1 - Zwölf Jahre später
Und die zwei Wölfe wussten, dass sie das Kind mit ihrem Leben beschützen mussten. Denn inzwischen bin ich fast dreizehn und schon lange nicht mehr so klein wie damals. Die Wölfinnen die mich damals gefunden hatten, hießen, wie ich später herausfand Schneepfote und Dunkellicht. Sie erzählten mir später öfter diese Geschichte. Seit zehn Jahren lebe ich bei Sonnenstern, die für mich so etwas wie eine Mutter ist. Davor habe bei Schneepfote und ihrer Tochter Dunkellicht gewohnt, aber seit Zoe geboren wurde und Sonnenstern Mutter wurde, beschloss der Clan, das ich bei Sonnenstern und Zoe am sichersten war. Ich habe inzwischen gelernt wie man wie ein Wolf heult und sich wie einer benimmt. Da ist Zoe zwar nicht das beste Vorbild, aber da ich mich auf sie verlassen kann, ist sie meine beste Freundin. Jetzt bin ich gerade dabei Holz für das Lagerfeuer zu sammeln, da es heute Abend statt findet und ich die einzige bin die Holz tragen kann. Ich weiß nicht wie ich es mache, aber ich kann mit Tieren sprechen, egal ob es Zoe oder Sonnenstern ist oder eine kleine Maus.
Links neben mir trottet Zoe, rechts stolziert unsere Heilerin Flammenschein. Vor mir humpelt Zoes Opa Schneesturm. Flammenschein hatte versucht sein Bein zu heilen als es von einem Jäger angeschossen wurde. Aber es hatte selbst mit der besten Heilpflanze nicht funktioniert. Wahrscheinlich war Schneesturm mir gegenüber immer noch so skeptisch. Eigentlich traute meine Familie Menschen nicht, weshalb ich noch dankbarer war, das sie mich aufgenommen hatten.
Während ich mich nach Zweigen und Ästen bückte und Zoe Zweige in ihr maul nahm erzählte Schneesturm Geschichten aus alter Zeit.
„Goldnebel lernte ich mit 18 Jahren kennen", berichtete er, „Wir trafen uns bei einer Jagd und ich musste eigentlich zurück zu meinem Clan, deswegen war ich in Eile. Goldnebel und ich sprangen gleichzeitig aus dem Gebüsch und wollten das Reh erlegen. Aber anstatt es zu erwischen verfehlten wir es knapp und es flüchtete, während wir ineinander verknäult auf dem Boden lagen. Wir unternahmen einen Schneespaziergang und das war's. Ein Jahr später kamen Feuerstern und Sonnenstern auf die Welt." Schneesturm sah glücklich aus, wenn Feuerschein ein Mensch gewesen wäre hätte sie sicher die Augen verdreht. Ich zuckte mit den Schultern, aber Zoe lauschte gespannt ihrem Opa.
„Und wie war es nochmal als der silberne magische Staub ausgeteilt wurde?", fragte Zoe. Ich wurde hellhörig. „Ein magischer Staub?"
„Ja, ich war gerade in meinem sechsten Lebensjahr, da bemerkte ich eine blonde Frau, die auf einem Baum saß und zu uns hinunterblickte. Ich fragte mich was die Frau von uns wollte und sagte meiner Mutter Wasserstern Bescheid, die damals die Anführerin dieses Clans war. Meine Mutter wurde misstrauisch und holte ihre beste Kämpferin Silberauge um sicher zu gehen. Doch die Frau wollte uns nichts Böses, sie nahm ein kleines Tütchen aus ihrer Manteltasche und schüttete den Inhalt über mich: Einen silbernen Staub.
Zuerst dachte meine Mutter ich sei nun vergiftet und wurde wütend aber als die fremde Frau in dem klaren blauen Gewand es ihr ruhig erklärte wurde sie zahmer. Ich bemerkte dass die Frau die Wolfssprache verstand und machte Silberauge darauf aufmerksam. Doch die warf mir einen warnenden Blick zu und drehte sich wieder zu der Frau. Ich fragte mich was die Frau mit meiner Mutter und Silberauge besprach und wenig später erklärte Wasserstern es mir.
Die Frau war Architektin und hatte magische Fähigkeiten. Sie konnte mit Tieren sprechen und war auf eine Schule gegangen wo sie lernte dies zu kontrollieren. Jetzt in ihrem 27-Lebensjahr hatte sie einen Staub erfunden der Polarwölfe dazu brachte bis zu ihrem 50. Lebensjahr zu leben. Sie hatte zwar keine Ahnung wie sie diesen Staub auf der ganzen Welt verteilen konnte aber sie wollte hier in Alaska anfangen. Meine Mutter und die anderen Wölfe die nun schon über zehn Jahre alt waren nahmen keinen Staub zu sich damit sie sparen würden. So starb meine Mutter mit zwölf Jahren. Nach ihrem Tod hatte ich eine Idee mit der ich den Staub auf der gesamten Welt verteilen konnte. Ich suchte diese Schule auf und fand ein Mädchen das den Wind beherrschen konnte und mir half. Sie nahm den silbernen Staub in ihre Hände und erschuf einen Wirbelsturm in dem sich der silberne Staub befand und dirigierte ihn in einer Viertelstunde genau einmal um die Welt. So leben Polarwölfe ab diesem Tag fünfzig Menschenjahre. Das Mädchen habe ich nie wiedergesehen aber ich wusste ihren Namen. Silva Daelvon", endete Schneesturm und warf mir einen mürrischen Blick zu. Doch ich war wie erstarrt. „Wem hat du das bis jetzt erzählt?", fragte ich. Der alte Schneewolf überlegte kurz. „Nur Zoe und jetzt noch dir und Feuerschein, warum?"
Ich holte einmal tief Luft und drehte meine Kette um die aus echtem Gold bestand und auf der ein kleiner blauer Saphir eingebaut war. Mystische Zeichen waren um es herum eingraviert. Ich drehte die Kette um. In einer wunderschönen Schrift stand dort:
Ei g e n t u m v o n S i l v a D a e l v o n
Mir blieb fast die Luft weg. Das Mädchen was Schneesturm vor vielen Jahren geholfen hatte war meine leibliche Mutter. Silva.
„Silber, Silber was ist los?", Zoe sprang an mir hoch und ihre schneebedeckten Fußtatzen durchnässten meine Winterhose.
„Silva Daelvon ist meine leibliche Mutter", sagte ich ruhig. Zoe brachte nur ein „Wsshh" heraus. Selbst Schneesturm wirkte erstaunt und Feuerschein heulte wild los. Zoe legte den Kopf schief und sah mich aus großen Zoe-Augen an. „Das ist schon gut, aber es fühlt sich auch schlimm an", sagte ich mit zitternder Stimme und begann zu weinen. Zoe leckte mein Gesicht ab und versuchte mich aufzuheitern.
„Du wolltest doch schon immer etwas über deine Mutter wissen", sagte sie. Schneesturm und Feuerschein standen nur betroffen da und starrten auf meine Kette. „Wir müssen weiter Holz sammeln", bemerkte ich als ich mich wieder beruhigt hatte. „Wir haben doch genug", meinte Zoe und legte mir ihr Holz vor die Füße und ich packte sie in meine Ledertasche.
Als wir in unserem Lager ankamen warteten Dunkellicht, Schneepfote und Zoes Freund Nebelstern auf unsere Ankunft. Schneepfote bemerkte sofort dass etwas nicht stimmte und strich durch meine Beine.
„Was ist los Silber?", sagte sie mit weiser Stimme.
Ich strich mir meine silberne Haarsträhne hinters Ohr. Ja, meine silberne Haarsträhne. Seit meinem ersten Tag hatte ich eine silberne Strähne unter meinen langen braunen Haaren und das war wahrscheinlich der Grund warum mein Name Silber Daelvon war. Ich erzählte Schneepfote und Dunkellicht sofort von meiner Entdeckung und sie wurden sehr ernst als der Name Silva Daelvon fiel.
„Was ist?", fragte ich sie. „Silva Daelvon ist die berühmteste magische Schülerin der Magic-High, einer Schule wo man lernt seine Fähigkeiten zu kontrollieren. Silber, du hat außer dem mit Tieren sprechen wirklich keine außergewöhnliche Kraft?", fragte Dunkellicht. „Nein", sagte ich gedehnt.
Ich zeigte mit dem Finger auf Schneesturm und wollte gerade etwas hinzufügen als Schneepfote erschrocken zurück wich. Ich drehte mich um. Aus meiner Hand war ein silberner Strahl geschossen der genau auf Schneesturm gezielt wurde und der stand jetzt eingefroren da. „Keine andere Fähigkeit?" meinte Schneepfote. Ich zeigte wieder mit dem Finger auf Schneesturm und das Eis schmolz. Schneesturm stand völlig verdattert da und musterte mich nun noch viel skeptischer als sonst. „Tut mir Leid", sagte ich, „aber das wusste ich nicht."
Schneepfote heulte in Richtung Himmel aber dann beschloss sie als Clan- Anführerin das alle mir vertrauen sollten ich meine Fähigkeiten aber kontrollieren musste. Ich zog die Augenbrauen hoch, aber es stand fest. Ich sollte auf die Magic-High gehen.
Als ich abends in meinem Iglu auf den warmen Decken und der dicken Matratze lag, konnte ich nicht einschlafen. Zoe lag auf meinen Beinen.
Ich hoffte dass ich meine beste Freundin mit in die Magic- High nehmen durfte. Ein alter Rucksack meiner Menschenfreundin Kate stand neben der Matratze. Kate war eine junge Frau die den Laden Pink Fee in Alaska führte. Sie hatte mit mir Mitleid und gab mir Klamotten, warme Decken und etwas zu Essen, im Winter.
Ich drehte mich hin und her aber ich war hellwach. Zoe wachte auf. „Kannst du nicht schlafen?", fragte sie mich. „Mir geht die ganze Zeit das mit dem Internat durch den Kopf. Der Schulleiter Figilius von Nelvaron wirkt ja nett aber diese Sally van Coubon? Die sieht aus als hätte sie in eine Zitrone gebissen!"
Zoe kuschelte sich neben mich auf meinen Arm.
„Wenn ich bei dir bin, wirst du es schaffen", sagte sie und ich konnte endlich einschlafen.
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