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„Raus hier!", rief Beño wütend und scheuchte die Menschen mit einem Besen aus der Küche. Der Knoten in meiner Brust löste sich allmählich, je klarer mein Blick wieder wurde. Immer noch krallte ich mich in Costas Shirt, sodass meine Finger schmerzten.
Die Blitzlichter wurden weniger und die Welle der Eindringlinge zog sich zurück. Atemlos rannten wir beide Beño hinterher in den Kundenbereich, um auch noch die letzten aus dem Laden zu werfen. Aber diese hielten sich hartnäckig mit aller Kraft an den Regalen und Tischen fest und hatten immer noch die Handys auf uns gerichtet. In so einem verletzlichen Moment wagten sie es uns zu filmen?
Mich ergriff die Wut. „Haut endlich ab!", rief ich und schnappte mir eines der Handys, um es im nächsten Moment in hohem Bogen aus der Tür zu katapultieren. Costa und Beño blieben der Mund offen stehen. Dann, als endlich alle weg waren und nur noch durch die Fenster starrten, sackte ich auf einem Stuhl zusammen. Meine Nerven waren am Ende.
Costa kam zu mir gerannt und kniete sich neben mich, um die Hand auf meinen Oberschenkel zu legen. Ich fuhr mir über die Stirn. Alles drehte sich immer noch.
„Hey, V. Ist alles okay?", fragte er besorgt. Ich schüttelte mit dem Kopf und stand den Tränen nahe. Er umarmte mich stürmisch. Als ich die Augen aufschlug, sah ich Beño direkt ins Gesicht. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und hielt noch immer den Besen in der Hand. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht ganz deuten. War er froh darüber, dass es uns gut ging oder verfluchte er den Tag, an dem er uns zu seinen Steckenpferden gemacht hatte?
„Tut uns wirklich leid, Beño. Wir hatten keine Ahnung, dass sowas passieren würde. Ist viel kaputtgegangen?", fragte Costa ihn. Dieser blickte einen Moment durch seinen Laden, für den er hart gearbeitet und gespart hatte, und schüttelte mit dem Kopf. „Die Bonbongläser kann man ersetzen und eventuell weist der Türrahmen jetzt ein paar Kratzer auf, aber ansonsten nichts Ernstes. Geht's euch gut?"
Ich nickte leicht. "Es ist schon etwas besser. Danke." Egal, was auch immer das gerade gewesen war. Es würde sich in nächster Zeit wiederholen, wenn wir nichts veränderten. Also blieb uns nur eine Möglichkeit.
Ich nahm mir das Recht, über Costas Schicksal genauso zu entscheiden, wie für meines. „Beño, wir können nicht ausschließen, dass es wieder passieren wird. Vielleicht wird es nächstes Mal noch viel schlimmer werden, wer weiß. Du findest bestimmt andere Hilfskräfte. Aber es wäre für uns alle nicht besonders sicher, wenn wir weiter hier arbeiten würden. Tut mir leid." Ich beobachtete Costas Reaktion und fühlte mich schlecht, weil ich über seinen Kopf hinweg entschieden hatte.
Beño blieb einen Moment stumm und nickte leicht mit dem Kopf, während er zu Boden starrte. „Nein, mir tut es leid. Ich lasse euch beide Optionen offen, aber ich kann nicht dafür garantieren, dass ich da sein werde, wenn es wieder passieren sollte. Und dieser Laden hier-."
„-bedeutet dir alles, das wissen wir. Ich stimme V zu. Wir lieben diese Arbeit wirklich. Aber irgendwann ist die Zeit zum Gehen gekommen", ergänzte Costa. Ich war mir sicher, dass er den letzten Satz aus irgendeinem Magazin hatte.
„Okay, dann heißt es wohl Abschied nehmen. Ihr wart spitze und eure Nachfolger werden nicht mal halb so gut sein." Er klopfte uns beiden auf den Rücken, nach dem ich aufgestanden war.
„Du findest bestimmt bessere Leute als uns, die nicht mit Bonbons durch deinen Laden werfen", sagte ich noch, dann lächelten wir uns an. Costa und ich holten noch unsere Sachen und verließen dann mit ungutem Gefühl den Laden. Hatten wir gerade wirklich gekündigt und unser Hobby aufgegeben für diese Meute?
„Ich will sie nicht gewinnen lassen", gab ich bekannt.
„Ich auch nicht, aber wir haben keine andere Wahl. Es war die richtige Entscheidung zu kündigen. Beño sollte nicht unseretwegen leiden müssen."
„Du hast recht", ich zog mein Handy hervor und öffnete Instagram, das sich vor Nachrichten immer noch nicht einkriegte.
„Wir sollten posten, dass wir nicht länger dort arbeiten, damit die Leute nicht mehr den Laden belauern oder ihn stürmen."
„Ja", stimmte Costa zu und schloss sein Fahrradschloss auf.
Ich eröffnete ein Video und hielt die Kamera auf mich.
„Hey Leute. Wir sind's: Vasta. Wir hoffen, es geht euch so weit gut. Leider wurde gerade von einigen von euch der Candy-Shop gestürmt, in dem wir arbeiten oder besser gesagt, gearbeitet haben. Wir haben gekündigt, um die Sicherheit zu garantieren. Unser Arbeitgeber war nämlich genauso unerfreut wie wir darüber, dass ihr materiellen Schaden als auch psychischen Schaden bei uns hinterlassen habt. Wir reden gerne mit euch, wenn ihr uns auf der Straße sehen solltet. Aber bitte, bleibt friedlich und bedrängt uns nicht. Es ist verdammt nervig diese Onlinepräsenz und noch mehr, dass wir dadurch unser Hobby aufgeben müssen. Bitte habt Nachsicht mit uns."
Jetzt trat auch Costa vor die Kamera und ergänzte noch einige Wörter zum Abschluss: „Wir sind total glücklich darüber, euch als Fans zu haben, aber denkt auch einmal an unser Wohlbefinden, bitte. Wir wollen ein Zeichen in die Welt setzen und wenn wir von unseren eigenen Anhängern daran gehindert werden, wie sollen wir uns dann erst unseren eigentlichen Gegnern widersetzen?"
„Ach ja, und da ist noch was. Hört auf, Hannah als unsere oder eure Feindin zu sehen. Sie steht auf unserer Seite. Also hört auf, ihr Hassnachrichten oder ähnliches zu schicken und sie schlecht zu reden. Aus Costa und mir wird nie etwas Ernstes werden. Wir sind beste Freunde, daran wird sich nichts ändern." Ich schlug einen Arm um ihn. „Also Leute. YOLO oder wie ihr das da draußen so sagt." Ich beendete das Video und postete es umgehend.
„Das hast du schön gesagt, vor allem den letzten Teil mit Hannah. Danke."
„Kein Problem. Es entspricht ja schließlich der Wahrheit, nicht wahr?"
Er antwortete nicht darauf. Hatte er mit Hannah nun die gleiche Erfahrung gesammelt wie ich? In Wahrheit stand sie nämlich gar nicht auf unserer Seite und wollte genauso wie die Gegner, dass wir keine besten Freunde mehr sein sollten. Nur, dass ihre Gründe dafür dunkler waren.
„Hast du noch Zeit?", fragte ich Costa und rechnete schon beinah damit, dass er mich wegen Hannah versetzen würde, doch er nickte stattdessen.
Zur Tröstung gab ich eine Kugel Eis aus, die wir ein paar Häuser weiter genossen. Die Vögel zwitscherten, obwohl der Wind eiskalt war. Der Frühling schlich nur langsam voran.
„Ich glaube", sagte Costa so, als würde er eine heiße Kartoffel im Mund aufbewahren: „Wir müssen einfach eine Nacht darüber schlafen. Morgen wird es uns besser gehen." Das hoffte ich auch.
Doch so war es nicht am nächsten Tag. Die schlechte Laune dauerte weiter an. Hinzu kam, dass Costa und ich uns in den nächsten Wochen kaum noch sahen, dadurch, dass wir nicht einmal einen Job hatten, der uns zur gemeinsamen Zeit verdonnerte. Wie konnte unsere Freundschaft nur so gegen die Wand gefahren sein? Durch meine Freizeit, die ich nicht länger mit Costa verbringen konnte, widmete ich mich immer mehr Instagram zu, postete neue Dinge alleine oder reagierte auf Hassnachrichten, indem ich sie verbannte oder scharfe Kritik äußerte. Dadurch entstanden interessante Diskussionen, in denen ich meistens die besseren Argumente hatte. So war es nicht verwunderlich, dass ich sie gewann.
Währenddessen gab Costa fast täglich bekannt, mit Hannah zur Schule in seinem Auto zu fahren. Nicht einmal den Schulweg hatte ich noch mit ihm gemein. Im Unterricht konzentrierte er sich nur auf den Lehrer und die Tafel und nach der Schule war er schon so schnell weg, wie er gekommen war. Ich hatte Glück, wenn ich nur einen Satz mit ihm am Tag wechselte.
Meine Einsamkeit stieg weiter an. Am Ende hatte ich so einen großen Hass auf Hannah entwickelt, dass ich mich schon mit Rick Springfield verglich, der Jessy's Girl geschrieben hatte. Nur dass Jessys Girl in Wirklichkeit Hannahs Boy war, nachdem ich mich sehnte. Es war gewissermaßen wie ein Drogenentzug auf die harte Tour. Es ging sogar so weit, dass ich mich fast jeden Abend in den Schlaf weinte, weil ich nicht wusste, wie ich das ganze wieder gerade biegen sollte. Hannah hatte die Macht über mich gewonnen.
Einen Monat nach der Kündigung im Candy-Shop sprang die Wut auf Hannah auf Costa über. Wie konnte er es eigentlich verkraften, seine beste Freundin so zu hintergehen? Schmerzte es ihn nicht, tagtäglich nichts von ihr zu hören? Dann konnte unsere Freundschaft ja doch nicht so viel wert sein, wie ich immer gedacht hatte, rosarote Brille hin oder her. Ich hasste den Namen Costanova. Ich hasste Liebe. Ich hasste Costa!
Ich öffnete mich Zoe an dem Abend, als mir dieser Hass und mein Problem damit bewusst wurde. Auch sie konnte es nicht begreifen, nahm Costa allerdings noch in Schutz, was ich längst nicht mehr konnte.
„Er hat sicherlich seine Gründe. Vielleicht ist er nur nicht so klug wie du, Hannahs Absichten sofort zu durchschauen. Wieso sagst du ihm nicht, wie du fühlst?"
„Das kann ich nicht, schon vergessen? Wenn ich es ihm sage, wird Hannah ihm sagen, dass ich sie nicht leiden kann und dann hasst er mich für den Rest seines Lebens. Wenn er Hannah dann irgendwann heiraten sollte, kann ich sie nicht einmal besuchen kommen, weil immer dieser Hass in der Luft liegen würde. Wenn das überhaupt passiert und unsere Freundschaft nicht daran vorher zerbricht." Mein Gesicht versank in eines ihrer weichen Kissen auf dem Bett.
„Tut mir jetzt leid, das sagen zu müssen, aber was hast du jetzt noch zu verlieren? Meintest du nicht, eure Freundschaft sei schon so gut wie kaputt, so wie sie jetzt ist?"
Ich hob den Kopf und starrte sie an, während sich die Zahnräder bewegten.
„Aber natürlich, Zoe! Das ist brillant! Soll Hannah ihm doch alles erzählen, mir egal. Aber ob ich ihm nun meine Meinung geige oder für immer schweige, ist nicht relevant. Ich habe noch diese eine Chance, diese Freundschaft vielleicht wieder auflodern zu lassen."
„Richtig so und wer weiß. Vielleicht entscheidet er sich im Endeffekt gegen Hannah, weil er die Wahrheit erkennt."
„Genau, und zwar was für eine Hexe sie ist! Ich werd's ihm gleich sagen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe."
Das ging allerdings schneller als erwartet. Als ich mich auf den Weg zurück in mein eigenes Zimmer machte, polterte eine Person die Treppe hinauf. Kurzzeitig befürchtete ich, dass mich ein Fan gefunden hatte und mich umlegen wollte. Sollte ich mich schnell verstecken und einschließen?
„Val!", rief eine mir bekannte Stimme. Costa. Wenn er jetzt schon mein Kürzel benutze, wie es alle anderen taten, dann musste es ihm ernst sein. Ich machte mich auf eine Explosion gefasst. So als würden Funke und Bombe aufeinandertreffen.
„Was soll das? Wieso ignorierst du meine Nachrichten? Hab ich dir irgendwas getan?", brüllte er so laut, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Zum Glück war außer Zoe und uns niemand im Haus. Und auf Zoe konnte ich mich verlassen, dass sie die Füße stillhalten würde.
„Ob du mir etwas getan hast? Ja! Aber sowas von! Dass du das nicht begreifst! Du hast sowas von Tomaten auf den Augen namens Hannah! Du vernachlässigst mich total und merkst es nicht einmal, schon seit Monaten! Nachdem wir gekündigt haben, ist es noch schlimmer geworden. Die Instagram-Posts mache ich ganz alleine. Ich hab gar nichts mehr von dir! Wäre ich dein Fisch, würde ich längst rücklings im Glas schwimmen."
Sein wütender Blick wich allmählich auf. Die Fäuste, die er gebildet hatte, lösten sich.
„Du-", begann er bissig, doch reagierte sich schnell ab: „Das hättest du mir doch vorher schon sagen können! Glaubst du nicht, ich hätte das nicht bemerkt? Deshalb habe ich dich ja so oft angeschrieben. Aber ich dachte, weil du nicht reagierst, willst du nichts mehr von mir wissen. Es tut mir leid, V, ehrlich. Ich hab's verbockt. Tschuldige."
Er öffnete die Arme zu einer Umarmung. Ich zog einen Mundwinkel leicht nach oben. Okay, ich hasste ihn nicht. Ich schmiegte mich an ihn. Den Geruch hatte ich vermisst.
„Ich verspreche, mehr Zeit mit dir zu verbringen, okay?"
„Danke", nuschelte ich in seinen Pullover, bevor wir uns wieder voneinander lösten. Und auf einmal war die Wut wie weggeblasen. Wieso hatte ich nicht eher das Gespräch mit ihm gesucht?
„Hey, ich hab eine Idee. Heute Nacht soll es sehr schön sein, hab ich zumindest gelesen. Was denkst du von unserem Ritual?", fragte er und deutete nach draußen. Das war eine fantastische Idee. Ich stimmte zu.
Es wurde, typisch für Anfang Februar, schon um halb fünf dunkel. Perfekt also, um nicht bis zweiundzwanzig Uhr warten zu müssen. Schließlich hatten wir morgen auch wieder Schule.
Wir huschten in Costas Auto, das er passenderweise wutentbrannt genutzt hatte, um mich so schnell wie möglich zur Rede zu stellen. Mein Plan war aufgegangen. Unsere Freundschaft hatte durch dieses wichtige Gespräch wieder zur Inspiration und Blüte gefunden. Das Ritual würde es besiegeln.
„Bereit?", fragte Costa und schaltete die Scheinwerfer und die Musik vom Fahrersitz aus ein. Dann sprang er auf und rannte zu mir auf die Brücke. Der erste Song, der erklang, war irgendeiner aus den 90ern. Ich sollte ihn kennen, doch meine ganze Aufmerksamkeit war Costa gewidmet. Mein bester Freund, der wie ein tollkühner mit mir auf- und absprang. Wir lachten um die Wette, bis wir nicht mehr konnten. Schließlich, es muss so gegen achtzehn Uhr gewesen sein, hielt Costa für einen Moment inne. Der Schweiß perlte ihm von der Stirn.
„Wir sollten schreien, was uns auf der Seele brennt, okay? Das hilft dabei, den Geist zu stärken."
„Okay."
Wir rieben uns gleichzeitig die Hände und gingen etwas in die Hocke, als würden wir uns auf einen Sprint vorbereiten. Mein Herz hämmerte wie wild in der Brust, so als würde es jeden Augenblick herausspringen.
„Mir ist heiß!", schrie ich in die Dunkelheit.
„Mir auch!"
„Du bist verrückt."
„Ja, du aber auch!"
„Dann sind wir schon zwei Bekloppte!"
Costa sprach wieder normal, was sich im Vergleich zu dem eben Geschriehenen wie ein Flüstern anhörte: „Bekloppt? Ernsthaft? Das Wort ist noch in deinem Wortschatz vorhanden?"
„Ja, du Irrer, wenn dir das lieber ist. Ich hab einige Worte auf Lager."
Sein breites Grinsen verwandelte sich in ein mitfühlendes Lächeln und seine Augen sahen mich an, als sollte ich in ihnen versinken und nie wieder auftauchen.
„Was ist?", fragte ich, als er sich nach einer halben Minute immer noch nicht bewegte.
„Ach nichts", ließ er ab: „Ich bin nur so froh, dass wir wieder zueinander gefunden haben. Hab dich vermisst, V."
„Ich dich auch, Costanova. Starrst du Hannah auch immer so an?"
Er schüttelte den Kopf. „Um ehrlich zu sein. Bei uns läuft es gerade nicht besonders."
Wir setzten uns auf die Motorhaube und folgten den Sternen am Himmel. Die Wellen rauschten sanft unter uns.
„Was meinst du damit? Es läuft nicht gut?"
„Nein, wir haben so unsere Meinungsverschiedenheiten. Und heute erst hatten wir einen ziemlich heftigen Streit. Deshalb ist mir auch der Funke vorhin bei dir übergesprungen. Weil ich niemanden hatte, dem ich davon erzählen konnte."
„Das tut mir leid, aber jetzt hast du mich wieder. Also kannst du es erzählen."
Er kratzte sich am Hinterkopf und kniff ein Auge zu, als er zu mir blickte. „Ich spar dir lieber die Details. Es war auch eher allgemeiner gemeint. Es geht nicht nur um diesen Streit. Es ging um die ganzen letzten Monate, in denen wir immer mehr Kontakt zueinander verloren haben. Hannah hatte wirklich die Kontrolle über mich." Wie auch über mich. Das behielt ich jedoch für mich. Es musste ja nicht schlimmer werden, als es ohnehin schon war.
„Ihr bekommt das schon wieder hin." Ich legte ihm automatisch eine Hand auf seine. Wir blickten zeitgleich auf diesen Hautkontakt. Es fühlte sich so intensiv an, als wäre es das erste Mal. Danach schauten wir uns wieder gegenseitig an.
„Da wäre ich mir nicht so sicher. Um ehrlich zu sein, hat sich einiges geändert. Ich bin mir vieles bewusst geworden, für das ich zu blind gewesen war. Ich-." Eine Hupe unterbrach uns und das Fernlicht eines nahekommenden Autos blendete uns so sehr, dass wir unsere Augen zukniffen. Costa sprang auf und schrie den Autofahrer an, er solle das Licht ausschalten. Dieser werte sich jedoch gekonnt.
„Macht, dass ihr hier wegkommt! Das ist kein Parkplatz, sondern ein Verkehrsweg!" Damit raste er an Costas Wagen wie ein Angestochener vorbei und ließ uns wieder in der Dunkelheit zurück.
„Arschloch", kommentierte ich und stemmte mich ebenfalls hoch.
„Wir sollten los. Ich hab das Gefühl, der hat eine Mannschaft, die gleich folgen wird. Heute spielt auch noch der Rostocker FC." Ich nickte und folgte ihm in den Wagen. Endlich hatte er die Wahrheit erkannt, nämlich dass Hannah nur eine Fassade vorgespielt hatte. Ihr Inneres war widerwärtig. Mich hätte dennoch brennend interessiert, worum es im Streit gegangen war. Aber wenn Costa nicht von sich aus das Gespräch suchte, sollte ich nicht länger nachbohren.
In die Schule am nächsten Tag fuhren wir beide endlich wieder gemeinsam wie in alten Zeiten. Ich fühlte mich befreit.
Als uns Hannah entgegenkam, eiskalt wie immer, blieb ich vor ihr stehen, weil sie mir keine andere Wahl ließ. Costa hingegen lief an ihr vorbei, als würde er sie nicht kennen. Oh Mensch, das musste gestern ein gewaltiger Streit zwischen ihnen gewesen sein.
„Hey, Valeria!", fing sie mich schnippisch ab: „Hab ich mich nicht klar ausgedrückt, dass du dich von ihm fernhalten sollst? Er ist gestern nur von mir verschwunden, um nach dir zu schauen und ob es dir gut geht. Ich warne dich. Noch habe ich ihm nichts erzählt. Ich hoffe, du hast da nicht deine Finger im Spiel. Ansonsten ist unsere Vereinbarung Geschichte."
„Das ist sie sowieso. Du kannst ihm erzählen, was du willst, Hannah, wenn ihr denn überhaupt noch miteinander redet. Sieht ja momentan nicht danach aus. Du kannst mir nichts mehr anhaben." Ich drückte mich an ihr vorbei, drehte mich aber noch einmal zu ihr um.
„Ach übrigens: Ich hatte nicht meine Finger im Spiel. Costa ist nur für seine eigenen Handlungen verantwortlich, falls dir das neu sein sollte." Ich grinste Hannah kurz an und ging dann schnellen Schrittes los, um Costa wieder einzuholen. Was für ein Monster. Aber es hatte sich gut angefühlt, ihr die Meinung zu geigen.
„Hey, was hat Hannah zu dir gesagt?", fragte mein bester Freund, als wir in die Klasse abbogen.
„Unwichtig", würgte ich es ab.
„Okay, darf ich dann zumindest jetzt fragen, was du an deinem Geburtstag machen willst, jetzt, wo es nur noch vier Tage sind."
„Weiß nicht. Überrasch mich." Ich lächelte von einem Ohr zum anderen und pflanzte mich auf den Stuhl. Die Wahrheit war, ich hatte kein Planungstalent und schon gar nicht Lust auf diesen Tag. Also schob ich diese Aufgabe gekonnt weiter. Und Costa schien nichts dagegen zu haben.
„In Ordnung. Dann plane ich eben was ein für dich."
„Danke. Ich bin gespannt und sicher, dass du was ganz Tolles findest, was nicht mit Kitsch oder Liebe zu tun hat. Ich will so wenig Verliebte wie möglich und so viele wie nötig sehen."
Er lachte. „Verstanden, Chefin."
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