41. Crowley #Training

„Los geht's," sagt mein Vater jetzt mit einem vorfreudigen Unterton in der Stimme und macht eine ausschweifende Handbewegung. Sofort manifestieren sich die beiden dunklen Gestalten vor mir, die sich innerhalb Sekunden aus dem dunklen Nebel lösen und selbstbewusst vor mich treten. Ich bin nicht überrascht. Ich sehe die beiden Kinder, Rose um Jahre jünger als Ryan, und schüttele bei ihrem Anblick leicht den Kopf.

Mir fällt es schwer mich zu konzentrieren. Doch ich in der Zwischenzeit habe ich gelernt mich von ihrem Anblick und meinen aufsteigenden Gefühlen nicht länger ablenken zu lassen. Also rufe ich mir mein Mantra in den Geist - Tod, Tod, Tod - und atme tief durch. Die beiden sind nicht real und allen voran sind sie keine echten Menschen. Sie umrunden mich wie hungrige Tiere und bevor ich reagieren kann, springt Ryan nach vorne und lässt seinen Arm auf mich herabsausen. In seiner Hand manifestiert sich aus grauem Rauch ein schmales Messer und obwohl ich mit meinen übernatürlichen Reflexen innerhalb einer Millisekunde reagiere, bin ich noch immer nicht schnell genug um der Klinge zu entkommen. Sie streift meinen Arm und hinterlässt eine blutige Schnittwunde, die mehrere Zentimeter meiner Haut durchbohrt.

Glühender Schmerz macht sich in meinem Körper breit und stolpernd weiche ich wenige Schritte von Ryan zurück. Eine einzelne dunkle Strähne hängt ihm leicht ins Gesicht und vor meinem inneren Auge blitzt eine kurze Erinnerung von ihm auf. Dieselbe Haarfrisur, das süßeste Lächeln der Welt auf den Lippen und seine Hand, wie sie zärtlich über meinen Körper streicht. Sekundenlang bin ich abgelenkt. Rose erreicht mich mit wenigen Schritten und ihr kleines Springmesser landet gezielt in meinem Magen. Sie ist fast drei Köpfe kleiner als ich, weiß ihre zierliche Größe jedoch geschickt gegen mich einzusetzen. So flitzt sie jetzt blitzschnell um mich herum und Ryan ersetzt ihren Platz. Sie schlägt mir die Beine unter meinem Körper weg und der Junge befördert mich mit einem, für sein junges Aussehen überraschend kräftigen, Faustschlag auf den Boden.

Ich pralle hart auf und stoße meinen Kopf an dem Parkettfußboden, auf dem fast schon zeitgleich mein Blut tropft, was selbst meine heilenden Kräfte nicht schnell genug verhindern können. Rose verpasst mir mehrere Tritte direkt in meinen verletzten Magen - auch sie ist für ihren zierlichen Mädchenkörper extrem kräftig und schützend versuche ich mich während ihren Schlägen zusammenzurollen. Ryan tritt neben mich und wirft mir von oben herab einen emotionslosen Blick zu. Seine Augen glänzen im Licht. Jedoch kann ich in ihnen weder Gefühle noch sonst eine Art von Menschlichkeit erkennen.

Ich verliere mich sekundenlang in den Augen von dem brünetten Jungen. Blinzelnd vermischt sich sein Gesicht mit dem eines weiteren Jungens und ich brauche wenige Millisekunden um die auftauchende Vision zu erkennen: McCall. Seine kantigen Gesichtszüge tauchen bei jedem zweiten Blinzeln anstelle von Ryan's Gesicht auf und obwohl ich keine Ahnung habe, was sich mein Gehirn dabei denkt, lächelt mir die eingebildete Version des Alphas sogar leicht zu. In seinem Lächeln erkenne ich das von Ryan wieder, welches sich bereits in der nächsten Sekunde zu einer blutenden Fratze verzieht.

Ein harter Schlag reist mich aus meiner tranceartigen Haltung und gerade als ich einen weiteren Schlag - noch härter und gefährlicher - erwarte, donnert die strenge Stimme meines Vaters durch den Raum. „Genug!" Sofort weichen beide Kinder gehorsam von mir weg und lassen mich somit blutend und mit schmerzenden Muskeln am Boden zurück. Ich möchte sterben.

„Du bist abgelenkt," stellt mein Vater jetzt mit ruhiger Stimme fest und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu. Mit schmerzverzerrtem Gesicht drehe ich mich schwerfällig auf den Rücken und atme schwer aus. Blut läuft mir in den Mund und ein bittersüßer Metallgeschmack liegt auf meiner Zunge. „Was hat mich verraten?" frage ich Crowley anschließend sarkastisch und schließe sekundenlang meine Augen. Meine Muskeln brennen und ich spüre das leichte pulsieren meiner Heilkräfte, die in diesem Moment heillos überfordert sind. Noch immer läuft mir Blut über Bauch und Arme und lässt mein dunkles Top unangenehm auf meiner Haut kleben. Das Blut aus meiner Kopfwunde färbt meine blonden Haare leicht rot und läuft dicht an meinen Augen vorbei.

Plötzlich steht Crowley neben mir. Er wirft mir von oben herab einen unzufriedenen Blick zu und bevor ich reagieren kann, hat er seinen Fuß gehoben und mir seinen Schuh fest auf die Brust gestellt. Dabei übt er mit dem schwarzen Boot einen solchen Druck auf meinen Brustkorb aus, dass es mir schwerfällt zu atmen. Rasselnd hole ich Luft und genieße die Schmerzen die mit dem Sauerstoff in meine Lungen fließt. Crowley schnürt mir mit seinem Fuß nicht nur die Luft ab, sondern übt auch einen erheblichen Druck auf meine blutenden Schnittwunden aus. Eine Hitzewelle überfällt mich.

„Du bist nicht in Bestform," bemerkte Crowley jetzt kopfschüttelnd und würde ich ihn nicht besser kennen, würde ich hinter seinen Worten Besorgnis vermuten. So jedoch weiß ich es besser und möchte bissig auf seine herablassende Feststellung antworten. Doch der Druck auf meiner Brust wird minimal stärker und presst Sauerstoff aus meinen Lungen. Ein knirschendes Knacken ertönt und Schmerz rauscht durch meine Venen. Auch ohne den Blick von Crowley herab auf meine Brust richten zu müssen, spüre ich, dass er mir gerade nur mir der minimalen Gewichtsverlagerung mindestens eine Rippe gebrochen hat. Ich atme flach ein und spüre starke Schmerzen seitlich meines Herzens. Knirschende Geräusche dring beim Atmen in meine Ohren. Gebrochen. Wie vermutet.

„Ich brauche dich in Topform," sagt Crowley jetzt streng an mich gewandt und gerade als sich vor meinen Augen kleine schwarze Punkte bilden - sowohl der Druck als auch die Schmerzen auf meiner Brust schnüren mir die Luft ab - lässt mein Vater von mir ab und tritt wenige Schritte zurück. Luft strömt ungehindert in meine Lungen und hustend drehe ich mich leicht zur Seite. Daraufhin werde ich von einem Schwall Schmerzen überfallen, der mich sekundenlang verkrampfen lässt. Und auch wenn die Schmerzen im Vergleich mit anderen aus meiner Vergangenheit eigentlich nichts für mich sein sollten, fühlt es sich gerade wie ein Weltuntergang an. Die Schmerzen in meiner Brust durch den Knochenbruch meiner Rippen wird durch das luftschnappende Husten und der seitlichen Körperlage schlimmer.

Mein Blickfeld fängt an sich sekundenlang um sich selbst zu drehen.

Ich balle meine Hände zu Fäusten und bohre meine Fingernägel in die Haut. Die rotierende Umgebung festigt sich und erlaubt mir, meinen Blick provokant auf Crowley zu richten. „Warum? Gibt es Neuigkeiten zu Peter?" Mein Vater schüttelt den Kopf und reicht mir seine Hand. Obwohl es mir widersetzt, ergreife ich seine Finger und lasse mir überraschend sanft auf die Beine helfen. Trotzdem pulsiert der Schmerz in jedem gefühlten Winkel meines Körpers. Gleichzeitig stelle ich jedoch fest, dass zu mindestens die oberflächlichen Schnittwunden langsam von meiner Haut verschwinden. Der Rippenbruch dagegen sollte wesentlich länger zum heilen brauchen.

„Warum sollte ich mich dann abmühen? Davon mal abgesehen, dass ich Peter auch ohne meine Bestform besiegen kann," frage ich jetzt mit einem genervten Unterton in der Stimme und wische mit das Blut von den Lippen. Der Schmerz macht mich nicht nur Schwach, sondern auch zunehmend wütend. Vor allem, wenn ich jetzt dank meiner Schmerzillusion wieder an McCall denke, der bereits in Gefahr schweben könnte, nur weil ich ihn wegen dieser sinnlosen Übung nicht warnen kann. Ich sehe Ryan nur aus dem Augenwinkel und bemerke dennoch das kurze Aufflackern seines Körpers.

„Wir haben bald Gesellschaft," antworte Crowley wage auf meiner Frage. Ich bin sofort dabei nachzufragen und bereit Ryan und Rose dafür erneut auszublenden. Jedoch bringt mich mein Vater mit einer strengen Handbewegung sofort zum Schweigen. „Wir trainieren weiter," macht er anschließend eine Ansage, „Ryan? Rose?" Die beiden Jugendlichen treten schweigend hinten meinen Vater und ein fassungsloses Lächeln bildet sich auf meinen Lippen.

„Ich bin verletzt!"

Crowley zuckt teilnahmslos mit den Schultern und richtet seinen Blick starr auf mich. „Auch im Krieg wirst du dich verletzten," erneut möchte ich etwas bissiges einwerfen, werde jedoch erneut von einer strengen Bewegung zum Schweigen gezwungen. Wütend presse ich meinen Kiefer zusammen und erkenne, dass es keinen Sinn hat mit Crowley zu diskutieren. Stattdessen werfe ich also einen kurzen Blick auf die Uhr an der Wand. Noch sieben weitere Stunden, bevor ich mich aus dem Apartment schleichen und den Alpha Wiedersehen werde. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte ich nach Crowleys Pfeife tanzen und allen voran weitere Verletzungen vermeiden.

Ich atme tief durch. Die Schmerzen der gebrochenen Rippe rauschen durch meinen Körper, was ich mir jedoch nicht anmerken lasse. Lieber verbrenne ich in der Hölle, als Crowley meine Verletzlichkeit einzugestehen. Also wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als dieses Mal gegen Ryan und Rose zu gewinnen.

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Hey Leute mal ein etwas anderes Kapitel mit Einblick in Crowleys Umgang mit Raven 😊 wie ihr seht baue ich jetzt langsam auch etwas mehr Ryan und Rose ein - lasst doch mal ein paar Kommentare da, in denen ihr mir verratet was ihr unbedingt von den beiden noch sehen wollt. Würde mich brennend interessieren und bis dahin: schöne Woche ☀️

Lg CoolerBenutzername
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