6. Beacon Hills Sheriff Station

Ich schwinge mich elegant von meinem Motorrad, das ich in sicherer Entfernung von der Sheriff Station in einer kleineren Seitenstraße abgestellt habe. Dabei halte sogar ich selbst diese Vorsichtsmaße für etwas übertrieben. Stiles und ein paar andere aus dem Rudel würden das Motorrad nie im Leben erkennen und als meins einschätzen können...und McCall und der Rest würde wahrscheinlich nie Erwägung ziehen, das ich tatsächlich zurück bin. Davon abgesehen möchte bestimmt keiner aus dem Rudel überhaupt mehr von mir wissen. Nicht, nachdem ich sie mehr oder weniger ohne eine Erklärung stehen gelassen habe.

Ich atme tief durch und werfe einen überprüfenden Blick in den Himmel. Ein dunkler Rabe kreist bereits in luftiger Höhe über meinen Kopf und sobald ich meine Augen auf ihn gerichtet habe, und seinen schweifenden Kreisbewegungen folge, lässt er sich mit dem Weg davon gleiten und fliegt - von meinem Sichtpunkt aus - auf eine dunkle Gasse mit mehreren Müllcontainern zu. Jedoch habe ich in der Zwischenzeit gelernt dem Vogel zu vertrauen und ihm zu folgen. Aus luftiger Höhe sieht nun Mal alles etwas anderes aus, als von hier unten.

Also setze ich mich in Bewegung und steuere die dunkle Gasse an. Dabei kann ich hören, wie sich der Rabe in der dämmrigen Dunkelheit auf etwas metallischem nieder lässt. Jedoch brauchen meine Augen wenige Sekunden, um mit dem veränderten Lichtkontrast klar zu kommen. Dann jedoch sehe ich die Gasse problemlos in allen Einzelheiten und somit auch den Raben, der sich auf einer Mülltonne niedergelassen hat und jetzt entspannt seine Flügel putzt.

Ich lasse den Vogel nicht aus den Augen, während ich näher trete und gleichzeitig versuche herauszufinden, warum er mich gerade hier her führt. Denn zwar für der enge Gang zwischen den zwei Gebäuden nicht - wie anfangs erwartet - in eine Sackgasse, sondern bildet einen schäbigen Gang von der Seitenstraßen zu dem Polizeirevier, welches theoretisch gesehen direkt das Gebäude links neben mir sein müsste. Zwar wird der Durchgang von einem mannshohen Gitterzaun versperrt, der für mich und meine übermenschliche Kräfte jedoch kein Problem darstellt. Durch das Gitter kann ich sogar ein paar Polizeiautos erkennen.

Also bin ich richtig. Doch warum hat sich der Gestaltenwandler niedergelassen und mich nicht weiter durch das Tor geführt? Stilinski könnte schon längst wieder weggefahren sein.

Plötzlich gibt der Rabe ein Krächzen von sich und sofort wandert mein - gedankenverloren in Richtung Zaun abgedrifteter - Blick zurück auf ihn. Er hat aufgehört seine pechschwarzen Federn zu putzen und hat jetzt den Kopf leicht schräg gelegt. Im ersten Moment starrt er mich mit seinen dunklen Augen eindringlich an, bevor er seinen Kopf von mir wegdreht und die Fassade des Polizeireviers anstarrt. Ich folge seinem Blick und bekomme nur das graue Gitter eines Lüftungsschachtes zu sehen - nicht wirklich das, was ich erwartet hätte.

Im selben Moment macht es in meinem Kopf 'Klick' und ich erkenne die Botschaft hinter dem seltsamen Verhalten des Rabens. Er möchte mich darauf aufmerksam machen, dass der Lüftungsschacht direkt in die Sheriff Station führt, höchstwahrscheinlich ungesichert ist und ich dadurch auch weiterhin Stiles Stilinski folgen kann...dabei weiß ich noch nicht einmal, ob er das wirklich wert ist.

McCall könnte sonst wo sein.

„Dein Ernst?" frage ich jetzt kritisch an den Raben gewandt, der zwar nicht auf meine Frage antwortet, aber eine leichte Kopfbewegung macht, die man zwar nicht als Nicken aber sehr wohl als eine eigenartige Zustimmung durchgehen lassen kann. Also seufze ich demonstrativ genervt auf, bevor ich mit wenigen Schritten die Mülltonne seitlich des Lüftungsschachtes erreiche. Während ich meinen Blick überprüfend über die metallische Box gleiten lasse, bleibt der Rabe an Ort und Stelle sitzen und beobachtet mich weiterhin. Erst in dieser Sekunde frage ich mich, wo der zweite Rabe geblieben ist.

Sekundenspäter erkenne ich selbst die Antwort: er sitzt bestimmt vor dem Revier auf einen Baum und benachrichtig seinen kleinen Freund hier im Falle von Stiles, der die Station verlässt.

Mit etwas Hilfe meiner übernatürlichen Werwolfkräften schiebe ich die Mülltonne mit Leichtigkeit unter den Lüftungsschacht und schwinge mich anschließend, ohne auf den Raben zu achten, elegant auf den geschlossenen Deckel. Somit erreiche ich problemlos den Schacht, der von außen mit einem Gitter beschlossen ist.

Jedoch reicht mir schon ein einziger - gekonnter - Blick, um sicher sagen zu können, dass das Gitter und der dahinter liegende Gang weder mit Bewegungssensoren, noch mit Kameras oder einer anderen Form eines Alarms abgesichert sind. Scheinbar haben sich die Leute hier gedacht, dass wohl keiner so dumm wäre in eine Polizeistation einzubrechen...was mir meine Aufgabe erleichtert. Ohne mich groß konzentrieren zu müssen, lasse ich den Fingernagel meines rechten Zeigefinger zu einer spitzen, leicht gebogene Werwolfkralle werden. Mit ihr drehe ich geschickt die vier Schrauben aus der Fassade, die den Schacht durch das Gitter sichern.

Ein leises Krächzen ertönt hinter mir und während ich das quadratische Gitter von der Wand löse und möglichst leise neben mich auf den Mülltonnendeckel lege, richte ich meinen Blick überprüfend auf den Vogel. Doch dieser scheint mir nichts Wichtiges mitteilen zu wollen, weshalb ich kurz mit den Schultern zucke und ohne weiter auf ihn zu achten meine Arme gestreckt in den zugegebenermaßen engen Schacht zu legen, wodurch ich nur noch auf Zehenspitzen auf dem Metall stehe.

Sobald ich davon überzeugt bin, dass ich vorerst genug Halt habe - meine Hände habe ich flach auf den Boden gepresst - stoße ich mich leicht von der wackeligen Mülltonne ab und hieve meinen Körper anschließend etwas unelegant in den engen Schacht. Dabei stoße ich mir mehrmals den Ellenbogen und die Knie, weshalb ich - noch bevor mein Körper komplett im Schacht verschwunden bin - leise vor mich hinfluche. Dabei werden meine Schimpfwörter zischend von den metallischen Wänden zurückgeworfen.

Wie Deadpool sich jeden Tag erneut in seinen hautengen Superheldenanzug zwängt - Danke dafür - zwänge ich mich also auch etwas unbeholfen durch den engen Schacht. In diesem kann ich meine Arme und Beine zwar beliebig anwinkeln und wieder strecken, jedoch stoße ich dabei immer wieder gegen die Schachtwände, was hörbar laut reflektiert und durch Schallwellen scheinbar durch das ganze Gebäude fliegt. Somit lasse ich meine Beine ausgestreckt und krieche wie ein Soldat über das kühle Metall, während ich meines Ellenbogen weitgehend unter meinem Oberkörper platziert habe und sie abwesend noch vorne setze und meinen Körper nachziehe.

Doch schon in der nächsten Sekunde stehe ich vor einer Abzweigung, deren Existenz ich in dieser Sekunde tatsächlich verfluche. Denn ich habe keine Ahnung wo lang und auch kein Rabe an meiner Seite, der mir aus luftiger Höhe helfen kann.

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Ich weiß ich lasse euch momentan ungewohnt lange auf ein neues Kapitel warten, aber in den letzten Wochen bin ich nicht wirklich zum Schreiben gekommen 🙊 und bevor ich es vergesse: dieses Kapitel habe ich nur schnell überarbeitet und auch nur grob korrigiert - verzeiht mir also Rechtschreibfehler.

Und nochmal eine Frage direkt an euch: wie denkt ihr kommt Raven mit McCall in Kontakt bzw. denkt ihr überhaupt, dass er so schnell von ihrer Rückkehr erfährt? Freue mich schon auf wilde Vermutungen und Ideen.

Lg CoolerBenutzername

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