70. Raven Hale #SavingCorey

„Sie sind weg!"

Ich höre Coreys Stimme nur am Rande meiner Wahrnehmung. Stattdessen werfe ich einen Blick voller Verwunderung und Überraschung durch den Raum. Ryan und Rose sind verschwunden. Im spurlosen Nichts und aus irgendeinem Grund bin ich mir dieses Mal sicher, dass sie nicht mehr zurückkommen werden. Niemals. Ungläubig fahre ich durch meine platinblonden Haare und stoße überrascht Luft aus. Das Nachhallen meines eigenen Brüllens ist in der Zwischenzeit in einer reinigenden Stille verklungen und alles ist in seine Ursprungsform zurückgefallen. Langsam rappele ich mich von dem dreckigen Betonboden auf und realisiere meinen nahezu schmerzfreien Körper.

Ungläubig lasse ich meinen Blick an mir selbst herunterschweifen und erblicke einen fast unverletzten Mädchenkörper. Dreck und Blut klebt an meiner Haut und an meinen teilweise gerissenen Klamotten. Die einzigen sichtbaren Wunden sind die an meinem Arm, die von meiner Entführung durch meinen Vater abstammen. Doch auch sie sind in der Zwischenzeit fast vollständig verheilt. Ansonsten ist mein Körper unverletzt und schmerzfrei. Die einzigen Schmerzen, die noch immer unheilvoll unter meiner Haut pulsieren, sind die meines Sturzes wenige Sekunden zuvor. Beim Aufprall ist sowohl mein Hinterkopf als auch mein Rücken gegen die harte Betonwand geknallt. Trotzdem kann spüren, dass auch diese Schmerzen bereits am abklingen sind. Somit scheinen alle meine Verletzungen des Kampfes - die zuvor tödlich und unüberwindbar erschienen - verschwunden zu sein. Genau wie Ryan und Rose, waren weder die Schmerzen noch die Verletzungen real. Sie alle waren nur Illusionen meiner eigenen Naivität und sind mit meinen Alpträumen im Nichts verschwunden.

Ryan und Rose würden nicht noch einmal wiederkommen können. Ich habe das befriedigende Gefühl, sie ein für alle Mal besiegt zu haben und so ungern ich es auch zugeben möchte...Stiles Stilinski hatte mit seiner Theorie doch tatsächlich recht.

Langsam hebe ich meinen Kopf und richtet meine Augen auf den Teenager. Corey. Auch er sieht - angesichts meines Sieges - ungemein erleichtert aus, bildet aber noch immer ein erbärmliches Bild, da er noch immer hilflos an den silbernen Ketten hängt. Vor allem jetzt, wo er seine Konzentration scheinbar zum ersten Mal von mir und dem Kampf gegen meine beiden Hirngespinste auf seine Fesseln lenken kann. Ungeschickt versucht er sich irgendwie von den Ketten zu lösen. Doch da seine Füße minimal über dem Boden schweben und seine Hände durch die Ketten in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt sind, hat er bei diesem Versuch keinen Erfolg. Stattdessen beweist mir mein Geruchssinn, dass der Teenager in Wirklichkeit sogar ungewollt dafür sorgt, dass sich das silberne Metall der Handschnallen weiter in seine Haut bohrt.

Ich setze mich in Bewegung und genieße die Geschmeidigkeit meines eigenen Körpers. Meine Muskeln arbeiten reibungslos zusammen und die zuvorigen Schmerzen sind nur noch als leichtes Unwohlsein zu spüren. Es sind Phantomschmerzen die in meinem Körper verharren weil mein Kopf - noch - nicht verstehen möchte, dass die zuvor tödlichen Verletzungen einfach so verschwunden sind. Dabei ist es für mich nicht gerade ungewöhnlich dass Wunden in unglaublich schnelle heilen.

Jedoch liegt der Ursprung der zurückgeblieben Phantomschmerzen sicherlich nicht nur in der Realisation dass die - zuvor noch schmerzhaften - Verletzungen nur Illusionen waren, Hirngespinste, sondern wahrscheinlich auch an der Erinnerung meines erstarrten Körper, der von Ryan und Rose erbarmungslos zusammengeschlagen wird, der noch immer erniedrigenden über mir hängt...und ich bin scheinbar unter die Therapeuten gegangen.

Ich fahre mir durch die blonden Haare und tauche aus meiner eigenen Selbstdiagnose auf. Mein Blick ist noch immer auf den Teenager gerichtet, fixiert ihn jedoch jetzt erst wieder.
In dieser Sekunde bin ich froh, dass nur Corey über diesen kurzen Moment meiner Schwäche Bescheid weiß. Bei ihm würden schon wenige drohende Worte ausreichen, um ihn daran zu hindern dem Rudel über die letzten paar Minuten zu erzählen.

Ich spüre Motivation in meinem Körper aufsteigen. Ryan und Rose sind besiegt. Ich bin trotz aller Logik fast unverletzt und wenn Derek Erfolg hatte, ist Crowley bereits Tod. Auch wenn ein kleiner Teil in mir das Gegenteil erhofft. Mir gebührt die Ehre - der Spaß - meinen Vater zu töten. Über diesen Gedanken schüttele ich leicht den Kopf, bevor ich mich in Bewegung setze und das Chamäleon ansteuere, das noch immer versucht sich selbstständig aus den Ketten zu befreien. Jedoch werden meine Schritte bereits nach wenigen Meter kaum merklich langsamer und nachdenklich betrachte ich den Beta. In meinem Kopf tauchen die wenigen Momente auf, die ich mit ihm persönlich teile - er war stets nett zu mir. Außerdem mag ich seinen Freund Mason. Also schlucke ich die - in meinem Kopf bereits zurechtgelegte - Drohung herunter und schenke ihm stattdessen ein kurzes Lächeln. 

„Warte ich helfe dir!" 

Meine Schritte werden schneller und innerhalb weniger Sekunden bin ich bei ihm angekommen. Während ich vor ihm stehen bleibe und den Verschluss der Handschellen einen fachmännischen Blick zuwerfe, spüre ich die Augen des Chamäleons auf mir hängen. Ich versuche seinen Blick zu ignorieren und mich stattdessen auf die Ketten zu konzentrieren, die - wie ich jetzt feststelle - nur provisorisch am Boden befestigt sind. Crowley scheint das alles hier doch nicht so gut durchgeplant zu haben wie anfangs von mir gedacht. Ich möchte mich bücken um den Versuch zu starten die Ketten von der Befestigung zu lösen, spüre dann jedoch noch immer Coreys Blick auf mir. Deshalb verdrehe ich sichtbar genervt die Augen, bevor ich sie auf den Beta richte. „Ist was?" frage ich also an ihn gewandt. Im selben Moment entdecke ich jedoch einen silbernen Schlüssel der wenige Meter davon auf dem Boden liegt. Es muss der Schlüssel für die Handschellen sein, die an die Eisenkette befestigt sind.  

Ich vermute, dass Tamora ihn bei ihrer Flucht achtlos fallen gelassen hat und ich weiß nicht, was ich von dieser Information halten soll. Hatte sie Angst? Hat sie doch so etwas wie Mitgefühl für den Teenager in Ketten entwickelt oder ist das Wegwerfen des Schlüssel ein Beweis für die verlorengegangene Treue Crowley gegenüber. Ihre Art zu sagen „Ich bin raus. Du bist auf dich alleine gestellt!"

Erneut verwerfe ich meine eigenen psychologischen Überlegungen und konzentriere mich auf die Situation vor mir. Bevor Corey mir auf meine genervte Frage antworten kann, habe ich mich bereits gebückt und den kleinen Schlüssel aufgehoben. In dieser Sekunde antwortet mir der Beta: „Das gerade eben...," ich höre den ungläubigen Ton in seiner Stimme und während ich geschickt die Handschellen von ihm löse, spüre ich erneut den Blick von Corey auf mir. „...das war so Badass!" Ich hebe meinen Kopf und fixiere ihn mit meinen Augen. Er hat den Kopf leicht schräg gelegt. Mit seinen Händen reibt er abwechselnd über die leicht geschwollene Rötung an seinen Handgelenken, lässt sich sonst jedoch nicht anmerken, dass er bis gerade noch in Handschellen lag. Stattdessen hat er die Augenbrauen minimal nach obengezogen, die Augen leicht zusammengekniffen und ein breites Lächeln aufgelegt, das kleine Grübchen in seinem Gesicht bildet.  

Ich starre ihn sekundenlang schweigend ins Gesicht, bevor ich seinem Lächeln nicht länger wiederstehen kann und es genauso breit erwidere. Sein Kompliment bestätigt mir einerseits  die Entscheidung ihm nicht zu drohen und lässt meinen Körper andererseits vor Selbstvertrauen strotzen. „Das ist was ich tue," sage ich anschließend mit dem breiten Lächeln und einem fast schon arroganten Unterton. Ich zucke mit den Schultern und drehe mich von ihm weg, um meinem Auftritt noch mehr Drama zu verleihen.

„Und jetzt lass' uns die Anderen finden!"

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Wichtig: da ich bis Montag im Urlaub bin, werden bis zu diesem Zeitpunkt keine neuen Kapitel kommen. Ich hoffe ihr versteht das. Wer von euch hat denn auch schon alles Ferien bzw. geht in nächster Zeit irgendwo in den Urlaub? Würde mich interessieren 👍🏻

Lg CoolerBenutzername
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