67. Crowley #betterrun
„Du solltest lieber rennen, solange du noch kannst!"
Meine Drohung hängt schwer im Raum und ich kann Crowleys Blick sehen, in dem jedoch mehr Belustigung als Sorge mitschwingt. Langsam bohren sich meine Fingernägel in meine Handflächen und mit einem mörderischen Blick fixiere ich meinen Vater, der sich hinter Ryan und Rose versteckt. Für wenige Sekunden treffen sich unsere Augen und schweigend starren wir uns an. Sekunden vergehen, bevor sich auf dem Gesicht meines Vaters ein spielerisches Lächeln ausbreitet. „Tamora?" fragt er anschließend in die Richtung der schwarzhaarigen Jägerin und wirft ihr einen kurzen Blick zu. Wie auf Kommando löst sie sich von Coreys Seite und nickt meinem Vater kurz zu. Dann verschwindet sie ohne ein weiteres Kommentar durch die Türöffnung zu meiner Linken, die ich erst jetzt als eine Fluchtmöglichkeit entdecke. Ich starre der dunkelhäutigen Jägerin nach, die droht in dem Gebäude zu verschwinden.
Ich werfe einen Blick über meine Schulter und visiere dabei Stiles, Theo und Lydia an. Sie alle bemerken meinen auffordernden Blick. Ich höre wie Theo seine Waffe entsichert, bevor er und Stiles sich gleichzeitig in Bewegung setzen und Tamora wortlos hinterhereilen. Lydia macht ebenfalls die Anstalt ihnen zu folgen, hält dann jedoch kurzzeitig inne. Ihre Hand legt sich für wenige Sekunden auf meine Schulter und ich spüre ihren warmen Atem auf meinem Hals. „Töte dieses Schwein." Mit diesen Worten wendet sie sich von mir ab und eilt ihrem tollpatschigen Freund und dem gut aussehenden Besserwisser hinterher. Ich widerstehe dem Drang den drei Jugendlichen hinterherzuschauen. Stattdessen starre ich Crowley an.
Zwei gegen Drei.
Ich spüre Derek dicht neben mir und in dieser Sekunde ist es mir egal, dass es wahrscheinlich zu Crowleys Plan gehört hat, mich von dem restlichen Rudel zu trennen. Um Tamora nicht entkommen zu lassen, habe ich meine Front aufgeteilt, weshalb ich hier jetzt nur noch mit Derek an meiner Seite stehe. Ich spüre die Überlegenheit von Crowley und meinen zwei Alpträumen, trotzdem fühle ich mich noch immer zuversichtlich. Mein Onkel steht neben mir und aus irgendeinem Grund ist es ein gutes Gefühl an der Seite von meiner biologischen Familie zu kämpfen. „Ich bewundere dich Raven," fängt mein Vater jetzt lächelnd an zu erzählen. Als er meinen kritischen Blick bemerkt, verleiht er seinen Worten mehr Nachdruck: „Wirklich!" Ein höhnisches Lächeln bildet sich auf meinem Gesicht und provokant werfe ich ein: „Ach ja?" „Du bist wirklich weit gekommen. Aus dir hätte so viel mehr werden können." Ich habe keine Ahnung auf was genau mein Vater anspielt aber in dieser Sekunde interessiert es mich nicht wirklich. In meinem Kopf pulsiert einfach nur der Instinkt Crowley zu töten und Ryan und Rose am Besten gleich mit.
Meine freie Hand wandert langsam in meine Jackentasche, in der ich die silberne Patrone ertaste. Ich spüre Dereks kritischen Blick auf mir, was ich jedoch gekonnt ignoriere. Meine Finger schließen sich um die Kugel, während ich meinen Blick weiterhin undurchschaubar auf meinen Vater gerichtet habe. „Du wirst mich nicht töten können. Niemand kann das!" „Was lässt dich da so sicher sein? Ich bin deine Tochter!" Ich erdolche Crowley mit meinem Blick und erhoffe mir mit dem Gespräch genügend Zeit um mit der Patrone unauffällig meine Pistole zu laden. Auch wenn das in dieser Sekunde unmöglich erscheint. Auch wenn mein Vater mir zuhört und bereit ist meine Fragen zu beantworten, verfolgt er jede meine Bewegungen. Meine Hand muss vorerst in der Jackentasche verharren.
„Auch deine Mutter hat es nie geschafft," bei dieser Information ziehe ich die Augenbrauen leicht zusammen. „Was meinst du damit?" Ich spüre wie sich Derek neben mir leicht anspannt, jedoch genauso aufmerksam zuhört. „Sie wollte mich töten," ein humorloses Lächeln legt sich auf seine Lippen und in seinen Augen sehen ich, wie er kurzzeitig in Erinnerungen zurück verfällt. Ich werde nervös und möchte die kurzzeitige Unaufmerksamkeit meines Vaters nutzen, um die Patrone aus meiner Tasche zu ziehen und sie blitzschnell in meine Waffe zu legen. Jedoch verflüchtigt sich der gedankenverlorene Schimmer aus Crowleys Augen und sein Blick legt sich erneut klar auf mich. Die Patrone verweilt mit meiner Hand in der Jackentasche.
„Laura hat versucht mich umzubringen, kurz bevor sie mit dir verschwand," erläutert Crowley seine Worte jetzt etwas genauer und aufmerksam höre ich ihm zu. „Aber sie konnte es nicht. Sie war zu schwach," seine gerade noch neutrale Stimmlage wird innerhalb eines Wortes zu purem Hass und purer Verachtung. Dieselben Gefühle rieche ich an ihm selbst und angewiedert ziehe ich meine Nase kraus. Zur selben Zeit taucht ein Bild von meiner Mutter in meinem Kopf auf. „Sie war nicht schwach," widerspricht Derek jetzt offen meinem Vater und mustert ihn verständnislos, „Sie war einfach zu gutgläubig. Sie konnte dich nicht töten, weil sie in dir noch immer den alten Crowley sah!" Aus Dereks Worten schlussfolgere ich, dass er dabei war - oder zu mindestens davon erfahren hat - als Laura Crowley töten wollte. Ich atme tief durch und frage mich innerlich, was ich mit den neugewonnen Informationen anfangen soll.
„Ich werde nicht zögern. Ich werde dich nicht noch einmal lebend davon kommen lassen," werfe ich jetzt wütend ein und mustere meinen Vater. Ich versuche zu erkennen warum meine Mutter nicht bereit war ihn zu töten. Was zur Hölle hatte sie überhaupt jemals in ihm gesehen. „Oh glaub mir geliebte Tochter," Crowley macht eine dramatische Sprechpause, „Das beruht auf Gegenseitigkeit!" Er schenkt mir ein herablassendes Lächeln, bevor er seinen Blick erst auf Ryan und dann auf Rose legt. „Sie gehört euch," sagt er anschließend an die beiden Kinder gewandt, die sich daraufhin in Bewegung setzen und mit langsamen bedrohlichen Schritten auf uns zu kommen. Ich weiche wenige Schritte zurück und zwinge Derek dabei ebenfalls zum Zurückweichen. Crowley beobachtet dies mit einem süffsianten Lächeln, bevor er sich den Dreck von den Klamotten klopft und mir einen letzten Blick zuwirft.
„Wenn du deine Mutter sehen solltest. Richte ihr schöne Grüße von mir aus!"
Mein Vater grinst selbstzufrieden, bevor er sich zum Gehen wendet und durch die rechte Türöffnung verschwindet. Somit schlägt er einen anderen Weg als Tamora ein und entgeht dabei auch gleich der Gefahr in Theo, Stiles und Lydia zu rennen. Fassungslos starre ich meinem überheblichen Vater nach, der innerhalb Sekunden aus meinem Blickfeld verschwindet. Ryan und Rose kommen dabei immer dichter auf uns zu und in diesem Moment kommt es mir so vor, als währen ihre Augen noch dunkler und unmenschlicher geworden. Sie sind bereit zu töten.
„Derek geh'," sage ich jetzt mit strenger Stimme an meinen Onkel gewandt, den ich weiterhin mit meinem Körper zurückdrängele. „Nein ich lasse dich hier nicht alleine mit diesen zwei...," er scheint wahrlich keine Ahnung zu haben als was er Ryan und Rose bezeichnen soll, weshalb er das Ende seines Satzes einfach in er Luft schweben lässt. „Ich lasse Crowley nicht ein weiteres Mal entkommen" erkläre ich jetzt mit fester Stimme und fixiere meine beiden Albträume an. Dann spreche ich weiter: „Nur ich kann die Beiden besiegen," ich selbst bin überzeugt von dieser Aussage. Ryan und Rose sind meine Vergangenheit. Real oder nicht: nur ich kann sie besiegen. Auch wenn ich bisher keine Ahnung habe, wie ich es schaffen soll.„Ich lasse dich nicht allein!" widerholt mein Onkel erneut seine Worte und ich werfe ihm einen wütenden Blick zu.
„Derek wir haben keine Zeit zu diskutieren. Geh. Jetzt!"
Wut schwingt in meiner Stimme mit und mit einem wütenden Blick erdolche ich meinen Onkel, der sich natürlich gerade in dieser Sekunde für eine dumme Heldentat entscheiden muss. In der Zwischenzeit habe ich Derek bis zur Wand zurückgedrängelt, sodass wir keine weitere Chance mehr haben um Ryan und Rose zu entkommen. Diese kommen nämlich weiterhin mit festen Schritten auf uns zu und es ist nur noch eine Frage der Zeit bis einer der beiden den Kampf beginnt. „Ich habe schon Laura allein gelassen. Ich konnte sie nicht vor Peter beschützten," ich spüre einen kurzen Schwall von Trauer in Derek aufkommen, „Aber jetzt...jetzt kann ich zu mindestens dich retten!" Seine Worte klingen aufrichtig und ich schlucke schwer. Derek scheint den Tod seiner Schwester tatsächlich selbst zu bereuen und bereits zum zweiten Mal an diesem Tag habe ich das Gefühl, dass er mich als Familie sieht.
Als eine Hale.
„Ich muss nicht gerettet werden," sage ich jetzt mit fester Stimme und richte meinen Blick kurz auf Derek, „Genauso wenig wie meine Mutter. Derek," ich hole tief Luft und ergreife seine Hand, „Bitte verschwinde von hier. Finde Crowley und töte ihn. Wegen ihm ist Laura Tod...nicht nur wegen Peter!" Ich starre meinen Onkel mit einem Blick an, in dem fast schon etwas flehendes liegt. Ich möchte ihn nicht hier haben. Nicht hier bei Ryan und Rose. „Aber Corey...," der Blick von Derek schweift sekundenlang zu dem Chamelön. Er hängt noch immer an den Eisenketten. Blut und Tränen kleben an seinem Gesicht und vermischen sich mit seinem Schweiß. „Ich werde ihn retten," ich hole tief Luft, „Versprochen!"
Wenige sekundenlang starrt mein Onkel mich an, bevor er ein kurzen Druck auf meine Hand ausübt und sich dann von ihr löst. Er nickt mir kurz zu bevor er sich ruckartig nach rechts wirft. Ich reagiere ebenfalls und weiche nach links. Ryan und Rose folgen meiner Bewegung, sodass Derek problems zwischen ihnen und der Wand vorbeirennen und in denselben Gang wie Crowley abtauchen kann. Weder der Teenagerjunge noch das Mädchen interessieren sich dabei für meinen Onkel. Stattdessen kommen sie immer näher auf mich zu und mir wird klar, dass ich nicht länger zurückweichen kann.
Ich muss kämpfen.
Ich atme ein letztes Mal tief durch, bevor ich meine Waffe entsichere und sie auf Ryan richte. Er zuckt angesichts der Waffe nicht zurück und auch Rose lässt sich davon nicht irritieren. Mein Blick schweift ein letztes Mal zu Corey. Seine braunen Haare hängen ihm schweißnass ins Gesicht, behalten jedoch weiterhin die leicht zurückgestrichene Frisur. Sein Blick ist zwar auf mich gerichtet jedoch objektivlos und scheinbar getrübt. Seine Arme und Beine sind scheinbar schmerzhaft an Ketten befestigt und dickflüssiges Blut dringt aus mehreren Wunden an seinem Körper. In der Luft liegt ein Geruch Angst und Unterlegenheit. Jedoch mischt sich damit auch der Geruch des Todes. Mein Blick schweift zu Ryan und Rose.
„Halte durch, Kumpel," rufe ich dem Beta von Scott halbherzig zu, bevor ich ein mörderisches Lächeln aufsetze und ich das tue, wofür ich geboren bin: Töten.
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Sonnige Grüße aus dem Schwarzwald. Wie ist das Wetter so bei euch? Momentan komme ich mega gut mit dieser Geschichte weiter, was vor allem an euren tollen Kommentare und euren ständigen Votes liegt. Nichts motiviert mich mehr als ihr :D also behaltet euren Enthuisasmus auf alle Fälle bei. Dann wird schon bald ein neues Kapitel kommen.
LG CoolerBenutzername
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