Kapitel 45
~Pov. Jimin~
Es war nun ein Tag vergangen und ich war gerade im Keller, um das Zelt und die Schlafsäcke zu holen, was aber gar nicht so einfach war. Ich hatte ziemlich lange gebraucht, um die Sachen zu finden. Das Zelt fand ich ziemlich schnell, bei den Schlafsäcken brauchte ich aber eine Weile bis ich sie dann sehr weit oben auf einem Schrank entdeckte. Da ich so nicht heran kommen würde nahm ich mir die Leiter, die hier ebenfalls im Keller stand.
Ich stellte sie auf und versuchte an die Schlafsäcke heran zu kommen, die aber unter einer sehr schweren Kiste eingeklemmt waren. Wer zur Hölle kam auf die Idee dort eine Kiste drauf zu stellen? Ich zog den Stoff ein Stück zu mir, wobei ich die Kiste mit zog. Diese schob ich dann wieder zurück und wiederholte diesen Vorgang so lange, bis ich endlich die Schlafsäcke befreit hatte. Ich ließ sie auf den Boden fallen und kletterte die Leiter wieder herunter.
Ich überlegte, ob ich noch etwas anderes aus dem Keller bräuchte, was aber nicht die Fall war. Schnell klappte ich die Leiter wieder zusammen und stellte sie wieder an den Platz, an dem sie zuvor stand. Dann nahm ich das Zelt und die Schlafsäcke, verließ den Keller, ehe ich zum Fahrstuhl ging und mit diesem hoch zu meiner Wohnung fuhr. Ich betrat die Wohnung und schloss die Tür hinter mir. Dann brachte ich die Sachen in mein Zimmer, so dass sie nicht im Weg waren.
Ich nahm mein Handy und ging auf 'Notizen', wo ich mir eine To-Do Liste geschrieben hatte, damit ich auch ja nichts vergessen konnte. Also fing ich an, diese abzuarbeiten. Zuerst holte ich mir eine Reisetasche, in die all meine Sachen hinein passen würden. Ich packte meine Klamotten ein und auch eine Waschtasche, die ich zuvor mit allen möglichen Sachen gefüllt hatte.
Meinen Geldbeutel legte ich ebenfalls dazu und auch meine voll geladene Powerbank und ein Ladekabel mit Stecker landeten in meiner Reisetasche. Ich hatte mir die Website noch einmal genauer angeguckt und man konnte dort auch sein Handy laden. Ich überlegte gerade, ob ich irgendwelche Karten- oder Brettspiele mitnehmen sollte, als plötzlich mein Handy klingelte. Verwirrt schaute ich mich um und musste auch kurz suchen, bis ich mein Handy auf meinem Bett unter der Bettdecke fand.
Ich holte es heraus und sah, dass mich Hoseok gerade anrief. Verwirrt nahm ich ab und fragte:"Hallo?" "Hey, du bist gerade auf Lautsprecher, Jungkook ist noch hier. Wir haben überlegt über das Wochenende etwas wieder zusammen als Gruppe zu machen, übernachten oder so. Hast du vielleicht irgendeine Idee, was genau wir machen könnten?" Ernsthaft? Wieso mussten sie mich genau jetzt so etwas fragen? Wobei es ziemlich auf der Hand lag, da wir bei solchen Gelegenheiten immer etwas mit einander machten.
Ich musste ihnen irgendwie sagen, dass ich keine Zeit hätte, wusste aber auch nicht, was ich auf direkter Nachfrage antworten sollte. Ich konnte auch schlecht sagen:'Ne, habe leider keine Zeit, ich gehe mit Yoongi an einem See zelten.' Das würde super seltsam kommen. Immerhin wussten die anderen noch nicht, dass wir zusammen waren und ich wollte erst einmal, dass es auch so blieb. Doch es wäre ziemlich auffällig, wenn wir alleine Zelten gehen wollten ohne dass wir es in irgendeiner Form erwähnten.
"Jimin? Bist du noch da?", fragte Hoseok verwirrt, da ich wohl zu lange nachgedacht hatte. "Äh ne, also ja, bin noch da.", antwortete ich schnell, während ich versuchte irgendeine Ausrede zu finden, was gar nicht so einfach war. Konnte ich einfach sagen, dass ich mit Yoongi alleine campen gehen wollte? Vermutlich eher nicht. Sollte ich einfach sagen, dass ich keine Lust oder Zeit hatte? Aber anlügen wollte ich sie auch nicht. "Also, hast du eine Idee?" Ich überlegte krampfhaft, was ich sagen könnte, jedoch fiel mir nichts ein. "Uhm....ich und Yoongi hatten die Idee vielleicht campen zu gehen.", sagte ich, doch könnte mir im gleichen Moment selbst ins Gesicht schlagen.
Ich wusste aber nicht, was ich sonst hätte sagen können und ich war gerade einfach nur überfordert. "Das ist voll die coole Idee, aber ist das nicht ein wenig zu kalt?", meinte Jungkook. "Ach, das ist doch egal. Es soll die nächsten Tage noch einmal etwas wärmer werden, bevor es richtig kalt wird. Habt ihr euch schon überlegt, wo wir hin gehen könnten?", fragte Hoseok.
Ich atmete leicht genervt aus, darauf bedacht, dass sie das nicht hören konnten. "Ich habe doch mal diesen coolen See gefunden. Den ich auch vor Monaten mal in unsere Gruppe gestellt habe.", murmelte ich und ließ mich wie ein nasser Sack nach hinten in mein Bett fallen.
Wie sollte ich das bloß Yoongi erklären? Wäre er wütend oder böse auf mich? Oder enttäuscht und traurig? Würde er dann überhaupt noch mitkommen wollen, wenn die anderen auch dabei waren? Er hatte immer noch ziemliche Probleme damit sich mit uns allen zu treffen, da wir nicht mehr wirklich versucht hatten, dass er sich an die Anwesenheit der anderen gewöhnte. Ich zuckte zusammen und hielt mein Handy ein wenig von meinem Ohr weg, als plötzlich jemand laut in dieses meinen Namen rief. Als es wieder still war legte ich es wieder an mein Ohr und fragte, was das gerade war. "Ich habe dich was gefragt, aber du hast nicht geantwortet. Ich wollte wissen, wie wir da hin kommen."
"Wir müssten mit dem Zug hin fahren und bei diesem See müssen wir auch einen Platz zum Campen reservieren. Aber das kann ich machen, das ist kein Problem.", sagte ich. Ich hatte für mich und Yoongi bereits Zugtickets geklärt und dort reserviert also wäre es am leichtesten, wenn ich die fehlenden Tickets organisierte und die Reservierung änderte. Wir klärten noch ein paar Dinge ab und während wir telefonierten schrieb Jungkook auch die glorreiche Idee vom campen in unseren Gruppenchat. Das hieß, dass Yoongi dies auch lesen konnte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit beendeten wir das Telefonat und sofort suchte ich Yoongis Nummer heraus. Dabei merkte ich, dass ich ziemlich nervös war und meine Hände sogar ein wenig zitterten. Ich rief ihn an und hielt mir mein Handy an mein Ohr. Nach wenigen Piepern nahm er ab. "Ja?", fragte Yoongi. Ich musste den Klos in meinem Hals herunter schlucken und fragte zögernd:"Störe ich gerade?" "Nein.", antwortete er knapp und ich meinte einen Unterton heraus hören zu können. "Hast du das im Gruppenchat schon gelesen?" Einige Sekunden herrschte Stille und ich konnte mir schon denken, wie die Antwort war.
Daher wartete ich nicht auf eine Reaktion von ihm sondern redete direkt weiter:"Es tut mir so leid, wirklich. Hoseok hat mich angerufen und gefragt, ob ich eine Idee hätte, was wir zusammen machen könnten. Ich war so überfordert und wusste nicht, was ich machen oder sagen sollte. Ich dachte, wenn ich sage, dass wir schon etwas zusammen geplant haben, dann wäre das vielleicht auffällig oder seltsam und wenn ich gesagt hätte, dass ich keine Zeit habe oder so wäre es auch seltsam und ich will sie auch nicht anlügen. Es tut mir so leid, wirklich." Er hatte während meines Monologes nichts gesagt und schwieg auch nun, was mich nur noch nervöser werden ließ.
Sekunden, vielleicht sogar schon eins oder zwei Minuten, lang sagte niemand etwas, bis ich dann vorsichtig fragte:"Bist du böse auf mich?" Erneut herrschte kurz Stille, dann hörte man ein Seufzen. Nach wenigen Augenblicken setzte er dann endlich auch zum Reden an:"Nein, ich bin dir nicht böse. Ich...ich habe mich nur schon so darauf gefreut. Etwas wirklich mit dir zu unternehmen. Und jetzt kommen auf einmal die anderen mit...ich...keine Ahnung." Ich spürte, wie sich mein Herz etwas zusammen zog, als ich ihn reden hörte. Aber nicht unbedingt was er sagte, sondern wie er es sagte. Er klang so extrem vorsichtig und zurückhaltend, als wenn er mit irgendwelchen Konsequenzen rechnen müsste, wenn er mir das so sagte und mit mir redete. Es klang fast schon eingeschüchtert. Was war denn los?
Doch ich wollte mich erst einmal aufs wesentliche konzentrieren und ihn nicht damit konfrontieren. "Du bist enttäuscht, oder?" Erneut herrschte kurz Stille, als er dann sagte:"Ein wenig vielleicht." Ich seufzte und fuhr mir leicht gestresst durch die Haare. "Es tut mir leid und es ist echt kacke, das weiß ich. Ich wusste nur nicht so wirklich, was ich machen sollte und wüsste es jetzt ehrlich gesagt immer noch nicht. Aber ich mach es wieder gut, versprochen! Oder wir stellen uns beide krank, das würde auch gehen." "Nein, das wäre doof den anderen gegenüber.", murmelte er. Erneut legte sich eine unschöne Stille über uns und ich wusste nicht wirklich, was ich machen sollte. Ich wusste nicht wirklich, was Yoongi gerade fühlte oder dachte und ihn fragen wollte ich irgendwie auch nicht direkt.
"Was wollen wir dann machen?", fragte ich. Nach einiger Zeit sagte er:"Einfach mit gehen, denke ich. Etwas anderes wäre wirklich auffällig." "Wenn du nicht mitkommen willst dann kannst du auch hier bleiben. Bei dir wäre es nicht so unwahrscheinlich, dass du nicht mit kommst und sie würden es sicherlich nicht groß hinterfragen.", überlegte ich.
Daraufhin herrschte wieder einige Zeit Ruhe und er schien zu überlegen. Dann atmete er tief durch und sagte:"Nein, passt schon. Ich sollte aufhören den Kontakt zu anderen Menschen so sehr zu meiden. Vielleicht ist das ja eine kleine Chance. Oder so." Er klang selbst noch nicht wirklich von seiner Idee überzeugt, weswegen ich fragte, ob er das wirklich machen wollte. "Ehrlich gesagt...kotzt es mich ja selbst an, dass ich so auf die Gegenwart der Anderen reagiere. Dass ich mich nur bei dem Gedanken unwohl fühle. Man muss sich halt überwinden, um die Ängste los zu werden, nicht?"
"Ja schon. Aber sich komplett dazu zu zwingen hat auch keinen Sinn. Wenn du es aber probieren möchtest dann kannst du ja mit kommen und wenn es dir zu viel wird, dann sag mir Bescheid. Dann brechen wir das ab oder so. Bitte tu nichts, was du nicht selbst willst." Nach wenigen Sekunden sagte er:"Nein, ich will es versuchen." Langsam setzte ich mich auf und schaute mich in meinem Zimmer um, in dem noch viele Sachen verstreut lagen, die ich einpacken musste. "Okay. Dann sollte ich vielleicht mal weiter meine Sachen packen. Wenn etwas sein sollte melde dich bitte bei mir, okay?"
"Ja mache ich. Versprochen." Dies ließ mich ein wenig lächeln und gleichzeitig beruhigte es mich auch. Wir verabschiedeten uns ziemlich schnell und ich fing an meine Sachen weiter einzupacken. Dennoch hatte ich noch ein bedrückendes und beklemmendes Gefühl in mir und dies blieb auch den restlichen Tag. Und es machte es nicht besser, dass sich Yoongi den restlichen Tag nicht mehr meldete.
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