25. Scott McCall

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Ein kleines Montagskapitel für alle meine Reader da draußen. Ich habe erst heute gesehen, dass diese Story schon längst die 3k Marke geknackt hat und ich wollte mich deshalb nur nochmal bei euch bedanken ❤️ ihr seid die besten

Lg CoolerBenutzername
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Meine erste Idee ist es McCall in der Tierklinik zu suchen. Immerhin ist es eine gute Uhrzeit um dort einen Jugendlichen zu treffen, der den eigentlichen Tierarzt vertritt. Mein Motorrad parke ich dafür gut sichtbar auf dem Parkplatz. Denn noch immer bin ich davon überzeugt, dass mein Vater es vorerst nicht wagen wird mir seine Leute nach zujagen, schon allein weil er genau weiß wie ernst ich die Drohung in diesem Moment meine. Dieses Mal schrecke ich nicht davor zurück einen seiner Leute nur für ein kleines Statement zu töten.

Ich fahre mir durch die Haare und steuere selbstbewusst die Eingangstüre an. Schon von hier erkenne ich das weiß-schwarze 'Geschlossen' Schild, auch wenn ich bereits mit einem gekonnten Blick feststelle, das die Türe nicht abgeschlossen ist. Daraus, und aus dem grün-weißen Motorrad auf dem Parkplatz, schließe ich, dass mein erster Instinkt richtig war und ich hier wirklich noch auf den Alpha treffen werde.

Selbstbewusst stoße ich die Eingangstüre ohne das Schild hinter dem Glas zu beachten auf und sofort ertönt das sachte Geräusch einer Klingel. Es ist das erste Mal, dass mir bewusst auffällt, dass über der Türe ein kleine Glocke hängt die jedes Ein- und Austreten leise kommentiert. Noch bevor ich komplett eintreten und die Türe hinter mir schließen kann, ertönt eine freundliche rufende Stimme, die ich sofort als die von McCall wiederkenne.

„Wir haben über die Mittagszeit geschlossen!"

Ein kleines Lächeln bildet sich bei seinem Hinweis auf meinen Lippen und bevor er den hinteren Teil der Praxis - den Behandlungsraum - verlassen und überprüfend in den Eingangsbereich tritt habe ich schon längst die Barriere von Ebereschenholz durchschritten und bleibe im Türrahmen des Durchbruchs stehen. McCall steht überraschenderweise mit dem Rücken zu mir und scheint auf der metallischen Behandlungsliege etwas zu sortieren oder einen Zettel auszufüllen. Problemlos könnte ich mit meinem geschärften Hörsinn das eine oder andere ausschließen, erachte dies aber in dieser Sekunde als Energieverschwendung.

Ich lehne meinen Körper seitlich an den weißen Rahmen und verschränke locker die Arme vor der Brust. Dann sage ich mit einer lockeren Stimme: „Wann haben mich Öffnungszeiten oder Regeln jemals interessiert?" Sofort fährt Scott zu mir herum. An seinem Blick erkenne ich genau zwei Sachen: Erstens hat er meine Stimme sofort wiedererkannt und zweitens hat er nicht erwartet mich bereits so früh wiederzusehen. Das bestätigt er auch mit dem überraschten 'Raven', dass er bei meinem Anblick laut ausspricht. Aus irgendeinem Grund bin ich fast darüber enttäuscht, dass er anstatt einem weißen Arztkittel nur ein langärmliges Shirt trägt. Seine braune Jeansjacke liegt derweilen auf einem der Regalthresen.

„Was ist passiert?" fragt McCall jetzt besorgt nach, als er seinen Blick kurz über meinen Köper schweifen gelassen hat. Seine Augen bleiben auf meinem Gesicht hängen, woraus ich schließen kann, dass noch immer dunkelrotes Blut an meiner Haut hängt. „Unwichtig," weise ich seine Frage jetzt vorerst strickt zurück, werfe zur selben Zeit jedoch einen kurzen, überprüfenden Blick in die Spiegelung eines vergläserten Regals. Mein Gesicht spiegelt sich darin verschwommen wieder und tatsächlich sehe ich ziemlich mitgekommen aus. Das inzwischen getrocknete Blut ziert Teile meiner Wange und meine noch immer leicht pulsierende Nase. Außerdem färbt es meine Lippen um mehrere Nuancen dunkler, während es mein Kinn durch die herabgelaufenen Fäden leicht in die Länge zieht. Außerdem wird meine Schläfe noch immer von einem blutigen Schnitt geziert, der in den letzten Minuten jedoch beachtlich geschrumpft ist.

„Es sieht schlimm aus. Dass solltest du versorgen," wendet der Alpha jetzt besorgt ein, weshalb ich mir kurz durch die Haare fahre und meinen Blick zurück auf ihn richte. „Zuerst habe ich eine Frage," ich kneife meine Augenlieder leicht zusammen und fixiere den Alpha unausweichlich, „Weißt du wo Peter Hale sich in diesem Moment versteckt?" Ich lausche dem Herzschlag des Alphas, der jedoch vorerst ruhig bleibt. Trotz seiner sichtbaren Verwirrung. „Dieses Thema hatten wir doch schon," er zuckt leicht mit den Schultern, „und jetzt lass mich dein Gesicht versorgen!" Er macht eine strenge Geste, die mir befiehlt sich auf die Liege zu setzen, die normalerweise für die Untersuchung und Behandlung von kranken Tieren vorgesehen ist.

In seiner Bewegung sehe ich die Willenskraft und die Keine-Wiederworte-Haltung, die mir schon ein paar Mal an ihm aufgefallen ist. Umso öfter bei meinem Vater. Also verdrehe ich die Augen und folge seiner Geste. Ich schreite elegant nach vorne und lasse mich mit derselben Eleganz auf dem hüfthohen Metall nieder. Dabei habe ich meine Beine leicht gespreizt und meine Hände auf den Oberschenkeln platziert. Scott in der Zwischenzeit hat sich von mir abgewandt und kramt in verschiedenen Schubladen nach irgendwelchen Utensilien.

„Du hast noch immer nicht meine Frage beantwortet," stelle ich jetzt nebensächlich fest und beobachte seine Reaktion zu dieser Feststellung. Er bleibt ruhig, als hätte er schon darauf gewartet dass ich genauer Nachfrage. Er dreht sich zu mir um und ich kann sehen, was er in den letzten Sekunden aus den verschiedenen Schränken geholt hat. Desinfektionsmittel, Pflaster, ein scheinbar nasses Tuch und ein Wattepad. Er scheint meine Verletzung ernst zu nehmen. Auch wenn die Schnittwunde bereits am Heilen ist, er hinter meiner blutigen Nase nicht den, noch immer heilenden, Bruch erkennen kann und das Blut auf meinem Gesicht nur Blut ist. Ich habe noch nicht einmal mehr eine blutende Stelle.

Trotzdem kommt der Alpha jetzt mit seinem Utensilien auf mich zu und legt sie neben mir auf der Liege ab. Ich vermute, dass er jetzt kurz innehält und mir ehrlich antwortet, werde dann aber enttäuscht. McCall greift direkt nach dem nassen Tuch und tritt dicht an mich heran. Ich mustere ihn solange abwartend, bis er den Arm hebt und die Anstalt macht mit dem Tuch über meine Haut zu fahren. Meine Hand schellt nach oben und umfasst mit Bestimmtheit sein Handgelenk. Das Tuch schwebt nur noch wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Trotzdem richte ich meinen Blick streng auf McCall.

„Weißt du wo er ist?" wiederhole ich anschließend meine Frage in aller Deutlichkeit und lausche wieder seinem ruhigen Herzschlag. Meine Augen treffen seine und schweigend starren wir uns sekundenlang an. „Nein," er spricht die Antwort ruhig aus und ich kann sehen, dass er genau weiß dass ich seinem Herzschlag lausche. Dieser bleibt ruhig. Er spricht die Wahrheit „Ich habe ihn schon ein gutes halbes Jahr lang nicht mehr gesehen," bestärkt McCall seine scheinbar ehrliche Antwort, „Und kann ich mich jetzt endlich um dein Gesicht kümmern?"

Ich starre ihm sekundenlang in die Augen und entscheide mich anschließend dazu, seiner Antwort zu vertrauen und ihm nicht weiter auf die Nerven zu gehen. Stattdessen lasse ich sein Handgelenk los und nicke leicht.

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