69. Raven Hale

Ein Schlag in meinen Magen. Mein eigenes Blut sammelt sich in meinem Mund und läuft gezwungener Maßen über meine Lippen und das Kinn herab. Es tropft fast in Zeitlupe von meinem Gesicht auf den Betonboden. Das leise Aufprallgeräusch wird übertönt von meinem Wimmern. Coreys unverständlichen Schreie und den harten Tritten und Schlägen von Ryan und Rose. Knochen brechen. Blut fließt. Ich unterdrücke gezwungenermaßen einen Schrei und schließe stattdessen die Augen. Stiles taucht sekundenlang in der Dunkelheit vor mir auf.

Und sobald du verstehst, dass sie das nicht sind - dass sie sind nur Einbildungen deines Gehirns sind - dann werden sie dir nichts mehr tun können und du kannst sie besiegen.

Die Stimme von Stiles mischt sich mit meiner eigenen. „Ihr seit nicht real!" Rose verpasst mir einen schmerzhaften Tritt gegen den Kopf und kurzzeitig flimmern Sterne vor meinen geschlossenen Augen. Eine heiße Schmerzwelle rauscht durch meinen Körper und mischt sich mit einer Hitze, die mir Tränen in die Augen treibt. Ich kralle meine Fingernägel in meine Haut und versuche die Schmerzen dadurch abzulenken und zu dämpfen. Heißes Blut läuft mir über den Körper und meine Lungen ziehen sich bei jedem Atemzug schmerzhaft zusammen. Die Luft die ich beim Einatmen einziehe, ist schwindend gering und durch die pulsierenden Schmerzen in meinem Körper fühlt es sich tatsächlich so an als würde ich langsam ersticken.

Und sobald du verstehst, dass sie das nicht sind - dass sie sind nur Einbildungen deines Gehirns sind - dann werden sie dir nichts mehr tun können und du kannst sie besiegen.

„Ihr seit nicht real!" flüstere ich jetzt erneut mit bebender, blutroter Lippe. Wieder ein Tritt gegen meinen Kopf und ein Schlag in meinen Magen. Übelkeit und Blut steigt in mir auf und ich kneife meine Augen gezwungenermaßen zusammen. Die Schmerzen paralysieren mich und mir bleibt nichts anderes übrig als meine Finger enger um meine Beine zu krallen, um meine schützende Fetusstellung beibehalten zu können. Ein weiterer Tritt gräbt sich in meinen Körper, dieses Mal in meinen unteren Rücken und knurrend unterdrücke ich ein Aufschreien. Und sobald du verstehst, dass sie das nicht sind - dass sie sind nur Einbildungen deines Gehirns sind - dann werden sie dir nichts mehr tun können und du kannst sie besiegen. Es ist wieder Stiles Stimme die sich durch meine traumatisierte Haltung kämpft und meine Ohren erreicht.

Blut läuft mir über das geschwollene Gesicht und verfängt sich in meinen Haaren und Lippen. Mein Magen schmerzt und ich spüre sowohl gebrochene Rippen als auch innere Blutungen, die mir das Blut den Rachen hinauf zwingen. Das Blut sammelt sich wie ein süßlicher Vorgeschmack des Todes in meinem Mund und würden die Schmerzen in meinem Körper durch die Tritte und Schläge nicht immer erneut aufflammen, wäre es vielleicht sogar ein friedlicher Tod. Und sobald du verstehst, dass sie das nicht sind - dass sie sind nur Einbildungen deines Gehirns sind - dann werden sie dir nichts mehr tun können und du kannst sie besiegen.

Ich spüre wie sich eine Hand fest um mein Arm legt und in der ersten Sekunde halte ich sie für Hilfe. Doch dann spüre ich einen ruckartigen Zug und die Hand schafft es mich mit einer unmenschlichen Kraft aus der schützenden, zusammengerollten Haltung zu reisen. Ich lande auf dem Rücken und starre Ryan direkt in die Augen. Sie sind pechschwarz und haben überhaupt keine Ähnlichkeit mehr zu den Augen, in denen ich mich früher so oft verloren habe. Die ich über alles geliebt und begehrt habe. Er hat überhaupt keine Ähnlichkeit mehr zu dieser Person. Er ist nicht real...genau wie Rose.

Ein weiterer Tritt trifft meinen geschundenen Körper und mit seiner Hilfe drehe ich mich stöhnend auf den Bauch. Ein Schlag auf meine Wirbelsäule und in dieser Sekunde kann ich einen Aufschrei nicht mehr unterdrücken. Während mir ein Schwall Blut über die Mundwinkel entweicht, mischt sich mein schmerzerfüllter Schrei mit den dumpfen Aufschlaggeräuschen der Fäuste, die erneut auf mich aufprasseln. Die Wut erwacht erneut in mir. Der Schrei scheint meinen Körper aus seiner eigenen Starre gelöst zu haben. Heißer Zorn rauscht durch meinen Körper und nutzt jede neue Schmerzquelle als neue Kraft. Hitze steigt in mir auf und unter Schmerzen winkele ich meine Arme an. Ich presse meine Handflächen auf den dreckigen Boden und stecke zwei weitere schmerzvolle Tritte in meinen Magen wortlos weg. Langsam drücke ich meinen Körper nach oben. Ich drücke meine Arme durch und hieve mich unter qualvollen Schmerzen auf die Knie.

Ryan steht sofort vor mir. Seine Faust fliegt auf mich herunter und trifft mein Kinn. Ich werde zur Seite gerissen und knalle fast zurück auf den Boden. Meine Hand greift instinktiv nach vorne und fängt mich im letzten Moment an. Der Zorn in meinem Körper wird größer. Die Hitze steigt bis zu meinem Kopf. Mein Blut scheint zu kochen, mein Herzschlag zu rasen. Langsam hebe ich meinen Kopf und starre meine Jugendliebe emotionslos an. „Du.Bist.Nicht.Real!" Ich spucke dem Jugendlichen wütend Blut vor die Schuhe, bevor ich erneut all' meine Kraft zusammen nehme und mich trotz schmerzenden Muskeln auf die Füße hieve. Neben Ryan steht jetzt Rose und auch in ihr erkenne ich keine Ähnlichkeiten zu meiner Besten Freundin wieder. Die Augen sind pechschwarz. Das Gesicht und das braune Haar blutig. Die Klamotten zerissen und dreckig.

„Ihr seit nur Illusionen!" stoße ich jetzt knurrend zwischen meinen Zähnen hervor und lasse einen erneuten Faustschlag über mich ergehen. Ich taumele leicht zur Seite, kann jedoch notdürftig mein Gleichgewicht halten. Ryan folgt meiner taumelnden Seitbewegung und steht erneut vor mir. „VERSCHWINDET!" schreie ich jetzt wütend und starre den Teenager vor mir wütend an. Jedoch schlage ich nicht zu. Nicht wegen meinen schmerzenden Muskeln. Dem Blut auf meiner Haut oder der beängstigenden Wut in meinem gesamten Körper. Stattdessen höre ich erneut Stiles Worte in meinem Kopf. Und sobald du verstehst, dass sie das nicht sind - dass sie sind nur  Einbildungen deines Gehirns sind - dann werden sie dir nichts mehr tun  können und du kannst sie besiegen. Meine Augen fixieren Rose, die Ryan zur Seite gedrängelt hat und jetzt vor mir steht. Sie verpasst mir einen kräftigen Kinnhaken, der mich zrücktaumeln lässt.

Eine erneute Schmerzwelle überkommt mich und ich habe erneut das Problem mein Gleichgewicht zu halten, um nicht erneut auf den Boden zu fallen. Mein Körper schmerzt und der Zorn in meinem Körper nutzt jeden neuen Schmerz um mein Blut zum Kochen zu bringen. „Du bist nicht real!" knurre ich das kleine Mädchen jetzt wütend an und verziehe mein Gesicht zu einer schmerzverzogenen Fratze. Ich bilde mir ein, dass Rose's Gestalt für wenige Sekunden zu flimmern anfängt und dabei für wenige Milisekunden verschwindet. Dann steht sie jedoch schon wieder vor mir und ich spüre einen kräftigen Tritt in meine Knieebeuge. Ich stauchele und mein Knie gibt nach. Während ein Bein nachgibt und ich falle, versuche ich den Sturz mit den freien Händen und dem noch ungetroffenen Bein auszugleichen.

Ich pralle mit den Handflächen auf den Boden und Schmerzen kämpfen sich durch meine Arme zu meinen Schultern durch. Wütend stoße ich Luft durch meine zusammengebissenen Zähne, um einen Aufschrei zu verhindern. Ich zwinge mich dazu erneut auf die Beine zu kommen, auch wenn die Schmerzen mich erneut in die Knie zuzwingen drohen. Ryan und Rose stehen erneut vor mir. „Ihr.Seid.Nicht.Real," wiederhole ich meine eigenen Worte und wieder stoße ich sie wütend zwischen meinen Zähnen hervor. Die Punkte zwischen den einzelnen Worten sind nahezu hörbar und wieder scheinen beide Kinder kurzzeitig aufzuflackern und sekundenlang im Nichts zu verschwinden.

Ryans Hände schließen sich um meinen Hals und ich spüre den Druck, der sich wie ein Seil eng um meine Luftröhre zieht. Ich wehre mich nicht. Starre Ryan an. Hinter ihm Rose. Keuchend versuche ich Luft zu holen, doch Ryans Hände hintern mich daran. Sie schlingen sich immer enger um meinen Hals. Schwarze Sterne tanzen vor meinen Augen und ich kämpfe gegen die aufsteigende Ohnmacht an. Mir wird schlecht und trotzdem wende ich meinen Blick weder von Ryan noch von Rose ab. Mein Körper giert nach frischer Luft und die schwarzen Sterne in meinem Blickfeld werden immer größer.

Dominanter.

Sie rauben mir fast meine gesamte Sicht und das klebende Blut an meinen Wimpern macht es nicht einfacher meine beiden Alpträume zu fixieren. Ich spüre den schmerzenden Druck an meinem Hals. Ryans Finger die sich immer enger um ihn schnüren und meine Haut reizen. Ich spüre meinen Körper der hilflos nach Luft schreit. Mein Herz das trotz fehlender Luft und Kraft rasend schnell pocht. Mein Puls rast. Ich spüre die Ohnmacht - den sicheren Tod - an mein Bewuststein klopfen und mit letzter Kraft zwinge ich mich dazu, meine Augen trotz den schwarzen Sternen offen zu halten.

„Ihr seid," meine Stimme ist nicht mehr als ein krächzendes Flüstern, gemischt mit dem hoffnungslosen Versuch nach Luft zu schnappen, „nicht," wieder muss ich gezwungerermaßen nach Luft schnappen und die Sterne in meinem Blickfeld werden größer. Ich nehme meine letzte Kraft zusamen und versuche soviel Luft wie möglich einzuatmen. Der Druck der dadurch auf meinem Brustkorb liegt scheint meinem Körper einen letzten Schub Wut einzuhauchen. Das nächste Wort schreie ich. „REAL!"

Meine Stimme entfaltet sich. Es mischt sich ein Brüllen darunter und aus dem einzelnen Wort wird ein ohrenbetäubendes, erschütterndes Heulen. Ich werde zurückgerissen. Ryans Griff löst sich von meinem Hals und ich höre meine eigene Stimme, die sich in sekundenschnelle zu einem mächtigen Brüllen steigert, dass das ganze Gebäude zum Erzittern bringt. Mein Körper prallt schmerzhaft auf dem harten Boden auf und ich schlittere ungebremst über den Beton, bis mich eine der Wände stoppt. Eine neue Schmerzwelle durchfährt meinen Körper. Jedoch ist die Atemnot, die Sterne vor meinen Augen, verschwunden.

Genau wie Ryan und Rose.

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Das hier ist wohl das Kapitel. Das Kapitel bei dem ich am meisten Spaß hatte es zu schreiben. Hier drin steckt soviel Arbeit und ich bin so froh, es endlich veröffentlichen zu können. Ich hoffe ihr seid - wenn auch nur halb - so begeistert wie ich, dass würde mir schon unendlich viel bedeutet ❤️ #StayProud

Lg CoolerBenutzername
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