75. Raven Hale

Ich irre durch die dunklen Gängen, ratlos welcher Weg mich zu Crowley führen könnte. Mein Kopf fühlt sich schwer an, auch wenn ich weder Kopfschmerzen noch die anfängliche Benommenheit spüre. Trotzdem rauschen so viele Gedanken durch meinen Kopf, dass ich kaum einen einfangen kann.

Jetzt werden wir etwas Spaß zusammen haben. Die lustvolle Stimme von Peter Hale hallt immer wieder in meinem Kopf umher und mischt sich jetzt mit der meines Vaters. Ich möchte, dass du lernst, wer deine Familie ist. Wer du bist. Seine Worte pochen schmerzhaft gehen meine Schläfen und ich erinnere mich an die Zeit zurück, in der er mir diesen geheimnisvolle Satz zugeworfen hat. Am Telefon, als ich noch nichts über ihn oder unsere Verwandtschaft wusste...und er hatte es tatsächlich geschafft. Ich möchte meinen Kopf gegen eine der Betonwände schlagen um die Stimmen in meinem Kopf zu vertreiben, unterdrücke jedoch diesen Drang und klammere meine Finger stattdessen fester um die Pistole in meiner Hand.

Weil sie eine Hale ist. Die ruhige Stimme von meinem Onkel Derek Hale lässt mein Herz sich leicht zusammen ziehen und schwer schlucke ich. Das eindrückliche Statement meines Onkels vertreibt die Stimmen von Peter und Crowley und mache Platz für eine weitere Stimme. Dieses Mal ist es die sanfte, weiche Tonlage meiner Mutter, die sich meine Aufmerksamkeit erkämpft. Du bist so groß geworden und so hübsch.

Ich möchte dich einfach nicht verlieren, okay. Marty's besorgte Stimme übertönt plötzlich jede Andere in meinem Kopf und unkonzentriert stolpere ich durch den nächsten Gang. Zwar habe ich die Waffe schussbereit in meiner Hand, doch das eingebildete Stimmengewirr in meinem Kopf verwandelt schon das aufrechte Gehen in eine unglaubliche Herausforderung. Trotzdem führt mein Unterbewusstsein mich scheinbar gezielt durch das Gebäude. In dieser Sekunde kann ich nur hoffen, niemanden über den Weg zu laufen und doch auf Crowley zu treffen.

Ich stolpere, fange mich jedoch noch rechtzeitig mit einem Schritt ab. Alle Stimmen in meinem Kopf verstummen und ich nehme nur noch eine einzige war. Außerdem bist du jetzt ein Teil des Rudels und das heißt, dass wir dich auch wie eins behandeln. Ich schlucke schwer als auch die versprechenden Worte des Alphas in mein Gehirn bohren und sich dabei immer wieder wiederholen. Außerdem bist du jetzt ein Teil des Rudels und das heißt, dass wir dich auch wie eins behandeln. Teil des Rudels....wie eins behandeln. Die Stimme von McCall hallt immer wieder in meinem Kopf nach und lässt einen unangenehmen Druck hinter meinen Schläfen entstehen. Außerdem bist du jetzt ein Teil des Rudels und das heißt, dass wir dich auch wie eins behandeln.

Stolpernd pralle ich gegen die nächstliegende Wand und verhindere somit einen Sturz. Meine Finger krallen sich in den Beton, können die oberste Schicht jedoch nicht durchschlagen. Wie in Trance stelle ich fest, dass ich noch über meine abgeknabberten Fingernägel verfüge. Sie haben sich also nicht in die wolfsähnlichen Krallen verwandelt, trotz meines benommenen Zustandes. Für wenige Sekunden lasse ich meinen schmerzhaft pochenden Kopf gegen die kühle Wand sinken. Die Kälte des Betons überträgt sich auf meinen überhitzten Kopf und bringt die Stimme von McCall langsam zum Verstummen. Zurück bleibt das schmerzhafte Pochen und das schwerwiegende Gefühl von verwirrter Benommenheit.

Ich atme tief durch.

Peter ist sicherlich schon auf der Flucht. Liam, Mason und Corey habe ich Nachhause - in Sicherheit - geschickt und Lydia, Theo und Stiles jagen Tamora hinter her. Scott und Malia können auf sich allein aufpassen und Derek hat meinen Vater hoffentlich schon längst getötet. Ich dagegen irre noch immer ratlos durch das Gebäude.

Der Druck in meinem Kopf schwindet und mit ihm das Stimmengewirr hinter meinen Schläfen. Trotzdem kann ich noch immer keinen klaren Gedanken fassen. Ich zwinge mich zu einem ruhigen Durchatmen und schließe die Augen. Alpha. Beta. Omega. Laura. Matty. Ich. Ich atme erneut durch und konzentriere mich dieses Mal speziell auf den Geruch im Gebäude. Alles riecht alt und abgenutzt. In den Wänden steckt der salzige Geruch von Schweiß und harter Arbeit, aber auch der bittere Nachgeschmack von Frustration. Ich atme ein weiteres Mal ein und versuche tiefer in den Geruch einzudringen.
Ich kenne den speziellen Geruch.

Des ist das Blut meines Vaters.

Ich halte in meiner Bewegung inne, schließe die Augen und atme tief ein. Erneut dringt der metallische Geruch in meine Nase und dieses Mal bin ich mir sicher. Es handelt sich um das Blut meines Vaters. Motiviert schlage ich die Augenlieder auf und schaue mich um. Sekundenlang sind meine Augen damit beschäftigt nach der Dunkelheit die Pupillen an das dämmrige Licht des Ganges zu gewöhnen und sekundenlang sehe ich nichts. Dann wird aus dem undurchdringlichen Schwarz dunkle Silhouetten und aus diesen schlussendlich die klare Sicht auf den Gang. Ich kann spüren wie der Geruch des Blutes sich verflüchtigt und ich spüre mein Herz fast schon panisch gegen meine Brust schlagen. Wenn ich Crowley jetzt verliere...wer weiß ob ich ihn jemals Wiedersehen werde.

Seine Familie hat die Jägern nur mit Waffen und Kugeln versorgt. Selbst getötet hat von ihnen aber keiner. Es ist erneut Peters Stimme die in meinem Kopf auftaucht und schmerzhaft gehen meine Stirn pocht. Meine Hände wandern automatisch zu meiner Stirn und in der Hoffnung, dass die Schmerzen durch die Berührung aufhören, legen sich meine Finger auf meine glühende Haut. Jedoch hilft selbst das kalte Metall der Waffe - das ich mit meiner Hand auf die Stirn presse - nichts gegen das schmerzhafte Pochen und die Stimmen in meinem Kopf. Im Gegenteil. Zu Peters Stimme mischt sich erneut die tiefe Stimme von Derek. Du wirst gut darin sein.

„Worin?"

Die Worte kommen mir automatisch über die Lippen, werden jedoch sofort von der Stille des Ganges verschluckt. Stolpernd taumele ich nach links und nur meine instinktive Reaktion verhindert ein Fallen. Meine Finger lösen sich von meiner pochenden Stirn und pressen sich haltsuchend an die Wand. Darin eine Hale zu sein. Ich kneife meine Augen zusammen und lehne meine Stirn an dem kühlen Beton ab. Derek's Stimme hallt in meinem Kopf nach und obwohl sie angenehm tief ist, möchte ich meinem Kopf in dieser Sekunde am liebsten mehrmals gegen die Wand knallen. Die Stimmen in meinem Kopf wollen mich nicht in Ruhe lassen und wäre ich nicht mitten in einem Kampf, dann würde ich wohl versuchen die Schmerzen mit einem lauten Schrei loszuwerden. Zu mindestens habe ich das Gefühl, dass nur das in diesem Moment helfen kann.

Wirst du dich dann immer noch um mich sorgen, Superman?

Meine eigene Stimme hallt in meinem Kopf auf und verdrängt das restliche Stimmengewirr. Es wird ruhiger hinter meiner Stirn und selbst das Pochen scheint langsam schwächer zu werden. Auf meine eigene Frage bekomme ich keine Antwort und trotzdem weiß ich die Antwort von McCall. Außerdem bist du jetzt ein Teil des Rudels und das heißt, dass wir dich auch wie eins behandeln. Ich atme tief durch und stoße mich leicht von der Wand weg. Blinzelnd werfe ich einen Blick durch den Gang und stelle fest, dass ich in diesem Moment Glück habe keinen Gegner getroffen zu haben. Mit meiner freien Hand fahre ich mir durch die schweißnassen Haare, während ich mit der anderen die Waffe fest umklammert halte.

Mein Blick schweift im Rhythmus meines pochenden Kopfes durch den Gang. Ich sehe mehrere Türen und während ich mich streng zur Konzentration berufe, drängelt sich wieder eine Stimme in den Vorsprung. Sie verbrachten fast jede Minute zusammen in dem Büro seines Vaters. Mein Blick fällt, geleitet von Peter Hales Stimme, auf eine dunkle Beschriftung an der Wand. Durch das Schattenspiel im Gang wäre sie mir fast entgegen doch aus irgendeinem Grund erblicke ich sie im Klang von Peters Stimme sofort.

Büro.

In meinem Kopf macht es Klick und blinzelnd starre ich die vier Buchstaben an. Sie verbrachten fast jede Minute zusammen in dem Büro seines Vaters. Warum nicht auch jetzt? Ohne es wirklich zu realisieren, zieht mein Kopf die Verbindung zwischen dem Ort - der verlassenen Fabrik hier - und dem Ort - der Fabrik - aus der Hintergrundgeschichte. Es ist ein und derselbe Ort. Urplötzlich ist die Schwere in meinem Kopf verschwunden. Die verschiedenen Stimmen verfallen ins Schweigen und auch das Pochen hinter meiner Stirn ist verklungen. Ich atme tief durch. Ich wische mir mit einer flüchtigen Bewegung den Schweiß von der Stirn, bevor ich die Waffe in meiner Hand fester umgreife.

Weil sie eine Hale ist.

Mit den überzeugten Worten meines Onkels setze ich mich in Bewegung und folge dem Pfeil, der unter dem Hinweis „Büro" nach rechts führt. Ich spüre, dass ich den richtigen Weg gehe. Denn der süßliche Geruch von Blut und Hass vermischt sich mit dem fauligen Geruch nach Reue und Angst.

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Es ist offiziell 😭 noch acht/neun weitere Kapitel und dann wird dieses Buch auch ein Ende finden - damit wir die Trilogie über Raven, das Rudel und Beacon Hills offiziell enden ☝🏻 und weil schon soviel von euch gefragt haben: nein, es kommt kein weiterer Teil. Dafür arbeite ich momentan an einer neuen Teen Wolf FF - vielleicht wird sie ja der Nachfolger bzw. der Ersatz für diese Story ❤️ mal sehen

Lg CoolerBenutzername
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