KAPITEL 2
Silberpfote sah zum Himmel. Es war schon nach Sonnenhoch und sie hatte nichts zu tun. Kurzerhand entschloss sie sich, nach Pinienpfote zu sehen. Sie fand ihn auf einem kleinen, von der Sonne leicht aufgewärmten Felsen, wo er sich putzte. ,,Willst du mit mir jagen kommen? Ich habe gerade nichts zu tun." Pinienpfote sprang von seinem Felsen herunter und nickte freudig. „Kein Problem, lass uns bei der Schlucht nachsehen." Die beiden liefen aus dem Lager. Die Wolken vom Morgen hatten sich verzogen und die Sonne wärmste den Wald etwas auf. Vertrocknete Blätter knisterten unter den Pfoten der beiden Schüler. An der Schlucht hielten sie an und prüften die Luft. „Wenn wir uns aufteilen, können wir mehr fangen." Silberpfote nickte. Sie hätte lieber Seite an Seite mit Pinienpfote gejagt, aber er hatte Recht, so konnten sie mehr Beute machen. Pinienpfote verschwand weiter unten in einem Labyrinth aus Büschen, während Silberpfote Richtung Bach lief.
Die silberne Schülerin wollte gerade ihre Krallen einen Fisch schlagen, als Pinienpfote schwer atmend aus dem Gebüsch brach.„Ein Fuchs... Hinter uns! Er verfolgt uns!" Silberpfote reagierte sofort und sprintete neben ihren Clankameraden her. Äste knackten hinter ihnen und die Büsche zitterten. Silberpfote schnappte nach Luft, rannte aber weiter. Als ein weiteres Knacken im Unterholz ertönte, fuhren beide Katzen herum und stürmten blind weiter nach vorn. Die Schülerin fuhr ihre Krallen aus und machte sich bereit auf einen Kampf, als Pinienpfote hinter ihr laut aufschrie. Panisch drehte sie sich wieder nach vorne - und bremste gerade noch rechtzeitig. Nur eine Schwanzlänge vor ihr zog sich die Schlucht metertief durch den Wald. „Pinienpfote?“ rief sie erschrocken. „Hier unten, ich...“ Silberpfote streckte den Kopf über den Rand der Schlucht. Pinienpfote krallte sich an einer Wurzel fest, unter ihm ging es scheinbar unendlich weit ins Leere. Mit klopfendem Herzen streckte Silberpfote ihre Vorderpfoten nach Pinienpfote aus. Sie konnte ihn noch nicht erreichen, aber links über dem Kopf des Schülers ragte ein kleiner Felsvorsprung aus der Wand. Silberpfote ließ sich vorsichtig herunter und beugte sich zu der Wurzel, an der Pinienpfote sich festklammerte. Angespannt packte sie ihn am Nacken. Ihr Freund verstand, was sie vorhatteund ließ mit einer Pfote die Wurzel los. Stattdessen hielt er sich nun an dem Vorsprung fest. Silberpfote stemmte ihre Pfoten in den Boden und Pinienpfote ließ die Wurzel komplett los. Die graue Kätzin hievte ihn zu ihr auf den Vorsprung. Er wollte etwas sagen, aber sie bedeutete ihm, still zu sein. Wenn sie jetzt nach oben klettern würden, würde der Fuchs sie möglicherweise angreifen. Oben am Rand der Schlucht schlich eindeutig jemand herum. Die Schüler pressten sich gegen die kantige Felswand und wagten kaum zu atmen. Nach einer Weile streckte Pinienpfote den Kopf über den Rand und warf einen Blick nach oben.„Da ist niemand mehr.“ wisperte er erleichtert und zog sich nach oben. Silberpfote folgte ihm schnell. „Danke. Du…hast mich wohl gerettet.“ Pinienpfotes Herz klopfte immer noch wie wild.„Gerne doch.“ antwortete Silberpfote erleichtert. Ihr Blick wanderte zu den Dornenbüschen, aus denen der Fuchs wohl hinausgestürmt sein musste. Viele Äste waren abgebrochen und Fell hing zwischen den Dornen. Die Schülerin sah sich die dunkelgrünen Büsche genauer an. Das Fell war nicht orange wie das von den meisten Füchsen, sondern grau, wie ihr eigenes.„Glaubst du, es gibt graue Füchse auf unserem Territorium?“ fragte sie Pinienpfote nachdenklich. „Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.“ erwiderte dieser. Plötzlich stürmte Eschenlied zu ihnen, gefolgt von Frostblut, Rehfleck und Sonnenpfote. „Was ist hier los?“ fragte die zweite Anführerin außer Atem. „Wir haben einen Schrei gehört.“ setzte Sonnenpfote hinzu. „Wir wurden verfolgt, wahrscheinlich von einem Fuchs. Ich wäre fast in die Schlucht gestürzt, aber Silberpfote hat mich gerettet.“ erklärte Pinienpfote schnell. Eschenlied nickte und sah ihre Tochter stolz an. „Das war swhr mutig von dir, Silberpfote.“ Diese legte den Kopf schief. „Wir haben nur kein Fuchsfell gefunden. Durch diese Dornenbüsche ist er gelaufen, aber daran hängt nur graues Fell.“ „Wir sind auch durch diese Büsche gelaufen, es könnte also dein Fell sein.“ merkte Pinienpfote an. Eschenlied sah nachdenklich zu den Dornensträuchern hinüber. „So oder so, wir müssen dem Clan melden, dass ein Fuchs auf unserem Territorium herumläuft. Pinienpfote, war es ein älterer oder jüngerer Fuchs?“ „Ich weiß es nicht, ich habe bloß bemerkt, wie jemand mir gefolgt ist, und da es nach Fuchs gerochen hat, bin ich davon ausgegangen, dass es auch einer war.“ Eschenlied bedeutete den Kriegern, ihr zu folgen. „Wir gehen zurück ins Lager. Silberpfote, Pinienpfote, ihr geht in den Heilerbau und lasst euch untersuchen.“ Silberpfote verdrehte die Augen. Mir geht es doch gut, dachte sie, sagte aber nichts weiter.
Als der ganze Trupp im Lager angekommen war, ließen sich die beiden Schüler wie befohlen untersuchen. Pinienpfote hatte ein paar Kratzer an der Flanke und Silberpfote hatte einen kleinen Steinsplitter in der Pfote. „Rubinpfote? Fehlt mir irgendwo ein Fellbüschel?“ Ihre Schwester untersuchte ihren Pelz kurz nach ausgerissenen Stellen, konnte aber nichts entdecken und verneinte. Silberpfote stand auf und schüttelte sich. Sehr seltsam. Vielleicht ist noch eine andere Katze mit grauem Fell dort durchgelaufen oder es war tatsächlich ein grauer Fuchs.
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