Prolog (2)

Ich öffnete meine Augen, die sofort anfingen zu tränen, als sie mit der Luft in Berührung kamen. Ich atmete ein. In meinen Lungen brannte es, als ich das gasförmige Gift einatmete. Ich spürte die Hitze auf meiner schweißnassen Haut. Orange und blutrote Zungen leckten nur wenige Stockwerke unter mir an den Mauern, an denen meine Erinnerungen wie süßer Honig klebten und hinterließen eine schwarze, rußige Spur. Feuer kündigte sich knisternd und mit einem Feuerwerk aus Funken an. Stickige Schwärze war es, was ich sah. Ein Verhängnissvoller Nebel lag in der Luft und brachte mich vor Angst und Panik noch mehr zum Schwitzen. Selbst damals hatte ich das Gefühl schon gehasst. Das Gefühl, die Fassung zu verlieren und die Kontrolle wie Sand durch meine Finger rieseln zu sehen. Machtlosigkeit war es, was ich fühlte gepaart mit einer mächtigen Menge an kindlicher Verzweiflung, die in meinem Innern brodelte. Am liebsten hätte ich mich einfach zu meinen Puppen in die Spielzeugecke gesetzt, und darauf gewartet, dass mich jemand abholte. Aber ich wusste es besser. Es würde mich niemand abholen kommen. Und wie sehr ich recht behalten würde, sollte sich erst einige Jahre später herausstellen.
Mit tapsenden Schritten verließ ich meinen Traum aus Federn und mein lockeres Nachtgewand folgte mir. Ich schlich zu der Tür, die auf den Flur führte, erstarrte aber sofort als ich sah, was vor sich ging. Wenn ich auf diese Situation zurückblicke, hier in Sicherheit und an einem gemütlichen Ort, kommt mir alles sehr befremdlich vor. Es war, als ob sich eine fremde Macht in dem Moment, als sich die Flammen in meinen Irden spiegelten und sie golden schienen ließen, die die Kontrolle über meinen kleinen Körper übernahm. Denn anders als es ein normales Kleinkind tun würde, drehte ich mich wieder in mein Zimmer zurück und machte mich daran, aus dem Fenster zu klettern. Natürlich war ich kein Meister darin, die passenden Ritzen für meine verletzlichen Zehen zu finden, allerdings war die fremde Macht darin sehr gut. Sicher hangelte ich mich an der Mauer entlang und versteckte mich in einem Vorsprung, als ich fremde Stimmen hörte. ,,Bei Seus, das Kind ist nicht hier!" , fluchte eine raue Männerstimme und hustete wegen des Rauches. ,,Es ist egal. Das kleine Balg ist viel zu dumm, um das hier zu überleben. Wenn wir es nicht kriegen, kriegt es das Feuer", meinte sein Komplize und spuckte aus. Monoton hing ich weiter still an der Wand, bis ich hörte, dass sie weggegangen waren. Der Wind griff mit seinen stürmigen Krallen nach mir. Weder riskierte ich einen Blick in die Tiefe, noch verspürte ich große Angst. Es war außergewöhnlich. Eine Außnamesituation. Mein kindlicher Geist wollte sich einfach nur weinend an Mutters Brust verkriechen. Bald, flüsterte die fremde Macht und führte mich weiter, Bald siehst du sie alle wieder. Hätte ich damals nur gewusst, was bald hieß.

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