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„Jo! JO! Ich bin es, Silber! ich komme, soweit ihr?", schrie ich. Ich hörte nun auch andere Stimmen die wild durcheinander etwas riefen, was ich so nicht verstehen konnte. 

„Im Tor der Nacht!", hörte ich aus einem der Rufe heraus. 

„Im Gewölbe der Finsternis! ", kreischte jemand anderes. 

„In den Tiefen des Todes!", krächzte eine dunkle Stimme.

Fragend sah ich zu Nisha. „Was könnten sie damit meinen?" 

Nisha zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ein dunkler Ort, aber am Tageslicht, das weiß ich. Aber sonst? Und wo ist ein finsterer, böser Ort, der aber gleichzeitig an der Oberfläche ist?" 

Ich überlegte nicht lange, als mir plötzlich ein Ort einfiel, den die Königin meinen konnte. Nur diesen Ort konnte man so bezeichnen. Nur auf diesen würden all die Beschreibungen passen. 

Ich rannte los. Immer und immer schneller hechtete ich die Treppe herauf, als hinge mein Leben davon ab. Und das tat es ja irgendwie auch. Es ging zwar nicht um mein Leben, da ich ja auf eine bestimmte Weise durch die Königin geschützt war, da diese mich ja brauchte, um das zu bewirken, was sie wollte, aber um das von den Gefangenen. Mit ihnen um das Leben von Jo. 

Die Stufen schienen nicht zu enden, es fühlte sich so an, als würde in der Zeit in der ich um das Leben vieler Leute rannte, die wegen mir in Gefahr waren, Jahrhunderte an mir vorbei zogen. 

Ich hoffte, das dies nicht wirklich der Fall war, denn sonst würde ich um ein paar Jahre zu spät kommen und nichts mehr retten können. Nichts, außer mein eigenes Leben. Und bis zu meinem Tod einsam mit Vorwürfen sterben. Das wünschte ich nicht einmal Aria und die hätte es eigentlich ziemlich verdient, wo sie doch immer von ihrem reichen, tollen, zukünftigen Ehemann schwärmte. Aber gegen die Königin war Aria meine beste Freundin. Und das würde ich auch sehen. Denn eines war klar: Am Ende würde einer von uns sterben, entweder die Königin oder ich...

Endlich war ich angekommen. Eilig sprang ich die drei letzten Stufen auf einmal und sah mich dann um. Es war so, wie ich befürchtet hatte. Hier war es dunkel, obwohl wir uns nicht unter der Erde befanden und die Sonne sich näher an der Burg befand. Ein steinernes Tor zierte einen der Türme, die in den Himmel ragten. Dies würde auf die eine Aussage zutreffen. 

Als ein Gewölbe konnte man es meiner Meinung auch bezeichnen. 

Nur passte "In den Tiefen des Todes" eigentlich nicht so wirklich , wenn ich mich genau umsah und alles genau betrachtete. 

Doch da hatte ich SIE auch noch nicht erblickt. 

Ihre grünen Augen stochen wie Speere in meinen Rücken. 

„Du hast es also doch geschafft, Silber Daelvon. So tapfer und furchtlos wie deine Mutter. Aber leider mag ich keine Happy Ends. Ich finde, deine Geschichte sollte kein so tolles Ende nehmen, wie du es dir wünscht! Denn ICH bin es die es verdient hat, ein gutes Ende in meiner Geschichte zu haben! Nicht DU und deine MUTTER!" Sie spuckte das Wort förmlich aus. Ich beachtete sie kaum. Jo, Nisha und die anderen mussten verschwinden! Sonst würde es tödlich auch für die enden! Und das durfte einfach nicht passieren! 

In diesem Moment wusste ich es. Ich hatte es immer gewusst, nur verborgen vor mir selbst. Endlich sah ich auch Jo und alle, die mir nur ein wenig ähnelten. Nisha stand bestürzt neben ihnen. Wie in Zeitlupe riss ich mir mein Medaillon vom Hals und warf es. Es zerschlug auf dem Boden, der Saphir in der Mitte sprang heraus und fiel ein paar Zentimeter weiter zu Boden. Eine Art Portal bäumte sich vor Nisha und den anderen auf. 

Meine Lippen formten ein paar Worte. „Flieht ", machten sie wortlos. 

Jo weinte. 

Nisha nickte, aber ihr Gesicht war so traurig, wie ich es noch nie gesehen hatte. 

Dann verschlang mein Medaillon sie.

Zurück blieben nur zwei. 

Ich. 

Und die Königin.

 Dann wurde alles schwarz. 

Aber ich wusste, dass dies nicht das Ende meiner Geschichte sein würde....



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