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Am Tag des Balles ist viel los im gesamten Haus, das Gemälde wurde recht früh abgeholt um eingepackt zu werden und nach meinen Tee zur Mittagszeit, kamen Zofen um mich fertig zu machen.
Ich erinnere mich eigentlich noch an das Kleid was ich an unserer kleinen Hütte anprobiert habe, doch jetzt wo ich hier in diesen großen Raum anhabe, fühle ich mich noch mehr wie eine Prinzessin. Die goldenen Prinzessin, der Hingucker des ganzen Abends. Es klopft an der Tür und die Zofe öffnet die Tür, davor steht Timo und bestaunt mich von oben bis unten.
„Wunderschön." Flüstert er und ich lächle, sein Gesichtsausdruck erinnert mich in diesen Augenblick an Papa. Als ich mit dem ersten gestohlenen Broschen ankam und ihm voller stolz präsentiert habe.
Wir haben das Kleid gut ausgesucht." Ich drehe mich wieder zum Spiegel, meine Haare sind offen nur einzelne Strähnen wurden nach hinten gesteckt das mein Gesicht frei liegt.
„Ich möchte noch kurz mit meiner Schwester alleine sein!" Befiehlt Timo laut, die Zofen nicken und gehen schnell raus. Nachdem die Tür geschlossen ist, kommt er zu mir.
„Hast du dein Messer?" Fragt er, ich hebe mein Kleid und zeige ihm mein Messer unter dem Tüll versteckend an meinem Oberschenkel ruhen. Ich hoffe zwar sehr das ich es nicht brauchen werde, aber wenn der eine Plan nicht geht, geht es über in den nächsten Plan.
„Mach dir keine Sorgen." Bittet mich Timo, ich drehe mich zu ihm.
„Stirb heute einfach nicht." Sage ich leise, es ist manchmal komisch meine eigene Stimme zu hören.
„Das werde ich nicht, weil alles nach Plan laufen wird." Timo zwinkert mir zu.
„Lord Lucien wird dich abholen." Wechselt er das Thema.
„Was? Wieso?" Frage ich, mein Herz schlägt sofort schneller. Ich möchte bei Timo bleiben, zumindest solange wie er im Saal ist.
„Er hat mich gefragt, als Dank für das Geschenkte Kleid." Erklärt Timo.
„Und du hast es nicht für nötig gehalten mich zu fragen?" Frage ich ihn sauer.
„Claire, umso abgelenkter wird er sein." Timo denkt an den Plan und nicht an mein Herz.
„Und wenn ich nicht mit ihm gehen will?" Frage ich, er tritt einen Schritt zu mir heran und nichts in seinem Gesicht ist mehr gelassen.
„Dann wars das mit dem Plan, also tu einfach das, wofür wir 5 Jahre lang geübt haben." Seine Stimme klingt hart und jegliche Gegenstimme verschlimmert seine Laune.
„Na gut. Alles für den Plan." Sage ich ebenso beherrschend, nehme mein Buch.
Wir verstehen uns." Ich schüttle nur den Kopf, nach diesem Satz vom Timo. Nach wenigen Minuten des Wartens klopft es an der Tür, ich stehe am Fenster und warte bis Timo die Tür öffnet.
Ich drehe mich zur Tür, auch Lucien hat sich heraus geputzt.
Sein Haar hat er zurück gekämmt, seinen Bart den er die letzten Tage hatte ist verschwunden und seine Konturen sind besser zu erkennen. Seine Fliege und sein Schmuck an seinem Anzug sind Gold, passend zu meinen Kleid.
Wüsste ich nicht wie der Abend ausgehen würde, wüsste ich nicht wissen wie er mit uns beiden endet. Ich schaffe es endlich mich zu bewegen und als ich bei Lord Lucien angekommen bin, verbeuge ich mich leicht und er neigt sich ein Stück zu mir nach vorne.
„Ihre Schwester sieht wirklich schön aus." Sagt Lucien zu Timo, dieser übersetzt für mich. Ich schreibe in mein Buch.
Sie haben sich auch herausputzen lassen." Er lächelt und reicht mir dann seinen Arm zum einhacken. Ich nicke Timo noch kurz zu, dieser schließt die Zimmertür, nachdem wir mein Gemach verlassen haben und folgt uns stumm.

„Ich möchte dir, mein alter Freund nun feierlich das Geschenk überreichen!" Ruft Lord Lucien durch den Saal, Killian steht neben mir mit dem Bild. Auch Timo steht immer in der Nähe von mir und ich bin auch froh das er hier ist. Alle Blicke ruhen auf mich und ich weiß noch nicht wie ich darauf reagieren soll. Killian setzt sich in Bewegung und stellt das Gemälde auf ein Stativ, ich halte mein Buch mit beiden Händen fest und hole einige tiefe Atemzüge. Lucien enthüllt das Geschenk für Lord Henry und ein Staunen geht durch den Saal. Ich schaue mich um, die Blicke ruhen erst auf dem Gemälde und dann auf mich, einige fangen an zu reden und in diesem Moment wünsche ich mir wirklich taub zu sein. Und mir nicht den Kopf zerbrechen muss dass das Bild von Lord Henry, vor dem Kirschbaum nicht schön aussieht.
„Es sieht wunderbar aus, aber was anderes habe ich auch nicht erwartet bei dem Schausteller." Scherzt der Lord, einige im Saal lachen.
„Aber am meisten muss ich mich bei der Künstlerin bedanken." Lord Henry schaut zu mir, streckt seine Hand nach mir aus. Ich verstehe was er möchte und trete zu ihm, greife nach seiner Hand und ein Raunen geht durch den Saal. Einige werden Timo und mich kennen, sie wissen das wir nichts nutze sind.
Mit einer Mutter zusammenleben die ihren Wein mehr liebt, als uns Kinder und wir die dreckigen von neben an sind. Doch in diesen Augenblick, fühle ich stolz. Auf meine arbeit die ich alleine gemeistert habe, ohne Timo und ohne Hilfe anderer. Das ist mein persönliches Talent, neben der Diebin.
„Einen Applaus für unser stilles Talent!" Ruft der Lord durch den Saal und ich sehe die Menschen applaudieren, ich schaue zu Timo. Ich erkenne sogar ein kleine Lächeln auf seinen Lippen und hoffe das in ihm auch ein kleiner Funken stolz aufblitzt.

Ich bin froh als die ersten Glückwünsche und Begutachtung meines Gemäldes abklingen und das Abendessen ansteht. Timo wird uns danach verlassen und ich habe noch keine Ahnung wie ich es schaffen soll nicht unterzugehen.
Während des Essens sitze ich zwischen Timo und Lucien, Killian sitzt abseits und redet mit einer anderen Frau. Sie hat wirklich schönes helles Haar, kleine Sommersprossen verzieren ihre Wangen und ihre Nase, sie trägt ein enges Kleid und hat das Wappen von Lord Lucien auf ihren Arm. Mein Herz flackert kurz auf, als Lucien mit ihr ein Gespräch anfängt und ich mir nichts anmerken darf.
„Miri, das gehört sich nun wirklich nicht." Sagt er genervt, die benannte Miri wirft ihr benutztes Taschentuch auf ihren Teller.
„Pech gehabt, ich wollte hier eh nicht sein." Dann sind wir wohl schon zu zweit, denke ich und schaue von meinen Teller zu Timo. Dieser beobachtet Miri und kaut auf seinen Stück Fleisch, ich schaue zu Miri die genervt ihr Glas Wein trinkt. Ja sie würden sehr gut zueinander passen, aber ich denke das sie eher an Killian interessiert ist. So nah wie sie an ihm sitzt und sie sich frech angrinsen, mein Blick fällt auf Lucien Hand die auf seinen Oberschenkel liegt. Er scheint nervös zu sein, sein Bein wippt auf und ab. Ich schaue hoch um zu erkennen ob man seine Nervosität auch im Gesicht erkennt, aber dort sehe ich nichts außer Gelassenheit. Also auch ein guter Schauspieler, der gut seine Gefühle verstecken kann und nie zeigt was er wirklich fühlt.
Er würde sich vielleicht mir offenbaren, doch dafür müsste ich wahrscheinlich erstmal ehrlich zu ihm sein.

Na dann hoffen wir mal wirklich das alles nach Plan läuft.
Eure Soli 💕

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