zu kleinen Schreibtischstuhl. Sie räusperte sich. „Ich denke ihr wisst, warum ich hier bin?", leitete sie die Unterhaltung mit einer Frage ein. Hermine senkte schuldbewusst den Kopf. „Ihr müsst mir keine Einzelheiten erzählen, aber warum seid ihr denn einfach abgehauen? Haben dein Vater oder ich etwas Falsches gesagt?", fragte sie weiter; sie verschränkte ihre Arme über die Lehne des Stuhles und bettete ihren Kopf darauf.

Hermines Blick wechselte verunsichert zwischen ihrer Mutter und Draco. Wäre es nicht vielleicht einfach das Beste die Wahrheit zu sagen? Mit einem fragenden Blick versuchte sie Draco ihren Gedanken zu übermitteln, doch dieser ergriff zu Hermines Überraschung selbst das Wort. „Nein,-", begann er mit zittriger Stimme. „Sie haben nichts Falsches gesagt, nur leider einen... wunden Punkt getroffen.", Draco biss sich auf die Unterlippe, um dessen Zittern zu unterbinden. Genervt fuhr er sich über die brennenden Augen; mussten sie auch immer tränen? Hermines Mutter warf ihm einen mitleidigen Blick zu, bevor sie sprach. „Das tut mir leid, Draco. Übrigens waren wir schon beim ‚Du'", erinnerte sie ihn. ‚Du' formte Draco mit den Lippen, sagte aber nichts. „Wollen wir es ihr nicht lieber sagen?", flüsterte Hermine Draco so leise wie möglich ins Ohr. Er nickte langsam. Sie hatte Recht. Es war nicht sein Recht, sich einfach bei den Grangers einzunisten, ohne ihnen zu verraten, wieso. Der Slytherin fuhr sich durch die hellblonden Haare und verstärkte seinen Griff um Hermines Hand, bevor er sich Jean Granger zuwandte. Ein Blick voller Erwartung traf den Malfoyjungen. Es fühlte sich an, als würde sein Herz sich binnen Sekunden zu einem festen Klumpen formen. Dies war schlimmer, als seinen Eltern seine Entscheidung mitzuteilen; beinahe schlimmer als es Hermine sagen zu müssen. Er konnte nicht sagen wieso, doch er fühlte eine erneute Welle der Peinlichkeit und Scharm über sich hereinbrechen. Wie sollte er das nur durchstehen?

Noch einmal räusperte er sich, dann konnte er nicht anders, als es zu beichten. „Ich kann zu Weihnachten nicht nach Hause, weil ich dort nicht mehr willkommen bin.", sagte er mit einer Festigkeit in der Stimme, die ihn selbst überraschte. Die olivgrünen Augen Jean Grangers weiteten sich erschrocken. „Wie?", fragte sie tonlos. Nun stiegen Draco wieder die Tränen in die Augen. „Ich... ich habe eine Entscheidung getroffen, die meinem Vater nicht gefallen hat und... d-da hat er mich rausgeworfen.", wieder biss er sich auf die zitternde Lippe; stumme Tränen liefen ihm über die blassen Wangen. Hermine schloss sofort von hinten die Arme um ihn, in die er sich zu gerne fallen ließ. Blitzschnell hauchte sie ihm federleichte Küsse auf die Wangen. Draco war erleichtert, dass es die Gryffindor zu seinem Glück nicht müde wurde ihn zu trösten. Mrs. Granger konnte ihren Ohren kaum glauben. Draco wurde Zuhause raus geworfen? Erschrocken schnellte ihre Hand zum Mund. Der Junge tat ihr so leid. Wie er da vor ihr saß, in den Armen ihrer Tochter und weinte. Nun verstand sie so einiges. Weshalb er so schüchtern war und kaum sprach; weshalb er vom Tisch aufgestanden und den Raum verlassen hatte. Sie hatte sich also nicht getäuscht, als sie glaubte, ein Schluchzen gehört zu haben, dem war sie sich nun sicher. Langsam stand sie auf, um sich neben Draco und ihre Tochter zu setzten. Sachte legte sie Draco die Hand auf die Schulter. „Das tut mir so leid.", sagte sie ehrlich. Draco schluchzte leise auf und vergrub sein Gesicht sogleich in Hermines Pullover. „Es ist nicht schlimm zu weinen.", versicherte Jean ihm sanft. „Und mach dir keine Sorgen, hier bist du willkommen.", mit diesen Worten strich sie ihm über den Rücken. Erstaunt spürte sie Unebenheiten unter dem weichen Stoff. „Was ist...", begann sie, doch irgendetwas sagte ihr, dass sie vielleicht besser nicht fragen sollte. Hermine blickte sie traurig an; ihre Befürchtungen wuchsen. Draco wand sich aus der engen Umarmung Hermines und sah an Jean vorbei. „Mein Vater ist nicht so zimperlich, wenn es um Bestrafungen geht.", sagte er. „Er wird doch nicht etwa-", die Zahnärztin wurde schon von dem Slyhterin unterbrochen. „Doch, er... er hat mich... naja man könnte sagen...gefoltert?", es klang mehr nach einer Frage, als einer Antwort. „Was verstehst du unter... gefoltert?", fragte sie gefährlich ruhig. Draco schluckte. „Schläge, Tritte, Flüche, unverzeihliche...", es waren Dinge, die er hier erzählte, von denen selbst Hermine noch nichts gewusst hatte. Erschrocken starrte sie ihn nun an. „Draco!", schrie sie auf. „Wieso hast du nichts gesagt? Unverzeihliche Flüche? Ist dein Vater des Wahnsinns?", Draco musste fast auflachen. „Ja, so könnte man es sagen.", murmelte er mit rauchiger Stimme. Dass sein Vater wahnsinnig war, hatte er schon länger gemerkt. Doch so wahnsinnig hatte er auch ihn nicht eingeschätzt.

Hermine konnte es nicht glauben, Lucius Malfoy hatte den Cruciatus- Fluch an seinem eigenen Sohn angewandt? Wie krank war dieser Mann? Instinktiv schlang sie die Arm wieder um Dracos Schultern. Sie konnte es nicht verhindern, dass ihr Tränen die Wangen entlang liefen. Auch, wenn sie Draco erst seit wenigen Tagen wirklich kannte, so hatte sie ihn sehr lieb gewonnen und fühlte sich auch auf irgendeine Art für ihn verantwortlich. Hermine hatte gewusst, dass Draco schwer zugesetzt worden war. Sie hatten seine Wunden schließlich gesehen, aber dass Lucius Malfoy zu solchen Mitteln greifen würde, nur weil sein Sohn kein Anhänger Voldemorts werden wollte... sie konnte es kaum glauben. Unverzeihliche Flüche waren schließlich keine Kleinigkeit. Auf dessen Anwendung folgte bei Meldung an das Zauberministerium ein Aufenthalt in Askaban; das wollten die Wenigsten Riskieren. Askaban schien wirklich der schlimmste Ort in der ganzen Zauberwelt zu sein. Die grausamen Methoden der Dementoren; ihre Macht - gegen die nur das Heraufbeschwören eines Patronus half - war wirklich nicht zu unterschätzen.


Jetzt ist es raus! Was Hermine wohl dazu sagen wird und ihre Mutter? 


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