Kapitel 35

~Pov. Yoongi~
Ich schloss die Wohnungstür auf und betrat den Flur. Genervt strampelte ich mir die Schuhe von den Füßen und lief in mein Zimmer. Dort nahm ich die Schultasche von meinen Schultern, ehe ich diese los ließ und sie auf dem Boden aufkam und umfiel. Kraftlos ließ ich mich auf meine Couch fallen und schloss die Augen. Meine Glücksgefühle, die ich seit dem Date von vor zwei Tagen bekommen hatte, hatten sich heute komplett verflogen. Das lag nur an dieser einen beschissenen Note in Physik.

Ich hatte wirklich versucht auf den Test zu lernen, es aber kaum auf die Reihe bekommen und ich hatte auch seit langer Zeit keine Nachhilfe mehr von Jimin bekommen. Ehrlich gesagt wusste ich auch nicht, wie ich ihm hätte fragen sollen, ohne dass es sich anhörte, als würde ich ihn ausnutzen. Das war das letzte was ich tun wollte und ich wollte auch nicht, dass er das von mir dachte. Vielleicht sollte ich ihn aber doch nochmal fragen.

Mein knurrender Magen und die ungemütliche Jeans brachten mich dazu mein Bett wieder zu verlassen und ich zog mir schnell eine Jogginghose an, ehe ich in die Küche ging und im Kühlschrank nach etwas essbarem suchte. Ich fand auch ein einfaches Fertiggericht, das man in der Mikrowelle zubereiten könnte. Ich befolgte die Anleitung und hatte nach kurzer Zeit eine Mahlzeit, mit der ich mich wieder in mein Zimmer begab. Meine Eltern waren arbeiten, weswegen ich alleine war, was mich nicht sonderlich störte. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und stellte mein Teller ab. Ich startete ein YouTube Video und stellte das Handy gegen eine halb geleerte Wasserflasche, ehe ich mit dem Essen begann.

Nachdem ich aufgegessen und das Video zuende geschaut hatte brachte ich meinen Teller weg. Dann ging ich ins Bad auf die Toilette, danach wusch ich mir die Hände. Als ich aufschaute sah ich mich selber im Spiegel, der an einem Schrank über dem Waschbecken befestigt war. Meine Haare sahen spröde und trocken aus und mein Gesicht war eigentlich eine Vollkatastrophe. Rötungen; einige Pickel auf der ölig, glänzenden Haut; an den Wangen war diese wiederum ganz trocken. Eigentlich ist es mir sonst immer egal gewesen, oder es ist mir nie so stark aufgefallen, doch irgendwie störte mich das jetzt. Ohne es zu wollen musste ich an Jimin denken.

Der hatte glänzende Haare, wobei seine Frisur ihm echt gut stand. Seine Haut sah ebenfalls makellos aus, selten hatte ich bis jetzt nur einen Pickel gesehen. Manche hatten einfach Glück, die meisten aber waren vermutlich wie ich. Ich wollte es nicht wirklich zugeben, aber wenn ich an Jimins Haut dachte und mit meiner verglich verunsicherte mich das ein wenig. Was dachte er wohl darüber? Und über meine Haare? Ich meine teilweise konnte ich wirklich echt ranzig aussehen, störte Jimin das nicht? Oder wollte er es mir nicht sagen?

Irgendwie juckte es mir unter den Fingern irgendetwas zu machen, dass mein Gesicht vielleicht etwas anschaulicher machen würde. Zögernd öffnete ich den Spiegelschrank und betrachtete die vielen Produkte, die wir in diesem lagerten. Ich wusste, dass meine Mutter so Zeugs für ihr Gesicht hier drin hatte und wurde schnell fündig. Das erste was ich fand war irgendein Zeug zum Abschminken, das brauchte ich nicht. Langsam nahm ich mir die verschiedenen Sachen raus und versuchte zu verstehen, was das für Sachen waren.

Dann fiel mir eine Tube in die Hand, die anscheinend gegen Mitesser und Pickel sei. Was genau jetzt Mitesser waren wusste ich nicht, war mir aber auch egal. Dass es gegen Pickel helfen sollte überzeugte mich bereits, weswegen ich die Tube erst einmal zur Seite stellte, um alle anderen Produkte wieder zu verstauen. Dann schloss ich den Spiegelschrank und laß mir die Anwendung des Produktes durch.

Anscheinend war das eine Maske, die man für fünfzehn Minuten auf dem Gesicht lassen sollte. Ich zögerte, ob ich das Zeug jetzt wirklich benutzen sollte. Theoretisch könnten meine Eltern jeder Zeit nach Hause kommen, auch wenn sie eigentlich erst in einigen Stunden kommen würden. Ich atmete kurz durch, ignorierte meine Sorgen und trug die Maske so auf, wie man es machen musste. Dann betrachtete ich mein grünes Gesicht im Spiegel und war mir immer noch nicht sicher, was ich davon halten sollte. Aber schaden konnte es ja nicht oder?

Während ich mir die Reste von den Fingern wusch spürte ich, wie mein Gesicht langsam anfing zu brennen und zu kribbeln? Was war das? War das normal? Unsicher sah ich auf die Verpackung, doch auf der stand nichts. Ich beschloss es dabei zu belassen und begab mich in mein Zimmer. Ich wusste nicht so wirklich, was ich mit einer grünen Maske im Gesicht tun sollte, weswegen ich beschloss auf die Couch zu liegen und am Handy zu sein, bis die fünfzehn Minuten vorbei waren.

Als diese dann rum waren überlegte ich kurz. Das Brennen hatte sehr schnell nachgelassen und ich kam auf die Idee, dass wenn ich es länger anwendete es vielleicht auch besser helfen würde. Daher wollte ich es noch fünf Minuten drauf lassen. Doch irgendwie verlor ich die Zeit aus den Augen und schaute mir ein YouTube Video nach dem anderen an.

Ich zuckte heftig zusammen, als plötzlich klingelte. Durch das Zusammenzucken spürte ich die Maske wieder. Mist, die hatte ich vollkommen vergessen!

Ich sprang auf und lief schnell zur Klingel. Wer klingelte denn jetzt? Die Frage wurde schnell beantwortet, als ich die Sprachanlage an machte und ich Jimins Stimme nach einigen Sekunden hörte:"Hey, ich denke mal du bist es Yoongi weil niemand sagt etwas. Ich war gerade in der Nähe und wollte vorbei kommen um meine Klamotten von neulich zu holen. Ich konnte dich nicht anschreiben, weil mein Handy alle ist, sonst hätte ich natürlich erst gefragt, bevor ich her gekommen bin." Scheisse, scheisse, scheisse! Er sollte mich nicht so sehen! Aber ich konnte ihn doch auch nicht einfach weg schicken, oder?

Dann kam mir eine Idee. Ich schaltete die Sprechanlage aus und lief schnell in mein Zimmer. Dort war eine Tüte mit Jimins Klamotten, die ich gestern erst gewaschen hatte. Schnell lief ich wieder zurück und drückte einen Knopf, das unten die Tür ins Treppenhaus aufging. Ich öffnete die Tür, stellte die Tüte auf den Boden und schloss die Tür schnell, bevor ich ins Bad eilte. Ich ließ das Wasser aus dem Wasserhahn laufen und bildete mit meinen Händen eine Schale, um mir das Wasser ins Gesicht zu geben und die Maske abzureiben. Sie war wirklich schon sehr gestrocknet, was es nicht einfacher machte sie zu entfernen.

Dann hörte ich ein Klopfen von der Haustür und ich hatte bereits vermutet, dass er verwirrt sein und sich Sorgen machen würde und versuchen würde mit mir zu reden. Während er gerade vermutlich besorgt war und vielleicht sogar durch die Tür zu mir reden wollte, ohne dass ich da war, versuchte ich panisch diese beschissene Maske abzubekommen. Das dauerte noch einige Minuten, bis ich dann in den Spiegel sah. Die Überreste der Maske waren weg, dafür war mein Gesicht ziemlich gerötet. Scheisse, war das eine allergische Reaktion? Oder war das normal? So konnte ich mich doch auch nicht vor Jimin blicken lassen!

Genervt und gestresst von mir selber beschloss ich zur Tür zu gehen. Ich konnte Jimin schließlich nicht vor der Tür stehen lassen. Zögernd schaute ich durch den Türspion und musste feststellen, dass er immer noch dort stand, mit der Tüte in der Hand. Er sah wirklich besorgt aus. Ich lehnte meine Stirn gegen die kalte Tür und atmete tief ein und aus. Augen zu und durch, nicht wahr? Ich ging ein kleinen Schritt zurück, um die Tür zu öffnen.

Jimin hatte seine Faust gehoben, vermutlich im gerade nochmal zu Klopfen. Als er mich sah weiteten sich seine Augen, doch das verschwand schnell, denn er kam auf mich zu und umarmte mich. Ein wenig verwirrt und auch überrascht erwiderte ich die Umarmung. "Ist alles okay?", fragte er und ich nickte sofort. "Kann ich vielleicht ein wenig bei dir bleiben?" Er machte sich wirklich ernsthaft Sorgen und das bereitete mir ein wenig Schuldgefühle. Er sollte sich nicht wegen mir schlecht wühlen, vor allem weil der eigentliche Grund wieso ich ihm die Tüte nur hingestellt hatte so banal war.

Dennoch stimmte ich mit einem Nicken zu und löste mich von ihm. Ich ging einen Schritt zur Seite, damit er sich seine Schuhe ausziehen konnte. Dann ging ich voraus in mein Zimmer und betrat dieses. Jimin schloss die Tür hinter sich und stellte die Tüte auf den Boden. Ich setzte mich auf die Couch und er machte es mir gleich. "Willst du vielleicht drüber reden?", fragte er und ich schaute auf meine Hände während ich überlegte, was ich nun machen sollte, dass er sich keine Sorgen mehr machte. Ich spürte plötzlich wie er mit seinem Finger an der Stelle unter meinem Ohr entlang strich. Verwirrt sah ich zu Jimin und er zog seine Hand zurück auf seinen Finger, auf der aber nichts war. "Was hast du da?", fragte er verwirrt und ich fasste mir an die Stelle, die er kurz zuvor berührt hatte. Ich spürte etwas trockenes und krümeliges und ich wusste sofort, was es war.

"Ist das etwas von einer Gesichtsmaske oder so?", fragte er verwirrt. Ich spürte wie meine Wangen ganz warm wurden und sah wieder beschämt auf meine Finger. Ich spürte, wie er sanft eine Strähne zwischen die Finger nahm, die beim Abwaschen der Maske etwas nass geworden ist. "Hattest du eben noch eine Maske drauf?", fragte er und zögernd nickte ich. Mir war das unglaublich unangenehm und ich wollte gar nicht wissen, was er gerade von mir dachte. "Wolltest du deswegen nicht aufmachen? War das der einzige Grund?" Ich nickte erneut und spielte mit meinen Fingern.

Ich hörte ihn leicht lachen, ehe er mich plötzlich von der Seite in eine sanfte Umarmung zog, die ich vorsichtig erwiderte. "Ich dachte es wäre etwas ernstes. Ist dein Gesicht deswegen so rot und gereizt?", fragte er und löste sich etwas von mir, um mir vorsichtig und sanft über meine Wange zu streichen. Er hatte sich nur wenige Zentimeter von mir gelöst und so waren wir uns extrem Nahe, sodass ich fast automatisch die Luft anhielt. Währenddessen betrachtete er immer noch meine Haut und es war mir etwas unangenehm, da sie echt nicht schön war. Doch ihm so nahe zu sein und in die Augen zu schauen beruhigte mich etwas und meine Sorgen schienen für einen kurzen Augenblick auch nicht mehr so groß zu sein.

"Hast du eigentlich überhaupt Ahnung von Gesichtspflege?", fragte er und zögernd schüttelte ich den Kopf. "Hast du morgen Zeit? Dann könntest du zu mir kommen und ich bringe dir was bei.", schlug er grinsend vor. "Weist du was darüber?", fragte ich überrascht. "Ein wenig. Sonst wäre meine Haut auch nicht so gut wie sie es jetzt ist." Eigentlich war das logisch, die Haut von Pubertierenden war eigentlich immer eine volle Katastrophe. Wieso hatte ich gedacht, dass seine Haut einfach so war?

"Also morgen habe ich nichts vor.", antwortete ich auf seine Frage. "Super! Dann komm doch einfach vorbei, wenn es bei dir passt, es ist ja eh Samstag. Dann machen wir einen Beauty Tag.", sagte er immer noch grinsend, doch mir kam das ziemlich befremdlich vor. Eigentlich hatte ich immer gedacht so Gesichtszeug ist eher was für Mädchen. Und hätte ich mich nicht mit Jimin verglichen wäre ich vermutlich nie auf die Idee gekommen, mir mal eine Maske ins Gesicht zu machen.

Doch auch wenn es für mich eine seltsame Vorstellung war so einen 'Beauty Tag' zu machen, gab ich mir dennoch einen Ruck. Dann hätte ich einen Grund mich mit Jimin zu treffen und vielleicht konnte ich wirklich etwas lernen, damit meine Haut etwas besser wurde. "Wir können ja vorher noch Brownie backen! Oder Tassenkuchen oder so!", fiel es Jimin ein und es klang wirklich immer mehr nach einem Mädchen Abend. Fehlte nur noch, dass wir uns die Nägel lackierten, uns gegenseitig schminkten und uns darüber stritten, welcher Typ bei uns auf der Schule am heißesten aussah.

"Ich mag Brownie.", sagte ich. "Super! Dann backen wir die morgen und dann bring ich dir etwas über Hautpflege bei. Bring Block und Stift mit und wehe du erscheinst zu spät zum Unterricht!", sagte er tadelnd mit erhobenem Zeigefinger, was mich etwas grinsen ließ und Jimin musste selber etwas schmunzeln. "Du solltest aber mal dein Gesicht eincremen. Ich will nicht böse klingen aber das sieht echt nicht gut aus. Hast du Creme?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe jetzt auch nichts dabei. Du kannst ja was von deiner Mutter klauen, die hat sicherlich etwas." Ich nickte kurz, doch schaute ihn dann stumm an. Wir waren uns immer noch sehr nahe und das schien Jimin gerade auch zu merken. Er schaute auf die Uhr und meinte:"Ich muss langsam los, ich habe noch einiges zu erledigen für die Schule und so."

Sofort fiel mir mein Test ein und meine Laune wurde direkt schlechter. Jimin wollte Anstalten machen aufzustehen, doch ich hielt ihn am Arm fest. Er sah mich verwirrt an und ich schaute betreten zur Seite. "Könntest du mir vielleicht in Physik wieder helfen?", fragte ich vorsichtig. "Oh stimmt ja. Klar natürlich. Wie kamst du eigentlich so die letzte Zeit zurecht? Das letzte Mal Nachhilfe ist ja schon länger her."

"Nicht so gut.", antwortete ich nur knapp und auf einmal fühlte sich mein Herz wieder etwas schwerer an. Ich hatte mich wirklich angestrengt und war daher ziemlich enttäuscht über diese Note. Meinen plötzlichen Stimmungsumschwung schien er zu merken und fragte sofort was los sei. Zögernd lehnte ich mich etwas zur Seite, um an meine Tasche heran zu kommen und kramte den Test heraus. Schweigend hielt ich ihm den Zettel hin. "Oh.", sagte er, als er die Note sah, schaute sich aber noch für einige Zeit die Aufgaben an und was ich dazu geschrieben hatte.

"Also natürlich ist das keine wirklich gute Note. Aber die Sachen die ich dir erklärt habe scheinst du verstanden zu haben weil die sind richtig. Bei...allem anderen hast du halt wohl noch Probleme." Ich nickte betreten und sah auf meine Hände. Jimin legte den Zettel bei Seite, legte einen Arm um mich und sagte:"Das ist nur ein Test. Wir kriegen dich in Physik schon noch fit! Und wenn ich dafür in Zukunft bis Mitternacht hier bleiben muss, ich helfe dir so lange bis da mindestens eine 3 steht! Keine Wiederrede. Wann hast du immer Zeit?" Ich sah ihn überrascht an, doch in seinem Blick war nur Entschlossenheit zu erkennen.

Ich holte mein Hausaufgabenheft aus meiner Tasche und zeigte ihm den Stundenplan. "Okay also entweder Montags oder Donnerstags. Ich werde mal gucken, wie ich Zeit habe." Er schaute wieder zur Uhr und sagte:"Ich muss jetzt aber wirklich los." Ich nickte und nahm sich seine Tüte, bevor ich ihn zur Tür brachte. Als Verabschiedung umarmte er mich und sagte dabei:"Kopf hoch, das mit Physik kriegen wir hin. Und vergiss das erstmal, morgen machen wir uns einen schönen Tag ohne an Schulsachen zu denken, okay?"

Ich musste zugeben, dass mich der Gedanke daran morgen mit ihm ganz alleine etwas zu unternehmen echt freute und glücklich machte. Ich nickte zögernd und langsam löste er sich wieder von mir. Wir sahen uns noch einige Sekunden stumm an, als sich Jimin dann ganz von mir löste. "Bis dann.", murmelte ich zaghaft, was er lächelnd erwiderte, eher er die Treppen herunter lief und somit aus meinem Blickwinkel verschwand. Ich schloss die Wohnungstür und musste feststellen, dass ich immer noch ein Lächeln auf den Lippen hatte.

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