1.Kapitel Eine neue Generation erwacht
Maisfell stand dicht neben mir. Ich konnte sehen, wie wenig er meiner Idee abgewinnen konnte. Mein Bruder war meistens der vernünftigere von uns beiden. Nur war ich wesentlich dickköpfiger als er. Und er war nicht gut darin, mir Dinge abzuschlagen.
„Ach, Maisfell!" Ich warf ihm einen langen, bittenden Blick aus meinen grünen Augen zu. „Wenn das kein Zeichen vom SternenClan ist, was dann? Hast du der Katze nicht zugehört? Sie ist eine Heilerin, genau wie Minzblatt und Laubfell es im alten FlockenClan waren!" Der langhaarige Kater wich meinem Blick aus und tat so, als würde er die schwarze Kätzin neben mir ausgiebig mustern. Ich wusste es besser. Er hatte bereits nachgegeben, wollte es aber nicht zugeben. Dann musste ich ihn eben zu seinem Glück zwingen.
Ich schlug einen selbstbewussten Ton an und reckte das Kinn, damit ich grösser wirkte. „Wenn du nicht mit mir kommst, werde ich eben mit Rabenflug alleine gehen! Du kannst uns dann ja folgen, wenn du dich entschieden hast. Mal sehen, ob ich dich dann noch in meinem Clan haben will!"
Das hatte gesessen. Maisfell warf mir einen bösen Blick zu und murrte: „Und wer passt dann auf deine Pfoten auf, während dein Kopf in den Wolken schwebt?" „Nun... Rabenflug kann das tun!", erwiderte ich unschuldig.
„Darf ich auch mal etwas dazu sagen?", mischte sie sich nun ein. „Erstens mal werde ich auf keinen aufpassen. Und zweitens, Lilienfell, wenn du wirklich einen Clan gründen willst, dann wirst du deinen Bruder brauchen. Es wird nicht einfach werden. Schon ein funktionierender Clan fordert deine ganze Aufmerksamkeit, aber ein neuer wird uns alle beteiligten voll in Anspruch nehmen!" Ihre Warnung konnte meine Vorfreude nicht trüben. Bald schon würde es wieder einen FlockenClan geben, genau wie in den Geschichten von Haselschweif! „Das ist mir gleich.", sagte ich und schaute die Katze entschlossen an. „Es ist meine Bestimmung, ich weiss es einfach!"
Maisfell seufzte resigniert und warf Rabenflug erneut einen kritischen Blick zu. „Du tust es ja sowieso, also kann ich dir genau so gut zustimmen. Und wo willst du unser Lager aufschlagen? Hier im Maisfeld?" Ich überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. „Das wäre zu nahe an dem verlassenen Zweibeinernest und am Sumpf. Wir sollten Richtung See ziehen, über den kleinen Bach. Dort ist der Wald dicht und würde genug Schutz für ein Lager bieten."
Je länger ich über diese Idee nachdachte, desto besser gefiel sie mir. Genau davon hatte ich mein ganzes Leben lang geträumt. Ein richtiger Clan, was für eine tolle Vorstellung das doch war! „Lilienfell?" Die hellen Augen der Katze schimmerten in der anbrechenden Morgendämmerung, als sie sich vor mich stellte. „Ich bewundere deinen Mut, junge Kriegerin. Aber die Blattleere steht an und die Beute wird knapp. Ich werde dir immer mit Rat zur Seite stehen, aber bitte sei vorsichtig. Nicht jede Katze hat nur gute Absichten."
Einen kurzen Moment war ich unsicher. An hinterlistige und untreue Katzen hatte ich noch nie viele Gedanken verschwendet. War ich überhaupt bereit dafür, meinem Traum, ja vielleicht sogar meiner Bestimmung zu folgen? Dann aber nahm ich meinen Mut zusammen und sagte: „Wenn das so ist, werden wir dich brauchen Rabenflug."
Pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen erreichten wir den kleinen Bach, der gemächlich durch den noch verschlafenen Wald floss. Maisfell stupste mich sanft an, als ich zum Sprung auf die andere Seite ansetzen wollte. Seine Stimme klang besorgt. „Schwesterherz, bist du dir auch ganz sicher?" Ich nickte. „Ich bin mir so sicher wie ich nur sein kann."
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