Kapitel 40
~Pov. Yoongi~
Seit Freitag war, für meine Verhältnisse, einiges passiert. Ich habe mit meinen Eltern immer wieder mal ein wenig geredet, auch wenn es mur wenige Worte am Stück waren. Ich merkte, dass sie sich sehr darüber freuten, was wiederum mich glücklich machte und mir auch Mut gab mehr zu reden. Doch wenn ich daran dachte vor den anderen Jungs zu reden schnürte sich mein Hals zu. Es kam nicht in Frage mit ihnen irgendetwas zu reden.
Der Gedanke fühlte sich auch so unglaublich falsch an, dass ich mich ernsthaft fragte, ob ich das jemals könnte. Andererseits habe ich auch immer gedacht, dass ich grundsätzlich nie wieder in der Lage sein würde mit anderen Menschen zu reden. Jimin hat mir das Gegenteil gezeigt. Eigentlich war es seltsam, dass ich mich zuerst getraut hatte mit Typen zu reden, die ich erst vor kurzem auf der Straße kennen gelernt hatte, anstatt mit meinen Eltern. Ich hatte deswegen immer noch ein wenig ein schlechtes Gewissen, doch ich versuchte das zu ignorieren. Es war gut, dass ich überhaupt wieder geredet habe, egal mit wem.
Apropos Jimin, dieser hatte sich seit Freitag viel öfters von sich aus bei mir gemeldet und mich angeschrieben. Das machte mich unglaublich glücklich und es erleichterte mich auch. Vielleicht hatte er in der Woche zuvor einfach Stress wegen der Schule oder so gehabt. Irgendwie fühlte ich mich ein wenig dämlich, dass ich mir darüber so extreme Gedanken gemacht hatte und jetzt alles wie immer zu sein schien. Ich fragte mich aber immer wieder, was das nun zwischen uns war. Ich hatte immer noch keine klare Antwort, ich brauchte aber eine. Sonst würde ich bald völlig durchdrehen.
Taehyung hatte sich bei mir ebenfalls ein paar mal gemeldet und gefragt, wie es mir denn ginge. Ich hatte ihm wahrheitsgemäß geschrieben, dass es mir schon besser ging. Einmal sind wir am Sonntag sogar noch einmal Basketball spielen gewesen. Diesmal konnte ich mich auf das Geschehen sogar konzentrieren und wurde nicht wieder von einem Ball getroffen.
Jetzt war es Mittwoch und ich verließ gerade das Schulgebäude. Ich freute mich schon darauf, mich endlich Zuhause in mein Bett schmeißen zu können. Ich hatte die Nacht zuvor nicht besonders gut geschlafen, weil ich wegen einer Klassenarbeit ziemlich nervös war. Diese verlief aber besser als erwartet und nun hatte ich bis nächste Woche erstmal keine weitere Arbeit, Test oder sonstigen schulischen Mist. Man merkte, wie sehr ich die Schule doch liebte. Nicht.
Ich lief zum Tor der Schule und verließ das Schulgelände. Ich blieb kurz stehen, um den Reisverschluss meiner Jacke zu zuziehen. Es wurde langsam Herbst und daher wurde es auch immer kälter. Ich nahm mir meine Kopfhörer und wollte sie mir schon in die Ohren stecken, doch meine Taten wurden von einer mir sehr bekannten Stimme unterbrochen:"Yoongi!" Ich sah verwirrt zur Seite und sah Jimin einige Hunderte Meter von mir entfernt, er stand am anderen Schultor. Mein Herz setzte kurz aus, nur um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. Was machte er denn hier? Er winkte mir zu und zögernd lief ich zu ihm. Ich konnte die Blicke meiner Mitschüler förmlich auf mich spüren und ich sah auch, dass einige verwirrt zwischen mir und Jimin hin und her schauten. Sie wunderten sich sicherlich, dass sich überhaupt jemand mit mir abgab und fragten sich sicherlich auch, ob er von meinen Taten und meiner Vergangenheit wüsste.
In der Schule wurde ich eigentlich immer gemieden und mir wurde aus dem Weg gegangen, was ich aber sehr begrüßte. Es war besser, als wenn man mich die ganze Zeit darauf ansprechen oder mich deswegen runter machen würde. Dann wurde ich doch lieber von meinen Mitschülern komisch angeguckt als dumm angemacht.
Als ich bei ihm ankam lächelte er mich glücklich an und ich wurde in eine Umarmung gezogen. Es war ein wenig komisch, wenn ich daran dachte, dass wir gerade höchst wahrscheinlich von allen möglichen Leuten angestarrt wurden. Doch ich versuchte es so gut es ging zu ignorieren und erwiderte zögernd die Umarmung. "Ich dachte ich hole dich ab. Ich habe etwas Lust bekommen was süßes Essen zu gehen, wollte aber nicht alleine gehen." Ich nickte zögernd und fragte mich, woher er wusste, dass ich jetzt aus hatte. Doch ich wollte ihn das nicht fragen, nicht jetzt, wo wir direkt vor der Schule standen und uns so viele Menschen zuhören konnten.
Ich löste mich aus der Umarmung und wir entfernten uns langsam von der Schule. Dennoch sah ich immer wieder Mitschüler von mir, die gerade ebenfalls Schulschluss hatten und sie beobachteten uns sehr genau. Das schien auch Jimin aufzufallen und er fragte:"Wieso gucken die alle so? Machen die das immer?" Ich schüttelte den Kopf. "Liegt das an mir?" Ich nickte zögernd und er schien nun zu verstehen, worum es ging, denn ich hörte ein betretenes:"Oh." Kurz herrschte Stille, dann sagte er:"Also ich wusste, dass ich gut aussehe, aber dass selbst die Jungs mir hinter her schauen ist mir neu." Ich musste kurz lachen und ich sah, dass er ebenfalls grinste. Ich wusste, dass er das nicht ernst meinte und dass ihm bewusst war, wieso wir gerade so beobachtet wurden. Doch mir war auch klar, dass er von dem Thema ablenken wollte und darüber war ich froh.
Wir liefen gemeinsam zur Bahnhaltestelle und ich fragte mich, wo er mit mir hin gehen wollte. Daher nahm ich mein Handy aus der Tasche und schrieb das auf Notizen, bevor ich ihm das zeigte. "Ich wollte zu einem guten Café gehen, das ist nicht weit von hier entfernt. Um die Uhrzeit ist es nicht so voll und wir sollten leicht einen Platz finden. Also, wenn du Lust auf Kaffee und Kuchen hast. Ich kenne auch noch ein andere Restaurants, wenn dir das lieber ist.", sagte er und es wunderte mich, dass er sich nicht verhaspelte, so schnell wie er gerade geredet hatte. War er nervös oder so? Ich schrieb, dass es für mich gut klang und er murmelte kurz ein 'Okay', was aber eher so klang, als wenn er mit sich selbst reden würde. Was war denn jetzt los? Eben hatte er sich doch auch nicht so benommen.
Mich verunsicherte das ein wenig, doch ich versuchte es zu ignorieren. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein oder so. Dann fragte ich ihn über mein Handy woher er wusste, dass ich jetzt schon aus hatte. "Ich habe bei dir Zuhause angerufen, die Nummer habe ich aus dem Telefonbuch. Deine Mutter hat es mir gesagt." 'Stalker.', schrieb ich, woraufhin er lachen musste. "Ich habe nur meine Quellen.", meinte er und ich musste etwas schmunzeln, beließ es aber dabei. Nach wenigen Minuten kam die Bahn und wie stiegen in diese ein. Es war ziemlich voll, weswegen wir stehen mussten. Aber wie Jimin bereits gesagt hatte, war das Restaurant nicht weit entfernt und nach wenigen Stationen mussten wir schon wieder aussteigen. Wir verließen die Bahnhaltestelle und liefen ein Stück die Straße entlang. Wir liefen an ein paar Läden und Restaurants oder Imbissen vorbei, bis Jimin bei einem auf die Eingangstür zusteuerte. Draußen standen ein paar Tische mit Stühlen aus Holz, welche bereits besetzt waren.
Wir betraten das Café und sofort war ich von Wärme und dem Geruch von Kaffee umgeben. Der Raum wurde durch große Fenster mit Sonnenlicht durchflutet und es standen viele eckige Tische verteilt, manche waren größer, manche kleiner und je nach dem standen unterschiedlich viele Stühle dabei. An der Wand hingegen standen es ziemlich große Tische und anstatt dass man auf Stühlen sitzen konnte gab es Eckbänke, wodurch es wie ein kleiner privater Bereich war. Alles bestand aus hellem, warmen Holz und durch die vielen Pflanzen, die auf den Tischen und an den Wänden platziert waren hatte alles einen sehr natürlichen Touch und eine entspannte Atmosphäre.
Was mich aber am meisten erstaunte war die zweite Etage, was man aber auch als Plattform bezeichnen könnte. Sie stand am Ende des Raumes und die Plattform, sowie die Treppe, war ebenfalls aus Holz. Man konnte von hier die ersten Tische sehen, welche nah am Geländer standen. Dieses war von einer Pflanze umrankt, die sich ihren Weg sogar über die Wände bahnte.
Unter der Plattform standen ein kleiner Tresen, auf dem eine Kasse stand. Dieser ging in eine etwas niedrige, dafür sehr lange Kuchenvirtine über, in denen alle möglichen Kuchen, Torten, Muffins und noch einiges mehr an Gebäck standen. Dahinter schien an der Wand wohl ebenfalls ein langer Tresen zu sein, auf dem alle möglichen Maschinen standen. Darüber hing eine große grüne Tafel mit vielen verschiedenen Preisen, Angeboten und Beliebtheiten. Die Schrift war schön gestaltet und kleine Zeichnungen zierten die Tafel. Es war, wie Jimin schon vermutet hatte, nicht extrem voll. Man hörte die Menschen reden, doch das eher leise und es war eine angenehmen und entspannte Stimmung. Dies wurde durch die sanfte Melodie unterstrichen, die aus den Lautsprechern kam, diese hangen an der Wänden.
Ich wurde aus meinem Staunen gerissen, als sich eine warme Hand um meine schloss und mit sich zum Tresen zog. Dort angekommen ließ er sie leider wieder los. Die Frau begrüßte uns mit einem freundlichen Lächeln und fragte, was wir bestellen wollten. Jimin meinte, dass wir vermutlich noch etwas Zeit bräuchten und ob wir vielleicht eine Speisekarte und einen Tisch bekommen könnten. Es schien kein Problem zu sein. Sie nahm sich zwei Speisekarten von dem Stapel neben ihr und bat uns ihr zu folgen.
Sie bot uns einen Platz auf der Plattform an und leitete uns nach oben an einen Tisch, der direkt am Geländer war. Immer noch ein wenig überfordert von den ganzen Eindrücken setzte ich mich hin, was Jimin mir gleich machte. Die Stühle waren weich gepolstert und hatten entweder einen hellen beigen oder grünen Stoffüberzug. Die Kellnerin reichte uns die Speisekarten, woraufhin sich Jimin bei ihr bedankte und wie immer konnte ich nur als Danke kurz nicken. Doch sie schaute mich kurz etwas verwirrt an, überspielte dies aber schnell und ließ uns wieder alleine.
Ich schaute nach rechts zu den anderen Tischen und einer war von zwei Frauen besetzt, welche sich angeregt unterhielten. Dann schaute ich über das Geländer hinweg ins Café und nach draußen. Die Plattform war geschätzte drei bis vier Meter in der Luft und man konnte von hier die Tische sehen. Außerdem hatte man einen freien Blick nach draußen, da die Fenster bis zur Decke reichten. "Wie es aussieht gefällt es dir hier.", stellte Jimin lächelnd fest. Ich nickte und nahm mein Handy heraus, um über Notizen mit ihm zu reden. Wären wir alleine hätte ich es vielleicht direkt gefragt, aber ich konnte das so sehr in der Öffentlichkeit noch nicht, auch wenn es hier oben relativ leer war. 'Wie hast du das Café hier gefunden? Es ist wunderschön und ich habe es nie bemerkt.' "Das liegt daran, dass es hier noch nicht so lange ist, das hier ist das zweite. Das erste Café gibt es schon seit vielen Jahren, doch es liegt auf der anderen Seite der Stadt.
Ich habe es damals über das Internet gefunden, als ich ein Café gesucht habe. Es war wirklich sehr beliebt und deswegen gibt es hier nun ein zweites. Sie hatten zwar ziemlich viel Geld, aber noch lange nicht genug, um selbstständig einen neuen Laden zu eröffnen. Deswegen mussten sie einen Kredit aufnehmen, der immer noch nicht abbezahlt ist. Immer wenn ich hier bin gebe ich etwas mehr Trinkgeld als nötig.", erklärte er. Ich hatte ihm dabei die ganze Zeit angesehen und konnte meinen Blick jetzt ebenfalls nicht von ihm Wenden. Die Sonne, welche einen warmen Farbton verbreitete, strahlte durch die großen Fenster von links auf uns.
Man konnte sehen, wie unglaublich rein und weich seine Haut war. Mein Blick wanderte zu seinen dunklen Augen, welche sich von seiner hellen Haut abhoben und dadurch betont wurden. Seine braunen Haare fielen ihm locker in die Stirn und sahen unglaublich weich aus. Sobald er sich bewegte, wippten sie immer ein wenig mit. Mein Blick wurde plötzlich von seiner Hand versperrt, die sich vor mir hin und her bewegte. Auch seine Hand sah so weich au-...Moment, was?!
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