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Meeriaritt war echt ganz gut gelaufen. Dafür, das ich keine Ahnung von diesen Wesen hatte, nur das was Jevenna mir über sich erzählt hatte. Der restliche Tag verlief ohne besondere Vorkommnisse und abends ging ich erst spät ins Bett, damit ich die Hausaufgaben schaffte. Luna wollte sie auch schaffen, aber nach einer Weile sank ihr Kopf auf ihr Heft und sie schlief tief und fest, sodass ich sie in ihr Bett tragen musste. 

Am nächsten Morgen wachte ich mal wieder ziemlich früh auf, die anderen schliefen noch. Auch Zoe lag noch zusammengerollt auf dem Boden. Deshalb stand ich leise auf und zog meine Uniform an. Ich war froh, in Vynx zu sein, obwohl meine Mum in World gewesen war, was Orange mir erzählte. Ein lautes Picken ließ mich erschrecken und mein Blick schoss zum Fenster. Eine, naja sollte ich das denken, eine ein bisschen dicke, ein großes bisschen dicke Eule die gegen mein Fenster hämmerte als hänge ihr Leben davon ab. Wenn sie so weiter machte, waren bald alle wach und nachher gaben sie mir die Schuld. Ich tapste zum Fenster und machte es auf. Ein kühler Oktoberwind wehte um meine Nase, als ich mein Gesicht aus dem Fenster streckte und versuchte mit meinen Gedanken Kontakt zu der Eule aufzubauen. „Ich bin Silber und du?", fragte ich in meinen Gedanken und tatsächlich schien die Eule mich zu verstehen. „Shade. Du musst mitkommen. Sie braucht Hilfe. Jetzt." Shade war ziemlich wortkarg, aber das störte mich nicht. Die Wölfe des Clans waren auch nicht gerade welche gewesen die viel geplaudert haben. „Na gut." Ich zog mir einen Wintermantel über und legte mir mein Medaillon um den Hals. Dann schlich ich schnell die vielen Treppen hinunter und ging in den Park der Owlwater. Shade flatterte schon vor mir als ich ein paar Meter unter dem Fenster der Vynx stand. „Wer braucht Hilfe?", fragte ich die dicke Eule und sah mich suchend um. Ohne zu antworten flog Shade wieder los und mir blieb nichts anderes übrig als ihr zu folgen.

Seit einer gefühlten Ewigkeit irrte ich Shade blind hinterher. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren und auch nie gedacht dass das Gelände der Owlwater so groß war. Shade jedoch flog einfach weiter und ich hoffte, das die anderen sich nicht Sorgen machten, ich wäre entführt worden. Denn nun glaubte selbst ich, dass Jo etwas zugestoßen war, warum sonst war sie unauffindbar und man konnte sie nicht erreichen? Shade wurde nun langsamer und ich seufzte erleichtert als sie zur Landung ansetzte. Das Gebiet in dem wir uns befanden, war dunkel, ich konnte kaum etwas sehen, obwohl die Sonne eigentlich schon längst aufgegangen war. Es schien, als wäre dieser Ort eine Lichtung, allerdings keine helle, mit grünem Gras, Schmetterlingen und wunderschönen Blumen, sondern ein dunkler, kalter Ort in dem Totenstille herrschte. „Und wer braucht jetzt Hilfe?", fragte ich genervt, denn in dieser Umgebung war keine Menschen seele unterwegs. Nicht einmal Vögel zwitscherten und die einzigen Blumen die ich sah waren violett und strömten einen Geruch nach Tod aus. Eigentlich wollte ich gleich wieder gehen, aber mir ging Shades Bitte nicht aus dem Kopf und sah mich genauer um. Shade war still. Dann deutete sie mit einem Flügel nach links und erhob sich wieder in die Lüfte. Ich befürchtete schon, ich müsste schon wieder eine Ewigkeit hinter Shade rennen, aber zum Glück war sie nur kurz in den Himmel geflogen, anscheinend um den- oder diejenige aufzuspüren, der ich helfen sollte. „Sie ist hinter diesem Baum", übermittelte mir Shade. Die einzige Information die ich über die Person die Hilfe brauchte hatte, war also das sie weiblich war. Eine große Hilfe. Shade bedeutete mir leise zu sein und ich schlich auf den Baum zu.

Vor mir stand ein sehr dünnes, schwarzhaariges Mädchen mit cafeebrauner Haut und dunkelbraunen Augen. Sie trug die Schuluniform der World, darüber einen grauen Mantel und Stiefel. Sie sah nicht nach einer wie Aria aus, die gerne die Blicke auf sich zog. Stattdessen wirkte sie so, als wäre es ihr am liebsten, wenn man sie gar nicht bemerken würde. „Okay Shade, wen hast du mir mitgebracht...einen Elch, Hirsch, Reh, Wolf oder sogar ein Bär?" Die Stimme des Mädchens klang zart und zerbrechlich und hörte sich schüchtern an. Shade hatte es sich in den Haaren des Mädchens bequem gemacht. Das schwarzhaarige Mädchen drehte sich zu mir um. Sie ließ die Maschine, die in ihrer Hand gelegen hatte fallen und sah mich an. Dann senkte sie den Kopf rasch wieder und begann schneller zu atmen. „Ist alles okay?", fragte ich Shades Begleiterin. Sie antwortete nicht. Stumm sah sie zu Boden und gab mir das Gefühl, das sie sich schämte. Aber vor was? Ich hob die Maschine auf und reichte sie ihr. „Was ist das? Hast du das gemacht?", fragte ich. Das Mädchen sah hoch. Fast wäre ich vor Schreck einen Schritt zurück gewichen. Die Augen des Mädchens, die eben eindeutig dunkelbraun gewesen waren, waren pechschwarz. Ich konnte den Unterschied zwischen Iris und ihrer Augenfarbe kaum unterscheiden. Ich wollte ihr gegenüber keine Angst zeigen und legte ihr die Hand auf die Schulter. Vielleicht war das ein wenig direkt gewesen, aber ich hatte noch nie in meinem Leben einen Menschen getroffen, der so wenig geliebt worden war wie sie. Ich konnte spüren, das sie Angst hatte, obwohl ich ihr nichts tat. Ich wusste deshalb genau das sie in ihrem bisherigen Leben nicht  viel Liebe abbekommen hatte, wenn überhaupt etwas. Das Mädchen guckte bei meiner Berührung zusammen, aber schien langsam ein wenig Vertrauen zu mir zu fassen. „Atra." Das war wohl ihr Name. „Silber. Silber Daelvon", stellte ich mich vor. „Occult. Atra Occult." Sie sagte weniger als Shade, ganz schien sie mir noch nicht zu trauen, aber das konnte ich verstehen. „Wir müssen zum Unterricht", erklärte ich ihr. Atra nickte und packte die Maschine in ihre Tasche, die sie auf dem Boden abgestellt haben musste. „Du brauchst keine Angst haben, ich tue dir nichts. Ich kann mit Tieren sprechen, mich unsichtbar machen und das Eis kontrollieren und du?" Atra sah auf und wir machten uns währenddessen auf den Weg zum Schulgebäude. „Schatten und Dunkelheit kontrollieren. Sie heller, dunkler oder formen. Gegner kann ich damit ausschalten. Manchmal wabern dunkle Wolken um mich herum und wegen meiner Augen, wie werden schwarz wenn ich wütend bin oder Angst habe." Kontrolle über Schatten. Mir lief ein Schauer über den Rücken.

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