KAPITEL 1

Rubinpfote blinzelte verschlafen. Durch das Loch in der Decke schien helles Sonnenlicht auf ihren rotbraun getigerten Pelz. Müde streckte sie sich und kletterte aus ihrem Nest. Im Heilerbau roch es wie immer nach den frischen Kräutern, die in den Wandnischen gelagert wurden. Inzwischen war Rubinpfote der Bau ganz vertraut. Die Mulden und Nischen in den Erdwänden, in denen die Kräuter gelagert wurden, der Tunnel zur zweiten Höhle, wo die Kranken schliefen und der kleine Teich in der Mitte des Baus. Sie schüttelte die Moosfetzen aus ihrem Fell und kletterte aus der Höhle. Draußen hing der Herbstnebel noch über dem Lager und das Gras war feucht vom Tau. Auf der Lichtung saß auch ihr Mentor Windklaue und sortierte Ampferblätter. ,,Soll ich dir etwas mitbringen, ich wollte schnell nach draußen zum See.",,Etwas Minze wäre gut, aber sonst brauchen wir momentan nichts. Es ist ja noch früh, aber pass auf, dass du zur Zeremonie zurück bist." Mit einem Nicken überquerte die Heilerschülerin die Lichtung und schlüpfte durch den Tunnel. Draußen atmete sie die frische Morgenluft ein. Eine Weile stand sie mit gespitzten Ohren still und lauschte. Bis auf das Rauschen des Windes in den Bäumen und das Plätschern des Sees war nichts zu hören. Der Boden war noch aufgeweicht vom Regen gestern Nacht. Dann lief sie leichtfüßig los, den Hang hinunter Richtung See. Am Kiesufer blieb sie stehen und streckte eine Pfote aus. Das Wasser war erschreckend kalt. Nicht mehr lange bis zur Blattleere, dachte sie und sah sich um. Etwas weiter am Ufer lag ein Streifen Gras, auf dem ein Minzstrauch wuchs. Sie tappte hinüber und begann, die Halme abzubeißen. Der frische Geruch strömte ihr in die Nase. Bald schon hatte sie genügend grüne Stängel auf einem Haufen und hob sie vorsichtig auf. Mit der frischen Minze im Maul lief sie wieder Richtung Wald. Der Wind frischte auf und Rubinpfote schüttelte sich leicht. Fröstelnd trabte sie weiter.

Beim Lager angekommen brachte sie die Minze in den Heilerbau und sah sich dann nach ihrer Schwester Silberpfote um. Diese schlenderte gerade mit Pinienpfote zum bereits aufgefüllten Frischbeutehaufen. Rubinpfote gesellte sich zu ihnen und nahm sich einen Spatzen zum essen. Silberpfote erzählte gerade stolz, wie sie gestern Nacht ein riesiges Kaninchen erlegt hatte. Die drei Schüler ließen sich in der Nähe des Beutehaufens nieder. ,,Ich bin gespannt, welche Kriegernamen Schmetterlingspfote und Rehpfote bekommen." erzählte Pinienpfote. Silberpfote nickte zustimmend. ,,Wir und Sonnenpfote werden sicher auch bald unsere Kriegerprüfung absolvieren." Rubinpfote schloss sich der Vorfreude an. ,,Windklaue hat gesagt, wir würden schon beim nächsten Halbmondtreffen mit dem SternenClan meine Heilerzeremonie abhalten." Passend zu diesem Thema rief Aschenstern gerade vom Frostfelsen herab: ,,Ich fordere alle Katzen, die alt genug sind Beute zu machen auf, sich hier unter dem Frostfelsen zu einem Clantreffen zu versammeln.",,Die Zeremonie beginnt!" rief Silberpfote aufgeregt und lief zum Versammlungsplatz. Pinienpfote rannte hinter ihr her, Rubinpfote folgte ihnen etwas langsamer. Schmetterlingspfote und Rehpfote saßen mit ihren Mentoren schon ganz vorne. Als alle Katzen unter dem Felsen versammelt waren, begann Aschenstern mit der Zeremonie. ,,Krieger des FrostClans. Wir haben uns hier versammelt, um zwei neue Krieger zu ernennen. Schmetterlingspfote und Rehpfote, tretet vor. Ihr habt bewiesen, dass ihr würdige Krieger seid. Ich, Aschenstern, Anführer des FrostClans, bitte meine Vorfahren, auf diese Schüler herabzublicken. Sie haben hart trainiert und gelernt, eure edlen Gesetzte zu respektieren. Nun empfehle ich sie euch als Krieger." Rubinpfotes Vater machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. ,,Schmetterlingspfote, versprichst du, dich an das Gesetz der Krieger zu halten und deinen Clan zu beschützen, selbst wenn es dich dein Leben kostet?",,Ich verspreche es!" antwortete die Schülerin mit fester Stimme. ,,Dann gebe ich dir mit der Kraft des SternenClans deinen Kriegernamen. Von nun an wird dein Name Schmetterlingsherz sein. Der SternenClan ehrt deinen Eifer und deinen Mut. Nun du, Rehpfote. Versprichst auch du, das Gesetzt der Krieger zu respektieren und den Clan mit deinem Leben zu verteidigen?" Auch Rehpfote erwiderte:,,Ich verspreche es!",,Dann gebe ich dir mit der Kraft der Kriegerahnen deinen Namen. Von nun an wirst du Rehsprung heißen. Wir ehren deine Entschlossenheit und dein Geschick. Der FrostClan heißt euch als vollkommene Krieger willkommen!" Die Katzen jaulten laut die Namen der neuen Krieger und riefen ihnen Glückwünsche zu. Schmetterlingsherz und Rehsprung standen etwas verlegen, aber glücklich auf der laubbedeckten Lichtung. ,,Wir werden auch bald da vorne stehen." flüsterte Silberpfote ehrfürchtig. Rubinpfote nickte und sah zu ihrem Vater, der gerade vom Frostfelsen hinabsprang und in seinem Bau verschwinden wollte. Rubinpfote lief zu ihm und räusperte sich. ,,Vater?" fragte sie vorsichtig. Aschenstern fuhr erschrocken herum. ,,Ach, du bist es. Was ist?" erwiderte er schließlich. ,,Ich wollte nur wissen, wie es dir geht. Wir haben ein paar Tage schon nicht mehr miteinander gesprochen." Rubinpfote legte den Kopf schief. Stimmte etwas nicht mit ihrem Vater?,,Mir geht es blendend, ich bin nur sehr beschäftigt..."wimmelte ihr Vater sie kurzerhand ab. Rubinpfote wollte noch etwas sagen, aber ihr Vater verschwand in seinem Bau und schenkte ihr keine weitere Beachtung.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top