37. Theo Raeken #fightmeback

Theos geballte Hand saust nur mit wenigen Zentimeter Abstand an meinem Ohr vorbei, während ich mich geschickt wegdrehe und seine vorgeschellte Faust ergreife. Meine Finger schließen sich automatisch fest um sein Handgelenk. Jedoch reagiert der Jugendliche schneller als gedacht. Er nutzt meinen festen Griff gegen mich, indem er seinen gesamten Arm ruckartig in Richtung seines eigenen Körpers zieht und mich somit leicht aus dem Gleichgewicht bringt. Ich stolpere nach vorne und lasse seine Hand instinktiv los, was Theo nutzt. Mit einer kämpferischen einwandfreien Technik, rammt er mir sein Knie in den Magen und leicht sinke ich in mir zusammen, während ich mich vor Schmerzen zusammenkauere.

Somit bin ich so dich wie noch nie zuvor an Theos Körper. Ohne zu Zögern umfasst er den Kragen meiner Jacke und reist mich hoch. „Was zur Hölle ist dein Problem?" fragt er anschließend mit einem knurrenden Unterton, während seine Finger sich langsam von meinem Jackenkragen lösen und sich stattdessen in meinen offenen Haaren vergräbt. Er übt eine leichte Ziehbewegung auf sie aus, was einen leichten stechenden Schmerz auf meiner Kopfhaut verursacht. Ich gebe nach, sodass sich mein Kopf in den Nacken legt und ich keine andere Wahl habe als Theo direkt in die blauen Augen zu starren.

„Spiel einfach mit," meine Stimme ist nur ein leises Hauchen und somit nahezu lautlos für die beiden Raben. Jedoch ist es laut genug, damit Theo es mithilfe seines Gehörsinnes aufschnappen kann. Doch ohne ihm genug Zeit zu lassen, um meine Worte vollständig zu begreifen, spanne ich mein Oberschenkel an und ramme ihm mein Knie direkt zwischen die Beine. Er sackt leicht in sich zusammen, während er sich mit einem leisen Fluchen den Schritt hält. Ich nutze sofort die neugewonnene Freiheit. Doch anstatt zurückzuweichen und somit Abstand zwischen mich und den guttrainierten Jungen zu bringen, reise ich ihn kräftig zu Boden.

Hart schlagen wir beide auf dem Asphaltboden auf und irgendwo im Hintergrund kann ich ein paar Schüler laut johlen oder geschockt nach Hilfe schreien hören. Ich ignoriere sie, während ich mit Theo darum ringe, nicht derjenige unter dem anderen zu sein. Jedoch beweist sich der Jugendliche als ein besserer Kämpfer als gedacht. Nach nur wenigen Sekunden hat er sich die Überhand des Kampfes ergattert und drückt mich mit beiden Händen fest auf den Boden. Dort wo seine Finger sich fest um meine Arme schließen, spüre ich eine wolltuende Welle vom altbekannten Schmerz, den ich wie eine Energiequelle in mich aufsauge. Theo öffnet erneut den Mund und ich vermutet, dass er mich erneut auf die Hintergründe des plötzlichen Kampfes ausfragen möchte. Doch noch bevor er ein Wort herausbringen kann, spanne ich meine Bauchmuskeln an und stemme meinen Oberkörper mit einer kräftigen Bewegung nach oben.

Raeken scheint im ersten Moment überrascht über meine übermenschliche Stärke und ist somit auch nicht gefasst auf sie. Seine Hände lösen sich minimal von meinem Arm, was für mich schon reicht, um seinen trainierten Körper seitlich von mir zu stoßen. Dieses Mal landet er auf dem dreckigen Boden, während ich mich innerhalb Sekunden sitzend über ihm platziere. Meine Finger schließen sich dieses Mal um seinen Oberarm und leicht lehne ich mich nach vorne, sodass meine Lippen fast sein linkes Ohr berühren. „Ich brauche McCalls Nummer. Bis heute Abend, 18:00 Uhr!"

Ich bin mir nicht sicher, ob Theo meine Worte hört oder sie gekonnt ignoriert. Zu mindestens nutzt er meine, von außen wohl bedrohlich aussehende, Geste und lässt seinen Kopf mit maximaler Kraft nach oben schellen. Somit trifft seine Stirn meine Schläfe und mein Kopf wird nach hinten geschleudert. Meine Finger lösen sich von seinem Arm und ab jetzt ist es für ihn eine Leichtigkeit, die Rollen erneut so zu tauschen, dass er die Überhand des Kampfes übernimmt und ich unter ihm liege. Dabei überträgt sein Körper ein solches Gewicht auf mich, dass ich kaum noch Luft bekomme, was ich mir jedoch nicht anmerken lasse.

„Warum?"

Genervt über seine forschende Frage verdrehe ich meine Augen und ramme ihm stattdessen meine Werwolfskrallen so in die Arme, dass sie für die Augen der menschlichen Schüler nicht sichtbar sein dürften. Erneut wirkt der Jugendliche über mir überrascht und mit einer schwungvollen Bewegung stoße ich ihn von mir weg, sodass er weniger elegant von mir herunterfällt. Er landet auf seinem Rücken und bleibt sekundenlang bewegungslos liegen. Blitzschnell habe ich mich aufgerappelt und mich über ihn gestellt. Dabei platziere ich einen meiner Boots auf seinem Brustkorb, während der zweite unerschütterlich auf dem Asphalt stehen bleibt. Ich lehne mich leicht nach vorne, um Theo direkt von oben herab in die Augen sehen zu können, wodurch sich das Gewicht meines Körpers alles auf seinen Brustkorb verlagert. Ich kann sehen wie er nach Luft schnappt.

„Bringe sie zum Hale Haus," ich starre ihn triumphierend an, auch wenn meine Worte einen ruhigen Ton widerspiegeln, „An der Innenseite der Eingangstüre!" Ich verlagere meine Gewicht auf mein hinteres Bein und entlaste somit seine Brust. Erleichtert atmet er tief ein, wodurch ihm vorerst die Zeit zum antworten fehlt. Ich nutze diese kurze Ablenkung seinerseits, um meinen Fuß komplett von seiner Brust zu nehmen. „Und du dachtest wirklich, du könntest es mit mir aufnehmen?" frage ich jetzt hörbar laut und mit einem höhnischen Unterton nach und starre ihm offenkundig belustigt an, „Wie süß!"

Zur selben Zeit spuke ich nur wenige Millimeter an seinem Kopf vorbei und wende mich triumphierend von ihm ab. Dabei stechen mir zum ersten Mal seit dem Kampf die beiden Raben in die Augen, die sich in einer unauffälligen Distanz niedergelassen haben und mich mit aufmerksamen Knopfaugen beobachten. Sie scheinen über die Eskalation der Situation verwirrt, vielleicht sogar negativ überrascht. Jedoch zeigt mir ihre Ruhe, dass sie zu mindestens nichts von dem unterschwelligen Gespräch zwischen mir und Theo mitbekommen habe. Sie scheinen es schon fast für typisch zu halten, dass ich so schnell einen Kampf mit einem - für sie - unbekannten Schüler anfange und das nur, weil er mich angerempelt hat.

Gut. Sie halten mich für impulsiv. Reizbar. Unberechenbar. Sie haben meinen Plan nicht durchschaut.

Mit einem selbstbewussten Lächeln stolziere ich jetzt auf direktem Weg zu meinem Motorrad, wobei mich die beiden Raben nicht davon abhalten. Ich vermute, dass die beiden die kleine Nachricht von meinem Kampf bereits an meinen Vater weitergeleitet haben, der mich jetzt sicherlich persönlich sprechen möchte. Ich werfe keinen Blick mehr zu Theo zurück, der - laut meinem Gehör - noch immer auf dem dreckigen Boden sitzt. In der Zwischenzeit scheint sich schon eine kleine Menschenmenge um ihn gebildet zu haben, was ich jedoch nicht mit einem Blick zu überprüfen wage. Stattdessen erreiche ich ohne Zwischenfälle mein Motorrad und schwinge mich, dieses Mal ohne die Notwendigkeit eines Helmes wahrzunehmen, auf den dunklen Sattel. Anschließend gebe ich ratternd Gas, was die ganze Aufmerksamkeit der Schüler von Theo auf mich lenkt. Ich ignoriere die teils staunenden, teils anklagende Blicke und rase mit gemischten Gefühlen von dem Parkplatz.

Denn während der erste Teil meines Planes perfekt aufgegangen ist und ich Theo unauffällig Befehle zukommen lassen konnte, hängt der zweite Teil ganz alleine von ihm ab...und noch immer habe ich dieses unwohl Gefühl in meiner Brust, welches mich daran erinnert, dass Theo scheinbar nicht gerade zu den vertrauenswürdigsten Personen zählen dürfte.

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Ein sehr aktionreiches Kapitel zur Abwechslung 🙈 was haltet ihr von ein paar weiteren solcher #Thaven Kapitel und noch wichtiger: was wünscht ihr euch von der Beziehung der Beiden. Aber wie immer garantiere ich nichts - schon gar keine Liebesbeziehungen - sondern genieße lieber eure kreativen Ideen. ❤️

Lg CoolerBenutzername
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