KAPITEL 3
Rubinpfote saß in der Nähe des Heilerbaus und unterhielt sich mit Schmetterlingsherz über deren ersten Tag als Kriegerin. Es war später Abend und am Himmel zeigten sich schon die ersten Sterne. Im Lager herrschte trotzdem noch ein geschäftiges Treiben. Der Wind hatte letzte Nacht ein paar Zweige und dickere Äste ins Lager geweht. Über den Tag waren die Äste auf einem Haufen zusammengetragen worden. Jetzt bauten Pinienpfote, Silberpfote und Sonnenpfote den Ältestenbau damit aus. „Ich war zudem noch mit Eismond, Rauchwind und Blitzherz auf Grenzpatrouille. Ein paar Streuner waren nah an unserer Grenze, haben sie aber nicht überquert." erzählte Schmetterlingsherz gerade. Rubinpfote war immer noch win wenig verwirrt wegen des merkwürdigen Verhaltens ihres Vaters. Sonst war er doch auch nicht so abweisend. Vielleicht hatte er Streit mit Eschenlied? Die beiden hatten, soweit sie wusste, in den letzten Tagen nicht wirklich viel Kontakt zueinander gehabt. Aber vielleicht waren wirklich beide sehr beschäftigt. Ihr Vater redete ja auch nicht besonders viel mit Silberpfote und ihr. Apropos Silberpfote, dachte Rubinpfote belustigt. Zum einen machte sie
Witze über das Geflirte zwischen Apfelblüte und Efeudorn, und zum anderen lief sie Pinienpfote hinterher wie ein verliebtes Täubchen. „Ich muss jetzt erst mal Nachtwache halten.“ beendete Schmetterlingsherz das Gespräch. Ihr Bruder wartete schon auf sie, und nachdem sie sich zu ihm gesellt hatte, traten die beiden ihre erste Nachtwache als Krieger an. Langsam verließen die Krieger die Lichtung und legten sich in ihren Nestern zum Schlafen hin. Die Schüler beendeten die Bauarbeiten am Ältestenbau und verschwanden dann ebenfalls in ihrem Bau. Rubinpfote erhob sich von ihrem Platz und begab sich fröstelnd in den Heilerbau. Die Nächte im Blattfall brachten stets Kälte mit sich. Obwohl der klare Himmel eine regenlose Nacht versprach und der Wind nur ein kaltes Lüftchen war, fühlte man doch, wie die Blattleere näher kam. Morgen würde Rubinpfote noch so viele Kräuter wie möglich sammeln, damit der Clan für die Krankheiten der Blattleere gewappnet war. Im Heilerbau empfing sie eine wohlige Wärme und der frische Duft von Kräutern. Sie kuschelte sich in ihr Moosnest und schloss die Augen, als Windklaue aus dem Tunnel zum hinteren Bereich der Höhle kletterte. „Na, bist du auch müde?“ fragte der sonst so mürrische Kater freundlich. „Naja, es war heute viel los, die Zeremonie, der Fuchs und der ganze Schrecken drum herum...“ murmelte die Kätzin verschlafen. „Natürlich, das ist wahr. Dann wünsche ich dir eine gute Nacht. Und danke für die Minze heute morgen.“ „Gern geschehen. Und ebenfalls gute Nacht.“ Rubinpfote gähnte leise und auch ihr Mentor zog sich in sein Nest zurück. Zufrieden bemerkte die Schülerin, wie sie langsam zur Ruhe kam und einschlief.
Als sie aufwachte, saß sie auf einer weiten Grasfläche, welche von ein paar Bäumen und Felsen umrundet war. Ein kleiner Bach, in dem die Sterne sich spiegelten, durchschnitt die große Wiese. Die Landschaft war in kaltes Mondlicht getaucht, alles schien silbern zu glänzen und kein Wind wehte. Die Zeit schien still zu stehen. Langsam schritt Rubinpfote durch das Gras und sah zum wolkenlosen Himmel hinauf. Plötzlich begannen die Sterne vom Silbervlies herabzufließen wie ein leuchtender Fluss. Aus den Sternen formte sich eine schneeweiße Katze, die vor Rubinpfotes Pfoten landete. Ihr langes Fell glänzte im Mondlicht und sie schimmerte leich durchsichtig. Die fremde Katze sah der Schülerin tief in die Augen. Sie waren stechend kalt und eisblau, ihr Blick war gefühlslos. „Nach dem Feuer wird niemand die todbringende Asche bemerken, die vom Wind hereingetragen wird.“ wisperte sie mit einem warnenden Unterton. Bevor Rubinpfote irgendetwas erwidern konnte, löste sich die Katze vor ihren Augen wieder auf. Sie verblasste und Rubinpfote blieb allein auf der Wiese zurück. Plötzlich knisterte es überall um sie herum und Feuer fraß sich rasend schnell die Bäume hoch. Funken sprühten umher und enzündeten das Gras, welches binnen Sekunden schwarz und verkohlt wurde. Rubinpfote begann zu rennen, aber das Feuer kreiste sie ein und die Flammenwände ließen ihr keine Fluchtmöglichkeit. Das Feuer leckte an ihrem Fell und setzte es in Brand. Rubinpfote wand sich, schreiend vor Schmerz. Sie schlug um sich, als könne sie das Feuer abwehren, aber sie konnte nichts tun. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen brach ein brennender Baum über ihr zusammen und tausende von verkohlten, heißen Splittern regneten auf ihren Pelz. Das Feuer verschluckte sie und sie wand sich weiter hin und her, mit vor Schmerzen tränenden Augen. Sie konnte nicht mehr atmen und ihre Sinne versagten. Es fühlte sich an, als wäre es zu Ende, als sie plötzlich aus dem Schlaf hochfuhr. Sie schnappte nach Luft, ihre Flanken bebten. Sie fühlte noch immer die Hitze aus ihrem Traum, und die Schmerzen waren auch noch nicht ganz verschwunden. Sie erhob sich und lief zügig nach draußen. Dort war es zwar kalt, aber die frische Luft beruhigte ihre brennenden Lungen ein wenig. Nach einer Weile beruhigte sich ihr Herzschlag wieder und sie konnte sich wieder drinnen hinlegen. Sie schloss die Augen, in der Hoffnung, in Ruhe schlafen zu können. Ob dies eine Prophezeiung von SternenClan gewesen war? Morgen würde sie Windklaue davon erzählen. Mit diesem Gedanken konnte sie endlich wieder einschlafen.
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