Kapitel 12
Minerva lugte misstrauisch auf den blonden Jungenkopf neben ihr. Sie hatte nur zugestimmt ihn mitzunehmen, weil sie ihn, selbst wenn es ein Hinterhalt war, leicht überwältigen konnte, außerdem ... irgendwie erinnerte er sie an sie selbst, als sie noch klein war. Sie wusste selbst nicht warum,aber auch zu diesem Jungen fühlte sie wieder so eine Verbundenheit,sie war nicht so wie bei Evan, bei dem sie das Gefühl hatte, ihn schon Jahre lang zu kennen, es war eher Pflichtgefühl und Beschützerinstinkt. Sie konnte nur erahnen, was dieser kleine Kerl alles durchgemacht haben musste. Sein Name war Meiraulaw, ein Weise.
Evan schien die Vergangenheit von Cian nicht wirklich zu interessieren, erlächelte ihn die ganze Zeit freundlich an und redete mit ihm über belangloses Zeug. Die beiden wussten gar nicht wie sehr sie sich gegenseitig halfen, bemerkte Mina. Cian wurde abgelenkt und lächelte ein paar mal sogar, Evan schien es richtig gut zu tun, endlich einmal einen Gesprächspartner zu haben, der seine Fragen auch erwiderte.
Sie lächelte entspannt und genoss das Blätterrauschen, das aufzog.Immer wenn sie den Wind spürte und hörte, fühlte sie sich so lebendig. Was ihr Atomos,der Blauhäher, wohl gerade machte? Sie stellte sich vor, wie er gerade über ihr durch die Luft segelte, den Wind als ständigen Begleiter. Das musste schön sein. Ja,das Reisen hatte etwas, man war frei, an kein Haus oder Verpflichtungen gebunden.
Es würde noch eine Weile dauern, bis zu dem nächsten Dorf, in dem sie Halt machen und sich einmal richtig waschen konnten. Jetzt wo sie nicht nach Meirau gehen konnten. Sie fühlte sich in ihre Straßenmädchenzeit versetzt, in der ihre Hygiene ein ähnliches Niveau hatte. Auch wenn es jetzt noch nicht so schlimm war. Sie seufzte besorgt. Ob ihre Vorräte wohl so lange reichen würden? Notfalls würden sie einfach irgendwelche Pflanzen sammeln und essen. Es war schließlich Herbst,sie würden schon etwas finden.
Sie lachte leise,jetzt machte sie sich schon um Leute sorgen, die sie erst ein paar Tage kannte? Langweilig würde die Reise auf jeden Fall nicht werden.
Als es am Abend so dunkel war, dass man leicht die Unebenheiten des Bodens übersehen konnte, bauten sie das Lager auf. Dieses mal kümmerte sich Mina um das Essen, sie würde in Anbetracht ihrer Ressourcen etwas einfaches mit gesammelten Pflanzen zubereiten. Evan legte die provisorischen Betten zu recht und machte ein Feuer zusammen mit dem Kleinholz, das Cian zuvor gesammelt hatte. Als alles schließlich vorbereitet war,versammelten sie sich am Feuer, wo Mina das Essen verteilte.
Dankbar für die Wärme, rückte Cian mit seiner Essensschale näher an das Feuer. Wie lange es wohl schon her war, dass er nicht mehr frieren musste? Erguckte nachdenklich in die Runde seiner neuen Reisegefährten. Was hatten sie wohl schon erlebt? Wohin hatte das Schicksal sie geführt?Minerva schien nicht besonders redefreudig und sozial zu sein. Sie war auf den ersten Eindruck eher unfreundlich und grob, vielleicht auch misstrauisch ihm gegenüber. Er kräuselte seine Stirn. Hatte er irgend etwas falsch gemacht? Sie musste viel durchgemacht haben um so verschlossen zu werden, dass hatte selbst Cian mit seinem jungem Alter verstanden. Nun ja, es war ja nicht seine Aufgabe über Mina zurichten und Vorurteile ihr gegenüber zu haben, es würde sich noch herausstellen wie sie wirklich war. Evan hingegen... war einfach seine etwas tollpatschiges selbst. Er war so unbesorgt. So wirkte es zumindest. Cian legte die leere Holzschale neben sich und streckte sich müde, bevor er wie Mina und Evan es schon getan hatten, zu seinem Schlafplatz kroch und sich zudeckte. Das Feuer flackerte nur noch in kleinen Flammen, kurz darauf wurde es zur Glut und schimmerte in verschiedensten Rottönen mit den Sternen in der Dunkelheit um die Wette.
Einer Eingebung folgend fragte Cian leise, von der trägen Atmosphäre eingenommen: „Wohin geht die Reise überhaupt?"
„Weas",murmelte Evan leise und kuschelte in seine Decke.
„Weas also",nuschelte Cian und schloss seine Augen. Eine lange Reise stand ihnen noch bevor.
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