Kapitel 19

Pov. Yoongi
"Was machst du denn so spät noch hier? Ist das nicht ein bisschen zu gefährlich für so einen Typen wie dich?" Ich schwieg und spürte, wie ich langsam nervöser wurde. Ich kannte ihn und wusste, dass er sicherlich irgendetwas vor hatte. "Sag mir nicht, dass du die Scheisse mit dem Stumm sein immer noch durchziehst.", sagte er lachend und ich spürte wie mein Herz schmerzte.

Früher sind wir lange befreundet gewesen, doch wegen einem Vorfall hatte sich vieles in meinem Leben geändert. Dazu gehörte eben auch meinen besten Freund zu verlieren. "Wie lange hast du das jetzt durchgehalten? Ein Jahr? Ich habe keine Ahnung mehr, wann du zu so einem Spießer geworden bist. Früher warst du viel cooler drauf."

Ich hatte keine große Lust mehr ihm weiter zuzuhören, also drehte ich mich um und lief zum Ausgang der Gasse. Doch dann packte er mich wieder am Arm und zog mich zurück, meine panischen Versuche mich zu wehren brachten überhaupt nichts.

"Willst du etwa jetzt schon gehen? Wir konnten uns doch noch gar nicht richtig unterhalten." Anstatt mich wieder los zu lassen drückte er mich gegen die kalte, harte Hauswand. Ich konnte sein Gesicht in dem schlechtem Licht nur schwer erkennen, doch ich wusste nur zu gut wie er aussah.

Mit seinen vielen Pircings im Gesicht ist es schwer ihn zu vergessen. Mein Herz raste und Adrenalin wurde durch meine Adern gepumpt, weswegen meine Hände etwas schwitzig und zittrig wurden.

"Und wie läuft es so in der Schule? Hast du jetzt seine Rolle eingenommen?" Ich schwieg und versuchte mein schmerzendes Herz zu ignorieren. Doch das funktionierte nicht. "Hm? Antworte doch, sonst muss ich es wohl aus dir raus quetschen."

Bevor ich reagieren konnte landete seine Faust plötzlich schon in meinem Gesicht. Früher war er von uns nie der stärkste gewesen, doch er war schon immer stärker als ich. Ich holte erschrocken Luft, doch da schlug er mich schon weiter, diesmal zweimal direkt in den Magen, weswegen ich mich zusammen krümmte und mir den Bauch hielt.

"Das tut mir aber leid, komm ich helf' dir.", sagte er und zerrte meinen Kopf an meinen Haaren nach oben, wodurch ich ein Wimmern von mir gab und sich Tränen in meinen Augen bildeten.

"Was kann ich denn dafür, wenn Tae zu blöd zum werfen ist? Da ist es doch klar, dass der Ball in eine komplett andere Richtung fliegt!", hörte ich plötzlich Hoseoks Stimme.

Sofort hielt mir Namjoon den Mund zu und drehte mir den Arm auf den Rücken, weshalb ich erneut vor Schmerz einen Laut von mir gab, doch dieser wurde durch seine Hand gedämpft.

Ich hörte wie ihre Stimmen immer näher kamen. Als sie ganz nah waren, biss ich Namjoon fest in die Hand. Dieser schrie kurz auf und zog seine Hand weg. Ich versuchte mich von ihm los zu reißen, was auch funktionierte, doch er trat mir sofort gegen das Schienbein, weswegen ich stolperte und zu Boden fiel.

Ich versuchte zwar mich abzufangen, doch das klappte nicht und ein höllischer Schmerz durchzog mein ganzes rechts Bein, weshalb mir Tränen über die Wangen liefen und ich mich dann mit Mühe auf den Rücken rollte.

"Yoongi!", hörte ich plötzlich Jimin geschockt und sah zum Eingang der Gasse. Dort standen die Anderen und Jimin kam sofort auf mich zu, doch Namjoon stellte sich vor mich und sagte:"Verschwindet! Das hier geht euch nichts an!" "Natürlich tut es das! Du Spasst verprügelst unseren Freund!", sagte nun Tae.

Ich setzte mich langsam auf und sah auf mein Bein. Meine Hose war an meinem Knie aufgerissen und es blutete stark. Ich versuchte aufzustehen, doch jede Bewegung tat im Bein und Bauch unglaublich weh.

"Ihr kennt ihn doch nicht mal richtig, diesen kompletten Vollversager!" "Natürlich kennen wir ihn! Und du hast nicht das Recht so über ihn zu reden!", sagte Jin. Jimin kam auf mich zu und weil Namjoon wohl bewusst war, dass er eindeutig unterlegen war, ließ er es wohl zu.

Er ging vor mir in die Hocke und sah mein Knie an, doch er konnte, genauso wenig wie ich irgendetwas durch den Dreck und das Blut erkennen und nicht abschätzen, wie schlimm es wohl war. "Kannst du aufstehen?", fragte er sanft und ich schüttelte zögernd den Kopf. Meine Wangen waren noch vor Tränen nass und ich fühlte mich sehr unwohl dabei, dass sie mich so sahen.

"Soll ich dir irgendwie helfen aufzustehen?". fragte er und ich nickte vorsichtig, währenddessen diskutierten die Anderen weiter mit Namjoon. Er kniete sich neben mich, legte einen Arm um mich und stand langsam mit mir auf, was sehr weh tat, aber ich zwang mich dazu aufzustehen.

"Er ist falsch und hat das verdient. Ihr müsstet das doch wissen!" "Was wissen? Die einzige Person die hier falsch und ein Spasst ist bist du!", rief Jungkook aufgebracht.

"Er hat es euch noch nicht gesagt?", fragte Namjoon verwirrt und mir rutschte das Herz in die Hose. "Was gesagt?", fragte Tae wütend. Langsam drehte sich Namjoon grinsend zu mir und mir wurde sogar schlecht vor Nervosität.

"Dass er ein Verbrecher ist." Ich merkte, wie sich mein Hals zuschnürte und mein Herz hämmerte stark gegen meine Brust. "Er ist ein Verbrecher. Er hat einem Menschen-" Weiter kam er nicht da ich mich von Jimin los riss und auf ihn zu stürzte.

Ich packte ihn am Kragen, doch er schubste mich sofort von sich. Da mein Knie immer noch höllisch brannte konnte ich mich nicht auf de Beinen halte und brach zusammen. Alles um mich herum wurde plötzlich dunkel und ich spürte noch einen Aufprall, dann war plötzlich alles still.

Langsam öffnete ich meine Augen und brauchte einige Zeit, bis ich etwas sehen konnte. Langsam drehte ich meinen Kopf, welcher ein wenig schmerzte, zur Seite. Ich konnte eine weiße Wand sehen, an welcher Vorhänge waren, durch welche einige Sonnenstrahlen schienen. Höchst wahrscheinlich war hinter diesen Vorhängen ein Fenster.

Langsam drehte ich meinen Kopf auf die andere Seite und konnte dort zwei Stühle sehen. Auf dem einen hing eine Jacke, die ich nicht zuordnen konnte, doch sie kam mir bekannt vor. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was passiert war und es dauerte nicht lange, bis ich es wieder wusste.

Ich seufzte, als ich daran dachte, was Namjoon gesagt hatte und es bildete sich ein Klos in meinem Hals. Ich hoffte, dass er den Anderen nichts weiter gesagt hatte. Wenn sie nun irgendetwas davon wussten, von meiner Vergangenheit, dann würde ich sie so schnell verlieren wie meine Freunde damals und meinen angeblich 'besten Freund' Namjoon.

Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen bildeten, weswegen ich versuchte sie weg zu blinzeln und mich mit tiefem Ein- und Ausatmen zu beruhigen, was mir auch nach einiger Zeit gelang.

Plötzlich hörte ich eine Klospülung und ich sah neben mich. Im kleinen Gang, der zu der Ausgangstür des Raumes führte, war eine weiße Tür. Hinter der war wahrscheinlich ein kleines Bad.

Meine Vermutung wurde bestätigt, als die Tür geöffnet wurde und Jimin in den Raum kam. Er schloss hinter sich leise die Tür, doch als er sich umdrehte sah er mich mit großen Augen an. „Oh mein Gott, du bist endlich wach!", sagte er und kam direkt auf mich zu.

Vorsichtig nah er mich in den Arm und ich erwiderte langsam, auch wenn es etwas im Rücken weh tat. Nach einiger Zeit löste er sich von mir und setzte sich neben mich. Ich sah mich nach meinem Handy um, um mit ihm rede zu können, doch ich fand es nicht.

"Hier, nimm meins.", sagte er und reichte mir sein Handy. Ich nahm es zögernd und schrieb:'Was ist passiert?' "Du bist zusammen gebrochen und die Ärzte versuchen noch heraus zu finden, was genau die Ursache ist. Du bist gerade aber nicht in Lebensgefahr, das wissen sie."

Verstehend nickte ich und hielt ihm sein Handy wieder hin. Doch er zögerte. "Was meinte Namjoon damit dass du ein Verbrecher bist?" Ich musste schwer schlucken, schwieg aber. "Hast du gedealt oder sowas?"

Ich starrte an die Decke und schwieg. "Ist das ein Ja oder Nein?", fragte er weiter. Ich schwieg, woraufhin er seufzte. "Was auch immer passiert ist, das ist mir egal. Das ist uns egal. Es verändert nichts an dir, wir würden dich auch nicht anders sehen. Versprochen.

Und ich weiß, dass ich dir versprochen habe, dich nicht dazu zu drängen mir irgendetwas zu sagen, wenn du es nicht willst. Aber du wurdest verprügelt! Es wäre doch besser, wenn ich weiß was es ist. Und wir dann zusammen zur Polizei gehen oder so."

Ich schwieg weiterhin. Einige Zeit herrschte Stille, bis er aufstand und sein Handy nahm. Ich sah ihn an und er sagte:"Ich hole deine Eltern. Sie sind in der Cafeteria und trinken gerade etwas. Sie sind vorhin die ganze Zeit hier gewesen und weil sie Hunger hatten, hatte ich gesagt, dass sie gehen sollen und ich Bescheid gebe, wenn du wach wirst."

Ohne auf eine Art von Antwort zu warten stand er auf und verließ das Zimmer.

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