82.Kapitel


82.Kapitel
Nebelpfote hatte ihre Vorderpfoten auf meinen Rücken gestellt und putzte mir geschäftig über den Kopf. „Meinst du, ich werde bald Kriegerin?" Ein leises Schnurren stieg in meiner Kehle auf. „Ich habe schon Ginsterpfote erklärt, dass ich euch ganz sicher nicht früher zu Kriegern ernenne, nur weil ihr meine eigenen Jungen seid." Nebelpfote grummelte etwas unverständliches und quieckte erschrocken auf, als ich sie sanft in die Seite stiess. „Lass das, das kitzelt!"
Ich schnurrte leise. „Ach wirklich? Dann tut es mir leid."

Nebelpfote setzte sich mit einem beleidigten Blick neben mich, brach ihr Schweigen aber schon bald. „Warum hast du mich Nebeljunges genannt?" „Wie kommst du darauf?" „Ich habe gestern mit Luchsohr ein wenig darüber gerätselt, wie manche Katzen zu ihrem Namen gekommen sind." „Hmm, leg dich zu mir, dann erzähle ich es dir."

Das liess sich die graue Kätzin nicht zweimal sagen. Sie kuschelte sich wie ein Junges an mich und protestierte zu meinem Erstaunen nicht, als ich ihr den Rücken putzte.

„Es gab schon einmal eine Nebelpfote im Clan. Sie war ziemlich schüchtern, aber eine sehr gute Jägerin. Kurz bevor sie Kriegerin wurde, hat ein Fuchs sie angegriffen und schwer verletzt." Nebelpfote hielt den Atem an, ich fuhr fort: „Sie hat überlebt, aber ein Auge verloren und Narben davongetragen.
Sie hat sich immer mehr zurückgezogen und kaum noch am Clanleben teilgenommen, aber dann verliebte Kupferkralle sich in sie und die Dinge nahmen ihren Lauf..." „Das heisst sie haben Junge?" „Ja, zwei Kätzinnen Namens Bernsteinflamme, Honigwind und einen Kater, Schilfpfote." „Ich habe diese Namen nie gehört. Wo sind sie?" „Sie wurden einige Zeit nachdem wir hier unsere neue Heimat gefunden hatten geboren. Bernsteinflamme und Honigwind waren auf Erkundungstour und sind nie wieder zurückgekehrt. Wir haben lange gesucht, aber was passiert ist, wissen wir bis heute nicht." „Und Schilfpfote?"

Ich antwortete nicht und dachte angestrengt nach. Seit unserer Ankunft hier hatte sich der Clan stark verändert. Eichhornflamme war vor einigen Monden an Altersschwäche gestorben, ihr Gefährte Goldkralle war kurz davor einer unbekannten Krankheit erlegen. Blütenschimmer, Nachtblaus Gefährtin, hatte nach dem Tod ihrer Jungen alle Freude am Leben verloren und starb kurz vor unserer Reise über die Berge.
Ich dachte wehmütig an die Anfänge des Clans zurück. //Graueule war als Heiler an meiner Seite, Schneefeder, meine Schülerin und Stellvertreterin, die alles für den Clan getan hat...// 
„Silberstern?" Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. „Tut mir leid, aber ich weiss nicht mehr genau, was mit Schilfpfote passiert ist." „Und was ist mit Nebelpfote passiert?" „Du meinst Nebelschleier? Sie ist gegen Ende der letzten Blattleere an Weissem Husten gestorben, aber sprich Kupferkralle nicht darauf an." Nebelpfote nickte brav, ihr Wissendurst war aber noch nicht gestillt. „Warum hast du mich nach ihr benannt?" „Das weiss ich selber nicht so genau, vielleicht weil ich es bewundert habe, wie tapfer sie immer war." Nebelpfote wollte mir antworten, spitze aber dann die Ohren. „Luchsohr und Flammenherz! Ich muss gehen, Luchshor hat mir versprochen, dass sie heute noch mit mir klettern übt. Bis später!"

Als Nebelpfote das Lager kurz darauf zusammen mit Luchsohr verlassen hatte, tappte ich langsam zu Flammenherz. Wir hatten seit dem Streit vor einigen Sonnenaufgängen kaum miteinander geredet. „Wie war die Jagd?" „Gut." //Kater...// „Flammenherz, es tut mir leid, dass ich so stur war." „Ist in Ordnung, ich war selber nicht besser." Er wich meinem Blick aus, was mich irritierte. „Stimmt etwas nicht?" Flammenherz sah mich endlich an, ich sah sofort, wie glasig seine Augen waren. „Flammenherz! Geht es dir gut?" „Ja, alles bestens." Ich beschnupperte ihn besorgt, er drückte meine Nase sanft aber bestimmt weg. „Mach dir nicht unnötig Sorgen um mich." Ich nickte widerwillig. //Ich finde es schon heraus.//

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top