Das Jetzt
Die Musik hallte durch den Raum, die Beats fesselten die tanzende Masse, doch für Felix schien die Welt nur noch aus diesem Moment zu bestehen. Es war, als ob alles andere verschwunden wäre - das Chaos, die Sorgen, das Gefühl, ständig gefangen zu sein. In diesem Augenblick gab es nur den Rhythmus, die Freiheit, die er so lange gesucht hatte, und Changbin, der ihn mit jedem Schritt, jedem Blick, den er ihm zuwarf, immer näher brachte. Felix sprang auf den tanzenden Boden, drehte sich im Takt und ließ sich vollkommen von der Musik mitreißen. Er fühlte sich lebendig - so lebendig, wie er sich lange nicht mehr gefühlt hatte.
„Du siehst aus, als würdest du den Boden zerreißen, Felix!", rief Changbin lachend, als er sich durch die Menge zu ihm bewegte.
Doch hinter dem Lächeln war auch ein Hauch von Besorgnis zu spüren. Felix war anders heute Nacht. Es war, als ob er vor nichts mehr Angst hatte. Als ob er einfach nur genießen wollte, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.
Felix drehte sich um, sein Grinsen breit und voller Energie.
„Komm schon, Changbin! Lass uns die Nacht erobern!"
Ohne ein weiteres Wort drängte er sich an Changbin, nahm ihn bei der Hand und zog ihn mitten ins Zentrum der Tanzfläche. Felix' Bewegungen wurden immer freier, immer extrovertierter. Der Alkohol in seinem Blut verstärkte alles, machte ihn mutiger, furchtloser. Er tanzte eng an Changbin, ohne Scheu, ohne Zurückhaltung, seine Hüften wie von selbst im Takt zu der Musik bewegend, sodass der Körperkontakt zwischen ihnen unvermeidlich wurde.
Changbin spürte den Druck von Felix' Nähe und den flimmernden Funken in der Luft. Er wusste, dass etwas nicht stimmte, dass Felix etwas in ihm selbst entdeckte, das ihn gerade jetzt so antrieb. Doch er konnte es nicht leugnen - er fühlte sich von Felix' Selbstbewusstsein, seiner Wildheit angezogen. Es war ein unwiderstehlicher Magnetismus, der ihn immer näher zu Felix zog. Als Felix plötzlich, im Takt der Musik, ganz dicht an ihn herantrat und mit einem Lächeln auf den Lippen, den Kopf leicht in den Nacken legte, konnte Changbin kaum noch an sich halten.
„Du bist verrückt, Felix", murmelte er, seine Stimme heiser.
Doch seine Worte blieben ungehört. Felix war längst in seiner eigenen Welt, tanzte und lachte, während er wieder und wieder versuchte, Changbin zu küssen. Der Moment schien unaufhaltsam, und Changbin erwiderte jeden Kuss, den Felix ihm schenkte. Die Berührungen wurden intensiver, der Kuss hungriger, als Felix ihn umfasste, ihn an sich zog und mit jedem Atemzug deutlicher machte, dass er in diesem Augenblick vollkommen in Changbin aufging.
Felix' Hände rutschten über Changbins Rücken, zogen ihn noch enger an sich, als wäre er die einzige Konstante in dieser unberechenbaren Nacht. Der Kuss, der anfangs ein Spiel war, wurde tief, leidenschaftlich, und die Lust nach mehr, nach Nähe, schien Felix zu übermannen. Als sie sich voneinander lösten, war der Atem beider schwer, und ihre Gesichter waren von einem freudigen, intensiven Glanz erleuchtet.
„Felix...", flüsterte Changbin, als er Felix' Hand ergriff und ihn mit sich zog.
„Komm, lass uns raus hier. Es ist... zu viel."
Felix nickte, doch anstatt sich einfach zu entfernen, drückte er sich wieder an Changbin, seine Lippen fanden Changbins Hals, seine Hände fanden Halt an Changbins Brust.
„Ich will jetzt nicht aufhören", murmelte Felix, die Worte kaum zu verstehen.
„Wir gehen nach draußen. Ich will mit dir reden", sagte Changbin, der nun ebenfalls von der intensiven Nähe überwältigt war.
Er zog Felix sanft, aber bestimmt aus der Menge, den Raum hinter sich lassend und die laute Musik, die sie langsam hinter sich ließen. Sie gingen hinaus in die kühle Nacht, der Lärm der Party langsam verhallend, und es blieb nur noch die Stille der Straße.
Als sie eine ruhige Ecke fanden, in der nur das entfernte Geräusch der Nacht in der Luft lag, drehte sich Changbin zu Felix.
„Was ist mit dir los, Felix? Warum tust du das?"
Felix lachte leise, ein Hauch von Wahnsinn in seinem Lächeln, als er sich erneut an Changbin drückte.
„Ich habe keine Angst mehr, Changbin. Nicht vor mir, nicht vor dir, nicht vor der Welt."
„Das ist... das bist nicht du, Felix. Du bist nicht so", sagte Changbin, seine Stirn gerunzelt.
Doch Felix schüttelte den Kopf.
„Ich bin so, wie ich jetzt bin", sagte Felix fest, und dann drehte er sich langsam, sodass er Changbin in die Augen sehen konnte.
„Ich will in diesem Moment leben, Changbin. Ich will in diesem Moment leben - mit dir. Ich liebe dich. Ich habe es die ganze Zeit gewusst, aber ich habe es nie gesagt. Ich liebe dich. Und ich will, dass du das weißt."
Die Worte waren wie ein Strom, der plötzlich alles durchbrach, was Felix so lange zurückgehalten hatte. Sie schienen aus einer tiefen, längst vergessenen Stelle in ihm herauszubrechen, die er sich nie zu zeigen gewagt hatte. Und jetzt, da sie ausgesprochen waren, gab es keinen Rückweg mehr.
Changbin sah ihn einfach nur an, überwältigt von der Ehrlichkeit und der Intensität von Felix' Geständnis. Ein Lächeln breitete sich langsam auf seinen Lippen aus, und er legte seine Hand sanft auf Felix' Wange.
„Ich liebe dich auch, Felix. So sehr."
Felix' Herz schlug schneller, als er in die Augen von Changbin sah.
„Es tut weh, wenn du nicht bei mir bist, Changbin. Es tut weh, so sehr, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich liebe dich. So sehr."
Ohne ein weiteres Wort zog Changbin Felix in seine Arme, zog ihn an sich und küsste ihn - ein Kuss, der all die Gefühle zwischen ihnen einfing: Liebe, Schmerz, Sehnsucht und Freude. Felix schlang seine Arme um Changbin, als könnte er ihn nie wieder loslassen.
Und so verbrachten sie die Nacht zusammen - durch die Straßen, in denen die Zeit stillzustehen schien. Ihre Gespräche waren leise, ihre Berührungen zärtlich. Für einen Moment waren sie in einer Welt, in der nur sie beide existierten, in der all die Ängste, die die Tage zuvor beherrscht hatten, für immer verschwunden schienen.
Doch die Nacht neigte sich dem Ende zu, und als der erste Lichtstrahl des Morgens am Horizont auftauchte, wusste Felix, dass er Abschied nehmen musste. Die Gefühle in ihm waren zu wild, zu stark, aber er wusste, dass es nicht für immer sein konnte. Nicht jetzt, nicht in diesem Moment.
„Ich muss gehen", sagte Felix leise, als er sich von Changbin löste und ihm tief in die Augen sah.
„Aber ich wollte, dass du es weißt... Ich liebe dich."
„Felix...", begann Changbin, doch Felix legte einen Finger auf seine Lippen und lächelte sanft.
„Ich liebe dich, Changbin. Für immer", flüsterte er, bevor er sich von ihm abwandte und in die Straße ging, den Schmerz des Abschieds tief in seinem Herzen spürend.
Aber er wusste, dass er diese Entscheidung treffen musste. Es war besser so. Es musste so sein.
Changbin stand noch eine Weile an der Straßenecke, die Hände in den Taschen seiner Jacke vergraben, während Felix in die Dunkelheit verschwand. Der Morgen begann sich allmählich über den Horizont zu schieben, doch die Straßen waren noch immer leer, und der scharfe Wind, der durch die Gassen zog, schien wie der einzige Zeuge ihrer intensiven Nacht.
Er stand einfach nur da und starrte in die Ferne, das Echo von Felix' Worten noch immer in seinem Kopf.
„Ich liebe dich."
Die Worte hallten in seinem Inneren wider, als wären sie in einer Endlosschleife gefangen. Doch etwas fühlte sich nicht richtig an. Felix war anders gewesen, als er ihm von seiner Liebe erzählte. Es war, als hätte er eine Mauer durchbrochen, eine Mauer, die er nicht wusste, dass sie existierte. Und das, was Felix ihm da sagte - es war alles so intensiv, so endgültig.
„Was ist los mit ihm?" Changbin flüsterte die Worte leise vor sich hin, als er sich langsam vom Ort des Abschieds abwandte und in die andere Richtung ging.
Die Straßen waren leer, die ersten Sonnenstrahlen küssten die kalte Nachtluft, und Changbin konnte das Gefühl der Verwirrung nicht abschütteln. Felix hatte ihm seine Liebe gestanden, doch er hatte auch gesagt, dass er gehen müsse. Aber warum? Warum gerade jetzt, in diesem Moment, in dem alles schien, als könnten sie endlich zusammen sein? Warum wollte Felix plötzlich alles hinter sich lassen?
„Warum, Felix?", murmelte Changbin immer wieder, als er schließlich die Straßenecke erreichte, die zu seinem Apartment führte.
Die Verwirrung ließ ihn nicht los, aber er wusste, dass er nicht weiter in den Straßen umherirren konnte. Mit einem letzten Blick zurück, der die leere Straße absuchte, ging er schließlich in Richtung seines Zuhauses, seine Gedanken ein wirres Durcheinander aus Fragen und ungesagten Worten.
Währenddessen ging Felix durch die leeren Straßen, seine Schritte wurden schwerer, je näher er seinem Ziel kam. Er hatte sich so lange nicht getraut, den Moment anzusprechen, hatte sich immer wieder vor seinen Gefühlen versteckt, aber als er es endlich tat, schien alles auseinanderzubrechen. Die Liebe, die er für Changbin empfand, war so stark und so unaufhaltsam, dass sie ihn fast erdrückte, und dennoch fühlte er sich nicht frei. Die Schatten seiner Vergangenheit, die er so lange verdrängt hatte, holten ihn ein.
Als er weiterging, spürte er, wie sich die Tränen in ihm stauten. Seine Augen waren brennend, der Druck in seiner Brust wurde unerträglich.
„Was tue ich hier? Was mache ich mit mir?", dachte er verzweifelt, als er die Kontrolle über sich selbst verlor.
Jeder Schritt, den er tat, brachte ihn näher zu seinem Zuhause, aber gleichzeitig immer weiter weg von dem, was er gerade erlebt hatte.
Plötzlich brach es aus ihm heraus. Der Schmerz, die Angst, die Verwirrung - alles drang auf ihn ein, und er konnte es nicht mehr zurückhalten.
Felix blieb mitten auf der Straße stehen, die kalte Luft schnitt ihm ins Gesicht, als er die Augen schloss und tief einatmete. Der Schrei, der sich in ihm aufbaute, wurde zu einem zitternden Schluchzen, das ihn in den Boden zu reißen drohte. Die Tränen rannen ihm über das Gesicht, klammerten sich an seiner Haut fest wie winzige Bruchstücke eines zerbrochenen Herzens.
„Warum tue ich das?", flüsterte er immer wieder, während er mit zitternden Händen versuchte, sich an der nächstgelegenen Wand abzustützen, um nicht zu fallen.
„Ich kann nicht... ich kann nicht einfach so weitermachen..."
Sein Herz raste. Die Gewissheit, dass er sich von Changbin distanzieren musste, um ihn zu schützen - um ihn nicht weiter in den Strudel seiner eigenen Unsicherheit und Angst zu ziehen - war unerträglich. Und doch wusste er, dass es der einzige Ausweg war.
Felix hatte Angst - nicht nur vor dem, was er fühlte, sondern vor dem, was die Welt ihm antun würde, wenn er weiterhin so lebte, wie er es tat. Er hatte Angst vor den Erwartungen seiner Eltern, vor den Unsicherheiten, die ihn quälten. Vor der Liebe, die er nicht leben durfte.
Mit jedem weiteren Schritt, den er nach Hause ging, schien die Last immer schwerer zu werden. Die Tränen flossen immer stärker, als er an seine Familie dachte. Was würden sie tun, wenn sie wüssten, was in ihm vor sich ging? Felix hatte das Gefühl, dass er niemals er selbst sein konnte - nicht für sie, nicht für die Welt.
Der Weg nach Hause schien endlos, als er die letzte Straßenecke erreichte.
„Ich muss einfach nur durchhalten", flüsterte er sich zu.
„Ich muss stark sein... für ihn."
Doch als er die Tür hinter sich schloss, fiel er in sich zusammen. Ein weiterer Tag war gekommen, an dem er sich in der Stille seiner eigenen Gedanken verlor. Er hatte alles gesagt, was er brauchte, aber der Schmerz war zu groß, und das Gefühl der Unfreiheit fraß sich weiter in seine Seele. Die Angst vor dem, was kommen würde, war fast mehr als er ertragen konnte.
In seinem Zimmer, allein mit seinen Gedanken, wusste Felix nicht, wie lange er noch so weiterleben konnte. Aber eines wusste er - es war der einzige Weg.
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