Kapitel 28
~Pov. Jimin~
Es war nun paar Tage her, seitdem Jin Yoongi und mich in das Gästezimmer gesteckt und uns, mehr oder weniger, gezwungen hat, etwas zu unternehmen. Danach hatte ich ihn noch nach Hause begleitet und war dann selber nach Hause gegangen. Jin wollte natürlich sofort wissen, was alles passiert war und jedes kleinste Detail erfahren, jedoch hatte ich ihm nur kurz die Situation erklärt.
Er war ein wenig enttäuscht, doch er ließ sich nicht entmutigen weiterhin zu versuchen, uns zu verkuppeln. Ich war gerade auf dem Weg von der Schule nach Hause und hörte dabei Musik mit meinen Kopfhörern. Dann aber bekam ich eine Nachricht und nahm mein Handy aus der Hosentasche. Yoongi hatte mir geschrieben, weswegen ich auf unseren Chat ging.
Jedoch blieb ich abrupt stehen, als ich die Nachricht las:'Kannst du vielleicht ins Krankenhaus kommen?' Mein Herz pochte schmerzhaft und ein Klos bildete sich in meinem Hals. 'Wieso? Was ist los? Was ist passiert? Geht es dir gut?', fragte ich und lief dann sofort weiter, um zur Bahnhaltestelle zu kommen, damit ich die nächste Bahn zum Krankenhaus bekäme.
'Ja, mir geht's gut. Ich erkläre es dir, wenn du hier bist okay?' Sofort breitete sich Erleichterung in mir aus und ich entspannte mich ein wenig. Nun kam aber die Verwirrung, doch ich schrieb nur:'Ich bin auf dem Weg. Wo muss ich dann hin, wenn ich da bin?' 'Ich komme zum Haupteingang.' Damit war das Gespräch beendet und ich wartete, bis die nächste Bahn kam.
Diese ließ nicht lange auf sich warten und ich stieg ein. Es war ziemlich voll, stickig und warm. Die Sitze waren besetzt und viele Menschen mussten stehen, genauso wie ich. Ich musste einige Zeit lang fahren, wobei aber immer mehr Menschen ausstiegen und ich mich nach einer Weile sogar hinsetzen konnte.
Als meine Haltestelle angesagt wurde stand ich auf und ging zu den großen Türen. Als die Bahn stehen blieb stieg ich aus und atmete die frische Luft ein. Doch ich hatte keine Zeit diese zu genießen, da ich sofort weiter lief, um zum Krankenhaus zu kommen. Als ich dort endlich ankam sah ich Yoongi, der wie besprochen am Eingang stand. Je näher ich kam, desto mehr sah ich seine verweinten Augen. Als ich bei ihm ankam nahm ich ihn sofort in den Arm und drückte ihn fest an mich.
Er schien etwas perplex zu sein, was mich wiederum etwas verwirrte, doch erwiderte die Umarmung nach einem kurzen Augenblick. Ich war wieder um einiges besorgter, weil er hier verweint vor mir stand, obwohl er mir geschrieben hatte, dass es ihm gut ginge. Wieso hatte er das behauptet?
Ich löste mich nach einigen Sekunden ein Stück von ihm, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Ich erschrak, als ich ein paar Blutspuren an seiner Wange und an seinem Hals sah. "Yoongi, was ist das für Blut?", fragte ich sofort. Er sah mich erst irritiert an, dies verschwand aber schnell, da er wohl verstand, was ich meinte. Er zog mich am Handgelenk mit sich und ich lief ihm immer noch geschockt und perplex hinterher.
Er führte uns ein paar Meter weiter zu einer Raucherecke, an welcher es ein paar Bänke gab. Er setzte sich hin und ich machte es ihm gleich. Dann griff er nach seinem Handy und öffnete Notiz. Dabei sah ich, dass seine Hände auch ein wenig blutig waren und etwas zitterten. 'Das Blut ist nicht von mir.', schrieb er und dies erleichterte mich. "Von wem dann?", fragte ich.
Kurz schwieg er, er zögerte ein wenig, schrieb dann aber:'Von Namjoon.' Sofort spannte sich alles in mir an und ich ballte meine Hände zu Fäusten. "Namjoon? Du hast ihn getroffen? Hat er dich bedroht?" Sofort schüttelte er den Kopf als ich letzteres fragte. Er fing an zu schreiben:'Ich habe ihn in einer Gasse gefunden, er wurde heftig zusammengeschlagen.
Er war nur noch halb bei Bewusstsein. Erst habe ich ihn nicht erkannt und bin zu ihm gegangen und habe gefragt ob es ihm gut geht, bis ich ihn erkannt habe. Er konnte mich wohl auch noch halb erkennen und hat gemurmelt dass ich ihm helfen solle.'
"Und du hast es gemacht?", fragte ich gereizt, wodurch er sich etwas anspannte. Er nickte zögernd und wenige Augenblicke später fielen plötzlich Tränen auf seine Hände, die das getrocknete Blut wieder etwas anfeuchteten. Sofort wurde meine Wut weniger und seufzend fuhr ich mir durchs Haar, ehe ich ihn zu mir zog und ihn umarmte. Er erwiderte die Umarmung wieder und er musste kurz schluchzen.
"Tut mir leid, dass ich so aufbrausend geworden bin. Ich will nicht, dass er dich verletzt oder ausnutzt oder so etwas. Ich kann ihn nicht leiden." Er nickte kurz und ich nahm das so auf, dass er es verstehen konnte. Wir verweilten so einige Zeit, bis er sich dann von mir löste. Er wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht, da diese nicht mit Blut verklebt waren.
Dann entsperrte er wieder sein Handy und schrieb:'Ich habe dann gesehen, dass er eine Stichverletzung hatte und ich konnte ihn einfach nicht da liegen lassen. Ich' Er zögerte und ich rutschte etwas näher, um einen Arm um ihn zu legen und ihn so etwas zu beruhigen und Sicherheit zu geben. Ein paar Sekunden verweilten wir so, als er dann schrieb:'Ich wollte nicht wieder Schuld an einem Tod sein.'
Als er das geschrieben hatte liefen augenblicklich mehr Tränen aus seinen Augen, was mein Herz schmerzhaft zusammen ziehen ließ. Es musste weh tun daran zu denken, was er getan hatte und es tat mir leid, dass er sich wegen mir das Gefühl hatte, sich rechtfertigen zu müssen. Wieso musste ich nur so ein Idiot sein?
"Hey Yoongi, es ist alles gut. Du hast das richtige getan! Es tut mir leid, dass du dich wegen mir rechtfertigen musst. Es war richtig ihm zu helfen, egal was ich davon halte, okay?" Zögernd nickte er und beruhigte sich ein wenig. "Wo ist er jetzt? Wie geht es ihm?" 'Er wird gerade untersucht und behandelt. Ich weiß nicht, ob der Stich lebensbedrohlich ist.'
"Willst du dann auch zu ihm?" Er zögerte, nickte dann aber. "Wollen wir dann gucken gehen, wie es ihm geht und ob wir mit ihm reden können?" Er nickte erneut und so standen wir auch und gingen in das Krankenhaus.
Nachdem Yoongi zu den Toiletten gegangen war, um das Blut abzuwaschen, gingen wir zu dem Behandlungsraum, in dem er war. Wir warteten bis jemand rein ging oder raus kam, um zu fragen, wie es ihm ging. Nach einiger Zeit kam eine Krankenschwester raus und wir fragten sofort nach ihm. "Seid ihr Angehörige?", fragte sie und zögernd verneinte ich. "Dann kann ich euch leider nichts sagen. Kommt wann anders vorbei, vielleicht morgen oder übermorgen."
Ich wollte gerade etwas sagen, da hielt Yoongi mich am Handgelenk fest. Unsere Blicke trafen sich und er schüttelte den Kopf. Ich verstand, dass er wollte, dass wir es gut sein ließen und ich akzeptierte seine unausgesprochene Bitte.
Daher bedankte ich mich kurz bei der Frau und gemeinsam verließen wir das Krankenhaus. "Soll ich dich nach Hause begleiten? Ich habe Zeit.", schlug ich vor, doch er schüttelte den Kopf, was mich kurz etwas perplex machte, dann aber etwas traurig. Ich wollte gerade zu einer Verabschiedung ansetzen, da nahm er mich am erneut Handgelenk und zog mich hinter sich her.
Verwirrt lief ich ihm nach, bis wir an der Bushaltestelle ankamen. "Wo willst du hin?", fragte ich verwirrt, doch er schwieg. Verwirrt sah ich ihn noch einige Sekunden von der Seite an, schaute dann aber auf die Straße. Wenige Minuten später kam ein Bus. Diesen benutzte ich nie, doch nun nahm mich Yoongi wieder am Handgelenk und zog mich mit sich in den Bus. Er war ziemlich leer und wir hatten viele Sitzmöglichkeiten.
Yoongi zog mich zu einem Zweierplatz und wir setzten uns nebeneinander hin. Ich überlegte wo dieser Bus überall hinfuhr und schaute mir die Haltestellen an. Doch ich hatte wirklich keine Ahnung, da ich mit dieser Linie eigentlich nie fuhr.
Nach ein paar Stationen drückte Yoongi auf den Stopknopf und als das Fahrzeug hielt stiegen wir aus. Ich sah mich um und stellte fest, dass wir in einem Wohngebiet waren. Dabei waren wir aber am Rand eines kleinen Berges.
Yoongi lief den Gehweg bergauf und ich folgte ihm. Nach ein paar Hundert Metern standen immer weniger Häuser am Rand, die Straße und der Gehweg wurden schmaler. Nun liefen wir direkt am Rand des Berges, neben uns war ein Gitter und es ging ein paar Meter in die Tiefe, bis es erneut eine Straße mit Häusern gab.
Beim Gehweg war es an einer Stelle kreisförmig breiter mit einer kleinen Bank, wie eine Art Aussichtsplattform. Yoongi setzte sich da hin und zögernd setzte ich mich ebenfalls auf die Bank und schaute geradeaus. Der Himmel färbte sich langsam orange und man sah die wenigen Wolken am Himmel langsam vorbeiziehen.
Man konnte runter in die Stadt sehen und teilweise sah man sogar die Straßen, auf denen Autos hin und her fuhren. Ich konnte von hier aus auch das Krankenhaus sehen und mit ein wenig überlegen konnte ich erahnen, wo meine Schule und und mein Zuhause war.
"Das hier ist mein Rückzugsort.", hörte ich plötzlich eine raue und leise Stimme. Ich sah zu Yoongi, welcher immer noch weiter geradeaus sah. "Hast du ihn schon mal jemand anderem gezeigt?", fragte ich. Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Er schien um einiges entspannter und ruhiger, als noch vor einer halben Stunde.
Er genoss es hier, dass sah man ihm an. Wie der Wind über sein Gesicht strich, wie die Sonne sanft auf die Haut schien wie man das Rascheln der Bäume hörte, welche unter uns am Straßenrand standen. Sein Atem ging langsam und gleichmäßig, seine Arme hatte er entspannt um seinen Bauch gelegt. Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne, schloss dann aber ebenfalls meine Augen.
Nach einiger Zeit spürte ich, wie er sich an mich lehnte und ohne meine Augen zu öffnen legte ich meinen Arm sanft um ihn. Daraufhin legte er ebenfalls seine Arme um mich und sanft fing ich an ihm durchs Haar zu fahren.
So saßen wir eine lange Zeit, eng aneinander gekuschelt auf der Bank, während die Sonne hinter der großen Stadt versank und der Tag langsam endete.
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