♕ Prolog ♕
Das Zittern ihres Körpers war fast genauso schlimm wie ihr rasendes und polterndes Herz, das im Gleichtakt mit dem dröhenden Klang der unzähligen Trommeln schlug. Die leere Hand zur Faust geballt, in der anderen ihre Waffe haltend, stand Prinzessin Sienna van Lorca im Zwielicht des Tunnels und taxierte das schmiedeeiserne Tor wenige Meter vor ihr.
Obgleich ihre Handinnenflächen bereits schweißnass waren und sie Not hatte, das Schwert ruhig zu halten, blieb ihr Blick aus leuchtend grünen Augen fokussiert und aufmerksam. Ihr Gesicht, fein geschnitten wie das einer wahren adeligen Frau, nun allerdings mit Staub und Schmutz bedeckt und daher kaum noch wiederzuerkennen, war eine einzige Fassade. So sehr man ihrem Körper die Anspannung und Angst ansehen konnte, desto wenig war in ihrem Gesicht von den Zweifeln zu lesen, welche die Prinzessin in ebendiesem Augenblick überrollten.
Sie konnte von Glück reden, alleine in diesem Gang zu stehen, sonst hätten die anderen Wettkämpfer sich zweifelsohne über ihre Nervosität lustig gemacht. Doch wüsste auch nur einer dieser Männer, über wen sie sich in Wirklichkeit die letzten Wochen das Maul zerrissen hatten, würde ihnen das Lachen garantiert im Halse stecken bleiben.
Denn der schwächliche Jüngling, der es bei den letzten Prüfungen der Gladiatorenspiele nur durch schieres Glück geschafft hatte zu überleben, war niemand Geringeres als die jüngste Tochter des Königs selbst. Bereit, sich gegen jeden einzelnen Mann zu behaupten, der sich ihre Hand durch das Blutsopfer aller anderen Teilnehmer bemächtigen wollte.
Wie jeden Augenblick, in dem Sienna an den Moment zurück dachte, als sie realisiert hatte, dass ihr Vater diese Farce ernst meinte, dass er seine Tochter wirklich Demjenigen überlassen wollte, der als letztes aus den Wettspielen hervorging, fuhr ein Stich durch ihr ruheloses Herz. Doch bevor sie noch weiter Zeit hatte, daran zurück zu denken, wie verraten und verloren sie sich gefühlt hatte, als der König den „Preis“ für die Spiele bekannt gegeben hatte, hob sich das Tor vor ihr plötzlich an.
Das metallerne Quietschen ging nach wenigen Sekunden in dem Lärm und Jubel der Zuschauer unter, die sich bereits auf den Rängen der Arena eingefunden hatten. In den Augen der Prinzessin nichts weiter als ein sensationsgieriges, gewaltlüsternes Pack.
Wie lange kann ich dieses Spiel noch aufrecht erhalten?, fragte Sienna sich, während sie zögernd und mit wackeligen Knien auf das Tor zu schritt, das nun fast vollständig geöffnet war. Man sollte meinen, die letzten Wochen, die zahllosen Kämpfe, Prüfungen und Trainingsrunden mochten sie gelehrt haben, ihren Körper besser unter Kontrolle zu haben, sich selbst mehr zu vertrauen. Aber von jedem einzelnen Sieg, jedem kleinen Erfolg hing ihr Leben ab. In mehrfacher Hinsicht.
Wie lange halte ich es noch durch, ohne entdeckt oder getötet zu werden?
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