39. Raven Cooper #andthehalehouse
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Ich hoffe, dass ihr euch dieses Kapitel hier szenisch einigermaßen vorstellen könnt 🙈 ich habe mein bestes gegeben um Ravens Bewegungen so genau wie möglich zu beschreiben - aber holla die Waldfee war das schwer 😂 euch noch eine schöne Woche (für mich ist bisher noch irgendwie Wochenende weil ich erst Mittwoch wieder zur Schule muss) und genießt das schöne Wetter.
Lg CoolerBenutzername
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Erneut bin ich im Schlepptau zweier Halbaffen Crowleys unterwegs. Ich kenne beide. Der erste ist Steven, der eher schmächtige, junge Mann, der mich schon zum Hale Tresor begleitet hat. Der zweite, laut meinem Vater Kai, ist ein stämmiger Typ mit einem lateinamerikanischen Aussehen. Über eins seiner Augen zieht sich eine lange Narbe, wodurch er für mich beginnt so auszusehen wie Scar. Der gerissene Bösewicht im Kinderfilm König der Löwen.
Der schwarze SUV kommt zum stehen und ich kann aus meiner Position auf dem Rücksitz sehen, wie Scar die Handbremse anzieht und den Motor mit einem lockeren Linksdrehen des Zündschlüssels zum Ersterben bringt. Sofort habe ich meinen Sicherheitsgurt gelöst und bin noch bevor einer der beiden Männer mir hätte folgen können, aus dem Auto gesprungen...und das ohne auch nur im Ansatz verdächtig zu wirken. Hoffe ich zu mindestens.
Schon die ganze Fahrt über habe ich die eingebaute Digitaluhr im Auge behalten, weshalb ich jetzt auch ohne Nachschauen zu müssen die genaue Uhrzeit weiß: 18:13 Uhr. Mein Blick schweift zu dem Trümmerhaus vor mir, dessen Umrisse und Details ich selbst in der aufsteigenden Dunkelheit noch problemlos erkennen kann. Es scheint sich in meinen Kopf eingebrannt zu haben und nicht zum ersten Mal frage ich mich, ob dies hier tatsächlich der beste Ort ist um die Übergabe zu gestalten. Wenn Theo sich überhaupt dazu entschieden hat mir zu helfen. Wenn der Zettel mit McCalls Nummer jetzt noch nicht hier ist, dann werde ich ihm wohl auch nicht mehr in die Finger bekommen. Crowley würde mich nicht erneut hier her lassen, ohne nicht mindestens einen Grund zu verlangen und mir dabei dann auch noch drei seiner Gefolgsleute aufzuhetzen.
Das Zuschlagen der Autotüren reist mich aus meinen zweifelnden Gedanken, die ich mit einem aufmerksamen Umherschauen tarne. Niemand ist zusehen. Mein Blick schweift von dem Haus zurück zu dem schwarzen SUV, vor dem in der Zwischenzeit Steven und Kai, aka Scar, stehen. Scar tritt mit nur einem großen Schritt neben mich, während Steven erst einmal den ganzen Wagen umrunden muss. Ich habe keine Lust zu warten, weshalb ich befehlerisch an den Mann neben mir gewendet sage: „Du sicherst du Umgebung!" Kurz zögert Scar, doch dann nickt er ergeben. Ich vermute, dass Crowley ihm eingeflößt hat, alle meine Befehle so lange zu befolgen, wie er mich dabei im Auge behalten kann.
So dramatisch wie jeder Gestaltenwandler in den Reihen meines Vaters, stößt sich jetzt auch Scar in die Lüfte und verwandelt sich erst während dem Sprung angeberisch in den dunklen Raben. Innerhalb weniger Sekunden ist er so hoch in die Lüfte gestoben, dass ich ihn zwischen den Bäumen aus den Augen verliere. Mein Blick richtet sich zurück auf Steven, der neben mir schweigend auf weitere Befehle wartet. Ich atme kurz durch, bevor ich meine schwarze Pistole aus dem Holster ziehe und sie mir einen gekonnten Handgriff entsichere. Anstatt Steven eine Anweisung zu erteilen, nicke ich ihm kurz zu als eine Art schweigenden Befehl. Er versteht meine Andeutung und zieht seine eigene Waffe. Diese hatte ich schon auf der Fahrt hier her unter seinem Shirt ausgemacht.
Gekonnt entsichert auch er die Waffe und nimmt sie schussbereit in Anschlag. Kurzzeitig bin ich überrascht über seine professionelle Handhabung, berufe mich dann jedoch zur Vernunft. Steven ist nicht sonderlich gut gebaut. Trotzdem muss er - um zu dem Team meines Vaters zu gehören - besondere Fähigkeiten ausweisen und so wie es scheint, habe ich seine gerade entdeckt: Waffen.
„Ich gehe zuerst rein," sage ich jetzt streng an Steven gewandt, den ich aufgrund seiner scheinbar reichlich ausgeprägter Waffenkenntnis ein Stückchen mehr mag. Vor allem jetzt, wo er zustimmend nickt und mir den Vortritt gewährt. Ich zögere nicht lange, nicht nur deshalb weil ich eine Meinungsänderung von Steven erwarte, sondern auch weil ich keine weitere Sekunde verschwenden möchte. Also setze ich mich in Bewegung und stürme mit einem schleichenden Polizeilauf in Richtung der dunklen Eingangstüre, die sich beim Näherkommen als schäbiger und kaputter erweist als in meinen Erinnerungen präsentiert.
Ich gebe Steven ein klares Handzeichen: eine ausgestreckte Hand, deren Handfläche nach hinten - also ihm - zu gewandt ist. Sofort befolgt Steven meinen lautlosen Befehl und drosselt seine Schritte, sodass er mit etwas Abstand hinter mir zum stehen kommt. Ich lege meinen Kopf leicht schräg und lausche in das Haus hinein. Nichts. Ich atme tief durch, während ich in meinen Gedanken erneut den, gestern Nacht ausgedachte, Plan durchgehe. Ich hoffe alles funktioniert. Ich hoffe Theo hat seinen Job getan.
Bevor der Mann hinter mir misstrauisch werden kann, setze ich mich erneut in Bewegung und schleiche mit wenigen Schritten die Holztreppe zur Veranda hinauf. Dabei knarrt das veraltete und teils morsche Holz trotz meiner Vorsicht immer wieder auf. Wenn Peter hier sein würde, dann wäre er schon längst vor uns Eindringlinge geflohen. Doch in dieser Sekunde verschwende ich keinen Gedanken an den Mörder meiner Mutter. Stattdessen öffne ich ruckartig die Eingangstüre, die wie bereits erwartet unverschlossen und somit problemlos zum öffnen ist. Somit schwingt sie nach Innen auf und ich folge ihr in das dunkle Innere des Hauses, welches ich vor allem aus den Familiengeschichten meiner Mutter kenne.
Früher musste es einmal prachtvoll gewesen sein. Gefüllt mit so vielen glücklichen Menschen.
Ich höre wie sich Steven außerhalb des Gebäudes auch wieder in Bewegung setzt und die Anstalt macht mir zu folgen, was mich aus den Erinnerungen an meine Mutter reist. Blitzschnell reagiere ich und drehe meinen Körper nach links, sodass ich die - noch immer umfasste - äußerliche Türklinke als Drehachse verwenden kann. Somit drehe ich mich elegant auf der Türschwelle zur linken Seite und tauche somit gleichzeitig hinter dem Holz der Türe unter. Ich entkomme Steven's Beobachtung und lasse meinen Blick hektisch über die Innenseite der Türe wandern.
Im ersten Moment übersehe ich den kleinen Zettel, der mit durchsichtigem Tesaband an der bereits abbröckelten Holzlackierung befestigt ist. Doch dann schweifen meine Augen zu der kleinen farblichen Unebenheit zurück und ich erkenne sie als den kleinen Zettel. Eine achtstellige Nummer ist meinem Kugelschreiber darauf vermerkt und ein Stein fällt mir vom Herzen. Erleichtert schließe ich sekundenlang die Augen. Doch dann knarrt das Holz der Treppe und erinnert mich somit erneut an Steven, der mir ins Innere des Hauses folgt. Ich reagiere schnell und lasse den Zettel mit meiner freien Hand in die Jackentasche gleiten.
Bereits in dieser Sekunde betritt Steven das Haus und lässt dabei den Lauf seiner Waffe gekonnt und blitzschnell absichernd durch den Raum schweifen. Zu mindestens solange, bis er mich damit anvisiert und mich in dem Halbdunkeln wieder erkennt. Ich räuspere mich - lasse mir nichts anmerken. Auch wenn der Zettel in meiner Tasche in diesem Moment um Tonnen schwerer wirkt.
„Das Wohnzimmer," ich werfe einen demonstrativen Blick zu meiner Linken, in der die angebrannten Trümmern an die letzten Überbleibsel des früheren Wohnzimmer erinnern, „ist gesichtet. Niemand hier!" Ich lasse meinen Blick zurück zu Steven schweifen, der aufgrund meiner Information leicht nickt. Zur selben Zeit lässt er seine Pistole von mir, über den Gang hin zur Treppe schweifen. In seinen Augen sehe ich selbst aus meinem Standpunkt die Neugierde, die mir verrät, dass er gerne den oberen Teil des Hale Hauses erkundigen würde.
„Ich sichere hier unten. Du gehst hoch," fordere ich den jungen Mann jetzt auf und genauso richtig wie meine Vermutung war, ist jetzt auch Steven's erwartete Reaktion. Zustimmend nickt er und eilt, ohne auf weitere Worte zu warten, die Treppe hinauf. Dabei bewegt er sich unerwartet geschickt und leise die Stufen herauf und visiert mit seiner Waffe dabei auch noch immer wieder unterschiedliche Punkte an. Er wäre bereit für einen Angreifer, auch wenn er hier keinen finden wird. Immerhin hatte ich bereits schon vor dem Eintreten in das Haus hinein gelauscht und dabei festgestellt, dass uns kein Eindringlich zuvor gekommen ist. Allen voran nicht Peter. Jedoch verschweige ich Steven diese Information - er würde es schon noch schnell genug herausfinden.
Sobald der junge Mann im zweiten Stockwerk und somit auch aus meinem Blickfeld verschwunden ist, ziehe ich den bereits leicht verknitterten Zettel aus meiner Tasche und werfe einen - dieses Mal längeren - Blick auf die Nummer. Bereits ein genauerer Blick verrät mir, dass es sich bei der Handynummer um die von Scott McCall handeln muss. Denn auch wenn ich sie nicht auswendig weiß - der Grund warum ich gerade dieses Theater abziehen muss - erkenne ich die ein oder andere Zahlenfolge wieder. Erleichtert schließe ich meine Augenlider und lege meinen Kopf leicht in den Nacken. Dann arme ich tief durch und erlaube meinem Körper innerlich einem leisen Dankschrei.
Danke Theo.
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