Kapitel 47
~Pov. Yoongi~
Langsam wurde ich nach und nach wach und öffnete irgendwann meine Augen. Ich schaute gegen Stoff und war daher ziemlich verwirrt. Als ich mich aber bewegte spürte ich etwas seltsames und ich sah an mir herunter. Ich lag in einem Schlafsack und sofort kamen alle Erinnerungen von gestern wieder hoch. Nun hatte ich auch eine Orientierung und verstand, wo ich war. Ich drehte mich auf die andere Seite und sah Jimin, welcher aber mit dem Rücken zu mir gedreht lag. Ich streckte mich nach meinem Handy um zu schauen, wie spät es war. 8:37 Uhr zeigte mir mein Handy an und ich war über mich selbst überrascht, dass ich jetzt schon wach war. Doch irgendwie machte es auch Sinn, da ich sehr früh ins Bett gegangen war und dementsprechend auch früher wach wurde.
Einige Zeit lang lag ich noch im Schlafsack und war am Handy, als es neben mir raschelte und ich über mein Handy hinweg schaute. Jimin bewegte sich ein wenig und drehte sich dann auf den Rücken. Er rieb sich seine, immer noch geschlossenen Augen, welche er dann aber öffnete. Dann drehte er sein Gesicht zu mir und als er sah, dass ich wach war lächelte er. "Guten Morgen.", sagte er, was ich erwiderte. Ich sperrte mein Handy und legte es weg, während er sich ebenfalls auf die Seite drehte und wir uns nun angucken konnten.
"Hast du gut geschlafen?", fragte er. "Ja. Und du?" "Auch. Ich habe ehrlich gesagt gedacht, dass es kälter werden würde. Wie ging es dir gestern eigentlich? Wurde es dir zu viel?" Ich schüttelte den Kopf und sagte:"Nicht wirklich. Ich konnte mich aber auch kaum darauf konzentrieren, ich bin so müde gewesen." "Stimmt, hat man gemerkt. Ich weiß noch nicht, was wir heute so machen werden, aber wenn es zu viel wird sag bescheid, okay?"
"Du benimmst dich wie eine Mutter.", sagte ich schmunzelnd und Jimin musste ebenfalls grinsen. "Ja, aber ich bin ja auch dein Freund, da darf ich dich doch auch bemuttern." "Ich bin mir nicht so sicher, ob das so funktioniert.", sagte ich, drehte mich auf den Rücken und setzte mich auf. Ich streckte mich und fuhr mir ein wenig durch die Haare, um sie aus mein Gesicht zu bekommen. "Glaubst du die anderen sind schon wach?", fragte ich Jimin, der sich ebenfalls auf den Rücken drehte.
"Weiß nicht, kann sein." Er schloss wieder seine Augen und schien so entspannt, als wenn er gleich wieder einschlafen würde. Ich musste ein wenig lächeln. Ich rutschte näher an ihn heran und beugte mich zu ihm herunter. Er schien es nicht zu bemerken oder er ignorierte es einfach. Aber als ich vorsichtig meine Lippen auf seine legte spürte ich sofort ein Lächeln und er erwiderte den sanften Kuss. Jedoch löste ich mich ziemlich schnell wieder von ihm und war nun wenige Millimeter über ihm.
Er öffnete die Augen und grinste mich an. "Nur so kurz?", fragte er. "Ja, du stinkst nach Rauch.", sagte ich mit einem fiesen Grinsen. "Du auch ein bisschen. Wir müssen glaube ich alle nachher duschen gehen. Oder in den See." "In den See? Da ist es Arsch kalt drin.", erwiderte ich. "Na und? Sei keine Memme." Ich schmollte etwas, was ihn kurz lachen ließ. Dann spürte ich plötzlich seine Hand in meinem Nacken und er zog mich wieder zu sich herunter, dass er mich küssen konnte.
Sofort schloss ich meine Augen und erwiderte den sanften Kuss. Nach wenigen Augenblicken bewegten sich seine Lippen gegen meine, was ich ihm sofort gleich machte. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut und seine Hand zeichnete keine Kreise in meinen Nacken, weswegen sich meine Haare aufstellten und mir ein angenehmer Schauer über den Rücken lief. Ich wollte gerade den Kuss vertiefen, als ich plötzlich ein Geräusch hörte. Ein Geräusch von einem Reißverschluss, der langsam geöffnet wurde.
Sofort lösten wir uns von einander und ich setzte mich wieder richtig in meinen Schlafsack. Ich spürte, wie Adrenalin schlagartig durch meinen Körper schoss und mein Puls sich verschnellerte. Der Reisverschluss öffnete sich sehr langsam, bis Jimin irgendwann sagte:"Wir sind wach." Dann öffnete sich der Reisverschluss sofort und ein, noch etwas verschlafener, Taehyung schaute uns an. "Guten Morgen.", sagte er relativ leise. "Wollen wir vielleicht in den Supermarkt was zum Frühstück holen für uns alle?" Ich nickte und auch Jimin stimmte zu.
Taehyung sagte, dass er schnell auf die Toilette gehen würde und wir dann los könnten. Also ging er und wir waren wieder alleine, das Zelt war aber noch offen. "Das war knapp.", sagte Jimin und ich nickte. Noch etwas verschlafen und etwas unter Schock stehend rieb ich mir die Augen und kletterte dann aus dem Zelt, wo ich mir meine Schuhe anzog. Ich schaute mich um und musste feststellen, dass die Sonne noch nicht wirklich hoch stand und dadurch die Sonnenstrahlen auch ziemlich tief kamen. Dadurch fielen von den Bäumen, Blättern und Sträuchern lange Schatten, was ein schöner Kontrast zu dem hellen Licht war, das zwischen den Ästen hindurch schien.
Langsam lief ich durch die Zelte hindurch bis ich den kleinen Abhang hinunter zum Strand kam und den See vor mir sehen konnte. Er schien zu funkeln und wurde durch einem kühlen Wind in leichte Bewegung versetzt. Es war noch wirklich sehr kalt und fror ein wenig, weswegen ich meine Arme um mich legte, um mich ein wenig zu wärmen. Wenn ich ausatmete bildeten sich kleine Wölkchen, welche sehr schnell vom Wind weg getragen wurden.
Ich hörte das Rascheln vom Sand und drehte mich um. Jimin war herunter gekommen und stellte sich zu mir. Er hatte seine Hände lässig in seinen Jackentaschen und ihm schien die Kälte nichts auszumachen. Dabei sagte er:"Es ist schön hier, oder?" Ich wendete meinen Blick wieder dem See zu und nickte. So verweilten wir kurze Zeit, als wir plötzlich Taehyungs Stimme hörten:"Kommt ihr?" Wir drehten uns zu ihm und sahen ihn oben auf dem Abhang stehen, seine Hände hatte er in die Hüften gestemmt.
Wir liefen zu ihm und nahmen uns etwas Geld mit, ehe wir los liefen. Wir musste einige Zeit um den See herum laufen, bis wir einen Schotterweg in den Wald hinein liefen. Nach einiger Zeit kamen wir an einem Bürgersteig mit einer Straße an, einige Hundert Meter weiter konnten wir den Anfang von einem Dorf erkennen. Wir liefen in das Dorf und fanden schnell einen Supermarkt, wo wir uns einige Backwaren und auch Aufstriche kauften, die man nicht kühlen musste.
Dann liefen wir wieder zurück zum See und zu unserer Campingstelle. Die anderen waren bereits wach und saßen an einem knisternden Lagerfeuer, um sich zu wärmen. Sie sahen alle noch etwas müde und verschlafen aus, was man ihnen nicht verübeln konnte, es war ja noch relativ früh. Sie wünschten uns einen guten Morgen, was wir erwiderten, ehe wir das Essen zu verteilen und anfingen zu frühstücken.
"Was wollen wir heute eigentlich machen?", fragte Jin in die Runde. Jungkook antwortete:"Ich habe an diesem Haus gestern so ein Zettel gesehen mit Aktivitäten und sowas. Es gibt hier in der Nähe einen großen Wasserfall, der die Flüsse bildet, aus denen dieser See hier entstanden ist. Wir könnten da hin gehen. Der ist relativ weit weg also würden wir hin wandern." "Das klingt echt cool. Aber können wir unsere Sachen hier einfach so lassen?", fragte Jimin. "Keine Ahnung. Es wäre vielleicht besser wenn eins, zwei Leute hier bleiben. Ich würde das machen, ich habe letzte Nacht nicht gut geschlafen und könnte das nachholen.", sagte Taehyung. "Ich könnte auch hier bleiben.", schlug Hoseok vor.
"Okay. Ich wäre dafür, dass wir eins, zwei Rucksäcke von uns leer räumen und da dann Trinken und so einpacken. Wir können uns ja mit dem Tragen dann immer wieder abwechseln.", schlug Jungkook vor. Wir stimmten zu und so machten wir uns nach dem Frühstück an die Arbeit. Da es hier in der Umgebung nicht so einen guten Empfang gab liehen wir uns eine Landschaftskarte und einen Kompass beim Infostand aus. Wenn wir große Probleme mit den Handys haben würden, dann könnten wir darauf zurückgreifen.
Als wir fertig waren brachen wir aus und verließen zuerst die Gegend um den See herum. Wir mussten teilweise Straßen, die durch den Wald führten, überqueren, was aber kaum ein Problem darstellte. Wir folgten Trampelpfade, die aber auch immer wieder zu Schotterwege wurden. Dabei redeten die anderen viel miteinander, während ich eher hinten lief und mit niemandem redete. Ich fühlte mich wieder ein wenig alleine und ausgegrenzt, auch wenn ich mehr oder weniger selbst daran Schuld war.
Ich war zwar nicht direkt selber daran Schuld, dass ich nicht reden konnte, doch ich könnte mich auch anderweitig irgendwie mit in die Gespräche integrieren, was ich aber nicht tat. Irgendwie war ich dafür zu schüchtern, da es einfach umständlich wäre alles zu schreiben oder mit Händen und Füßen zu erklären.
Ich schaute nach vorne und sah die anderen nebeneinander laufen. Jimin unterhielt sich sehr angeregt mit Jungkook über irgendeine Serie und Jin hörte nur stumm zu. Die meiste Zeit sah ich auf den Boden vor mich, doch ich sah aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Ich hob meinen Kopf und guckte zur Seite, wo ich Jin sah. Er hatte sich wohl nach hinten fallen lassen, um nun direkt neben mir zu laufen. Jedoch sagte er nichts, lächelte mich nur kurz freundlich an und schaute dann wieder nach vorne. Ich wusste nicht so ganz mit dieser Geste umzugehen, spürte aber, wie sich ein wenig Erleichterung in mir ausbreitete, da ich nun nicht mehr so alleine laufen musste.
Nach zwei Stunden machten wir eine Pause und setzten uns bei einer kleinen Lichtung in die Wiese. Jimin und Jungkook redeten immer noch sehr angeregt und ich verstand nicht so wirklich, wie es sein konnte, dass sie so unglaublich viel reden konnte, ohne dass ihre Münder trocken werden konnte. Oder hatten sie ihre Getränke vielleicht bereits ausgetrunken?
Ich hatte mir meine Flasche und ein wenig Knabberzeug aus dem Rucksack genommen und saß ein bisschen weiter von ihnen weg, jedoch saß Jin immer noch bei mir. Wir hatten nicht wirklich geredet, was ich an sich nicht wirklich schlimm fand. Doch ich wusste nicht, wie es für Jin war und hatte Angst, dass es für ihn vielleicht irgendwie ungewohnt oder seltsam war.
Daher nahm ich mein Handy heraus und schrieb in Notizen:'Stört es dich eigentlich, wenn du bei mir bist und wir nicht wirklich reden können?' Ich hielt ihm mein Handy hin und er schien kurz ein wenig irritiert, schaute sich dann aber mein Display an und las das Geschriebene. "Nein, stören tut es nicht wirklich. Klar wäre es schöner mit dir reden zu können, aber ich finde es nicht schlimm. Ehrlich gesagt finde ich es sogar ziemlich entspannend mal einfach nicht zu reden. Keine Ahnung, vielleicht bin ich da auch nur seltsam.", antwortete er und biss in sein Brötchen.
Verstehend nickte ich, schaute aber ins Leere und dachte nach. Ich würde echt gerne mal mit den anderen reden, mal ein wirkliches Teil von ihnen sein, doch so einfach war es leider nicht. "Wie läuft es eigentlich mit Jimin?", fragte Jin plötzlich, was mich sofort aus meinen Gedanken holte. Ich spürte wie sich Panik in mir breit machte und ich sah zu Jin. Hatte er etwa etwas gemerkt? Oder gesehen? Ich versuchte mich schnell wieder zu beherrschen, doch plötzlich fing er an zu lachen, was mich verwirrte und überforderte. "Okay, die Frage hat sich erledigt.", sagte er, immer noch lachend und ich spürte, wie meine Wangen ganz warm wurden. Ich hatte wohl wirklich kein Pokerface.
"Was ist denn so lustig?", fragte Jungkook und schaute zu uns. "Ach, gar nix.", sagte Jin, immer noch grinsend. Jungkook schien das wohl zu reichen, doch als ich zu Jimin schaute erkannte ich, dass er wohl ein wenig verwirrt war. Vermutlich fragte er sich, was denn los war, doch er sagte nix dazu, sondern wendete sich wieder an Jungkook, der wieder ein Gespräch mit ihm angefangen hatte.
"Weiß es sonst noch jemand?", fragte Jin, doch ich schüttelte den Kopf. "Okay. Aber keine Angst, ich halte dicht.", sagte er lächelnd, was ich vorsichtig erwiderte. Mich erleichterte es, dass er es so locker aufnahm, vor allem da wir es ihm ja eigentlich verheimlicht hatten. Doch ihn schien das nicht zu stören, oder er nahm das nicht persönlich. Und ich war froh darüber, dass er es niemand anderem sagen würde und uns somit auch die Freiheit gab es den anderen selbst zu sagen und uns keinen Druck machte. Dafür war ich ihm sehr dankbar.
Ich überlegte etwas und merkte, dass ich bei dem Gedanken nervöser wurde. Immer wieder sah ich abwechselnd zwischen meinen Händen und auch Jin hin und her, bis ich mich dann doch überwand und ein relativ leises und vorsichtiges :"Danke", von mir gab.
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