Zu zweit ist die Trauer einfacher...

Ein leises Wimmern weckte mich aus meinen Albträumen. Ich rieb mir langsam über die rot geschwollenen Augen und richtete mich vorsichtig auf.

Mein ganzer Körper schmerzte. Aber wirklich warnehmen tue ich nichts von meinen protestierenden Muskeln. Was kümmerten mich schon körperliche Schmerzen...

Sie waren nichts im Vergleich zu der beklemmenden Kälte im meiner Seele... meinem Herzen. Ich schlang langsam meine Arme um meine Beine.

Ich schloss die Augen und versuchte die Außenwelt auszublenden. Zu vergessen. Die Welt um mich herum war mir egal. Wieso sollte ich auch aufstehen ? Die Welt da draußen brachte nur Schmerz.

Und ich kann und will nicht noch mehr Schmerz ertragen. Ich kann es einfach nicht mehr. Tränen liefen wieder meine Wange hinunter. Miras Tod hat ein riesiges Loch in mein Herz gerissen.

Mira. Allein ihren Namen zu denken, brach mein Herz wieder entzwei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Loch was sie hinterließ sich je wieder schließen wird. Das der Schmerz jemals wieder verschwinden wird.

Ich schüttel wie in Trance meinen Kopf. Wieso Mira ? Wieso ? Sie war so unendlich lebensfroh. So lebhaft... Sie hatte Träume. Träume die sich niemals erfüllen werden.

Ich reiße den Kopf hoch. Nein ! Ich will nicht. Ich will die Erinnerungen an vergangene Zeiten nicht. Sie tun nur weh und zeigen mir was ich alles verloren habe.

Aber die Erinnerungen prasseln alle auf mich ein. Mira die mit strahlenden Augen von ihren Träumen erzählt. Wie sie mit grauen glänzenden Augen von einem Streich erzählt.

Mira als sie noch ein kleines Kind war und wir beide das Dorf unsicher gemacht haben. Mira die vor Angst zittert, weil ihr Bruder in den Krieg einberufen wurde. Mira die mir verliebt lächelnd erzählt das sie in Tom verliebt ist...

Alle guten und schlechten Erinnerungen stürmen ungehindert auf mich ein. Quälen mich. Ich öffne gequält die Augen und greife mir in die Haare.

Ich schüttele den Kopf und versuche meine Gedanken zu ordnen. Mira hätte nicht gewollt das ich mich gehen lasse. Das ich aufgebe... Mira hätte gewollt das ich kämpfe. So wie sie es immer getan hat. Stolz und unerschrocken !

Ich muss einen Weg finden den Krieg zu beenden. Entgültig. Für Mira. Damit sie nicht sinnlos gestorben ist. Sondern für den Sieg ! Dafür das die Roten nicht mehr leiden müssen.

Ich drehe meinen Kopf nach links und schlucke gequält... Auf einem der Betten lag Mira. Immernoch leichenblass und blutverschmiert. An ihrem Bett saß ein junger Mann. Er saß mit dem Rücken zu mir.

Ich stand langsam auf. Sofort hielt ich mich am Bettgestell fest. Der Boden wackelte bedenklich. Kurze Zeit später gehe ich langsam zu Miras Bett und setzte mich auf die andere Seite ihres Bettes.

Ich sah sie kurz an. Mira sah friedlich aus. Man könnte denke das sie schlief, wenn ihre Haut nicht so schneeweiß und kalt wäre. Ihre roten Haare lagen wie ein Fächer um ihren Kopf. Sie sah wunderschön aus. Wie ein Engel...

Ich reiße mich von ihrem Anblick los und sehe den jungen Mann an. Rabenschwarze Haare fielen ihm ins Gesicht. Strahlend graue Augen sahen mich ruhig, aber traurig an. Tränen glitzerten in seinen Augen.

"Es tut mir so leid Skander...", flüsterte ich leise. Skander sah mich kurz an. Dann sah er wieder Mira an und seufzte leise.

"Mir auch Mare. Ich... Ich hätte nur nie gedacht das Mira wirklich... Sie war immer so unendlich lebensfroh und stark. Sie jetzt so zu sehen. Leblos... Es bricht mir das Herz.", flüsterte Skander leise und strich Mira sanft über die Wange.

Ich schluckte gequält und drückte seine Hand. "Mira war die beste Freundin die man sich wünschen konnte. Sie war immer froh und stark. Sie hat immer gekämpft. Für das was sie für richtig hielt.", sagte ich leise.

Skander lächelte leicht. "Ja. Meine kleine, verrückte, lebensfrohe und kämpferische Schwester ! Sie hat sich immer durchgesetzt und das bekommen was sie wollte", sagte er. Tränen liefen seine Wange hinunter.

Mir liefen ebenfalls Tränen über die Wange. "Oh ja... Mira hat ihren Dickkopf immer durchgesetzt. Egal wie absurd und verrückt es auch war.", flüsterte ich leicht lächelnd.

Skander und Ich sahen und an. Wir lachten beide leise und unsicher. Nach kurzer Zeit sah Skander wieder Mira an. "Jetzt kann sie die Götter und Engel in den Wahnsinn treiben. Sie zum Lachen bringen.", sagte er leise.

Ich schmunzelte nur. Oh ja... Mira konnte einen echt in den Wahnsinn treiben. Ich lächelte leicht. Es tut weh an Mira zu denken, aber es tut auch gut mit Skander zu sprechen.

Ich sah nochmal Mira an. Ein schlechtes Gewissen kroch in mir hoch. Ich hab ihr nie gesagt das ich Silberblütig bin. Und nun ist es zu spät.

Ich nahm ihre Hand und beugte mich zu ihrem Ohr hinunter. "Mira... Ich... Ich bin Silberblütig. Ich wurde als ich ein Jahr war von meinen Eltern "adoptiert". Ich weiß es schon seit ein paar Monaten, aber ich hatte Angst das du mich verurteilst. Es tut mir so leid, dass ich es dir nicht gesagt hab.", flüstere ich ihr, für Skander nicht hörber, zu.

Ich richtete mich wieder auf. Es war mir egal, dass es vielleicht kindisch ist zu glauben das sie mich gehört hat, aber ich glaube fest daran das Mira es jetzt weiß. Und das tat unendlich gut. Jetzt ist es endlich raus.

Ich schließe die Augen. Jetzt muss ich es nur noch Tom sagen. Und davor hab ich schreckliche Angst. Ich hab Angst davor auch noch Tom zu verlieren. Aber ich hab keine Wahl. Ich will keine Geheimnisse mehr zwischen uns.

Ich öffne wieder die Augen und sehe Skander an. Er sieht fragend zurück. "Was hast du Mira zugeflüstert ?", fragte Skander leise. Ich kaute nervös auf meiner Lippe.

"Skander... Bitte sei mir nicht böse, aber ich kann... Ich kann es dir einfach nicht sagen. Es tut mir leid.", sage ich ruhig, aber entschlossen. Skander sah mich ruhig an.

"In Ordnung. Ich verstehe.", sagte Skander ruhig und lächelte leicht. Ich sah in dankbar an. "Skander bleibst du bei Mira ? Ich muss Tom suchen.", fragte ich leise.

"Natürlich. Tom wird dich brauchen. Er weiß es schon.", sagte er ruhig. Ich nickte. "Danke", flüsterte ich. Mit einem letztem Blick auf Mira verließ ich das Zelt. Ich ging Richtung Unterkünfte.

Während des Laufens steckte ich meine Hand in die Jackentasche und stutze. Ich bleib erstaunt stehen. Ich zog einen ordentlich gefalteten Zettel aus der Tasche. Ich runzelte die Stirn. Von wem war der ? Ich faltete den Zettel flink auseinander und begann zu lesen:

Liebe Mare,
Ich hoffe du bist wohlauf und dir geht's wieder einigermaßen gut. Ich mach mir wirklich Sorgen um dich.
Der Verlust deiner besten Freundin tut mir unendlich leid. Es schmerzt mich zu wissen das du so sehr leidest. Das hast du nicht verdient. Das hat niemand.
Ich schreib dir diesen Brief, weil ich leider nicht bei dir sein konnte. Das hätte zu viele Fragen aufgewirbelt.
Mare ich würde dich gerne sprechen. Ich weiß die Zeit ist unpassend, aber es ist wichtig. Komm bitte um 21 Uhr zu mir ins Zelt.
Cal

Ich starrte den Brief an. Eine Träne rollte meine Wange hinunter. Cal war so gut zu mir. Es tat gut zu wissen, das er für mich da war. Mir halt bot. Ich faltete den Zettel wieder zusammen und steckte ihn ein. Ich werde kommen, aber jetzt muss ich erstmal Tom finden...

Als ich bei den Unterkünften ankam, hörte ich ein Krachen. Ich lief schnell dem Geräusch nach. Ein mieses Gefühl sagte mir das es Tom sein musste, der dieses Krachen verursacht. Ich betrat einen Raum und erstarrte. Da stand Tom. Mit wutverzerrter Miene prügelte er auf jemanden ein...

-------------------------------------------------------------

So das wars mit diesem Kapitel. Ich hoffe ihr hattet viel Spaß beim Lesen.

PS: Skander Skon ist von mir. Denn Namen hat er von meiner besten Freundin bekommen. Nochmal danke dafür An.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top